Grüne Wirtschaft

Delikatessen und hochwertige Lebensmittel aus Meeresalgen – Meeresgarten im Interview

INTERVIEW | Meeresgarten zeigt mit seinen Delikatessen aus Meeresalgen, dass eine nachhaltige Lebensmittelwirtschaft durchaus Potential hat und auch gut schmecken kann. 
 

INTERVIEW | Meeresgarten zeigt mit seinen Delikatessen aus Meeresalgen, dass eine nachhaltige Lebensmittelwirtschaft durchaus Potential hat und auch gut schmecken kann. 
 

05.09.2022 | Ein Interview geführt von Dorothea Meyer und Ariane Jäger | Bild: Meeresgarten

Agrarkulturen auf dem Land sind einer der wichtigsten Bestandteile für die Nahrungsgewinnung. Doch was die Menschheit am Leben hält, schadet der Natur und den Tieren. Agarkulturen nehmen der Tier-und Pflanzenwelt nicht nur Lebensraum weg, sondern schädigen auch die Umwelt durch den Einsatz von Pestiziden und Pflanzenschutzmitteln. 

Das Unternehmen oceanBASIS zeigt mit seinen Delikatessen aus Meeresalgen, dass sich Algen nicht nur zum Herstellen unterschiedlicher Lebensmittel eignen, sondern, dass die Ernte von Algen aus ökologischen Aquakulturen eine vielversprechende Technik der Nahrungsmittelgewinnung darstellt. Im Interview mit M.Sc. Ökotrophologin Diana Woldmann erfährst du mehr über die Herstellung von Lebensmitteln aus Algen. 

LifeVERDE: Liebe Diana, vegane Delikatessen aus Meeresalgen: Das hört sich zuerst sehr extravagant und exotisch an - Wie seid ihr auf die Idee gekommen, aus Algen Lebensmittel herzustellen?

Diana Woldmann: Seit vielen Jahren nutzt oceanBASIS die Wirkstoffe der Laminaria-Alge bereits in der maritimen Naturkosmetik Oceanwell zur Pflege einer gesunden Haut. Natürlich eignen sich Algen und ihre wertvollen Inhaltsstoffe (wie Mineralstoffe und Spurenelemente, Proteine, Ballaststoffe, ungesättige Fettsäuren) auch hervorragend zur Ergänzung einer gesunden und vielfältigen Ernährung. Die beiden Produktlinien ergänzen sich somit perfekt: Schönheit und Gesundheit von außen und von innen.

Tatsächlich ist die Verwendung der Algen in der Küche aber nicht neu. In Asien ist sie seit Jahrhunderten Tradition. Die bekannte Verwendung ist hierzulande wohl Sushi, welches häufig mit getrockneter Nori-Alge ummantelt wird.  Die Rotalge Nori ist auch in unserem Algen-Flakes-Mix „Glücksgriff“ enthalten. Auch in Europa, z.B. Irland oder Frankreich, werden Algen viel häufiger in der Küche verwendet als bei uns. Das wollen wir nun ändern und mit unseren Produkten und Rezeptideen zeigen, wie Meeresalgen ganz einfach die deutsche Küche bereichern können. 

Welches Potential steckt in der Nutzung von Algen aus Aquakulturen im Gegensatz zu herkömmlichen landwirtschaftlichen Erzeugnissen für die Lebensmittelherstellung?

Algenaquakultur benötigt, im Gegensatz zur Kultur von Landpflanzen, keine Landfläche, kein Trinkwasser, keine Pestizide und keinen Dünger. Damit können sehr viele Ressourcen gespart und die Umwelt geschont werden. Außerdem wachsen viele Algenarten vor allem in kalten Gewässern. Dadurch können Algenkulturen in Ländern angelegt werden, die für den Anbau von Landpflanzen zu kalt sind, in Europa z.B. in Norwegen und Island.

Welche Lebensmittelprodukte aus Meeresalgen bietet Meeresgarten derzeit an?

Derzeit bietet Meeresgarten vier Sorten getrocknete Algen-Flakes bzw. -sticks an:

  • Kraftpaket: Bio Kombu Royal Flakes: eine jodreiche Braunalge mit süßlich-salzigem Geschmack.
  • Herzblut: Bio Dulse Flakes: eine Rotalge mit mittlerem Jodgehalt, die u.a. Vitamin B12 enthält.
  • Glücksgriff: Bio Algen-Flakes-Mix: eine Mischung als zwei Rotalgen (Dulse und Nori) und der Grünalge Ulva (auch Meersalat genannt); enthält ebenfalls Jod und Vitamin B12, passt als Streuwürze zu fast allen Gerichten.
  • Freigeist: Bio Meeresspaghetti: eine jodreiche Braunalge, die durch ihre länglich-schmale Form Assoziationen zu der bekannten Pasta-Sorte aufkommen lässt. Würzig-maritimer Geschmack.

