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Faire Handelsbedingungen Weltweit – wie GEPA sich dafür einsetzt

INTERVIEW | Um Arbeitsplätze in Entwicklungsländern zu unterstützen, gibt es zum Glück Unternehmen wie die GEPA. Wie und mit welcher Mission die Gesellschaft handelt, haben wir im Interview herausgefunden.

INTERVIEW | Um Arbeitsplätze in Entwicklungsländern zu unterstützen, gibt es zum Glück Unternehmen wie die GEPA. Wie und mit welcher Mission die Gesellschaft handelt, haben wir im Interview herausgefunden.

18.05.2022 | Ein Interview geführt von Jessica Weeke und Laura Hampel | Bild: GEPA

In Entwicklungsländern werden viele Fairtrade-Produkte angebaut, bei denen es lohnenswert ist, die Landwirt*innen oder Produzent*innen zu unterstützen. Egal ob Handwerksprodukte, Lebensmittel oder Kosmetik: Die GEPA unterstützt fairen Handel mit Ländern des globalen Südens und unterstützt somit kulturelle Arbeitsweisen und lokale Arbeitsplätze. 
Wie genau das Unternehmen diese Handelsbedingungen kontrolliert und wie der Klimaschutz damit in Verbindung steht, hat uns GEPA-Pressereferentin Brigitte Frommeyer genauer erklärt.

LifeVERDE: Die GEPA gibt es seit 47 Jahren. Wofür steht die Abkürzung GEPA eigentlich und was sind die wesentlichen Ziele des Unternehmens?

Brigitte: Für die Unternehmensziele steht die GEPA mit ihrem Namen: „Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt“. Von der „Dritten Welt“ spricht sie heute nicht mehr, dafür umso mehr von Partnerschaft! Ganz allgemein geht es also um Augenhöhe und gerechtere Rahmenbedingungen für benachteiligte Produzentengruppen im Globalen Süden. Konkret bedeutet das im Alltag: faire Handelsbeziehungen aufbauen mit unseren Partnergenossenschaften im Globalen Süden, Verbraucher*innen für bewussteren Konsum sensibilisieren, durch politische Lobbyarbeit zu besseren Welthandelsbedingungen beitragen.


Ein Fachhandel für fairen Handel von GEPA (Bild: GEPA).

Woher kam im Gründungsjahr 1975 die Motivation, die Handelsbedingungen global zu verbessern und dafür ein Unternehmen aufzubauen?

Schon 1970 gingen 30.000 junge Menschen in 70 Städten in sogenannten „Hungermärschen“ auf die Straße, um gegen die postkolonialistischen Welthandelsbedingungen zu protestieren, z.B. die Ausbeutung der Rohstoffe im Globalen Süden. In den Folgejahren wurden viele Weltläden gegründet. 1973 kam dann der erste fair gehandelte Kaffee nach Deutschland, anfangs als Zwischenlösung noch über die Organisation S.O.S. Wereldhandel in den Niederlanden. Weil die Weltläden einen eigenen Import- und Vertriebsarm brauchten, wurde schließlich die GEPA gegründet.

Welche Kriterien müssen gelten, damit ihr von „fairen Handelsbedingungen“ sprechen könnt?

Dialog, Transparenz, Respekt sind die Pfeiler des Fairen Handels. Daraus leiten sich die zehn Prinzipien der World Fair Trade Organization (WFTO) ab, der die GEPA als Gründungsmitglied angehört. Zu diesen Zielen zählen bessere Marktchancen für wirtschaftlich benachteiligte Produzentengruppen, Vermeidung von ausbeuterischer Kinderarbeit, Geschlechtergerechtigkeit und Empowerment von Frauen, Transparenz und Rechenschaftspflicht, um nur einige Beispiele zu nennen.

Wie könnt ihr den fairen Handel eurer Produkte sicherstellen?

Wichtig ist der ständige Austausch über Telefon, Mail, Videokonferenzen und gegenseitige Besuche (sofern die äußeren Umstände dies zulassen. In den letzten beiden Jahren waren Reisen Corona-bedingt natürlich schwieriger.) Durch diesen intensiven Austausch entsteht eine stabile Vertrauensbasis. Bei der GEPA geht es dabei nicht nur um faire Produkte, sondern um Fairness des Unternehmens an und für sich, auch hier vor Ort: Gibt es einen Betriebsrat, werden Tariflöhne gezahlt? Deshalb haben wir uns nach dem WFTO-Garantiesystem überprüfen lassen.

