Gesellschaft

Warum nicht jeder Wein vegan ist

Wein besteht aus gegärten Trauben und ist damit immer vegan. Das könnte man zumindest meinen. Warum dies trotzdem nicht immer der Fall sein muss, haben wir uns mal genauer angeschaut.

Wein besteht aus gegärten Trauben und ist damit immer vegan. Das könnte man zumindest meinen. Warum dies trotzdem nicht immer der Fall sein muss, haben wir uns mal genauer angeschaut.

08.02.2022 | Ein Beitrag von Nele Schauer | Bild: Unsplash

Dass in vielen Weinen tierische Bestandteile zu finden sind, überrascht nicht nur Veganer*innen. Die wenigstens wissen, was einen veganen Wein überhaupt ausmacht und nicht selten wird über diverse grüne V-Label auf den Weinflaschen gerätselt. Sind nicht sowieso alle Weine vegan? Die Antwort ist ein klares Jein. Denn trotz seiner pflanzlichen Bestandteile werden im letzten Produktionsprozess von Weinen traditionell tierische Proteine eingesetzt.

Veganer Wein - was ist das eigentlich?

Ein guter Wein schmeckt nicht nur während des Abendessens und ist für viele Deutsche neben Bier ein beliebtes Genuss- und Rauschmittel. So lieben auch viele Veganer*innen ihren Wein, obwohl nicht jeder Wein automatisch vegan ist. Zwar besteht der Wein aus Trauben, offiziell als vegan kann er jedoch auf Grund seiner traditionellen Herstellung nicht betitelt werden. Das hat etwas mit dem letzten Schritt des Herstellungsprozesses zu tun. Denn nachdem die Trauben für den Wein gelesen, gekeltert und gegärt wurden, kommen bei den meisten Weinen tierische Proteine zum Einsatz, um den noch trüben Wein zu klären. Hierbei wird häufig Eiklar, Kasein, Gelatine oder ein aus der Fischblase gewonnenes Protein verwendet.
Im Klärungs-, oder auch Schönungsprozess, benutzt man so beispielsweise Eiklar, um die Trübstoffe im Wein zu binden. Sobald sich diese am Boden abgesetzt haben, kann man den klaren Wein abziehen und später genießen. Durch den Filterprozess bleiben die tierischen Proteine im Endprodukt zwar nicht mehr zurück, mit ihnen in Kontakt getreten sind sie jedoch trotzdem. So kann auch trotz rein pflanzlicher Inhaltsliste ein Wein nicht mit dem Vegan-Siegel ausgestattet werden. Hier zählt nämlich vor allem der Herstellungsprozess und der Fakt, ob das Lebensmittel auch währenddessen mit tierischen Lebensmitteln in Berührung kam oder nicht. Ziemlich streng, für viele Veganer*innen jedoch ein Grund, sich  gegen herkömmlichen Wein zu entscheiden. Doch ob vegan oder nicht, warum werden für die Klärung überhaupt tierische Bestandteile verwendet, wenn es auch ohne geht. Und wie genau funktioniert das ganze eigentlich?


Vegan oder nicht: Pro Kopf trinken die Deutschen im Durchschnitt 20 Liter Wein im Jahr (Bild: Unsplash).

Die Herstellung von veganem Wein

Vegane Weine werden ohne Hilfe von tierischen Proteinen geklärt und auf den Flaschen mit den bekannten V-Labels gekennzeichnet. Im letzten Schritt kommen in veganen Weinen anstatt der oben genannten üblichen Hilfsmittel Aktivkohle und Minerale, wie Bentonit zum Einsatz. Diese tragen, wie ihre tierischen Kollegen, zum Klärungsprozess bei und führen dazu, dass unser Wein schön klar wird. Auch aus Erbsen, Kartoffelstärke und Bohnen können Proteine für den Schönungsprozess gewonnen werden, die völlig frei von tierischen Inhaltsstoffen sind. An sich ist der Herstellungsprozess von veganen und unveganen Weinen also relativ ähnlich. Sie unterscheiden sich nicht in ihren Hauptbestandteilen, sondern in ihren Entstehungsprozessen und hierbei, um genau zu sein, auch nur im letzten. Die Filtrierung mit tierischen Bestandteilen ist jedoch die traditionelle und damit auch die am weitesten verbreitetste Art und Weise der Herstellung. Dadurch ist tatsächlich der Großteil der Weine nicht vegan. Der vegane Boom der letzten Jahre hat sicherlich seinen Teil dazu beigetragen, dass es neben den herkömmlichen Weinen jetzt auch vegane Weine gibt. Einige wenige Weinbauer*innen setzen aber schon seit mehreren Jahrzehnten auf eine völlig tierfreie Produktionsart. 

