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Fair Trade Schokolade – die wichtigsten Fragen und Antworten

Wie lange dauert der Prozess von der Kakaobohne bis zur fertigen Schokolade? Und was unterscheidet fair gehandelte Schokolade von herkömmlicher Schokolade? Unsere LifeVERDE-Expertin Hildegard Fuchs (GEPA) beantwortet alle wichtigen Fragen zum Thema.

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Wie lange dauert der Prozess von der Kakaobohne bis zur fertigen Schokolade? Und was unterscheidet fair gehandelte Schokolade von herkömmlicher Schokolade? Unsere LifeVERDE-Expertin Hildegard Fuchs (GEPA) beantwortet alle wichtigen Fragen zum Thema.

LifeVerde Expertin Hildegard Fuchs (GEPA) | Bild: Unsplash

Der ein oder andere braucht Schokolade einfach für die Seele. Dabei hat die enthaltene Kakaobohne einen weiten Weg hinter sich gelassen. Kakao wächst in unseren Breitengraden nämlich nicht. Die Arbeitsbedingungen in den Anbauländern sind nicht mit unseren vergleichbar - lohnt es sich da, die Fair Trade Schokolade zu kaufen? Und wo ist da überhaupt der Unterschied?

Solche und ähnliche Fragen zum Thema Fair Trade Schokolade stellen sich hunderte Menschen täglich – ein klarer Fall für unser Informations-Format “Frag die Expert*innen!”. Wir geben eure ausgewählten Fragen rund um nachhaltige Produkte und Themen direkt an unsere Partner*innen weiter, die selbst Hersteller*innen, Produzent*innen, Dienstleister*innen, Wissenschaftler*innen oder aus einem anderen Grund Expert*innen auf dem jeweiligen Gebiet sind. 

 

  1. Was unterscheidet fair gehandelte Schokolade von herkömmlicher Schokolade?
  2. Was genau meint Fair Trade?
  3. Warum sollte man Fair Trade-Schokolade kaufen?
  4. Was spricht gegen Fair Trade-Schokolade?
  5. Welche Zertifikate oder Siegel gibt es und wie werden diese geprüft?
  6. Was für einen Unterschied macht faire Schokolade wirklich?
  7. Welche Stationen durchläuft eine fair hergestellte Schokolade?
  8. Wie lange dauert der Prozess von der Kakaobohne bis zur fertigen Schokolade?
  9. In welchen Ländern wird Kakao für Fair Trade-Schokolade angebaut?

 

1. Was unterscheidet fair gehandelte Schokolade von herkömmlicher Schokolade?

Der Preis für Kakao liegt grundsätzlich über Weltmarktpreis, denn es werden Prämien und – bei Bio-Kakao – zusätzlich Bio-Aufschlag bezahlt. Von den Prämien werden beispielsweise Workshops im Bio-Anbau, Kindergärten oder Gesundheitszentren gebaut. Geht der Weltmarktpreis in den Keller, wird ein Mindestpreis plus Prämien gezahlt. So haben die Bäuer*innen mehr Planungssicherheit.

Hildegard Fuchs (GEPA)

2. Was genau meint Fair Trade?

Der faire Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte Produzent*innen und Arbeiter*innen – insbesondere in den Ländern des Südens – leistet der faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung.

Hildegard Fuchs (GEPA)

3. Warum sollte man Fair Trade-Schokolade kaufen?

Weil man damit beispielsweise dazu beiträgt, dass Kinder aus Kakaobauernfamilien bessere Bildungschancen haben können. Denn aus der Fairtrade-Prämie werden oft Schulen finanziert. Bessere Bildungschancen bedeuten auch später bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und ein höheres Einkommen. Die Realität sieht weltweit oft anders aus. Laut einer Studie der Universität Chicago werden 1,5 Millionen Kinder in Westafrika im Kakao-Anbau ausgebeutet.

Dagegen profitieren im Fairen Handel auch die Eltern der Kinder als Mitglieder der Genossenschaft: Denn sie können sich ebenfalls weiterqualifizieren im Bio-Anbau und eröffnen sich dadurch zusätzliche Marktchancen. Diese Erfolge stärken das Selbstbewusstsein. Sie erkennen, dass sie mit Willenskraft und Know-how viel erreichen können. „Empowerment“ ist ein Schlüsselbegriff im fairen Handel – mindestens ebenso wichtig wie faire Preise!

Hildegard Fuchs (GEPA)

4. Was spricht gegen Fair Trade-Schokolade?

Nichts. Fair Trade hat in den letzten Jahren vieles angestoßen. Aber man muss sich klar machen, dass Fair Trade ein Baustein ist neben anderen, um die Welt ein bisschen gerechter zu machen. Daneben sollte es verbindliche Richtlinien für alle Anbieter von Schokoladen geben, wie es etwa das Lieferkettengesetz vorsieht.

Hildegard Fuchs (GEPA)

5. Welche Zertifikate oder Siegel gibt es und wie werden diese geprüft?

Am bekanntesten ist das Fairtrade-Siegel mit der entsprechenden Zertifizierung. Einmal jährlich findet dazu ein Audit statt. Gibt es Hinweise auf Missstände, kann die Überprüfung auch unangekündigt stattfinden.

