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Ökostrom – die wichtigsten Fragen und Antworten

Woran erkennt man wirklich grünen Ökostrom und was unterscheidet die Angebote voneinander? Unser LifeVERDE-Experte Florian Henle (Polarstern) beantwortet alle wichtigen Fragen zum Thema.

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Woran erkennt man wirklich grünen Ökostrom und was unterscheidet die Angebote voneinander? Unser LifeVERDE-Experte Florian Henle (Polarstern) beantwortet alle wichtigen Fragen zum Thema.

LifeVERDE-Experte für Ökostrom: Florian Henle (Polarstern) | Bild: pixabay

Weltweit betrachtet entfallen die meisten Emissionen auf die Art, wie Energie gewonnen und genutzt wird. Das schadet nicht nur dem Klima, sondern auch der Umwelt und der Natur. Ist Ökostrom daher immer die bessere Wahl? Welche Unterschiede gibt es bei den Ökostrom-Tarifen und welcher Ökostrom ist am besten?

Diese und weitere Fragen stellen sich täglich hunderte Menschen – ein klarer Fall für unser Informations-Format “Frag die Expert*innen!”. Wir geben eure ausgewählten Fragen rund um nachhaltige Produkte und Themen direkt an unsere Partner*innen weiter, die selbst Hersteller*innen, Produzent*innen, Dienstleister*innen, Wissenschaftler*innen oder aus einem anderen Grund Expert*innen auf ihrem Gebiet sind.

 

1. Woran erkennt man echten Ökostrom?
2. Was sind Vor- und Nachteile der Ökostromgewinnung aus Wasserkraft?
3. Wie funktioniert die Erzeugung von klimaneutralem Ökogas?
4. Ist ein Elektroauto klimafreundlicher und auf was ist beim Laden zu achten?
5. Wie kommt der Ökostrom zu mir nach Hause?
6. Kann jede*r mit erneuerbaren Energien heizen?
7. Wie sieht die ideale Energieversorgung mit eigener PV-Anlage aus?
8. Welche Ökostrom-Tarife gibt es für Wärmepumpen?
9. Wie unterstütze ich als Verbraucher*in die Energiewende?
10. Ist eine Energieversorgung mit 100% Ökostrom in ganz Deutschland möglich?
11. Wie viel spare ich mit der Strom- und Gaspreisbremse?
12. Auf welchem Jahresverbrauch basiert die Entlastungs-Berechnung durch die Preisbremse?

 

Woran erkennt man echten Ökostrom?

Wer Ökostrom bezieht, will die Energiewende unterstützen und das heißt, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien gefördert wird. Genau hier gibt es jedoch große Unterschiede. Sprich, viele Energieversorger unterstützen gar nicht mit ihren Ökostromtarifen die Energiewende. Das geht, weil Ökostrom kein geschützter Begriff ist.

Zu erkennen ist echter Ökostrom an der Angabe, wie viel Cent pro Kilowattstunde in den Ausbau der erneuerbaren Energien investiert werden. Zertifikate wie das Grüner Strom-Label prüfen diese Investitionen.

Auch die Herkunft des Ökostroms spielt eine Rolle. Denn hinter Ökostrom-Tarifen können auch Angebote stecken, bei denen so genannter Graustrom unbekannter Herkunft mit Zertifikaten z.B. aus norwegischer Wasserkraft grün gewaschen wird. Echten Ökostrom hingegen kennzeichnet eine transparente Herkunft, also dass beschaffte Strommenge und Zertifikate vom gleichen Kraftwerk kommen.

Vergessen wird oft die Bedeutung des Energieversorgers selbst. Auch er sollte nachhaltig handeln und neben Ökoenergie nicht auch fossil geprägte Tarife anbieten oder gar eigene Kohlekraftwerke besitzen oder daran beteiligt sein, denn das ist wenig glaubwürdig.

Florian Henle (Polarstern)

Was sind Vor- und Nachteile der Ökostromgewinnung aus Wasserkraft?