Zusätzlich arbeitet die GEPA mit fünf weiteren Zertifizierungs- und Montitoring-Systemen zusammen, z.B. FLO-Cert und Naturland FAIR, die die Einhaltung der Fair-Handelsbedingungen kontrollieren.


Produkte, die von GEPA unterstützt werden, erkennt man an der Verpackung durch das Logo (Bild: GEPA).

Wie stehen fairer Handel und Klimaschutz in Verbindung?

Mit Slogans wie „#FairTradeForFuture“ oder der europäischen Kampagne „Climate Justice – Let´s do it fair“ tritt die GEPA für mehr Klimaschutz ein. Klimagerechtigkeit ist Themenschwerpunkt in den nächsten Jahren. Denn die Klimakrise verschärft soziale Ungleichheiten: Die Menschen im Globalen Süden sind am wenigsten dafür verantwortlich, aber am stärksten von Dürren, Überschwemmungen, Ernteausfällen betroffen. Ziel des Konzepts von „Klimagerechtigkeit“: CO2 einerseits stark reduzieren, den Ausstoß andererseits auf alle Menschen weltweit gerecht aufteilen. Keine Klimagerechtigkeit ohne Handelsgerechtigkeit: Ohne gerechte Preise können unsere Handelspartner im Süden dem vom industriellen Norden verursachten Klimawandel nicht trotzen. Durch faire Preise können Partnergenossenschaften beispielsweise in Zusammenarbeit mit der GEPA Klimaschutzprojekte wie Aufforstungen realisieren.

Was tut das Unternehmen GEPA für Umweltschutz?

Wir sind ab jetzt als GEPA zertifiziert klimaneutral– also vom Hafen in Deutschland bis ins Regal. Das heißt: Wir haben unseren CO2-Fußabdruck hier am Standort und für die Inlandstätigkeit im Vor-Corona-Jahr 2019 messen lassen (weil das den normalen Alltag realitätsnäher abbildet) Dazu zählen Emissionen am Standort, aber auch Transport, Pendelverhalten, Dienstreisen, Verpackung, Weiterverarbeitung. Wir kompensieren die Emissionen aus der CO2-Bilanzierung über ein zertifiziertes Projekt der Klima Kollekte. Dabei geht es um die Beschaffung und Installation von Photovoltaik-Systemen in Dalit-Gemeinden im südlichen Indien. (Die Dalits oder Unberührbaren stehen am Ende der gesellschaftlichen Hierarchie in Indien und leben oft in separaten Dörfern außerhalb des Hauptdorfes, u.a. ohne Stromanbindung.) Unabhängig davon versuchen wir natürlich schon im Vorfeld, Emissionen zu vermeiden. Beispielsweise soll unser Blockheizkraftwerk künftig mit Biomethangas, statt – wie bisher – mit Rapsöl gespeist werden. Die gesamte Beleuchtung der GEPA funktioniert jetzt über LED-Technik. Im letzten Jahr haben wir auch drei E-Lade-Säulen mit sechs Ladepunkten eingeführt und sind gerade dabei, unseren gesamten Fuhrpark auf elektrisch betriebene Fahrzeuge umzustellen.

Was müsste sich politisch ändern, damit ein fairer Handel weltweit zum Standard werden könnte? Wie weit sind wir davon entfernt?

Lange Zeit setzten die Unternehmen auf Freiwilligkeit. Dass dies nicht ausreicht, haben Medienberichte über ausbeuterische Kinderarbeit im Kakaoanbau oder Brände von Textilfabriken eindrücklich gezeigt. Deshalb gab es in den letzten Jahren immer wieder staatliche Initiativen, um die Situation zu verbessern, beispielsweise Sorgfaltspflichtengesetze in Frankreich und den Niederlanden, ein Konzernverantwortungsgesetz in der Schweiz, das Lieferkettengesetz in Deutschland und aktuell ein EU-weites Lieferkettengesetz. Das sind alles Schritte in die richtige Richtung, aber natürlich gibt es da noch viel „Luft nach oben“. Daher haben der Weltladen-Dachverband und das Forum Fairer Handel zum Weltladen-Tag am 14. Mai die Bundesregierung aufgefordert, schnellstmöglich den Einkauf von Waren unterhalb der Produktionskosten entlang der gesamten Lebensmittellieferkette zu verbieten. Unter dem Motto „Mächtig unfair“ wird so auf die ungleichen Machtverhältnisse und die damit verbundenen ruinösen Erzeuger*innenpreise entlang globaler Lieferketten aufmerksam gemacht.

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