Grüne Wirtschaft

Deutschlands erster Supermarkt für abgelaufene Lebensmittel in Köln

Ein Supermarkt für abgelaufene Lebensmittel - den gibt es seit Februar in Köln. The Good Food setzt damit ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung.

Ein Supermarkt für abgelaufene Lebensmittel - den gibt es seit Februar in Köln. The Good Food setzt damit ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung.

19.07.2017 - ein Beitrag von Hanna Lohoff

Lebensmittelverschwendung in Deutschland

Jedes Jahr landen in Deutschland 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Wert von 25 Milliarden Euro im Müll. Auf eine Person runter gerechnet sind das 82 Kilogramm. Diese Menge füllt zwei voll bepackte Einkaufswagen und ist 235€ wert. Gemeint sind bei dieser Menge keine Lebensmittelabfälle wie Schalen von Obst und Gemüse, sondern solche Nahrung, die eigentlich noch genießbar gewesen wäre.

Warum werfen wir so viele Lebensmittel weg?

Für die enorme Lebensmittelverschwendung gibt es viele Gründe. Zum einen fällt es häufig schwer, einzuschätzen, ob etwas noch genießbar ist oder nicht. Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist dabei nicht immer eine Hilfe sondern führt oft in die Irre. Nicht umsonst handelt es sich um eine Mindesthaltbarkeit. Auch nach Ablauf des abgedruckten Datums sind die meisten Produkte noch genießbar. In den meisten Fällen kann man sich bei der Beurteilung auf seine Sinne verlassen. Sieht die Nahrung noch gut aus, riecht und schmeckt normal, ist ein Verzehr in der Regel bedenkenlos. Vorsicht ist lediglich bei Fleisch, Fisch sowie Milchprodukten geboten.

Ein weiterer Grund für Lebensmittelverschwendung ist, dass viele ihren Einkauf nicht richtig planen. Viele Verbraucher lassen sich von Angeboten sowie XXL Portionen anlocken und kaufen dann viel zu viele Lebensmittel ein, wovon am Ende einiges in der Tonne landet. Auch spontane Urlaube oder Wochenendtrips bei vollem Kühlschrank sind für Lebensmittelverschwendung verantwortlich.

Was tun gegen Lebensmittelverschwendung?

Ein gut geplanter Einkauf sowie eigenes Ermessen bei der Haltbarkeit sind bereits gute Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung. Auch Foodsharing Communities und Apps helfen dabei, Essen umzuverteilen, das der eine nicht mehr mag und ein anderer gut gebrauchen kann. So lässt sich die Lebensmittelverschwendung im Haushalt reduzieren. Bleibt jedoch noch die enorme Menge an noch gutem Essen, die Supermärkte und Restaurants wegwerfen.

Supermärkte für abgelaufene Lebensmittel

Anfang des Jahres 2016 eröffnete in Kopenhagen der wohl weltweit erste Laden mit einem Sortiment aus ausschließlich abgelaufenen und aussortierten Lebensmitteln. Wefood in Kopenhagen setzt setidem ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung. In Deutschland war ein solches Modell für viele damals noch unvorstellbar. Dabei ist es Supermärkten durchaus erlaubt, Produkte nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums zu verkaufen. Der Händler ist jedoch dazu verpflichtet, zu kontrollieren, ob die Ware noch einwandfrei ist. Ist dies nicht der Fall, so darf sie nicht im Verkauf verbleiben. Wenn die Lebensmittel jedoch nach Ermessen des Anbieters keinerlei Schäden  hat, so darf sie weiterhin verkauft werden. Eine Frist, wie lange dies geschehen darf, gibt es nicht.

Deutschlands erstes Outlet für Lebensmittel: The Good Food

Nun gibt es auch in Deutschland einen Supermarkt für abgelaufene Lebensmittel. Er heißt The Good Food und öffnete im Februar diesen Jahres seine Tore in Köln. Im Szeneviertel Ehrenfeld kann man seitdem aussortierte und abgelaufene Lebensmittel erwerben. Der Laden bringt damit Lebensmittel in Umlauf, die anstatt in der Tonne wieder auf dem Teller landen. Dafür zahlen Kunden so viel, wie sie möchten. Das Pay-what-you-want Prinzip funktioniert seit Eröffnung gut und ruft den Wert von Lebensmitteln ins Gedächtnis, wie uns Nicole Klaski, Gründerin von The Good Food berichtet:

„Das System gibt es für alle Lebensmittel, außer für Bier. Da gibt es einen Mindestpreis. Wir haben das System gewählt, um gut eingreifen zu können. Das System soll die Wertschätzung der Lebensmittel ins Gedächtnis rufen. Viele wissen gar nicht, was Lebensmittel wert sind. Wir wollen nicht mit dem Zeigefinger dastehen, sondern den Gedankenprozess unserer Kunden anregen. Damit möchten wir sie für das Thema Lebensmittelverschwendung sensibilisieren.“

Durchweg positive Resonanz und Planung von neuen Modellen

Die Produkte kommen von Bioläden und Supermärkten aus der Region. Die Resonanz ist nach einem halben Jahr durchweg positiv und Nicole Klaski kann sich vor Presseanfragen momentan kaum retten. „Viele freuen sich sehr, dass es endlich so einen Laden gibt. Ich habe manchmal das Gefühl, dass die Leute darauf gewartet haben, selbst etwas gegen Lebensmittelverschwendung zu tun. Es ist für sie so viel einfacher, aktiv zu werden.“

Die Gründerin erhält bundesweite Anfragen von Menschen, die das Konzept übernehmen wollen. Ein weiterer Laden ist vorerst jedoch nicht in Planung, wenn auch nicht ausgeschlossen. Stattdessen will Nicole Klaski weitere Möglichkeiten fernab vom Ladenlokal ausprobieren. So zum Beispiel eine Gemüseabokiste in Köln mit einem Lastenfahrrad. Man darf also gespannt sein.

Mehr Informationen zu The Good Food:

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