LifeVERDE-Expertin für Meditation und Schweigewochen: Christel Westermeier (Gut Saunstorf – Ort der Stille) | Bild: Pixabay
Um vom täglichen Stress loszukommen oder sich bewusst die Zeit zum Entspannen nehmen – Meditationen und Schweigewochen sollten wir alle mal ausprobieren und in den Alltag einfließen lassen. Oft wird die Wirkung von Meditationen und Schweigen unterschätzt, obwohl sie viele positive Eigenschaften mit sich bringen. Doch was macht man eigentlich bei einer Schweigewoche und wie ist ein Meditationswochenende aufgebaut?
Diese und weitere Fragen stellen sich täglich hunderte Menschen – ein klarer Fall für unser Informations-Format “Frag die Expert*innen!”. Wir geben eure ausgewählten Fragen rund um nachhaltige Produkte und Themen direkt an unsere Partner*innen weiter, die selbst Hersteller*innen, Produzent*innen, Dienstleister*innen, Wissenschaftler*innen oder aus einem anderen Grund Expert*innen auf ihrem Gebiet sind.
1. Wie hilft Meditation?
2. Was bringt tägliches Meditieren?
3. Was gibt es für Meditationen?
4. Welche Körper- und Atemübungen aus dem Yoga gibt es für Meditationen?
5. Wie ist ein Meditationswochenende aufgebaut?
6. Was bewirkt Schweigen?
7. Was ist eine Schweigewoche?
8. Was macht man während einer Schweigewoche?
9. Warum brauchen wir Stille?
Wir dürfen Meditation nicht gleichsetzen mit Entspannungstechniken. Meditation ist ein Weg der Verinnerlichung, das heißt der Hinwendung zum Innersten.
Es gibt in allen Menschen die Tendenz, sich in der äußeren Welt zu verlieren – wir beziehen uns ständig auf Dinge oder andere Menschen und kennen uns selbst nicht mehr. Inneres Getriebensein und Unruhe sind der Normalzustand.
Meditation, die auf innere Stille abzielt, braucht eine kontinuierliche Praxis und damit Disziplin. Es gibt zahlreiche Vorformen der stillen Meditation wie Bewegungsmeditationen, Gesang und andere, die alle zum „stillen in sich ruhen“ hinführen können. Letztlich ein Weg zu innerer Gelassenheit und einem entspannten Sein in der Welt.
Christel Westermeier (Gut Saunstorf – Ort der Stille)
Das Einbeziehen einer Meditationspraxis in unseren Alltag gibt dem Bedürfnis nach Innenkehr Raum. Es braucht dafür eine Entscheidung, dieser Praxis einen ihr gebührenden inneren und äußeren Platz zu geben. Und es braucht eben Kontinuität, damit Vertiefung stattfinden kann. So kann nach und nach in unserem Leben ein Bewusstsein darüber entstehen, dass die äußere Welt nicht alles ist und in der Berührung innerer Stille kann sich tief etwas in uns entspannen.
Wir bekommen eine Ahnung, dass das, was wir in der äußeren Welt suchen, letztlich nur Innen zu finden ist. Eine wertvolle Praxis zur Selbst-Erinnerung.
Christel Westermeier (Gut Saunstorf – Ort der Stille)
Es gibt zahlreiche Meditationsformen aus unterschiedlichen Traditionen. Die beiden wichtigsten aus östlichen Traditionen stammenden Meditationen sind die buddhistische Zen-Meditation und die Vipassana-Meditation.
Beide Meditationsformen unterscheiden sich nicht wesentlich voneinander. Bei beiden Meditationen sitzt man auf einem Meditationskissen in einer aufrechten Haltung, d.h. der Rücken gerade, die Schultern entspannt, im Zazen (die meditative Praxis des Zen-Buddismus) sind die Augen leicht geöffnet mit dem Blick nach unten gerichtet, Hände in einer Schale zusammengelegt oder auf den Oberschenkeln, die Beine im ganzen oder halben Lotussitz. Es gibt auch den Diamantsitz, wo die Beine nach hinten geschlagen sind z.B. auf einem Bänkchen. Diese Haltung drückt entspannte Wachsamkeit aus. Dies entspricht auch der inneren Haltung.
Der Fokus liegt auf dem Beobachten des Atemflusses oder auch dem Heben und Senken des Bauches sowie der Wahrnehmung aller inneren sowie äußeren Phänomene (Geräusche, Gefühle, Körperempfindungen und Gedanken). Es wird nicht eingegriffen, alles kommt und geht wieder; der Meditierende übt sich in Gleichmut gegenüber allem, was auftaucht, d.h. er hält an nichts fest noch kämpft er gegen etwas an. Nichts muss anders sein, als es gerade erscheint.
In der Vipassana gibt es weitere innere Techniken wie z.B. geistiges Etikettieren, wo jedes auftauchende Phänomen kurz benannt wird. Nach und nach kann so der Meditierende tiefer sinken, der Geist kommt mehr und mehr zur Ruhe. Letztlich besteht die Möglichkeit sich von allen Identifikationen zu lösen und darin liegt die Befreiung, um die es in der Meditation geht, die Befreiung aus dem Gefängnis des Ich.