Ist veganer Wein besser als herkömmlicher?

Viele Winzer*innen haben bereits erkannt, dass der vegane Lifestyle bei vielen auf den Tellern anfängt, jedoch nicht vor den Gläsern Halt macht. So gibt es mittlerweile zahlreiche Weinbauer*innen, die sich auf veganen Bio Wein spezialisiert haben und alle Rebsorten auch in vegan anbieten. Sei es Weiß-, Rot- oder Roséwein, Veganer*innen gehen nicht leer aus. Auch geschmacklich kommt der vegane dem konventionellen um nichts nach und ein Loch frisst auch der vegane Wein nicht in unsere Portemonnaies. Besonders durch den etwas längeren Ausbauprozess ist der vegane Wein auch bei Kenner*innen beliebt, und auch Allergiker*innen kommen beim histamin- und fructosearmen veganen Wein auf ihre Kosten. 

Veganer und herkömmlicher Wein sind geschmacklich nicht voneinander zu unterscheiden (Bild: Unsplash).

Veganer Wein ist also für viele bereits ein beliebtes Genussmittel. Ob dieser jedoch per se besser oder schlechter als herkömmlicher schmeckt, bleibt mit Blick auf tausende unterschiedliche Rebsorten und Marken dahingestellt. Genauso wie Rotweinfans Weißweinliebhaber*innen klarmachen wollen, der dunkle Wein sei der Bessere, geht es auch bei veganem oder nicht veganem Wein um die Traube selbst. Damit ist und bleibt es eine Sache des persönlichen Geschmacks. Da die Bestandteile jedoch in beiden Weinen gleich sind und sich das Vegan-Label nur auf den Entstehungsprozess bezieht, kann man vegane und herkömmliche Weine zumindest auf dem Papier geschmacklich nicht voneinander unterscheiden.

Auffällig ist nur, dass viele Käufer*innen von veganem Wein auch gerne zu Bio-Weinen greifen und die meisten veganen Weine auch zur gleichen Zeit biologisch hergestellt werden. Mit Blick auf den Geschmack muss auch das jedoch nichts heißen. So kann ein veganer Bio-Wein zwar schadstoffarm sein, jedoch trotzdem nicht dem persönlichen Geschmack entsprechen.

Um sicherzugehen, dass der gekaufte Wein tatsächlich vegan ist, hilft ein Blick auf das Etikett oder auf die unterschiedlichen Siegel.Meistens mit einem "V" gekennzeichnet, bekennen diese Symbole die rein pflanzlichen Inhaltsstoffe eines Lebensmittels. Hier gibt es noch keine einheitliche europäische  Regelung, weshalb ein prüfender Blick für alle veganen Weinfans  angebracht ist. Hier unser Tipp:  Wer das Siegel der Vegan Society of England, der europäischen Veganer-Union oder dem vegetarierbund findet, darf beruhigt sein. Zumindest bis es neben dem bekannten Bio-Siegel auch ein einheitliches “Vegan-Siegel” für Weine  gibt.

Veganer Wein für alle

Veganer Wein zeigt, dass es trotz traditioneller und herkömmlicher Produktionsweise von Lebensmitteln auch anders gehen kann. Denn auf tierische Bestandteile zu verzichten ist mit Blick auf andere, neuere Herstellungsweisen nicht nur im Bereich Wein von Vorteil und ein Schritt in eine nachhaltigere Richtung. Veganen Wein gibt es bereits überall zu kaufen. Egal ob im Discounter, Feinkost Laden oder Kiosk nebenan: Veganer Wein ist günstig und lecker. Wer es genau wissen will, kann ja mal den Geschmackstest wagen und schauen, ob veganer Wein vielleicht doch ein bisschen anders schmeckt. 

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