Natürliche Tees haben in den letzten Jahren eine zunehmende Beliebtheit erlangt, da immer mehr Menschen Wert auf gesunde und nachhaltige Lebensmittel legen. Der Fokus liegt dabei auf natürlichen Zutaten, frei von chemischen Rückständen und Pestiziden. Natürliche Tees werden unter strengen ökologischen Richtlinien angebaut und verarbeitet, um die Umwelt zu schonen und die Gesundheit der Verbraucher*innen zu fördern. Diese Tees bieten nicht nur einzigartige Geschmackserlebnisse, sondern tragen auch zu einer verantwortungsvollen Landwirtschaft und einem respektvollen Umgang mit den Erzeuger*innen bei.
Kazi Yetu, Swahili für “Unsere Arbeit”, produziert 100% natürliche und orthodoxe Teemischungen in Tansania. Im Jahr 2018 gegründet, hat es sich das Unternehmen zum Ziel gemacht, lokale Wertschöpfungsketten in Tansania aufzubauen und wertvolle Arbeitsplätze zu schaffen. Kazi Yetu beschäftigt rund 25 Mitarbeiter*innen, vorwiegend junge Frauen, die fair bezahlt und auch darüber hinaus unterstützt werden. Außerdem kooperiert das Unternehmen mit anderen Agrarunternehmen und setzt auf eine transparente Lieferkette. Im Gespräch mit Sales & Communication Managerin Katharina Eichinger haben wir mehr über das Angebot an Teesorten und die nachhaltige Produktion bei Kazi Yetu erfahren.
LifeVERDE: Liebe Katharina, seit 2018 vertreibt ihr mit Kazi Yetu, einem frauengeführten Unternehmen, 100% natürliche, afrikanische Tees. Wie startete eure Unternehmensreise und welche Ziele verfolgt ihr mit eurer Philosophie?
Katharina Eichinger: 2016 zogen die beiden Gründer*innen Tahira und Hendrik nach Tansania, in das Heimatland von Tahira´s Großeltern. Ziemlich schnell bemerkten die beiden, dass Tansania zwar unglaublich reich an landwirtschaftlichen Erzeugnissen ist, diese aber fast zur Gänze unverarbeitet exportiert werden. Somit bleibt kaum Gewinn vor Ort. Um das zu ändern, gründeten sie 2018 das Sozialunternehmen Kazi Yetu („Unsere Arbeit“ auf Swahili). Die Idee dabei war, durch die Herstellung kompletter Endprodukte vor Ort lokale Wertschöpfungsketten aufzubauen und wertvolle Arbeitsplätze, besonders auch außerhalb der Landwirtschaft, zu schaffen.
Kazi Yetu startete mit 100% natürlichen orthodoxen Teemischungen als 1. Produktlinie, seit 2020 vertreiben wir diese auch in Europa. In unserer Teemanufaktur in Dar es Salaam beschäftigen wir mittlerweile rund 25 Mitarbeiter*innen, der überwiegende Teil davon sind junge Frauen, die sonst nur sehr schwer Zugang zum Arbeitsmarkt finden. Die Mitarbeiter*innen erhalten ca. doppelt so viel wie den tansanischen Mindestlohn und sind mit ihren Kindern sozialversichert. Zudem bekommen sie ein kostenloses Mittagessen, haben Zugang zu zinsfreien Kleindarlehen, erhalten Englischunterricht und vieles mehr.
Neben der Herstellung unserer eigenen Produkte kooperieren wir auch mit anderen aufstrebenden Unternehmen der Agrarindustrie und unterstützen sie bei der internationalen Vermarktung und Vertrieb. Ein großer Meilenstein unserer Arbeit ist dieses Jahr sicherlich die Gründung der ersten tansanischen Teeverarbeitungsanlage, die im kompletten Besitz einer Kooperative ist - die erste in Gesamt-Tansania! Der ökonomische Gewinn wird somit von großen Unternehmen hin zu Kleinbäuer*innen umverteilt, da sie den Verkaufspreis für ihre Teeblätter durch die Weiterverarbeitung um rund das 15-fache steigern können!
Die Tees von Kazi Yetu werden nachhaltig in Tansania produziert (Bild: Kazi Yetu).
In eurem Onlineshop sind sowohl Black Tea und Green Tea als auch Herbal Tea Blends zu finden. Führ uns doch gerne einmal in eure Produkte ein und erzähle, was sie besonders machen.