Für die Energiewende braucht es einen Energiemix, eine Mischung aus Sonnen-, Wind- und Wasserkraft sowie Biomasse. Eine Energiequelle alleine reicht nicht. Heute basiert ein Großteil der Ökostrom-Tarife auf Wasserkraft, wobei der Anteil an Solar- und Windkraft wächst. Wichtig ist, wo und wie Energie aus Wasserkraft gewonnen wird. Je größer das Kraftwerk ist, umso größer sind die Eingriffe in das Umweltsystem. Attraktiv ist Wasserkraft durch seine konstante Stromerzeugung, die unabhängiger von Tages- und Jahreszeiten ist als die Wind- oder Sonnenkraft. Es ist eine bereits umfassend erschlossene Form der Energieerzeugung, so dass die bestehenden Kraftwerke sinnvoll genutzt werden sollten. Denn ein Großteil der Ressourcen und Emissionen entfällt stets auf die Errichtung von Kraftwerken. Technische Modernisierung und Maßnahmen zum Tier- und Umweltschutz sind bei bestehenden Kraftwerken wichtig. Schließlich werden mit der Errichtung von Wasserkraftwerken auch die Flussläufe verändert, was Tiere und Natur stört.

Florian Henle (Polarstern)

Was sind flexible und dynamische Stromtarife?

Hierbei handelt es sich um Tarife, deren Arbeitspreis schwankt. Die Preisbildung orientiert sich unmittelbar an aktuellen Preisen der Strombörse, hinzukommen Steuern, Abgaben und Umlagen sowie ein Servicegebühr/ein Zuschlag des Anbieters. Wird viel erneuerbarer Strom erzeugt, ist der Preis an der Börse niedrig. Wird weniger erzeugt oder ist der Strombedarf hoch, steigt der Preis. Diese Preisänderungen spiegeln sich in flexiblen, variablen bzw. dynamischen Stromtarifen unmittelbar wider.

Während typischerweise bei flexiblen oder variablen Stromtarife der monatliche Arbeitspreis ermittelt wird, ändert er sich bei dynamischen Tarifen stündlich. Voraussetzung für solche dynamischen Stromtarife ist ein geeigneter Stromzähler (Smart Meter), um die verbrauchte Strommenge genau zu erfassen. Ein Smart Meter ist eine intelligente Messeinrichtung, die aus einem digitalen Stromzähler und einem Kommunikationsmodul besteht ("Smart-Meter-Gateway").

Bei einem dynamischen Stromtarif mit stündlich wechselnden Arbeitspreisen kannst du durch einen gezielten Strombedarf deine Stromkosten stärker beeinflussen als bei einem Tarif mit einem monatlich ermittelten Arbeitspreis. Denn hier liegt der Ermittlung des Arbeitspreises das im Energiemarkt übliche Standardlastprofil für private Haushalte zugrunde und eben nicht dein individueller Verbrauch des jeweiligen Tages.

Hinweis: Alle Haushalte bekommen in den nächsten Jahren moderne Stromzähler. Haushalte mit einem Strombedarf über 6.000 Kilowattstunden im Jahr bekommen durch ihren Messstellenbetreiber einen intelligenten Stromzähler (Smart Meter). Haushalte, die weniger verbrauchen, müssen aktiv den Einbau eines solchen intelligenten Zählers beantragen. Die Zählerkosten sind dabei gedeckelt.

Florian Henle (Polarstern)

Wie funktioniert die Erzeugung von Ökogas?

Hier gilt es aufzupassen, denn während bei Ökostrom 100 % erneuerbare Energien Standard sind, ist das bei Ökogas eine absolute Seltenheit. Auch ist Ökogas kein geschützter Begriff, so dass die große Mehrheit klimaneutrales Ökogas ist, sogenanntes Klimagas. Nur basiert das komplett auf Erdgas und kompensiert lediglich die verursachten Treibhausgase. Es unterstützt damit nicht die Energiewende. Wichtig ist bei einem Ökogas-Tarif, dass es möglichst viel Biogas enthält, am besten 100 %. Und auch hier ist ein Blick auf den Ökogasanbieter wichtig. Hinter einem echten Ökogasangebot steckt ein Versorger, der es ehrlich meint und eben nicht sein Geld mit Erdgas-Tarifen macht.

