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Die rote Woche grün gestalten – nachhaltig menstruieren mit Bloodmilla

INTERVIEW | Das passende Periodenprodukt zu finden, kann schon Herausforderung genug sein, aber wie behält man dabei noch die Umwelt im Blick?? Frag doch mal Bloodmilla!

INTERVIEW | Das passende Periodenprodukt zu finden, kann schon Herausforderung genug sein, aber wie behält man dabei noch die Umwelt im Blick?? Frag doch mal Bloodmilla!

26.04.2023 | Ein Interview von Delisa Bangura | Bild: Bloodmilla

Viele von uns erleben sie jeden Monat: die Periode. Manche wissen jedoch nicht, dass herkömmliche Einweg-Periodenprodukte wie Tampons und Binden eine große Belastung für unsere Umwelt darstellen. Jedes Jahr landen Millionen von Tampons und Binden in Mülldeponien und Ozeanen auf der ganzen Welt, wo sie Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte brauchen, um zu zersetzen. Zusätzlich dazu enthalten viele dieser Produkte Chemikalien, die nicht nur für die Umwelt, sondern auch für unsere Haut schädlich sein können. In diesem Kontext suchen immer mehr Konsument*innen nach umweltfreundlichen Alternativen zu herkömmlichen Einwegprodukten.

Bloodmilla bietet da die perfekte Lösung für dich. Das Unternehmen stellt eine Bandbreite an wiederverwendbaren Periodenprodukten, wie Stoffbinden, her, die wesentlich umweltfreundlicher und auch kosteneffektiver sind als herkömmliche Alternativen. Durch die Vielfalt an Möglichkeiten findet so jede menstruierende Person die passenden Produkte - egal ob Slipeinlage oder Binde, für ihre Periode. Isabel Fleschhut ist die Inhaberin von Bloodmilla und berichtet uns, welche Rolle Nachhaltigkeit im Unternehmen spielt, welche Vorteile wiederwendbare Alternativen mit sich bringen und was eigentlich ihr persönlicher Favorit ist. 

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LifeVERDE: Liebe Isabel, kannst du unseren Leser*innen kurz erzählen, was Bloodmilla genau macht und welche Produkte ihr anbietet?

Isabel Fleschhut: Bloodmilla ist ein Onlinefachhandel für nachhaltige Monatshygieneprodukte und Hersteller von waschbaren Slipeinlagen, Stoffbinden, interlabial Pads sowie Stilleinlagen, waschbaren Abschminkpads und Bindentaschen.

Unsere Stoffbinden und Slipeinlagen produzieren wir in unterschiedlichen Größen und Saugstärken, also von der kleinen dünnen Slipeinlage bis hin zur extra starken Nachtbinde. Auch farblich ist unser Angebot sehr vielfältig. Wer es bunt liebt, hat eine große Auswahl an tollen Farben. Neutraler sind dagegen schwarz und selbstverständlich bieten wir unsere Einlagen auch ungefärbt in natur an. Es ist also für jede Periodenstärke und jeden Geschmack etwas dabei.

Als Ergänzung zu unseren Produkten bieten wir zudem seit vielen Jahren Menstruationstassen und Menstruationsschwämmchen an. Vor allem bei den Menstruationstassen haben wir ein sehr breites Angebot von verschiedenen hochwertigen Modellen unterschiedlicher Hersteller aus Deutschland und der EU, zu denen wir auch ausführlich und kostenfrei beraten. Durch die jahrelange Erfahrung mit den Tassen können wir unseren Kund*innen sehr wertvolle Tipps bei der Wahl der passenden Tasse geben.


Bloodmilla bietet eine vielfältige Auswahl sodass hier jede*r das passende Produkt findet (Bild: Bloodmilla).

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, nachhaltige Periodenprodukte herzustellen?

Ich komme aus der Textilbranche, war schon vor der Gründung von Bloodmilla selbständig und habe u.a. Röcke nach Wunsch aus Biostoffen auf dem leider nicht mehr existierenden Marktplatz DaWanda angeboten.