Und natürlich geht es darum, diese innere Haltung mit in den Alltag zu nehmen, auf sein ganzes Leben auszuweiten.
Der indische Mystiker Osho hat zahlreiche Bewegungsmeditationen speziell für den westlichen Menschen entwickelt; eine der bekanntesten Meditationsformen von ihm ist die Kundalini-Meditation – eine dynamische Meditation, für die schüttelnde Bewegungen zu Beginn sehr spezifisch sind, wodurch körperliche und emotionale Spannungen abgebaut werden können.
Der indische Meister Maharishi Mahesh Yogi hat die Transzendentale Meditation in den Westen gebracht – eine Mantra-Meditation.
Christel Westermeier (Gut Saunstorf – Ort der Stille)
Fast alle Körper- und Atemübungen aus dem Yoga können der Vorbereitung auf die stille Meditation dienen. Durch die bewusste Hinwendung zum Körper und dem Atem werden Körperbewusstsein, Achtsamkeit und Zentrierung gefördert. Die Übungen bringen Energie in Fluss, weiten den inneren Raum, vertiefen den Atem. Richtig durchgeführt bzw. angeleitet führen sie wie von selbst in einen meditativen inneren Raum. Ich schätze besonders die Wechselatmung als Vorbereitung für die Meditation.
Christel Westermeier (Gut Saunstorf – Ort der Stille)
Bei dem Meditationswochenende für Einsteiger, welches ich auf Gut Saunstorf leite, findet zum Ankommen ein Austausch der TeilnehmerInnen über ihre Motivation für dieses Wochenende und ihre bisherigen Erfahrungen statt. Unabdingbar für die Praxis der Meditation ist dann das Finden der optimalen Sitzposition. Es wechseln sich stilles Sitzen mit Körperübungen (Yoga, Meridiandehnungen) und Gehmeditation ab. An den Abenden gibt es Kurzvorträge. Und natürlich gibt es die Möglichkeit für Fragen und Erfahrungsaustausch. Nach dem Mittagessen gibt es eine längere Pause für Zeit für sich allein. Der Tag beginnt um 7.30 Uhr und endet gegen 21.30 Uhr.
Christel Westermeier (Gut Saunstorf – Ort der Stille)
Schweigen unterbricht das gewohnheitsmäßige Reden mit anderen Menschen, welches oftmals der Ablenkung dient. Es reduziert die Außenorientierung und lädt somit ein, sich selber bewusster wahrzunehmen – ein Schritt nach innen.
Christel Westermeier (Gut Saunstorf – Ort der Stille)
In dieser Woche sind bei uns im Gutshaus des modernen Klosters alle im Schweigen (Gäste und Mitarbeiter). Nur die allernotwendigsten Kontakte zur Regulierung der Arbeitsabläufe finden statt.
Es ist eine Einladung bei sich zu sein und gleichzeitig auf einer neuen feineren Ebene, jenseits von Worten, mit anderen zusammen zu sein. Es entsteht ein Energiefeld, in dem Entspannung und innere Ruhe sich entfalten können.
Christel Westermeier (Gut Saunstorf – Ort der Stille)
In der Schweigewoche gibt es neben unserer täglichen stillen Meditation am Morgen und am Abend, weitere Angebote, wie zum Beispiel ausgewählte Bewegungsmeditationen am Morgen, eine Schweigewanderung, Meditation mit Klangschalen und anderes. Es ist ein offenes Programm. Jede/r findet heraus, was ihm guttut und kann natürlich weitere Angebote des Hauses wie Sauna, Massage-und Gesprächsangebote sowie die Bibliothek für sich nutzen.
Letztlich geht es aber um die Rückbesinnung auf sich selbst, das einfache Da-sein, in der Natur sein. Sich Raum geben, ohne ständige Beschäftigung, ohne äußeren Einfluss durch Medien, ohne Gespräche.
Christel Westermeier (Gut Saunstorf – Ort der Stille)
Wir leben in einer lauten und materialistisch orientierten Welt. Dort geht es um Überlebenskampf, Erfolg, Besitzstreben, Anerkennung und es bieten sich viele Ablenkungsmöglichkeiten. Hier jedoch geht es nicht um äußere Stille (obwohl die natürlich auch förderlich sein kann), sondern um innere Stille. Denn auch im Inneren herrscht in fast allen Menschen ein Lärmpegel, der unablässige Strom der Gedanken – das innere Beschäftigtsein, welches automatisch abläuft. Das kann sehr quälend sein und hält uns an der Oberfläche des Seins gefangen. Erst wenn wir lernen, innezuhalten und loszulassen kann eine neue Seins-Erfahrung und in Kontakt zu unserem Innersten geschehen – ein Sinken in unsere innere Tiefe und damit wahre Entspannung.
Christel Westermeier (Gut Saunstorf – Ort der Stille)
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