Florian Henle (Polarstern)

Ist ein Elektroauto klimafreundlicher und auf was ist beim Laden zu achten?

Elektroautos unterstützen die Energiewende und den Klimaschutz im Verkehr. Das unterstreichen diverse Studien wie zuletzt die des renommierten International Council on Clean Transportation (ICCT). Betrachtet wurden nicht nur Emissionen, die beim Fahren verursacht werden, sondern sämtliche Schadstoffe entlang der Lebensdauer des Autos, von der Produktion bis zum Recycling. Fazit: Schon mit dem heutigen Strommix sind Elektroautos deutlich weniger schädlich als Verbrenner. Fahren sie stets mit Ökostrom, sind es sogar bis zu 81% weniger Emissionen. Hinzu kommt, dass niedrigere Gesamtbetriebskosten anfallen als beim benzinbetriebenen Auto.

Typischerweise werden Elektroautos daheim geladen. Das verdoppelt schnell den Strombedarf eines Haushalts. Wichtig im Sinne des Klimaschutzes ist es, dass der Ökostromtarif zuhause den Ausbau der erneuerbaren Energien fördert. Schließlich brauchen wir auch aufgrund von mehr Elektroautos immer mehr Ökostrom.

Viele Versorger haben eigene Autostromtarife. Sie sind in der Regel günstiger als klassische Ökostromtarife. Hast du einen eigenen Stromzähler, der die Energie zum Laden des Elektroautos separat vom Hausstrom erfasst, kannst du einen Autostromtarif mit einem besonders preiswerten Arbeitspreis erhalten. Private Ladeeinrichtungen für E-Autos, die seit dem 1.1.2024 in Betrieb genommen wurden, werden gemäß Energiewirtschaftsgesetz (§14a EnWG) als steuerbare Verbrauchseinrichtungen eingestuft. Das heißt, sie lassen eine temporäre Begrenzung ihrer Leistung bei hoher Netzauslastung zu, sind also im Sinne der Netzstabilität durch den Netzbetreiber steuerbar. [AZ1] Dafür erhältst du eine Vergütung, die in der Regel über deinen Energieversorger ausgezahlt wird.

Am attraktivsten ist es, wenn du dein Elektroauto sowohl mit Solarstrom aus deiner eigenen Solaranlage als auch mit einem speziellen Autostromtarif lädst, Stichwort Kaskadenschaltung. Auch können E-Autobesitzende seit 2022 zusätzlich ihre THG-Quote verkaufen und dafür eine Prämie erhalten.

Um dein Elektroauto zuhause laden zu können, reicht theoretisch eine normale Steckdose. Weil der Stromanschluss jedoch für so ein anhaltend starkes Laden nicht ausgelegt ist, ist eine Starkstrom-Steckdose oder noch besser an einer Wallbox zu bevorzugen. Das ist effizienter und sicherer. Mit einem eigenen Stromzähler an der Ladestation kann man wie gesagt einen besonders preiswerten Autostromtarif beziehen.

Nicht vergessen: Weil ein großer Teil des Ressourcenbedarfs und der Emissionen bei der Herstellung des Autos anfallen, kommt es auch auf die Nutzungsintensität und die Größe des Autos an, insbesondere der Batterie. Das heißt zuerst sollte man sich gut überlegen, ob man wirklich ein eigenes Fahrzeug braucht.

Florian Henle (Polarstern)

Wie kommt der Ökostrom zu mir nach Hause?

Mit dem Wechsel zu Ökostrom leistet ein Haushalt einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz. Ein typischer Dreipersonenhaushalt spart beispielsweise mit Ökostrom fast eine Tonne CO2 pro Jahr.

Doch mit dem Wechsel fließt trotzdem nicht nur grüner Strom aus der Steckdose. Vielmehr ist in den ganzen Stromleitungen ein Strommix drin. Er setzt sich aus allen Quellen zusammen, die für Deutschland Strom erzeugen.

Das Stromsee-Modell.

Man kann sich das gemeinsame Stromnetz wie einen See vorstellen, in den alle Kraftwerke ihren erzeugten Strom einspeisen. Dieser Stromsee enthält somit eine Mischung aus grünem und fossilem Strom. Von diesem Stromsee gehen Leitungen zu den Haushalten und Unternehmen in Deutschland, um sie mit Strom zu versorgen.