Die Nähe zur Herstellung von nachhaltigen Produkten aus Biostoffen im Zusammenspiel mit regionaler Produktion war daher bereits seit einigen Jahren gegeben.
Als ich dann durch Zufall von waschbaren Slipeinlagen und Stoffbinden gehört habe, war mein Interesse geweckt und ich habe mich näher mit dem Thema beschäftigt. Da mich die Verarbeitung der Produkte, die ich damals auf dem Markt finden konnte und vor allem die verwendeten Materialien nicht überzeugt haben, war klar, dass ich die Sache selbst angehen werde. So habe ich 2012 begonnen Prototypen von Stoffbinden und waschbaren Slipeinlagen herzustellen und Materialien zu testen. Nach knapp einem Jahr Entwicklungszeit ging Bloodmilla dann im März 2013 online.

Die ersten Jahre habe ich die Bloodmillas komplett selbst genäht, es waren einige tausend Stück. Als die Nachfrage schlicht nicht mehr zu bewältigen war, habe ich 2016/2017 entschieden, auf die Produktion in der Näherei umzustellen. In dem Zuge wurde auch die Verarbeitung optimiert, der Schnitt angepasst und der dicke Plastik-Druckknopf durch einen kleinen flachen Metallknopf ersetzt und es entstanden die Modelle, wie sie heute im Shop erhältlich sind.

Von der Idee, nachhaltige Periodenprodukte anzubieten bis zum Start von Bloodmilla, was waren bisher eure größten Herausforderungen und wie habt ihr sie überwunden?

Da ich einen für die heutige Zeit untypischen Weg genommen habe, hielten sich die großen Herausforderungen bisher ehrlich gesagt in Grenzen. Wenn man sich Zeit lässt und viel Fleiß und Herzblut in eine Sache investiert, braucht man keinen Pitch bei einer*m Investor*in zu machen und kann auch langsam und nachhaltig wachsen. Der Vorteil daran ist, dass genügend Zeit ist, um dazu zu lernen und man die wirklichen Bedürfnisse der Kund*innen besser kennenlernt, was letztendlich dann immer der Qualität des Produktes zugutekommt.

Ich würde mir wünschen, dass die heutigen Gründer*innen sich etwas mehr Zeit lassen und nicht immer nur in groß, größer, am größten denken, bevor sie überhaupt ein Gefühl dafür bekommen haben, was es bedeutet, Unternehmer*in zu sein.

Trotzdem gibt es für jeder*n Unternehmer*in große Herausforderungen, für mich sind das z.B. immer wieder die Gesetzesänderungen für den Handel. Hier werden oft die kleinen Unternehmen vergessen und so muss man oft mit Dingen jonglieren, die eigentlich nur für große Unternehmen umsetzbar sind. Ein Beispiel hierfür ist z.B. das Verpackungsentsorgungsgesetz. Es ist schwer den Spagat zu schaffen innerhalb der EU Produkte zu verkaufen, wenn man in jedem Land eine andere Art der Registrierung für die Entsorgung von Verpackungen machen muss. Teilweise lohnt es sich für uns auch in manchen Ländern einfach nicht, weil die Kosten für die Registrierung im jeweiligen Land, gemessen an den Mengen, die wir versenden, zu hoch sind. Hier würde ich mir innerhalb der EU viel mehr Einheitlichkeit in der Umsetzung solcher Gesetze wünschen und vor allem pauschale Schwellen für sehr kleine Unternehmen. 

Welche Vorteile bringen eure Periodenprodukte mit sich und inwiefern unterscheiden sie sich von herkömmlichen Produkten in Bezug auf Nachhaltigkeit?

Die Bloodmilla Stoffbinden und Slipeinlagen unterscheiden sich von herkömmlichen Periodenprodukten zunächst natürlich in der Wiederverwendbarkeit. Unsere Produkte können über mehrere Jahre immer wieder gewaschen, getrocknet und wieder verwendet werden. Unsere Kundinnen können dadurch jeden Monat enorm viel Müll vermeiden.

