LifeVERDE Experten für nachhaltige Schuhe: Christian Ohm, Christoph Mayer I Bild: Alexandra Gorn
Sie sind unsere täglichen Begleiter und tragen uns von A nach B - Schuhe. Dennoch greifen die meisten noch zur Fußbekleidung der konventionellen Schuhindustrie, bei der billige Produktion nach wie vor im Vordergrund steht und Nachhaltigkeit in diesem Segment noch weit entfernt gibt. Trotz dessen gibt es bereits einige Anbieter*innen, die sich der Herstellung von nachhaltigen Schuhe gewidmet haben. Doch wann sind Schuhe eigentlich nachhaltig? Und woran erkenne ich nachhaltige Schuhe oder Schuhmarken?
Solche und ähnliche Fragen zum Thema nachhaltige Schuhe stellen sich hunderte Menschen täglich – ein klarer Fall für unser Informations-Format „Frag die Expert*innen!”. Wir bringen Licht ins Dunkel und geben eure Fragen rund um nachhaltige Produkte und Themen direkt an unsere Partner*innen weiter, die selbst Hersteller*innen, Produzent*innen, Dienstleister*innen, Wissenschaftler*innen oder aus einem anderen Grund Expert*innen auf dem jeweiligen Gebiet sind.
Die besten Marken für nachhaltige Schuhe in den LifeVERDE-Bestenlisten!
- Was macht einen Schuh zu einem nachhaltigen Schuh?
- Aus welchen Materialien können nachhaltige Schuhe hergestellt werden?
- Was macht einen Schuh vegan?
- Wie kann man Schuhe, im Sinne der Nachhaltigkeit, langlebiger machen?
- Auf welche Siegel sollte man bei der Suche nach nachhaltigen Schuhen achten?
- Welche Eigenschaften sollten Materialien haben, damit diese zum Upcycling für nachhaltige Schuhe verwendet werden können?
- Wie werden nachhaltige Schuhe hergestellt?
- Wie pflegt man vegane Schuhe?
- Wie sollten nachhaltige Schuhe aus recycelten Materialien gepflegt werden?
- Womit kann man seine Schuhe nachhaltig imprägnieren?
- Wie viele Schuhe werden im Jahr hergestellt?
- Wie viel Geld geben die Deutschen für Schuhe aus?
- Wie sollte man Schuhe am besten entsorgen?
- Wie viele Schuhe haben die Deutschen im Durchschnitt?
- Wie ist die CO2-Bilanz bei Schuhen?
Ein wirklich nachhaltiger Schuh kann aufgrund seines Designs und seiner Qualität lange getragen, bei Schäden repariert und am Ende seines Lebens problemfrei dem Energiekreislauf zugeführt werden.
Christoph Mayer (Think!)
Wer nachhaltige Schuhe herstellt, sollte sich vorher konzeptionelle Gedanken machen und sich fragen, für welche nachhaltigen Aspekte seine Kollektion stehen soll. Danach kann mal sich überlegen welche Materialien in Frage kommen:
- Synthetische hergestellte Materialien bieten sich oftmals als Lederersatz an für Schuhe, die vegan sein sollen
- Leder selbst kann nach vielen Aspekten ausgesucht werden: Produktionsland, Gerbverfahren oder Tierart. Rinder sind leider die größten CO₂ und Methan Produzenten und die Verwendung von Rindleder hinterlässt oftmals, nicht zuletzt wegen der langen Transportwege, einen größeren CO₂ Abdruck als Ziegenleder aus Europa.
- Recycelte Polyesther Fasern bieten sich ebenfalls an z. B.für den Sportschuhbereich
Sabine Moormann (8beaufort.Hamburg)
Ein veganer Schuh beinhaltet keine Materialien tierischen Ursprungs, weder in den sichtbaren Elementen wie z.B. dem Obermaterial oder dem Innenfutter, noch in den weniger sichtbaren Bestandteilen, wie z.B. dem verwendeten Klebstoff oder sonstigen Zusätzen. Diese Bestandteile werden stattdessen durch natürliche, pflanzliche, synthetische oder auch durch recycelte Alternativen ersetzt. Da manche tierische Inhaltsstoffe nicht so leicht erkennbar sind, ist es hilfreich nach dem „PETA-approved Vegan“ Logo bzw. Siegel Ausschau zu halten, welches von der Tierschutzorganisation speziell für die Modebranche und für diese Fälle entwickelt wurde. Diese Zertifizierung bestätigt, dass das Produkt wirklich frei von tierischen Bestandteilen ist und kein Tier für dessen Herstellung leiden musste.