Wie die Ökostrom-Entscheidung wirkt.

Wer zu Ökostrom wechselt, trägt dazu bei, dass für ihn grüner Strom in den Stromsee gespeist wird. Je mehr Menschen sich für Ökostrom entscheiden, umso grüner wird also dieser Stromsee. Und irgendwann fließt wirklich nur grüner Strom aus der Steckdose.

Damit der Stromsee immer grüner wird, braucht es vor allem mehr erneuerbare Kraftwerke. Sie müssen die bestehenden fossilen Kraftwerke quasi verdrängen. Daher sollten Ökostrom-Wechsler*innen darauf achten, dass ihr Stromanbieter auch wirklich in neue Kraftwerke investiert. Wer nur Ökostrom aus bereits existierenden Kraftwerken verkauft und nichts dazu baut, der macht der Stromsee nicht grüner. Es wird lediglich der aktuelle Status erhalten. Also: Beim Wechsel zu Ökostrom ist es wichtig, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien unterstützt wird.

Florian Henle (Polarstern)

Kann jede*r mit erneuerbaren Energien heizen?

Im Grunde ja. Dabei kommt es zunächst auf ein energiesparendes Verhalten an. Der Heizspiegel von CO2online analysiert pro Haushalt ein Sparpotenzial von oft mehreren hundert Euro im Jahr. Der zweite Schritt, um klimabewusst zu heizen, ist der Wechsel zu klimafreundlichen Brennstoffen. Das können alle Haushalte tun, bis auf diejenigen mit einer Ölheizung.

Für Haushalte mit einer Wärmepumpe gibt es Wärmepumpen-Spezialtarife. Seit dem 1.1.2024 werden neu installierte Wärmepumpen zudem gemäß Energiewirtschaftsgesetz (§14a EnWG) als steuerbare Verbrauchseinrichtungen eingestuft. Damit kann ihre Leistung bei hoher Netzauslastung zeitweise reduziert werden. Sie sind also im Sinne der Netzstabilität durch den Netzbetreiber steuerbar. Der Netzbetreiber belohnt dies über zwei Vergütungsmodelle, so haben auch Haushalte ohne separaten Stromzähler für die Wärmepumpe die Chance, finanziell zu profitieren.

Steckt hinter den Angeboten für Wärmepumpenstrom echter Ökostrom, sparen die Haushalte durch die deutlich effizientere Wärmepumpe nicht nur Kosten, sondern auch CO2. Wirklich nachhaltig ist es, wenn der Energieversorger für jede*n Kund*in den zusätzlichen Ausbau der erneuerbaren Energien fördert. Schließlich steigt durch das Heizen mit Wärmepumpen der Strombedarf. Wir brauchen also unbedingt mehr erneuerbare Energien, um diesen Strombedarf nachhaltig zu decken.

Aktuell heizt die Mehrheit der Deutschen noch mit Gas. Gasheizungen können mit Ökogastarifen klimabewusst betrieben werden. Dabei ist es wichtig, dass es sich um 100% Ökogas handelt. Denn der Unterschied in Sachen CO2-Emissionen ist enorm. Ein 120-qm-Haushalt mit einem Jahresgasverbrauch von 15.000 Kilowattstunden verhindert mit der Umstellung auf einen 100% Ökogas-Tarif ganze 3.600 Kilogramm CO2. Mit einem 10%-igen Biogastarif hingegen spart der Haushalt nur 360 Kilogramm CO2.

Immer häufiger werden Solarthermieanlagen mit Gasheizungen kombiniert und so der Energiebedarf aus dem Gasnetz gesenkt. Und immer mehr Eigenheimbesitzer*innen in Deutschland wollen sich eine Solaranlage für die Heizungsunterstützung oder Warmwasserbereitung anschaffen.

Florian Henle (Polarstern)

Wie sieht die ideale Energieversorgung mit eigener PV-Anlage aus?