Aktuell produzieren wir acht unterschiedliche Teesorten, darunter haben wir auch so exotische Mischungen wie Zanzibar Chai oder Hibiscus Star. Die Teemischungen sind alle zu 100% natürlich, das heißt, wir verwenden keine zusätzlichen künstlichen oder natürlichen Aromastoffe. Das ist heutzutage leider bei vielen anderen Teemischungen weit verbreitet. Wir verwenden für unsere Teemischungen nur die besten, qualitativ hochwertigen Teeblätter aus den Bergen Tansanias und Ruandas und aromareiche Gewürze und Kräuter von der Insel Sansibar und dem Festland Tansanias. Die Teeblätter werden gerollt, anstatt dass sie maschinell zerkleinert werden und behalten somit mehr Antioxidantien und feinere Geschmacksnuancen. Alle unsere Verpackungen enthalten zudem einen QR-Code, mit dem Konsument*innen Informationen über die Lieferkette erhalten. Ziel dabei ist, Konsument*innen transparent den Weg ihres Tees in ihre Tasse - von farm-to-cup - aufzuzeigen.
In den kommenden Monaten werden wir unser Produktangebot um 2 weitere Produktlinien ergänzen, zum einen Cashew Butter mit Bio-Cashewnüssen aus dem Süden Tansanias, und zum anderen werden wir eine eigene Nahrungsergänzungsmittel-Linie mit u.a. Moringa-, Baobab- und Ashwagandha-Pulver starten. Bei all unseren Produkten steht im Zentrum, dass wir gesunde und leckere Produkte herstellen wollen, die gleichzeitig zum Lebensunterhalt der Erzeuger*innen beitragen.
Schauen wir uns die Nachhaltigkeit der Tees mal genauer an. Welche Materialien werden für die Verpackung verwendet und woher bezieht ihr die Rohstoffe?
Unsere Zutaten beziehen wir von insgesamt rund 2.500 Kleinbäuer*innen und landwirtschaftlichen Arbeiter*innen aus Tansania und der umliegenden Region. Die Kleinbäuer*innen sind entweder in Kooperativen oder in Unternehmen organisiert. Wichtig ist für uns, dass die Produzent*innen ökologische Landwirtschaft betreiben und ihre Mitarbeiter*innen fair behandeln und fair entlohnen. Im Gegenzug zahlen wir für die Zutaten Premiumpreise, das heißt wir zahlen mehr als die marktüblichen Preise, und unterstützen die Produzent*innen auch beim Aufbau ihrer Kapazitäten und unterstützen mit klima-smarten Agrartechnologien. Wie bereits erwähnt, arbeiten wir gerade sehr eng mit einer Kooperative zusammen, um eine Teefabrik aufzubauen, die orthodoxen Schwarz- und Grüntee herstellen wird.
Um auch unsere Verpackungen nachhaltig zu gestalten, haben wir uns bei unseren Teebeuteln für ein Material aus Maisstärke entschieden, das dementsprechend biologisch abbaubar ist. Zudem bieten wir unsere Teemischungen auch als offenen Tee an, um Verpackungsmüll einzusparen.
Der Zugang zu Verpackungsmaterial, egal ob herkömmlich oder nachhaltige Materialien, ist jedoch eine der größten Herausforderungen in Ostafrika. Nachdem wir uns eingehend über das in Afrika verfügbare Verpackungsmaterial informiert hatten, mussten wir leider akzeptieren, dass das Angebot an lokal hergestellten (nachhaltigen) Verpackungslösungen leider sehr eingeschränkt ist. Unsere Etiketten werden in Tansania gedruckt, während unsere anderen Verpackungen aktuell aus China kommen.
Unser Ziel ist, dass wir gemeinsam mit anderen Unternehmen eine größere Nachfrage nach lokalen Verpackungen schaffen, damit wir in Zukunft alle Verpackungen in Tansania beziehen können. Hier schließt sich auch wieder der Kreis zu unserem allgemeinen Ziel, lokale Wertschöpfungsketten aufzubauen. Man sieht, wenn die Weiterverarbeitung der Rohstoffe gleich vor Ort im Herkunftsland passiert, kommt eine Kettenreaktion in Gang und auch andere Wirtschaftsbereiche werden positiv beeinflusst.
Im nachhaltig produzierten Sortiment von Kazi Yetu gibt es neben schwarzem und grünem Tee auch exotische Sorten wie Hibiscus Star (Bild: Kazi Yetu).
Kazi Yetu verschreibt sich der transparenten Lieferkette. Wie genau sieht die aus und wie können Kund*innen das nachverfolgen?
Da wir die Meinung vertreten, dass jede*r Konsument*in das Recht hat zu wissen, wo ihr Einkauf genau herkommt, befindet sich auf jeder unserer Verpackung ein QR-Code. Scannt man diesen und gibt die jeweilige Chargennummer ein, kommt man auf eine Seite, wo die einzelnen Stationen der Lieferkette genau beschrieben sind. Somit können Konsument*innen z.B. sehen, von welcher Kooperative der Zimt der Teemischung kommt.