Christian Ohm (Sneakers Unplugged)
Langlebige Schuhe haben ein zeitloses Design (Slow Fashion), können aufgrund ihrer hohen Qualität und Fertigung lange getragen und repariert werden.
Christoph Mayer (Think!)
Im Gegensatz zu anderen Bereichen gibt es bei Schuhen noch relativ wenige Siegel und es existiert auch kein branchenübergreifender Nachhaltigkeitsstandard, auf den man sich verlassen kann. Das liegt zum einen daran, dass die Kategorie der nachhaltigen Schuhe noch relativ jung ist, zum anderen ist die Schuhherstellung viel komplexer und beinhaltet bis zu 25-30 verschiedene Materialien und Bestandteile, die man einzeln gewichten und zertifizieren müsste. Grundsätzlich hilfreich und öfter anzutreffen sind:
1) PETA-approved vegan: Zertifizierung der tierfreien Schuhe
2) LWG Gold Zertifizierung: Umwelt- und Ethische Standards bei Lederschuhen
3) GOTS: Biologische Herkunft sowie Umwelt- und Sozialstandards bei Schuhen aus/mit Naturfasern
4) GRS: Produkt- Umwelt und Sozielstandards und Vorgaben bei Recyclingmaterialien
5) OEKO-TEX 100: Zertifikat für schadstoffgeprüfte Textilien und deren Bestandteile
6) Fair Trade oder BSCI: Standards zu Lebens- und Arbeitsbedingungen
Christian Ohm (Sneakers Unplugged)
Das hängt natürlich vom jeweiligen Einsatzbereich und vom Style des Schuhs ab: Indoor oder Outdoor, Sport oder Business, Sommer oder Winter. Ein Flipflop benötigt einen anderen Kriterienkatalog als ein Winterstiefel.
Auf jeden Fall sollte man sie gut testen und auf Herz und Nieren prüfen. Schuhe werden extremen Belastungen ausgesetzt. Leder wird dafür seit über 1000 Jahren verwendet und hat viele Vorteile, wie Reißfestigkeit, Reibechtheit, Wärmebeständigkeit, Durchlässigkeit.
Die Verfügbarkeit des Materials, welches upgecycelt werden soll, sollte ebenfalls untersucht und quantifiziert werden.
Sabine Moormann (8beaufort.Hamburg)
Das handwerkliche an sich unterscheidet sich nicht grundlegend von einer konventionellen Schuhherstellung, allerdings gibt es natürlich trotzdem große Unterschiede. Zum einen sind die verwendeten Materialien überwiegend aus natürlichen, recycelten Materialien oder zertifizierten Naturfasern und es wird bei der Produktion darauf geachtet keine giftigen Stoffe zu verwenden oder Abwässer zu verunreinigen. Darüber hinaus werden Lieferwege und CO2 Emissionen minimiert und kompensiert, erneuerbare Energien verwendet, Wasserverbrauch drastisch gesenkt und unter fairen Bedingungen gearbeitet, bei denen neben der Bezahlung auch auf Arbeitssicherheit geachtet wird. Außerdem sind die meisten Fabriken kleinere, oftmals familiengeführte Betriebe, die in kleineren Stückzahlen per Hand fertigen.
Christian Ohm (Sneakers Unplugged)
Es kommt darauf an, aus welchen Materialien die Schuhe bestehen. Bei den meisten veganen Schuhen aus natürlichen oder recycelten Materialien mit glatten Oberflächen reicht die Reinigung mit einem feuchten Tuch und etwas Seife. Bei Stoffen oder Mesh Materialien sollte eine Bürste verwendet werden, mit einer Zahnbürste und etwas Seife bekommt man die meisten Flecken sogar aus dem Mesh Material heraus. Für vegane Materialien im „Wildleder-Look & Feel“ würden wir tatsächlich eine Wildlederbürste empfehlen, da die Gummiborsten am schonendsten sind. Grundsätzlich für alle gilt 1) die Schuhe nicht in der Waschmaschine zu waschen und 2) einen Schuhspanner verwenden, um die Schuhe lange in Form und weniger anfällig für Abrollkanten und unschöne Falten zu machen. Eine Imprägnierung ist bei Kunstleder oder anderen Leder-Alternativen in der Regel nicht zwingend notwendig, da die Schuhe bereits wasserabweisende Eigenschaften besitzen.