Wer eine eigene PV-Anlage besitzt, sollte möglichst viel der erzeugten Solarenergie selbst nutzen. Das steigert die Wirtschaftlichkeit der Anlageninvestition und reduziert die laufenden Energiekosten. Besonders gut gelingt das Haushalten, die auch eine Wärmepumpe oder ein Elektroauto haben. Beide benötigen viel Strom und können zeitversetzt zu ihrem Bedarf Solarenergie speichern und diese später nutzen. Mit einem zusätzlichen Stromspeicher kann das gesteigert werden.

Ist der Wärmebedarf hoch, ist außerdem die sogenannte Kaskadenmessung eine attraktive Option, sowohl eigenen, günstig erzeugten Solarstrom zu nutzen, als auch einen vergünstigten Stromtarif für Wärmepumpen zu beziehen. Möglich macht das ein spezielles Strommesskonzept mit zwei „hintereinander“ geschalteten Stromzählern. Ein Zwei-Richtungszähler, auch Summenzähler genannt, wird am Hausanschluss verbaut und ein zweiter Stromzähler wird ihm nachgeschaltet.

Der Stromzähler, mit dem der Strombedarf für die Wärmepumpe gemessen wird, funktioniert als steuerbare Verbrauchseinrichtung (§ 14a Energiewirtschaftsgesetz - EnWG). Er kann dadurch netzdienlich gesteuert werden. Das heißt, dass die Stromversorgung der Wärmepumpe über das öffentliche Stromnetz kurzzeitig unterbrochen oder reduziert werden kann. Die Haushalte merken aufgrund des Pufferspeichers der Wärmepumpe in der Regel davon nichts. Die Herausforderung besteht derzeit vor allem in der Abstimmung der Kaskadenmessung mit dem zuständigen Netzbetreiber, der dieses Messkonzept genehmigen muss.

Florian Henle (Polarstern)

Welche Strom-Tarife gibt es für Haushalte mit PV-Anlage?

Immer mehr Haushalte haben heute eine PV-Dachanlage oder ein PV-Balkonkraftwerk und erzeugen so einen Teil ihres Stroms selbst. Für sie gibt es spezielle Stromtarife, aber auch ganz klassische Ökostromtarife sind eine Option für sie.

Vereinzelt gibt es Tarife wie Wirklich Eigenstrom von Polarstern, bei denen Haushalte mit PV-Anlage einen finanziellen Vorteil erzielen, weil sie selbst erzeugten Strom nutzen und damit die Energiewende unterstützen.

Spezieller ist die Kaskadenmessung. Sie richtet sich an Haushalte mit Wärmepumpe und E-Auto, die den selbst erzeugten Solarstrom auch hier nutzen wollen sowie gleichzeitig einen speziellen Stromtarif für ihre Heizung oder E-Auto haben. Dazu brauchen sie für die Heizung oder die Ladestation des E-Autos einen eigenen Stromzähler und der Netzbetreiber muss das Messkonzept der Kaskadenschaltung einrichten.

Auch dynamische und flexible Tarife sind spannend für Haushalte mit selbst erzeugtem Solarstrom. Dynamische und flexible Stromtarife bilden ihren Arbeitspreis an der Strombörse, wo kurzfristig Energie gehandelt wird und sich entsprechend täglich dafür Preise bilden. Haushalte mit PV-Anlage können etwa den Betrieb ihrer Wasch- oder Spülmaschine gezielt an der eigenen Solarstromerzeugung ausrichten. So haben sie einmal mehr Möglichkeiten, ihren Netzstrombezug aktiv in Stunden mit einem niedrigen Strompreis zu legen.

Seit einigen Jahren gibt es Tarife mit einer Solar- und Stromcloud. Du findest sie vor allen beim Anbietern, die gleichzeitig Hardware mitverkaufen. Im Grunde funktioniert eine Solar-Cloud wie ein virtueller Speicher für Solarstrom: Produziert deine PV-Anlage einen Stromüberschuss, wird er theoretisch in der Cloud gespeichert und für dich als Anlagenbetreiber*in quasi gutgeschrieben. Das ist jedoch ein theoretisches Rechen- oder Bilanzierungsmodell, weil in Wirklichkeit der Strom nicht speziell für dich gespeichert wird.

