Die Bekleidungsindustrie in Deutschland hat eine lange Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich viele verschiedene regionale Besonderheiten in der Textilherstellung. Heute denkt man jedoch oft an Fast Fashion Produkte aus weit entfernten Ländern, wenn es um die Herstellung von Kleidung geht. Dass die Textilproduktion oftmals ohne Beachtung von Ethik- und Nachhaltigkeits-Aspekten stattfindet, gerät durch die Omnipräsenz von Fast Fashion Labels fast schon in Vergessenheit. Dabei ist es gerade jetzt in unserer globalisierten Welt umso wichtiger, dass wir auf umweltbewusste und menschengerechte Produktion achten, anstatt dem blinden Konsum zu verfallen.
Weit entfernt von der Fast Fashion Industrie finden wir Schwabenpower. Bei dem Bekleidungshersteller aus Baden-Württemberg ist der Name Programm: Mit lokaler Schwabenkraft werden schöne und nachhaltige Pullis, Shirts und Co. hergestellt – für den Onlineshop sowie für das Ladenlokal vor Ort in Hayingen. Warum die Schwaben auf slow fashion setzen, wie wichtig ihrer Meinung nach Regionalität in der Fashion Branche ist und was überhaupt hinter dem interessanten Firmennamen steckt, das erzählt uns Petra Siegle, Leiterin von Schwabenpower, hier im Interview.
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LifeVERDE: Liebe Petra, bei Schwabenpower gibt es allerlei nachhaltige Mode zu finden. Aus welcher Idee heraus entstand das Unternehmen?
Petra Siegle: Schwabenpower entstand erstmals aus der Idee unserer Hauptfirma, der MTS Schrode AG. Die Vision unserer Hauptfirma, im Tief- und Maschinenbau sowie der Softwareentwicklung, war bereits vor 20 Jahren regional, ressourcenschonend und umweltverträglich zu denken und zu handeln. Man muss wissen, die MTS Schrode AG ist heute in Deutschland eine der großen Vordenker für innovative Produktlösungen. Dort bestimmten zu den Anfängen träge Beschaffungsprozesse den Alltag. Reisewege, die wiederum zeitaufwendig waren, mussten hingenommen werden und viele weitere lähmende Prozesse machten den Arbeitsalltags einfach nicht gelungen rund. Man merkte schnell: Wir wollen bessere Lösungen schaffen. Dies waren die ersten Gedanken hin zur „Schwabenpower“. Daraus keimte später die Idee, eine eigene Marke „Schwabenpower“ zu erschaffen, welche diese Werte über die MTS Schrode AG hinaus transportiert. Zusammen mit der schlauen Möglichkeit in unserem ehemaligen Messehaus, dem heutigen Ladengeschäft in Hayingen, Schwabenpowerprodukte und eben diese Werte greifbar und erlebbar zu machen, die Qualität und Werte der Materialien und Herstellung zu fühlen und einfach pur anzukommen, liegt der Grundstein unserer Schwabenpower Welt.
Wie seid ihr ursprünglich auf den Namen Schwabenpower gekommen? Warum passt er so gut zu eurer Mode?
Unser Name ist tägliches Programm. In Schwaben, in unserer Region und damit in uns allen selbst steckt so viel Gutes, so viel Innovationsgeist und so viel Antrieb – einfach unsere Power. Diese Einstellung zu leben, angereichert mit dem Willen für ein besseres Morgen, ist für uns kein Trend, sondern eine innere Einstellung, eine Herzensangelegenheit. Wir stehen für Produkte aus Schwaben, für die Power der Menschen dahinter und unserer Wegbegleiter für unsere Produkte.
Mode für Klein und Groß: Schwabenpower produziert nachhaltige Shirts für alle (Bild: Schwabenpower).
Viele eurer Artikel bestehen aus Bio Baumwolle. Anhand welcher Kriterien erfolgt die Auswahl der Materialien und woher werden sie bezogen?
Unsere Produkte sind immer aus den besten und natürlichen Materialien hergestellt. Gute Materialien stehen für den langen Erhalt des Produktes und für das richtige Gefühl damit. Unsere 50-km Kollektion z.B. entsteht im Umkreis von 50km zu 72534 Hayingen. Bis auf die Bio-Baumwolle, die leider in Schwaben nicht wächst, kommen alle weiteren Schritte bis hin zum fertigen Lieblingsstück aus der Region. Wir möchten uns jedoch nicht „nur“ auf Bio-Baumwolle beschränken, wenngleich dies aktuell tatsächlich das meistgenutzte Garn ist. Wir prüfen auch regelmäßig weitere natürliche Materialien, deren Eigenschaften und Lebensdauer für unsere Kreationen von nächsten, tollen Textilien sinnvoll sein können.
