Ein guter Wein wird gerne mal für ein leckeres Essen oder eine besondere Situation aufgemacht. Das Genussmittel erfreut sich großer Beliebtheit und die Ansprüche gegenüber dem edlen Tropfen sind oftmals höher als bei anderen Getränken. Auch innerhalb der Produktion von alkoholischen Getränken wie Spirituosen und Weinen gewinnt das Thema Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung.
my Biowine liegt die Qualität ihrer Weine genau so sehr am Herzen wie eine nachhaltige Produktion. Aufgrund dessen legen sie ihren Schwerpunkt auf Weine, die mit einem Demeter-Siegel ausgezeichnet sind. Wie eine nachhaltige Weinherstellung im Vergleich zu der herkömmlichen aussieht, warum Biowein eigentlich der originale Wein ist und was sich in der Bio-Branche verändern sollte, erzählt uns Günter M. Rindt, Inhaber von my Biowine, im Interview.
LifeVERDE: Hallo lieber Günter in eurem Onlineshop bietet ihr eine Auswahl verschiedener Bio-Weine und Champagner an. Wie entstand die Liebe zum Getränk?
Günter M. Rindt: Letztendlich kommt die Liebe zu Wein schon aus meiner frühen Kindheit, meine Eltern haben schon damals Wert auf gutes und qualitativ hochwertiges Essen gelegt und so wurde ich schon zum Genussmenschen erzogen. Zu gutem Essen gehört guter Wein und so schließt sich der Kreis.
Biowein wurde es tatsächlich erst, als meine Frau und ich vor ca. 15 Jahren unsere Ernährung auf „Bio“ umgestellt haben. Bei der Beschäftigung mit dem Thema stießen wir auf ein paar Fakten, die uns die Entscheidung leichter gemacht haben: Wein ist eines der wenigen Lebensmittel, dem bis zu 300 Inhaltsstoffe zugesetzt werden dürfen, ohne diese deklarieren zu müssen. Die einzige Deklarationspflicht gibt es für Sulfite, sonst nichts.
Da brauchen wir uns nicht mehr überlegen, wo nach dem Weingenuss die Kopfschmerzen herkommen. Wir haben uns daher relativ schnell bei Wein auch für Bio-Wein entschieden. Daher verkaufen wir aus voller innerer Überzeugung unsere Produkte.
Ihr schreibt auf eurer Website, dass Bio-Wein eigentlich der originale Wein ist. Was meint ihr damit genau?
Als um das Jahr 1840 der Kunstdünger von Justus Liebig erfunden wurde, änderte sich die komplette Landwirtschaft. Die Jahrhunderte vorher waren Vergangenheit und eine neue „Zeitrechnung“ begann. Die industrielle Landwirtschaft wurde zum Standard und die bis dahin gepflegte „biologische“ Anbauweise wurde zur Ausnahme. Somit sind wir der Meinung: Bio sollte wieder der Standard sein und die industrielle Landwirtschaft die Ausnahme. Die Natur hat es so vorgesehen.
Landwirtschaft ist in ihren Ursprüngen immer bio (Bild: my Biowine).
Anhand von welchen Kriterien wählt ihr die Weine für euren Shop aus?
Die Auswahl der Weine ist sicherlich das schwierigste Thema an unserer Profession. Grundsätzlich versuchen wir, die europäischen Anbaugebiete abzudecken, die gängigsten Rebsorten vertreten zu haben und die unterschiedlichen Preisklassen zu repräsentieren. Bei der Auswahl helfen uns Messen, Fachartikel und Verkostungen. Wir probieren jedes unserer Produkte selbst und schätzen einen möglichen Markterfolg ab, ungeachtet unseres eigenen Geschmacks. Und da kann es schon manchmal schwierig werden, aber bisher gelingt uns das ganz gut.
Über welche verschiedenen Arten von Spirituosen kann man sich in eurem Shop freuen?
Bei den Spirituosen tut sich gerade erfreuliches, die Vielfalt wächst täglich und wir sind gerade dabei, hier das Sortiment nicht nur um Spirituosen, sondern auch um alkoholfreie Spirituosen aufzubauen. Alkoholfrei ist derzeit ein absoluter Trend - sowohl bei Wein als auch bei Spirituosen.