Auch Stromflat-Angeboten gibt es vor allem bei Anbietern, die dir auch Hardware wie PV-Anlagen und/oder Stromspeicher mitverkaufen. Sie kombinieren die Hardware mit einem Flatrate-Stromangebot, bei dem du einen Pauschalpreis für eine gewisse Strommenge hast. Das Angebot ist meist eine Mischkalkulation und nicht selten bist du länger an den Anbieter gebunden. Oft sind bei Flat-Tarifen Wärmepumpen und andere große Stromverbraucher ausgenommen.

Eine Besonderheit sind Mieterstrom-Angebote. Sie gibt es nur für Haushalte, die in Gebäuden wohnen, auf deren Dach eine Solaranlage installiert ist. Der erzeugte PV-Strom wird direkt vor Ort durch die Menschen im Gebäude genutzt. Deshalb entfallen bei einem Mieterstromtarif zum Beispiel Kostenpunkte wie Netzentgelte. Als Mieter:in sparst du im Mieterstromtarif im Vergleich zur Grundversorgung im Schnitt mindestens 10 % der Stromkosten. Und werden mit der erzeugten Solarenergie auch Wärmepumpen und Ladepunkte für E-Fahrzeuge versorgt, sinken auch hier deine Kosten.

Florian Henle (Polarstern)

Welche Ökostrom-Tarife gibt es für Wärmepumpen?

Wärmepumpen sind besonders effiziente Heizungen. Sie erzeugen einen Großteil der benötigten Energie aus der Umweltwärme – sprich aus Luft, Grundwasser oder der Erde. Für ihren Betrieb brauchen sie aber auch Strom. Wieviel Strom eine Wärmepumpe am Ende benötigt, hängt von vielen Faktoren ab: dem Energiestandard des Gebäudes, der Haushaltsgröße und individuellen Bedürfnissen sowie dem Heizverhalten.

Klar ist nur: Ist es kein Ökostrom, verursacht ein Haushalt am Ende schnell viele Tonnen CO2 pro Jahr. Mit einem Ökostrom-Tarif lässt sich das ganz einfach vermeiden.

Für Haushalte mit Wärmepumpe gibt es verschiedene Ökostrom-Angebote. Wer einen gemeinsamen Stromzähler für Haushalt und Wärmepumpe hat, kann einen klassischen Ökostrom-Tarif wählen. Preiswerter sind jedoch zum Heizen Wärmepumpen-Spezialtarife. Sie setzen allerdings einen eigenen, unterbrechbaren Stromzähler für die Wärmepumpe voraus. Die Strompreise sind hier niedriger, weil der Netzbetreiber zu gewissen Zeiten, in denen viel Strom im gesamten Netz benötigt wird, die Stromversorgung der Wärmepumpe unterbrechen kann. Das merkt der Haushalt nicht, weil eine Wärmepumpe mit ihrem Wärmespeicher diese Zeiten einfach überbrückt. Die geringsten laufenden Energiekosten haben Haushalte, die ihre Wärmepumpe mit einem Ökostrom-Spezialtarif und selbst erzeugter, günstiger Solarenergie vom eigenen Dach versorgen. Dieses Konzept bedarf einer speziellen Messung, der Kaskadenmessung.

Florian Henle (Polarstern)

Wie unterstütze ich als Verbraucher*in die Energiewende?

Um von fossilen Energien loszukommen, müssen wir dringend den Ausbau der erneuerbaren Energien verstärken. Das kann ein Haushalt zum einen durch eigene Energieerzeugung tun. Hier gibt es neben PV-Anlagen für das Dach, auch PV-Module für den Balkon und sogenannte Mieterstromangebote. Bei letztgenanntem werden die Bewohnenden über einen Mieterstrom-Tarif mit dem PV-Strom versorgt, der auf dem Dach ihres Mehrparteienhauses erzeugt wurde.

Aber jeder Haushalt braucht immer auch Strom aus dem öffentlichen Netz. Eine komplette Stromautarkie ist meist nicht möglich und auch nicht wirtschaftlich. Weil seit dem 1. Juli 2022 die EEG-Umlage nicht mehr im Strompreis enthalten ist, müssen Haushalte bei ihrer Ökostromwahl darauf achten, dass der Energieversorger wirklich in den Ausbau von Ökoenergien investiert. Das zertifiziert etwa das Grüner Strom-Label.