Da im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern von waschbaren Binden und Slipeinlagen in den Bloodmilla Produkten keine Nässeschutzschicht eingearbeitet wird, sind diese besonders nachhaltig und umweltfreundlich was das Recycling angeht. Bis auf Garn und Druckknopf bestehen unsere Stoffbinden und Slipeinlagen zu 100 % aus Baumwolle, wodurch eine Trennung der Stoffschichten für das Recycling nicht nötig ist.
Durch die Baumwolle sind sie übrigens auch sehr atmungsaktiv und es entsteht kein Hitzestau im Schritt. Die Baumwolle ist zudem bei Allergien sehr gut verträglich und wir haben hier schon so manchen Liebesbrief von betroffenen Kund*innen bekommen, die herkömmliche Periodenartikel nicht vertragen haben. Hier kommt es öfter als man denkt zu Ausschlag und Juckreiz, da spreche ich wirklich aus den Erfahrungen und Rückmeldungen teilweise wirklich verzweifelter Kundinnen denen wir mit unseren Produkten sehr helfen konnten.

 Kannst du uns erklären, welche Materialien ihr verwendet?

Wir verwenden für unsere Stoffbinden, Slipeinlagen und auch die Pads ausschließlich Stoffe aus zertifizierter Baumwolle (kbA). Ein Großteil der Stoffe wird auch in Deutschland gestrickt und gefärbt, alle anderen Materialien wie das Molton (Saugkern der Binden) und Nicki, ebenfalls beides aus zertifizierter Bio-Baumwolle, kommen aus Europa. Wir verwenden keine Form von Nässeschutz, weder als Beschichtung noch als Membran oder Laminierung mit z.B. PU. Bloodmilla setzt alleine auf die Saugkraft der unterschiedlichen nachhaltigen Baumwollstoffe.

Leider dürfen wir seit kurzem nicht mehr auf unserer Seite informieren, nach welchem Standard die Stoffe zertifiziert sind, obwohl wir für jede Stofflieferung kostenpflichtig die Zertifikate ausstellen lassen. Der Betreiber des Siegels (einer der höchsten Standards in der Textilbranche) hat dies jahrelang nicht beanstandet, da wir vollkommen transparent informiert haben, dass nur die Stoffe, aber nicht das Endprodukt entsprechend zertifiziert sind. Nun mussten wir aber Ende 2022 plötzlich den Namen des Standards überall entfernen, was wir natürlich sehr schade finden.

Eine Zertifizierung des Endproduktes selbst kommt für uns vor allem aus Kostengründen bedauerlicherweise nicht infrage, obwohl wir in der Näherei bereits entsprechend den Vorgaben des Standards fertigen.

Eine Produktzertifizierung würde unsere Einlagen unnötig verteuern und enttäuschender Weise hat es bis heute kein Biotextil-Standard geschafft vernünftige Lösungen für kleine Unternehmen und Manufakturen auszuarbeiten, die zu angemessenen Kosten umgesetzt werden können.


Die Pads garentieren dir einen extra Schutz und sind dabei sehr bequem zu tragen (Bild: Bloodmilla).

Gibt es bestimmte Aspekte, die Kund*innen bei der Reinigung eurer waschbaren Stoffbinden und Slipeinlagen beachten sollten?

Ja, es gibt in der Tat einige Dinge, die beachtet werden sollten.
Unsere Stoffbinden entfalten erst nach ca. 3 Wäschen bei 60 °C ihre volle Saugkraft und sollten daher auch bei dieser Temperatur 1-2 mal vorgewaschen werden.

Eine Wäsche bei 60 °C ist für eine hygienische Wäsche vollkommen ausreichend und daher auch unsere Empfehlung. Wer die Bloodmillas lieber bei 90 °C waschen möchte, kann dies aber selbstverständlich tun, sie sind sehr robust und haben auch hier die Langzeittests bestanden.

Nach der Wäsche werden die Stoffbinden und Slipeinlagen nass etwas in Form gezogen und können anschließend auf der Wäscheleine oder im Wäschetrockner getrocknet werden.