Daneben gibt es das Naturland Fair-Zeichen für fair gehandelte Produkte aus dem Norden wie Milchpulver Naturland setzt ebenfalls auf regelmäßige angekündigte wie unangemeldete, risikoorientierte Stichprobenkontrollen. Auch „Fair for Life“ ist ein anerkanntes Siegel. Die Zertifizierung erfolgt über eine unabhängige Zertifizierungsstelle wie ECOCERT.

Die World Fair Trade Organization (WFTO) bewertet die Organisation als Ganzes und besteht aus mehreren Komponenten, u. a. einer ausführlichen Selbstauskunft („self assessment“) und einer externen Prüfung durch einen Auditor oder eine Auditorin.

Hildegard Fuchs (GEPA)

6. Was für einen Unterschied macht faire Schokolade wirklich?

Sie bietet Kakao- und Zuckerbäuer*innen mehr Planungssicherheit, zusätzliche Marktchancen, Weiterqualifizierung und mehr Perspektiven für ihre Familien. Und sie zeigt, dass wir die Kakaobäuer*innen nicht vergessen und uns ihr Leben nicht egal ist.

Hildegard Fuchs (GEPA)

7. Welche Stationen durchläuft eine fair hergestellte Schokolade?

Ein Beispiel dafür ist Folgendes: Die Kakaobäuer*innen bauen die Kakaofrüchte an und ernten die Kakaobohnen. Sie stehen mit am Anfang der Lieferkette. Jede einzelne Schote wird vom Baum abgetrennt und mit einer Machete geöffnet. Dann werden die Bohnenaus dem Fruchtfleisch der Schote herausgenommen. Die Genossenschaft kauft den Kakao von ihren Mitgliedern, sorgt beispielsweise für die Vermarktung des Kakaos, informiert ihre Mitglieder über Preisentwicklungen und übernimmt die Transportkosten zum Genossenschaftsgelände. Dort werden die ausgelesenen Bohnen fermentiert, getrocknet und gereinigt. Nach Kontrolle der Bohnenqualität und deren gutem Befund werden die Bohnen in Exportsäcken auf Container geladen. Die Reederei holt die Container mit LKWS ab. Die Container werden mit dem Kakao auf große Container-Schiffe verladen und die lange Reise übers Meer beginnt. Nach ein paar Wochen kommt der Kakao in Deutschland an. Jetzt wird der Kakao verarbeitet zu Kakaobutter, Pulver und Masse; bei unserem mittelständischen Schokoladenhersteller, der ähnliche Ansprüche an Nachhaltigkeit setzt, wird die Schokolade produziert.

Hildegard Fuchs (GEPA)

8. Wie lange dauert der Prozess von der Kakaobohne bis zur fertigen Schokolade?

Es dauert drei bis fünf Jahre, bis ein Kakaobaum zum ersten Mal blüht und Früchte geerntet werden können. Je nach klimatischen Bedingungen und Kakaosorte dauert es dann fünf bis sechs Monate, bis aus den befruchteten Blüten die Kakaofrüchte reifen. Wenn die Bohnen aus der Kakaofrucht gelöst sind, muss die Rohware sehr schnell weiterverarbeitet werden. Fermentation und Trocknung der Kakaobohnen dauern ca. 15 Tage. Wie lange es dauert, bis die Ware verschifft werden kann, hängt davon ab, bis wann die Bäuer*innen die benötigte Menge für den Container zusammengetragen haben. Der Schiffstransport dauert je nach Ursprung bis sechs Wochen. Nach erfolgter Qualitätskontrolle bei uns kann die Verarbeitung hier vor Ort beginnen. Im Idealfall haben wir die fertige Schokolade dann nach weiteren sechs Wochen. Insgesamt können wir sagen, dass es in etwa zwölf Monate von der Kakaoblüte bis zur fertigen Schokolade dauert bzw. ca. sechs Monate ab Ernte der Kakaobohnen.

Hildegard Fuchs (GEPA)

9. In welchen Ländern wird Kakao für Fair Trade-Schokolade angebaut?

Konventioneller Kakao vor allem in Westafrika (Elfenbeinküste und Ghana), darüber hinaus in den Ländern Mittel- und Südamerikas. Fair gehandelter Bio-Kakao wird vor allem aus der Dominikanischen Republik bezogen.

Hildegard Fuchs (GEPA)

Expertin für Fair Trade Schokolade

Hildegard Fuchs, Leiterin der GEPA-Sortimentsabteilung

Die GEPA wurde 1975 gegründet. Gesellschafter sind z.B. kirchliche Hilfswerke und Jugenddachverbände. Die Ziele von GEPA sind, faire Handelsbeziehungen auszubauen, die Verbraucher*innen durch Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu sensibilisieren und durch politische Lobbyarbeit zu besseren Welthandelsbedingungen beizutragen.

 

„Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte Produzent:innen und Arbeiter:innen – insbesondere in den Ländern des Globalen Südens – leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung.“

Was sind deine Fragen zum Thema Fair Trade Schokolade?

Schreib uns gerne an expertinnen@lifeverde.de, wir sichten und sammeln die Themen und geben sie dann weiter an unsere Expert*innen.

Du bist selbst Expert*in auf einem nachhaltigen Gebiet und möchtest als LifeVERDE-Expert*in Fragen zu deinem Fachthema beantworten? Wir freuen uns über eine Nachricht an expertinnen@lifeverde.de.

 




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