Und noch eines hilft der Energiewende: Energiesparen. Solange wir mit dem Ausbau der Ökokraftwerke hinterherhinken, ist es einmal wichtiger nur so viel Energie zu beziehen, wie wirklich nötig ist. Umso schneller sind wir in der Energieversorgung Deutschlands unabhängig von einzelnen Staaten und fossilen Energien. Übrigens: Besonders viel Energie wird zur Erzeugung von Produkten benötigt. Nur das zu kaufen, was wirklich gebraucht wird, unterstützt also auch die Energiewende.

Florian Henle (Polarstern)

Ist eine Energieversorgung mit 100% Ökostrom in ganz Deutschland möglich?

Haushalte und Unternehmen können schon heute ihren gesamten Strombedarf aus erneuerbaren Energien decken – durch Ökostrom vom Energieversorger, durch eigene Photovoltaikanlagen auf den Dächern sowie mit Stromspeichern. Geht das aber auch für alle Haushalte in Deutschland? Ja, eine Stromversorgung mit 100 % erneuerbaren Energien ist bis 2035 möglich, heißt es nach einer Analyse des Thinktanks Agora Energiewende. Entscheidend dafür ist ein Mix aus verschiedenen Quellen, dazu gehören Sonne, Wind, Wasser und Biomasse. Auch Speichertechnologien sind wichtig, um überschüssig erzeugte Energie zu speichern und Schwankungen auszugleichen. So kann mit Power-to-Heat-Anlagen erneuerbar erzeugter Strom etwa in Wärme umgewandelt und gespeichert werden. Die Wärme wird in Wärmenetze gespeist oder zu einem späteren Zeitpunkt rückverstromt.

Schon heute wird Strom aus erneuerbaren Energien günstiger erzeugt als aus fossilen Energien oder Atomkraft. Klimafreundlicher ist sie ohnehin. Wichtig für die Versorgung mit 100 % erneuerbaren Energien ist eine dezentrale Erzeugung in allen Regionen. Und weil nicht überall zu jeder Zeit gleichviel Energie benötigt und erzeugt wird, ist der Ausbau der Stromnetze und ihre intelligente Steuerung wichtig für ein funktionierendes Stromnetz.

Vor allem aber muss der Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich schneller vorankommen als bisher. Dazu sind große Investitionen in neue Kraftwerke nötig, genauso wie in die Infrastruktur. Die Produktion von regenerativem Strom in Deutschland muss sich voraussichtlich noch einmal mehr als verdoppeln, um die gleichzeitig steigende Stromnachfrage zu decken. Auch der Ausbau etwa von Gaskraftwerken, die auf den Betrieb mit Wasserstoff (H2­ready) vorbereitet sein müssen, ist wichtig. Wenn Netze, Speicher und flexible Lasten schnell in das Stromsystem integriert werden, kann laut Agora Energiewende der Stromsektor in Deutschland bereits 2035 vollständig auf erneuerbaren Energien basieren.

Florian Henle (Polarstern) Experte für Ökostrom und Ökogas

Florian Henle, Gründer und Geschäftsführer Polarstern GmbH

Florian Henle ist Gründer und Geschäftsführer der Polarstern GmbH. 2011 hat er mit zwei Freunden Polarstern gegründet. Sie wollten sich beruflich neu orientieren und ihre Kraft und Arbeitszeit für etwas Sinnvolles, etwas Nachhaltiges, etwas die Zukunft Gestaltendes einsetzen. Eine große Chance bot aus ihrer Sicht der Energiemarkt, in dem der Klimaschutz viel stärker vorangebracht werden muss. Schließlich ist er ein zentraler Treiber der weltweiten Treibhausgasemissionen. Neben dem Ausbau von echtem Ökostrom geht es auch um eine klimabewusste Mobilität und nachhaltiges Heizen. Bis zu 80 % des Energieverbrauchs im privaten Haushalt entfallen auf die Wärme.

