Grüne Wirtschaft

Gesundes aus dem Tiefkühler - mit Ökofrost

INTERVIEW | Wer kennt es nicht – du willst gesund kochen, aber hast nicht immer die Zeit frisch einzukaufen. Ökofrost will Tiefkühlkost mit gesunder Ernährung verbinden.

INTERVIEW | Wer kennt es nicht – du willst gesund kochen, aber hast nicht immer die Zeit frisch einzukaufen. Ökofrost will Tiefkühlkost mit gesunder Ernährung verbinden.

30.11.2021 | Ein Interview geführt von LifeVERDE | Bild: Unsplash

Tiefkühlkost verbinden die meisten eher mit Fast-Food oder zumindest wenig nahrhaften Lebensmitteln. Ökofrost hat es sich zum Ziel gesetzt, Bio-Lebensmittel für jede*n einfach und unkompliziert zugänglich zu machen.  Im Interview erfährst du mehr über die Gründungsgeschichte und die Zukunftsvisionen der Firma.

LifeVERDE: Annette, welche Ziele verfolgt Ökofrost?

Annette: Ökofrost möchte mit ECHTEN Lebensmitteln zur gesunden Entwicklung von Mensch, Tier und Umwelt beitragen und setzt sich außerdem für eine neue Wirtschafts-Ethik ein.

Wir möchten mit Bio-Tiefkühlkost die Menschen dort abholen, wo sie sind: mal gestresst im Alltag, wo schnell eine Mahlzeit auf den Tisch muss, oder in Genuss-Stimmung und mit Zeit und Muße zum selbst kochen.

Bio soll für viele Menschen unkompliziert zugänglich sein. Als Einstieg eignen sich zum Beispiel günstige tiefgekühlte Mono-Produkte wie Obst oder Gemüse. Bei allen Entscheidungen und Projekten beziehen wir neben den Kriterien Qualität und Geschmack Klimaschutz und Nachhaltigkeit ein und optimieren hier kontinuierlich.

Wie kam es zur Gründung von Ökofrost?

1996 übernahmen die Berliner Studenten Florian Gerull und Boris Czizikowski Ökofrost von einem US-amerikanischen Geschäftspartner. Dieser hatte das Unternehmen ursprünglich gegründet, um das in den 1990er Jahren sehr beliebte Soja-Eis der Marke „Tofutti“ aus den USA zu importieren. Damals kam der Veganismus gerade auf und es gab in Deutschland noch kein Soja-Eis in Bio-Qualität. Bio-Läden hatten Interesse an Tofutti, weil sie Produkte für ihre vegane Kundschaft suchten.

Florian Gerull und Boris Czizikowski unterstützen beim Marketing, bei Verkostungen und beim Verteilen an die Bio-Läden, zunächst nur in Berlin. 1996 ging der Amerikaner zurück in seine Heimat und die Studenten standen vor der Wahl: Fertig studieren oder Unternehmer werden? Sie entschieden, dass sie als Unternehmer mehr lernen als an der Uni und übernahmen Ökofrost.

Damals gab es noch kaum Tiefkühl-Lebensmittel in Bio-Qualität. Bio-Supermärkte entstanden erst. Ökofrost hat Hersteller bei der Produkt-Entwicklung von Bio-Tiefkühlkost beraten und die Bioläden bei der Beschaffung von Tiefkühl-Geräten unterstützt und damit echte Pionierarbeit für den Bereich „Bio + Tiefkühl“ geleistet.

Das Team hinter

Das Team hinter "Wildzeit" von Ökofrost (Bild: Ökofrost).

Welche biologischen Tiefkühlprodukte bietet Ökofrost an?