Eure Mode bezeichnet ihr als Slow Fashion. Was können sich unsere Leser*innen darunter vorstellen? Und wie finden Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen dort statt?
Slow fashion steht für langsamen, langen Konsum, lange nutzbar und erlebbar. Das Gegenteil sind fast fashion products: Wegwerfprodukte, die kurzlebig sind, im Ausland hergestellt werden und aus minderwertigen Materialien bestehen. Da sind wir auch gleich beim Stichwort Nachhaltigkeit. Wir denken und arbeiten nachhaltig, weil wir die Ressourcen der Erde, Umwelt und von uns Menschen bewusst auswählen, einsetzen und keine Verschwendung tolerieren. Nachhaltig heißt für uns beispielsweise, Dinge mehrfach, besser und auf Dauer zu verwenden, natürlich Materialien nutzen und einfach sinnvolle Dinge anstoßen. In Hayingen produzieren wir bspw. den Strom, mit dem unsere Mitarbeiter*innen ihre Autos laden dürfen und mit denen wir zu unseren Partnerfirmen fahren, um die dort entstandenen Produkte abzuholen. Faire Arbeitsbedingungen, weil wir bei all unseren Geschäftspartnern darauf achten, wie die Produkte und die Dienstleistungen für die Schwabenpower Welt hergestellt werden. Es gibt keine Akkordarbeiten, eine angemessene Bezahlung, keine Kinderarbeit, keine Diskriminierung, eine wertschätzende Einstellung jedem gegenüber und wir versuchen stets das traditionelle Handwerk der Region zu erhalten.
Die schöne Damen-, Herren- und Kindermode gibt es nicht nur bei euch im Online-Shop zu entdecken. Ihr habt auch einen eigenen Laden in Hayingen. Welchen Store gab es zuerst und wie wird das Shopping vor Ort angenommen?
Ja, wie gesagt entstand unser urgemütlicher Laden in Hayingen aus dem Gedanken heraus, das ehemalige Messehaus der MTS Schrode AG weiter zu nutzen. Dem ein zweites Leben einhauchen. Wirklich urig und liebevoll entstand hier am Standort in Hayingen eine Oase zum Ankommen und sich wohlfühlen mit Schwabenpowerprodukten voller Werten. Der nächste Laden-Ableger entsteht in Kürze unweit unseres Kerngeschäftes, hier in der Region. Und für die nächsten Jahre sind weitere Ladengeschäfte in Planung. Der Vor-Ort Verkauf ist für uns sehr wichtig, weil jedes Produkt es Wert ist davon zu erzählen und ebenso von unseren Gedanken sowie der Idee Schwabenpower. Wir freuen uns über jeden einzelnen WOW- und Aha-Effekt, den wir „live“ spüren dürfen. Der Online Shop unterstützt uns dabei aber natürlich auch. Nicht jedem ist es möglich in unsere Region zu kommen bzw. immer wiederzukommen.
Mehr als nur T-Shirts und Jacken: Auch würzige Teemischungen gibt es im (Online-)Store zu entdecken (Bild: Schwabenpower).
In welchem Preissegment ordnet ihr euch ein, und warum spielt Regionalität dabei eine große Rolle?
Wir streben danach Traditionen zu erhalten, die Region zu stärken und die Arbeitsplätze der Region zu erhalten. Für ein besseres Morgen! Das alles ist es uns (immer wieder) wert, bei allen unseren Produkten einzubringen. Es ist nicht immer einfach, aber wir haben die unermüdliche Power, um für das Gute zu ringen und mutig für unsere Idee einzustehen. Die Leistung, dies alles zu berücksichtigen, macht Schwabenpower nicht preiswert, aber den Preis wert!
Was wünscht ihr euch für die Zukunft der Fashion Branche?
Unser Wunsch ist es, dass die Wertschätzung gegenüber Textilien aus der Region wieder mehr zurückkehrt, sowie die Sensibilisierung Dinge zu erkennen, die unsere Welt ins Ungleichgewicht bringen. Wünschenswert ist, dass das Denken an Ressourcen sowie die Umwelt und den dringend notwendigen sinnvollen Umgang damit wieder mehr in das tägliche Denken und schließlich dem Handeln rückt. Wir freuen uns auf ein besseres Morgen! Zukunft fängt zuallererst bei einem selber an.
Vielen Dank für das Interview, Petra!
Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Schwabenpower stellen möchtest?
Dann schreib sie in die Kommentare – wir freuen uns auf den Austausch mit dir!
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