Die Sorten sind jeweils in 30 g Packungen zum Kennenlernen oder 60 g Vorratspackungen erhältlich. Alle unsere Algen sind naturbelassen und werden nach der Ernte schonend an der Luft getrocknet.


Die Produkte von Meeresgarten im Überblick (Bild: Meeresgarten). 

Die Algen, die Meeresgarten für seine Lebensmittel nutzt, stammen aus einer Wildsammlung an der Küste der französischen Bretagne. Wie stellt ihr sicher, dass die Algen nachhaltig und umweltschonend geerntet werden?

Die nachhaltige Ernte wird durch die Biozertifizierung der Algen gewährleistet. Diese besagt, dass die Algen nur so weit beerntet werden, dass die Pflanze anschließend weiter leben und wachsen kann. Dies geschieht beim Trockenfallen der Algen bei Ebbe von Hand oder mit kleinen Booten. Weiterhin dürfen die Algen nur in kontrollierten Küstenabschnitten geerntet werden.

Wieso werden für die Produktion keine Algen aus heimischen Aquakulturen, wie beispielsweise der Ostsee, verwendet?

Die Algenaquakultur steckt hierzulande einfach noch in den Kinderschuhen. oceanBASIS hat zwar bereits vor 20 Jahren die erste Algenfarm Deutschlands gegründet, auf der die Alge Saccharina latissima (Kombu Royal im Produkt Kraftpaket) angebaut wird. Die Erträge genügen jedoch nicht für eine kommerzielle Nutzung. Im salzhaltigeren Wasser an der Atlanktikküste (Norwegen/Frankreich) fühlen sich die meisten Algen wohler und wachsen ungefähr doppelt so schnell wie in der salzärmeren Ostsee.

Von den fünf Algensorten in unseren Produkten kommen auch nur der Zuckertang Saccharina latissima (Kombu, „Kraftpaket“) und der Meersalat Ulva sp. (im „Glücksgriff") in größeren Mengen an der deutschen Ostseeküste vor. Für diese Sorten gibt es jedoch noch keine gute Kultivierungstechnik. Derzeit ist die nachhaltige Ernte in der Bretagne somit für uns die beste und nachhaltigste Lösung, um sichere Lebensmittel in ausreichender Menge bereitstellen zu können.

Aber darauf ruhen wir uns natürlich nicht aus. Zum einen probieren wir Rezepte mit weiteren heimischen Algenarten wie dem Blasentang (Fucus vesiculosus); zum anderen sind wir in verschiedenen Forschungsprojekten zur Kultivierung von heimischen Algen aktiv.

Auch bei der Herstellung der Verpackung achtet Meeresgarten auf Nachhaltigkeit. Hier nutzt ihr unter anderem Zellulose-Tütchen. Warum ist diese Art der Verpackung besonders umweltfreundlich?

Zum Schutz der Meere sind unsere Meeresgarten-Verpackungen 100 Prozent plastikfrei. Die Zellulose unserer Innentüten ist der Hauptbestandteil aller Pflanzen und daher ein nachwachsender Rohstoff. Die Zellulose für unsere Tüten wird auf Plantagen gewonnen, die nachhaltig bewirtschaftet werden. Nach dem Gebrauch sind die Tüten sowohl industriell kompostierbar als auch heim- und gartenkompostierbar. Und sollte einmal eine Tüte ins Meer gelangen, würde sie sich auch dort ganzheitlich biologisch abbauen und keinen Schaden anrichten. Unsere Faltschachteln bestehen aus 100 Prozent Recyclingpapier und sind mit umweltfreundlichen Farben bedruckt. Somit hinterlassen auch diese keine schädlichen Rückstände.


Die Produkte aus Meeresalgen von Meeresgarten eignen sich zum Verfeinern unterschiedlicher Gerichte (Bild: Meeresgarten). 

Bei der Auswahl der richtigen Rohstoffe für eure Lebensmittel- und Verpackungsproduktion hattet ihr hohe Ansprüche. Welchen Herausforderungen musstet ihr euch rückblickend diesbezüglich stellen?

Unser Anspruch ist es stets, die nachhaltigste Lösung sowohl für unsere Produkte als auch deren Verpackung zu finden. Ein Produkt aus dem Meer darf keinesfalls das Meer belasten, sollte es in die Umwelt gelangen. Leider werben einige Hersteller zwar damit, dass ihre Verpackungen zu 100 Prozent abbaubar sind. Dies ist jedoch nicht immer konsequent durchdacht, wenn beispielsweise für die Tüten auch nicht abbaubarer Kleber verwendet wird. Hier bedarf es viel Erfahrung bei der Verpackungsrecherche, um diesen Tücken auf die Schliche zu kommen.