Wir decken mit unseren drei Marken Biopolar, BioCool und Wildzeit ein breites Sortiment ab. Von Eis, Pizza, Snacks und Fertiggerichten über Fleisch und Geflügel, Fisch und Garnelen bis zu Obst und Gemüse ist alles dabei. Wir bieten Feinschmeckern für besondere Momente manuell in kleinen Familienbetrieben gefertigte Spezialitäten an und haben auch für gestresste Berufstätige und Eltern, bei denen es mal schnell gehen muss, die richtigen Produkte. Neu ist nachhaltiger Fisch aus dem offenen Ozean, wie Thunfisch oder Seelachs. Diesen kann es nicht in Bio-Qualität geben, da er tief im Meer lebt und nicht gezüchtet werden kann. Hierfür haben wir die Marke „Wildzeit“ kreiert, damit anspruchsvolle Kunden wirklich nachhaltige Pizza Tonno oder Seelachs-Filets guten Gewissens genießen können.

Was macht die Produkte so besonders?

Bei Wildzeit ist es die strenge Zertifizierung nach den Naturland Wildfisch Kriterien. Der Bio-Anbau-Verband Naturland stellt höchste Ansprüche sowohl an den Schutz der Fischbestände und Gewässer als auch an die Arbeitsbedingungen der Fischer*innen und in der Weiterverarbeitung.

In der Lebensmittelbranche sehr ungewöhnlich ist die Transparenz, mit der wir bei Biopolar die Hersteller*innen für unsere Produkte nennen. Wir bilden sogar die realen Personen in ihrer tatsächlichen Arbeitsumgebung auf den Produkt-Verpackungen ab. Damit die Verbraucher* innen für eine mündige Kaufentscheidung alle Informationen zur Verfügung haben, veröffentlichen wir im Internet die Licht- und Schattenseiten jedes Produktes und scheuen uns nicht, auch negative Aspekte zu nennen. Für Biopolar kooperieren wir möglichst mit kleinen, handwerklich arbeitenden Betrieben. Wir kreieren mit Ihnen eine unverwechselbare Mischung aus regionalen Spezialitäten nach ursprünglichen, traditionellen Rezepten, die wir modern abwandeln. Besonders ist auch, dass unsere Hersteller regionale Zutaten verwenden, wo immer sie können, wie Zitronen aus Sizilien für unser italienisches Eis oder Dinkel-Panade für unsere Seelachs Fischstäbchen.

Tiefkühlkost ganz allgemein hat überzeugende Vorteile, und die Kombination mit „Bio“ finden wir besonders nachhaltig. Das Obst und Gemüse für die Tiefkühlverarbeitung wird zu seinem natürlichen Reifezeitpunkt geerntet. Es muss nicht nachreifen. Im Vergleich zu frischen Lebensmitteln wird auf dem Weg von der Ernte bis zum Endverbraucher kaum etwas weggeworfen. Zu Hause kann man Tiefkühlprodukte bedarfsgerecht portionieren und Restmengen zurück ins Eisfach legen. Sie verderben nicht und es wird weniger weggeworfen. Die CO2-Emissionen von TK-Produkten liegen etwa auf gleichem Niveau mit denen anderer Methoden der Haltbarmachung (wie Dose, Glas oder Selbstkochen). Wenn Ökostrom verwendet wird, sogar darunter. Das belegt eine Studie des Freiburger Öko-Instituts 2012.

Fischer

Fischfang auf den Azoren (Bild: Ökofrost).

Woher kommen die Zutaten und wie werden die Produkte transportiert?

Die Zutaten kommen aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands und aus dem Ausland. Wir haben auch im Ausland Hersteller, die dort jeweils landestypische Produkte für uns kreieren: Original italienisches Eis aus den Sabiner Bergen nahe Rom, oder Flammkuchen aus dem Elsass. Unsere Partner, ob in Deutschland oder im Ausland, kaufen jeweils möglichst in ihrer Region die Zutaten bei Lieferanten ein, mit denen sie über lange Zeit vertrauensvolle, manchmal freundschaftliche Geschäftsbeziehungen pflegen.