Polarstern ist 2011 als Social Business gegründet worden. Heute ist Polarstern außerdem zertifiziert durch B Corp und die Gemeinwohl-Ökonomie. Das unterstreicht, dass Polarstern nachhaltiges Wirtschaften ganzheitlich sieht und entsprechend handelt. Hinter Polarstern steht kein Großkonzern, sondern ein Team überzeugter Menschen, die mit Energie die Welt verändern. Als Ökoenergieversorger bringt Polarstern die Energiewende direkt zu den Menschen, in ihre Städte und Häuser, fördert die Energiewende auch auf den Straßen und arbeitet gemeinsam mit anderen daran, mehr Gemeinwohlorientierung in die Wirtschaft zu tragen.

„Wer Ökostrom bezieht, will die Energiewende unterstützen und das heißt, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien gefördert wird."
(Florian Henle)

Welche Vorteile hat ein Smart Meter für die Energieversorgung daheim?

Mit einem Smart Meter hat man einen schnellen, transparenten und genauen Überblick über den eigenen Strombedarf daheim. Denn ein Smart Meter erfasst alle 15 Minuten den Strombedarf. Möglich macht es die Kombination aus einer modernen Messeinrichtung („digitaler Stromzähler“) und einem Smart-Meter-Gateway („Kommunikationseinheit“). Diese beiden Teile bilden zusammen ein intelligentes Messsystem, auch Smart Meter genannt.

Indem der intelligente Zähler die gemessenen Verbrauchswerte über ein sicheres Netzwerk regelmäßig mit dem Energieversorger teilt, muss man nicht mehr den Stromzähler ablesen. Vielmehr basieren alle Abrechnungen automatisch auf tatsächlichen anstatt auf geschätzten Werten.

Auch das Stromsparen gelingt leichter. Denn, wer das eigene Verbrauchsverhalten besser versteht, und seinen täglichen Verbrauchsverlauf kennt, der entlarvt leichter die Stromfresser zuhause.

Für Haushalte mit Smart Meter gibt es inzwischen sogar eigene Stromtarife, die sogenannten dynamischen Tarife. Dabei wird der individuelle Stromverbrauch daheim mit den stündlichen Arbeitspreisen abgerechnet, die sich an der Strombörse orientieren. Diese dynamischen Tarife rechnen sich für Haushalte, deren Haushaltsgeräte smart vernetzt sind bzw. die ihren Stromverbrauch bewusst steuern und ihn so gezielt in Zeiten niedriger Kosten verlagern können.

Das Smart Meter Rollout, sprich die Einführung der Smart Meter in Deutschland hat sich immer wieder verzögert. Nun werden die Haushalte schrittweise damit ausgestattet. Erst diejenigen mit einem Jahresstromverbrauch von 6.000 bis 10.000 Kilowattstunden und dann der Rest. Ab 2030 müssen alle Stromkunden einen intelligenten Zähler installiert haben. Die jährlichen Kosten für den Betrieb der Stromzähler werden für normale Haushaltskunden auf 20 Euro gedeckelt. Bei einem höheren Stromverbrauch oder wenn man daheim eine steuerbare Verbrauchseinrichtung wie eine Solaranlagen, Wallbox und Wärmepumpe hat, können es bis zu 50 Euro im Jahr sein. 

Smart Meter haben nicht nur für die Haushalte einen Vorteil, sie helfen uns auch, die Energiewende insgesamt voranzubringen. Über ein intelligentes Netz (Smart Grid) sind dazu Stromerzeuger und -verbraucher miteinander verbunden. So können sie schnell und direkt miteinander kommunizieren, die Stromversorgung effizient und stabil halten und dabei immer mehr erneuerbare Energien zu integrieren, deren Stromerzeugung oft volatil ist.

 

Was sind deine Fragen zum Thema Ökostrom und nachhaltige Energieversorgung?

Schreib uns gerne an expertinnen@lifeverde.de, wir sichten und sammeln die Themen und geben sie dann weiter an unsere Expert*innen.

Du bist selbst Expert*in auf einem nachhaltigen Gebiet und möchtest als LifeVERDE-Expert*in Fragen zu deinem Fachthema beantworten? Wir freuen uns über eine Nachricht an expertinnen@lifeverde.de.
 

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