Wenn die ideale Verpackung einmal gefunden ist, gibt es leider häufig hohe Mindestabnahmemengen, die für kleine Hersteller wie uns nicht realistisch sind. Die Produktsicherheit steht bei einem Lebensmittel selbstverständlich an oberster Stelle. So müssen die Algen trocken und dunkel gelagert werden. Ebenso ernst nehmen wir den Verbraucherschutz. Da Meeresalgen einen hohen Jodgehalt aufweisen, sind wir gesetzlich verpflichtet, den Jodgehalt unserer Algenprodukte auf den Verpackungen anzugeben. Weiterhin geben wir an, mit welcher Algenmenge die empfohlene tägliche Aufnahmemenge an Jod (150 µg) erreicht wird. Da unsere Algen in freier Natur wachsen, schwankt auch ihr Jodgehalt teilweise stark, was zu Herausforderungen bei der Deklaration führt. Daher überprüfen wir im Rahmen der Wareneingangskontrolle den Jodgehalt jeder Algen-Charge, um zu hohe Abweichungen zu vermeiden. 

Eines eurer Ziele ist es, Algen als tägliche Zutat in die europäischen Küchen einzuführen. Welches Rezept aus eurer Algen-Küche könnt ihr unseren Leser*innen empfehlen, um in die Algen-Kochkunst einzusteigen?

Unsere Meeresgarten-Algen passen zu vielen warmen oder kalten Gerichten und lassen sich einfach in jede Alltagsküche integrieren. Die drei Flakes-Sorten (Kraftpaket, Herzblut und Glücksgriff) können wunderbar als trockene Streuwürze in Salaten, Gemüsepfannen oder als Brotbelag auf einer veganen Streichcreme verwenden. Hierzu haben wir auf unserer Webseite kleine Koch-Tutorials zu den Basics der Algen-Küche erstellt.

Die Meeresspaghetti sollten vor der Verwendung 10 min. in kaltem Wasser eingeweicht werden. Anschließend können sie kleingeschnitten in vielerlei Salaten verwendet werden oder kurz in Öl angebraten unter herkömmliche Spaghetti gemischt werden. Sie verleihen ein angenehm maritimes Aroma – ganz ohne Fisch und Meeresfrüchte.
Auf unserer Webseite finden sich viele weitere Rezepte zum Einstieg in die Algen-Küche.

Wir wünschen viel Freude beim Ausprobieren und guten Appetit!


Wer die Delikatessen gerne selbst einmal ausprobieren möchte, findet auf der Webseite von Meeresgarten viele unterschiedliche Rezepte (Bild: Meeresgarten). 


Vielen Dank für das Interview liebe Diana!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Meeresgarten stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare – wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

 

M.Sc. Ökotrophologin bei oceanBASIS

Diana Woldmann, Produktentwicklung oceanBASIS GmbH

Diana Woldmann studierte Ökotrophologie in Kiel und ist seit 2010 im Unternehmen oceanBASIS verankert. Seit 2021 kümmert sie sich um alles rund um die Marke "Meeresgarten". Besonders am Herzen liegt ihr die Entwicklung von neuen, alltagstauglichen Rezepten mit Algen, um diese den Menschen näher zu bringen.

 

"Meeresalgen und ihre wertvollen Inhaltsstoffe eignen sich hervorragend zur Ergänzung einer gesunden und vielfältigen Ernährung. Mit unseren Produkten und Rezeptideen möchten wir zeigen, wie Algen ganz einfach auch die deutsche Küche bereichern können." (Diana Woldmann, ocenBASIS GmbH)


oceanBASIS GmbH

Die Kieler oceanBASIS GmbH hat sich darauf spezialisiert, Wirkstoffe aus dem Meer für Gesundheit und Schönheit verfügbar zu machen. Das Unternehmen entwickelt und vertreibt die maritime Naturkosmetik Oceanwell, NATRUE-zertifizierte Hautpflege mit Meereswirkstoffen (Algenextrakt und natürliches Meerwasser). Die zweite Marke Meeresgarten bringt Bio-Algen in die Küche – als gesunde Gewürzzutat für kalte und warme Speisen.

Einer der wesentlichen Werte des Unternehmens ist es, das Ökosystem Meer zu schützen und zu bewahren. oceanBASIS hat die erste biozertifizierte Meeresalgenfarm in der Kieler Förde gegründet, ist in verschiedenen nationalen und internationalen Forschungsprojekten aktiv und unterstützt mit der eigenen Initiative "Protect the Ocean" verschiedene Meeresschutzprojekte (z B. die Bergung von Geisternetzen in der Ostsee).

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