Um diese Transparenz zu ermöglichen, haben wir in den letzten Jahren ein genau auf unsere Bedürfnisse ausgerichtetes ERP System entwickelt, das uns eine genaue Rückverfolgbarkeit zur jeweiligen Zutatenquelle ermöglicht.
Ihr habt als Unternehmen mehrere Auszeichnungen wie als Weltladenlieferant und die B Corp Zertifizierung bekommen. Kannst du uns die einzelnen Zertifizierungen erklären und welche Relevanz sie für euch als Team haben?
Als soziales Unternehmen haben wir uns 2022 für die B Corp-Zertifizierung entschieden, weil sie eine ganzheitliche, vertrauenswürdige und seriöse Zertifizierung für Unternehmen bietet, die strenge Sozial- und Umweltstandards erfüllen und sich für Ziele engagieren, die über den herkömmlichen Unternehmensgewinn hinausgehen. Die B-Corp-Zertifizierung gilt für das gesamte Unternehmen und deckt die fünf wichtigsten Bereiche ab: Unternehmensführung, Arbeitnehmer*innen, Gemeinschaft, Umwelt und Kund*innen.
Zudem sind wir seit 2021 akkreditierter Lieferant von Weltläden in Deutschland. Der deutsche Weltladen-Dachverband hat klare Kriterien für seine Mitglieder, die in der "Konvention der Weltläden - Kriterien für den fairen Handel von Weltläden" aufgeführt sind. Die Konvention konzentriert sich auf sechs Kernbereiche: Handelspraktiken, Arbeitsbedingungen, Transparenz, Bildungs- und Informationsarbeit, Öffentlichkeitsarbeit und Umweltschutz.
Die Zertifizierungen fördern einerseits das Vertrauen der Konsument*innen in unsere Marke und unterstützen uns auch bei unserer internen Weiterentwicklung, andererseits sehen wir Zertifizierungen durchaus kritisch, da sie für viele kleine Unternehmen, vor allem aus dem Globalen Süden, eine große (finanzielle) Hürde darstellen. Wie bei so vielen anderen Themen ist auch hier ein genaues Hinsehen und ein Verständnis für die Realitäten von Kooperativen und Unternehmen im Globalen Süden zentral.
Kazi Yetu setzt auf faire Bezahlung und unterstützt ihre Mitarbeiteri*nnen auch darüber hinaus (Bild: Kazi Yetu).
Ihr seid inzwischen auf der ganzen Welt in Läden und im Onlineshop erhältlich. Wie sieht die Zukunft von Kazi Yetu aus und was wünscht ihr euch für die Entwicklung des Teams?
Bei Kazi Yetu wird es nie langweilig! Unsere nächsten großen Meilensteine sind die Bio-Zertifizierung unserer Teemanufaktur in Dar es Salaam sowie die schrittweise Zertifizierung einzelner Teemischungen, sowie der Marktausbau im DACH-Raum. Je mehr wir verkaufen, desto mehr Zutaten können wir einkaufen und desto größer kann unser Team werden!
Darüber hinaus passiert gerade etwas Großartiges in Tansania: In den Usambara-Bergen im Nordosten des Landes entsteht gerade mit der Sakare Specialty Tea Co (SSTC) der erste tansanische Teeproduzent, der im kompletten Besitz einer Kleinbäuer*innen-Kooperative ist. Die Gründung von SSTC ist Teil eines größeren Projekts, das wir mit der Unterstützung von CARE und Bloomberg Philanthropies durchführen. Das Besondere hierbei ist, dass SSTC sowohl eine 6 Hektar große Bio-Tee-Farm als auch eine Tee-Verarbeitungsfabrik für orthodoxen Grüntee und ganzblättrigen Schwarztee umfasst - die erste ihrer Art im Lande. Damit können die 1.615 Kleinbäuer*innen der Sakare Specialty Tea Coop maßgeblich ihr Einkommen steigern, denn der Verkaufspreis für verarbeitete orthodoxe Teeblätter ist ungefähr 15 Mal so hoch als bei unverarbeiteten Teeblättern. Die Sakare Specialty Tea Co zeigt, wie fairer Handel einen Schritt weitergedacht werden kann. Kleinbäuer*innen übernehmen nicht nur die landwirtschaftliche Produktion, sondern auch den Weiterverarbeitungsprozess!
Vielen Dank für das Interview, Katharina!
Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Kazi Yetu stellen möchtest?
Dann schreib sie in die Kommentare – wir freuen uns auf den Austausch mit dir!
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