Wer Flecken vermeiden möchte, sollte die Binden möglichst direkt nach der Benutzung mit kaltem Wasser und etwas milder Seife auswaschen. Anschließend können die Stoffbinden bis zur Wäsche in der Waschmaschine getrocknet werden, wer mag, kann sie auch in Wasser mit einem Spritzer Essigessenz einweichen. Letzteres ist aber kein Muss.
Auf Weichspüler sollte ebenfalls verzichtet werden, was aber für alle Textilien gilt. Wäschespüler auf Basis von Zitronensäure oder einfach nur Essigessenz sind aber kein Problem und machen die Einlagen schön weich. Wir empfehlen außerdem ausschließlich Biowaschmittel zu verwenden. Herkömmliche Waschmittel enthalten meist Duftstoffe, Bleiche und auch teilweise Weichspüler. Es wäre zu schade diese Stoffe in unsere Biotextilien einzuwaschen, wo wir doch penibelst darauf achten, dass diese Stoffe eben gerade nicht in unserem Material aus Bio-Baumwolle enthalten sind.

Auch z.B. Waschmittel für schwarze Wäsche sind wirklich kontraproduktiv, da diese nicht die Farbe erhalten, sondern einfach die Stoffe überfärben. Leider haben wir all das schon von Kund*innen gehört. Meist wird hier in dem Glauben dem Textil etwas Gutes zu tun genau das Gegenteil erreicht, denn von Bio-Baumwolle kann man nach der Behandlung mit so einem Waschmittel nicht mehr sprechen, und einmal drin bekommt man die u.U. auch schädlichen Stoffe meist nicht mehr ganz rausgewaschen.  

Was tut Bloodmilla konkret, um einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten? 

Alle Artikel, die wir selbst produzieren, werden aus zertifizierten Biostoffen in Deutschland in einer kleinen Näherei in Handarbeit genäht. Wir setzen schon immer auf die regionale Herstellung und kurze Wege, da unserer Meinung nach hier am Meisten für ein Nachhaltiges Produkt getan werden kann.
So lassen wir den Großteil unserer Stoffe ganz in der Nähe der Näherei stricken und färben, also alles made in Germany.

In der Produktion selbst haben wir uns entschieden, nicht im Akkord nähen zu lassen, sondern im Stundenlohn. Das ist zwar teurer, hat aber den Vorteil, dass die Näher*innen sorgfältiger nähen können und dadurch so gut wie keine Ausschussware produziert wird.

Ein weiterer Vorteil ist, dass wir so auch kleinere Stückzahlen je Artikel produzieren können, so werden auch immer nur die Artikel produziert, die benötigt werden.

Beim Zuschnitt achten wir zudem auf eine optimale Stoffausnutzung und wenig Verschnitt.

Unsere Produkte selbst werden nur mit einem Papieretikett ausgestattet, auf eine komplette Umverpackung wird der Umwelt zu Liebe verzichtet.
Versendet wird selbst verständlich plastikfrei in wiederverwendbaren Recyclingkartons mit DHL „Go Green“ und der deutschen Post. Hier ist uns die Nachhaltigkeit besonders wichtig. 

Zu guter Letzt noch eine persönliche Frage an dich: Ihr bietet ein ziemlich großes Spektrum an Periodenprodukten an, was ist dein Lieblingsprodukt?

Oje, das ist eine gute Frage. Es gibt meiner Erfahrung nach nicht das EINE Produkt und ich finde alle toll. Daher nutze auch ich die unterschiedlichen Produkte situationsabhängig. So ist die Menstruationstasse zum Schwimmen, beim Sport und Campingtrips für mich die perfekte Wahl. Zu Hause verwende ich unsere Stoffbinden und Slipeinlagen gehören sowieso zur täglichen Standardausstattung. Hier nutze ich hauptsächlich unsere Frottee-Slipeinlagen, diese halten im Winter untenrum etwas warm und in heißen Sommern können sie sehr viel Schweiß aufnehmen.
Periodenslips nutze ich wenig, weil der Wechsel einfach oft zu umständlich ist.

Vielen Dank für das Interview, Isabel!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Bloodmilla stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare – wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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