Die Produkte werden mit LKWs von unserem Logistik-Partner transportiert. Hier belasten wir die Umwelt so wenig wie möglich, indem wir mit einem großen Bäckerei-Unternehmen zusammen arbeiten, das seine Backwaren ohnehin von A nach B transportiert und unsere Produkte dabei mitnimmt. Wir beliefern viele Bio-Großhändler, die unsere Produkte als Teil größerer Bestellungen an die Bio-Supermärkte und –Läden verteilen. Mit Bioläden, die wir direkt beliefern, streben wir eher seltenere und größere Bestellungen an, um Wege zu sparen.

Wie nachhaltig sind die Verpackungen der Tiefkühlprodukte?

Wir versuchen, mit unseren Verpackungen die Quadratur des Kreises hinzukriegen. Einerseits müssen sie den Tiefkühl-Temperaturen standhalten und unsere Produkte schützen. Andererseits möchten wir Verpackungsmaterial sparen, wo es geht, um die Umwelt zu entlasten. Unsere Verpackungen bestehen größtenteils aus recyceltem Altpapier und FSC zertifiziertem Frisch-Karton. Beides kann im Altpapier entsorgt werden. Unser Motto ist: so viel Beschichtung wie nötig für die Qualitätssicherung, so wenig wie möglich für die Umwelt. Bei den Bechern unserer Eis-Linie von Biopolar haben wir es geschafft, dass diese komplett kompostierbar sind. Bei den Pizzaverpackungen verwenden wir 100 % Altpapier für den Karton. Mit den Herstellern unserer anderen Produkte arbeiten wir eng zusammen, um immer nachhaltigere Lösungen zu finden. Wir prüfen kontinuierlich, wo man noch Verpackungen einsparen könnte. Und wir klären die Verbraucher*innen mit Hinweisen auf den Verpackungen über die richtige Entsorgung auf.

Produkte

Tiefkühlprodukte mit gutem Gewissen (Bild: Ökofrost).

Was ist dir für die Zukunft wichtig?

Mir persönlich ist arbeiten mit Sinn wichtig. Es ist ein Privileg, im Beruf die Werte leben und hoffentlich weiter tragen zu können, für die ich auch privat stehe. Ich freue mich, dass ich in der Biobranche an der richtigen Adresse bin, wenn es darum geht, für eine gute Sache zu netzwerken und zu kommunizieren. Besonders wichtig ist es mir aktuell, der Klimakrise entgegen zu wirken. Daher freut es mich, dass das Unternehmen, in dem ich tätig bin, und seine Marken seit 2021 klimaneutral sind.

Welche Pläne für die Zukunft verfolgt Ökofrost?

Wichtig ist uns, Bio-Tiefkühlkost immer mehr Menschen zugänglich zu machen und sie an den Vorteilen dieses Sortimentes teilhaben zu lassen.

Wir möchten außerdem erreichen, dass Arbeit kein Stressfaktor ist, wie es bei so vielen der Fall ist, sondern zur gesunden Entwicklung eines Menschen beiträgt. Deshalb werden wir weiterhin neue Wege für ein anderes Wirtschaften und für selbstbestimmtes Arbeiten ausprobieren. Aktuell gibt es bei uns schon Home Office, flexible Arbeitszeiten und ein klares „Ja“ zur Teilzeit-Arbeit und wir fördern Frauen in Führungspositionen. Besonders unseren allein erziehenden Kolleg*innen geben wir die Spielräume, die sie brauchen, um Job und Kinder unter einen Hut zu bekommen.

Aktuell erstellen wir unsere vierte Gemeinwohl-Bilanz. Wir hoffen, mit unserem Beispiel weitere Unternehmen von der Gemeinwohl-Ökonomie und von der Notwendigkeit, aktiv das Klima zu schützen, überzeugen zu können.

Vielen Dank für das Interview, liebe Annette!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Ökofrost stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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Lies auch: Der Smoothie, der seine inneren Werte zeigt

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Kommentare
Gerhard Dilschneider
08.12.2021
Danke für die Infos zu Ökokost.
Frage: bekomme ich das Produkt bei Lidl oder Rewe oder wo?
Grüße
Gerhard Dilschneider

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