LifeVERDE: Frau Steeger, Sie bezeichnen sich selbst als Deutschlands grüne Moderatorin. Was darf man sich darunter vorstellen?
Janine Steeger: Ich beschäftige mich seit Jahren intensiv mit den Themen Umweltschutz, Nachhaltigkeit und der Frage: Wie müssen wir in Zukunft leben, um den Planeten zu retten? Das betraf lange nur mein Privatleben, seit ich meinen Job als RTL Moderatorin gekündigt habe, sind es auch die Kernthemen meiner Arbeit. Vergangenes Jahr habe ich noch einen Fernstudienkurs Umweltmanagement und Umweltökonomie erfolgreich absolviert, so dass ich mir weiteres Wissen angeeignet habe. Darüber hinaus gestalte ich alles, was geht, nachhaltig. Ich reise fast ausschließlich mit der Bahn, dem ÖPNV, Carsharing. Ich trage faire und nachhaltige Kleidung. Ich arbeite nahezu papierlos. Meine Honorare gehen auf mein Konto bei einer ethisch korrekten Bank.
Weiterhin bieten Sie nachhaltige Kommunikationsberatung und grünes Medientraining an. Können Sie auch hier kurz erläutern, wen Sie beraten und zu welchen grünen Themen?
Zum einen handele ich auch hier, wie bei der Moderation, selbst umweltbewusst, was meinen Part der Dienstleistung anbelangt. Das bezieht sich dann auf Reisen, Verpflegung, etc. Das Medientraining richtet sich nicht ausschließlich an „grüne“ Unternehmen. Allerdings würde ich nicht mit Unternehmen zusammenarbeiten, die nachweislich menschenverachtend handeln. Die Kommunikationsberatung richtet sich an Unternehmen, die eine Nachhaltigkeitsstrategie inklusive entsprechender Maßnahmen erarbeitet haben. In dem Moment besteht die Kunst darin, intern und extern sinnvoll dazu zu kommunizieren. Intern, weil man die Mitarbeiter mit auf die Reise nehmen muss. Extern, um die Bemühungen durchaus auch zu positiven PR-Zwecken zu nutzen. „Tu Gutes und sprich darüber!"
Was sind Ihrer Meinung nach die 3 häufigsten Fehler, die Unternehmen bei der Kommunikation von Nachhaltigkeitsthemen begehen?
Kein gutes Storytelling ist Fehler Nummer eins. Wer etwas verkaufen will, muss Menschen berühren. Und das geht nur mit guten Geschichten, die uns zum Lachen, Weinen oder Nachdenken bringen. Wer keine Geschichten verkauft, wird auf Dauer nicht überleben. Fehler Nummer zwei: Viele Unternehmen trauen sich nicht ihre Nachhaltigkeitsbemühungen zu kommunizieren, aus der Sorge, dass dann jemand kommt und das Haar in der Suppe findet. Sprich, einen Bereich, wo das Unternehmen noch nicht nachhaltig aufgestellt ist. Transparenz und Mut sind hier die richtigen Stichwörter. Jeder muss sich irgendwann auf den Weg machen und kann nicht sofort perfekt sein. Wenn man ehrlich damit umgeht, verlangt das aber auch kaum jemand.
Green Washing muss ich in diesem Zusammenhang erwähnen und das wäre der Fehler Nummer drei - das ist eigentlich der schwerste. Wer sich grünes Handeln aufgrund einer Modeerscheinung und für den Wettbewerbsvorteil auf die Fahnen schreibt, wird entlarvt werden und der Imageschaden ist enorm und nahezu irreparabel. Das Unternehmen - und zwar der Kopf des Unternehmens - muss die Verantwortung für den Planeten und für seine Mitmenschen ernst nehmen.
Auch im Bereich Mode sind Sie mittlerweile aktiv und haben zusammen mit einem grünen Modelabel eine eigene Modelinie herausgebracht. Wie kam es dazu und was ist das Besonderer an dieser Kollektion?