Wir haben Gin, Amaro, Rum, Wodka, Limoncello, Grappa, Ouzo aber auch Armagnac im Sortiment, das Ganze dann natürlich auch in Alkoholfrei.
Bei my Biowine können sich Weinkenner*innen über eine große Auswahl freuen (Bild: my Biowine).
In eurem Shop gibt es auch veganen Wein zu kaufen. Was ist an der herkömmlichen Produktion nicht vegan?
Vegan in der Weinproduktion ist noch immer eher die Ausnahme. Die meisten Weine werden filtriert, um die Trübstoffe aus dem Wein zu bekommen, diese Trübstoffe werden oft mit tierischem Eiweiß oder mit Gelatine geklärt, somit ist dieser Wein schon nicht mehr als vegan zu bezeichnen, weil ja jetzt tierische Stoffe im Wein verbleiben.
Bei der veganen Filtrierung wird entweder gar nicht filtriert, der Wein bleibt trüb, oft bei Orange-Wein der Fall oder es wird Bentonit oder Aktivkohle zur Klärung eingesetzt. Bentonit ist eine natürliche Mineralerde aus vulkanischen Aschen oder deren Ablagerungen.
Inwiefern ist die Produktion von Bio-Weinen nachhaltig?
Bioweine sind schon von Haus aus „nachhaltig", da in den Weinbergen meist mit Gründüngung oder Unterpflanzug gearbeitet wird, also die Weinreben, Blumen, Gräser oder andere passende Pflanzen wachsen dürfen. Dies führt zu mehr Biodiversität in den biologisch angebauten Reben, die Artenvielfalt wird positiv beeinflusst.
Im konventionellen Weinbau werden dagegen Pflanzenvernichter, z. B. Glyphosat, aufgebracht, was einen offen unbewachsenen Boden mit sich bringt, hier wächst nichts um die Reben.
Im Weiteren ist zum Beispiel gerade bei der biodynamischen Anbau–Art schon in den Regularien der Zertifizierung die nachhaltige Landwirtschaft impliziert.
Im Weinkeller geht die Nachhaltigkeit weiter, der Strom für die Produktion kommt oft aus Solaranlagen, das verwendete Wasser wird wieder aufbereitet, der Transport wird CO2 neutral organisiert. Vermutlich ist es die Lebenseinstellung der sich mit dem Thema befassenden Menschen, dass der gesamte Prozess zum Nutzen der Natur ausgerichtet und nicht nur dem Profit unterworfen wird.
Nachhaltigkeit hört nicht bei der Produktion der Weine auf (Bild: my Biowine).
Welche Veränderungen würdet ihr euch innerhalb der Branche wünschen?
In Wirklichkeit sind wir mit unserer Branche ganz zufrieden. Für die gesamte Welt würden wir uns aber mehr biologisch geprägte Landwirtschaft, statt dem noch immer stattfindenden Raubbau, wünschen. Der Bioanteil liegt in Europa noch immer unter 10 %, aber mit deutlichem Wachstum.
Konkret in unserer Bio-Branche müssen wir darauf achten, dass die Biosiegel nicht zu sehr bei ihren Anforderungen einreduziert werden und am Schluss nur noch ein bisschen Bio übrig bleibt, daher legen wir unseren persönlichen Schwerpunkt im Sortiment auch auf die Demeter-zertifizierten Produkte - dem höchsten Bio-Level, was den Anspruch an den Anbau angeht.
Zum Schluss vielleicht noch eine Zahl zum Nachdenken: In Deutschland liegt der durchschnittliche Ladenverkaufspreis von Weine derzeit bei ca. € 2,34 für eine 0,75 l Flasche. Wo soll da Nachhaltigkeit und Wertschätzung herkommen?
Vielen Dank für das Interview, lieber Günter!
Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an my Biowine stellen möchtest?
Dann schreib sie in die Kommentare – wir freuen uns auf den Austausch mit dir!
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