Ich hatte die Idee für Lanius Essentials und die wunderbare Designerin Claudia Lanius aus Köln hat sie professionell umgesetzt. Ich selbst habe weder von Entwürfen, noch vom Schneidern Ahnung. Aber ich habe als berufstätige Mutter nach Mode gesucht, die mein Leben vereinfacht, indem ich weniger Entscheidungen treffen muss. Und natürlich sollte sie nachhaltig sein. Claudia Lanius produziert schon seit Ende der 90er Jahre nachhaltige und faire Mode. Sie ist also die beste Ansprechpartnerin, die ich finden konnte. Lanius Essentials zeichnet sich dadurch aus, dass man mit wenigen Teilen den Kleiderschrank so präpariert hat, dass man immer toll angezogen ist. Man kann alles untereinander kombinieren, man kann es im Büro ebenso tragen wie auf dem Spielplatz und bei der After-Work-Party. Wer will kann mal die Schuhe oder die Accessoires wechseln. Ich will niemandem den Spaß an Mode nehmen, aber mein Leben wird durch Lanius Essentials enorm entstresst.
Welches sind Ihrer Meinung nach die größten Modesünden, die wir Konsumenten begehen?
Dass wir unüberlegt kaufen und in einer Art Rausch handeln. Ich kann mich überhaupt nicht davon frei sprechen. Und es gibt Kleidungsstücke und Accessoires, von denen ich nie genug bekommen kann oder zumindest immer mal wieder was Neues toll finde. Aber haufenweise Sachen kaufen, die man im Zweifel nie trägt, sondern mit Etikett in die Kleidersammlung gibt, das ist scheiße und ökologisch und, und das sollte uns bezüglich unserer Portemonnaies besonders interessieren, auch ökonomisch richtig dumm.
Wie könnten diese Modesünden vermieden werden?
Qualität statt Quantität - nach diesem Motto sollten wir zumindest für uns selbst als Erwachsene handeln. Für Kinder ist das nur schwer machbar. Ich bin selbst Mutter und weiß, wie schnell plötzlich alles zu klein ist. Ich habe das große Glück, dass ich mit meiner Schwester und Bekannten hin und her tausche. Da geht ein Kleidungsstück schon mal durch 4 bis 5 Kinder durch. Wer dazu keine Möglichkeit hat, der sollte sich wirklich in Second Hand Läden umschauen. Das hat auch den Vorteil, dass die Sachen meist schon so oft durchgewaschen sind, dass eventuelle Giftstoffe weg sind.
Und was könnten Wirtschaft und Unternehmen in dieser Hinsicht besser machen?
Die Textilindustrie belastet die Umwelt enorm und häufig werden Kleidungsstücke unter unzumutbaren Arbeitsbedingungen produziert. An diesen Punkten sind die Unternehmen gefragt. Aber es passiert was. Das Textilbündnis scheint gerade auf einem wirklich guten Weg. Hier habe ich einen Artikel dazu geschrieben. Ganz grundsätzlich gilt, dass der Verbraucher durch seine Kaufentscheidungen die Macht hat. Wenn wir laut genug sagen: Ich will nicht, dass an meiner Kleidung Blut klebt, müssen die Unternehmen handeln. Davon sollten wir Gebrauch machen.
Gibt es aktuell neue spannende grüne Projekte an denen Sie arbeiten?
Langweilig wird mir nicht. Aktuell habe ich die Futurewoman in den Fokus genommen. Frauen in der Green Economy finden viel zu wenig Beachtung. Warum das so ist, weiß ich nicht, denn es gibt irre viele von ihnen mit verdammt guten Ideen. Aktuell portraitiere ich einige von ihnen und würde daraus gerne ein Buch machen und eine Preisverleihung wäre auch nicht schlecht. Insgesamt habe ich genug Energie und vor allem das dringende Bedürfnis etwas zu erreichen im Bereich Green Lifestyle und Green Economy. Innovationen und die vielen disruptiven Veränderungen vor denen wir stehen, faszinieren mich dabei ganz besonders.
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