Christian Ohm (Sneakers Unplugged)
Kurz gesagt : GUT!
Seine Schuhe zu pflegen ist leider etwas aus der Mode gekommen. Für die Pflege von Schuhen aus recycelten Materialien gilt grundsätzlich das Gleiche wie bei herkömmlichen Schuhen auch. Der Schuh sollte vor dem Gebrauch imprägniert werden. Es gibt am Markt tolle Produkte, die lösungsmittelfrei und ohne Treibgas imprägnieren und pflegen.
Sollten Schuhe nass werden, sollte man sie möglichst schonend trocknen: Mit Papier ausstopfen und bei Raumtemperatur trocknen lassen. Da die Schuhe auch körpereigene Feuchtigkeit abbekommen wird empfohlen, die Schuhe öfter zu wechseln und bei dem geparkten Paar, die Innensohle heraus zu nehmen, damit Luft zirkulieren kann. Die Sohlen von weißen Sneakern beispielsweise bekommt man ganz gut mit handelsüblichen Reinigern (BIO) für Kunststoffe sauber.
Schuhe in der Waschmmaschine zu reinigen ist grundsätzlich keine gute Idee: Extreme Belastung der Materialien und der Abrieb von Sohlen, der entsteht, wird direkt ins Wasser geleitet (Mikroplastik) tragen nicht zur Nachhaltigkeit bei.
Sabine Moormann (8beaufort.Hamburg)
Für umweltbewusstes Impgrägnieren eignen sich nachhaltige Schuhpflegeprodukte!
Christoph Mayer (Think!)
Weitere Hintergrundinformationen zum Thema nachhaltige Schuhe
(Erstellt von Laura Hampel für die LiveVERDE Redaktion)

Insgesamt sind es im Jahr 2021 ca. 10,62 Milliarden Euro gewesen. Erschreckend ist, dass rund 50% aller Leute weniger als 30€ pro Schuhpaar ausgibt. Nur 20% geben beim Schuhkauf mehr als 100€ aus. Und bei Schuhen gilt eindeutig: Wer billig kauft, kauft zweimal. Es lohnt sich, Geld für einen qualitativen Schuh auszugeben, denn diese halten in der Regel bei richtiger Pflege viel länger.
Oft werden Schuhe weggeschmissen, die andere noch tragen würden, oder die noch zu reparieren sind. Der nachhaltigste Weg ist natürlich, Schuhe so lange wie möglich zu nutzen.
Überlege zuerst, ob du den Schuh wirklich nicht mehr retten kannst. Oft kann ein Schuster helfen, manchmal sogar der Hersteller selbst.
Der Altkleidercontainer ist geeignet, für Schuhe, die du nicht mehr gerne trägst, die aber noch intakt sind. Dort werden sie gespendet. Am besten bindest du die Schuhpaare zusammen, damit sie sich nicht verlieren.
Vor manchen Kleidungs- oder Schuhgeschäften stehen Container speziell für gebrauchte Kleidung und Schuhe. Ansonsten kannst du auch mal an der Kasse nachfragen, manchmal wird die Kleidung auch dort im Lager gesammelt.
Natürlich kannst du dir auch selbst gemeinnützige Organisationen heraussuchen, und bringst gleich mehrere Schuhe, oder auch noch Kleidung dorthin. Dabei weißt du auch ganz genau, dass die Teile auch wirklich da ankommen, wo sie hinsollen.
Wenn die Schuhe wirklich nicht mehr tragbar sind, bleibt die Frage nach der richtigen Entsorgung. Dabei gilt: Sie gehören nicht in die gelbe Tonne oder in den Sperrmüll. Entweder du entsorgst sie auf dem Wertstoffhof, oder im Restmüll.

Ein durchschnittlicher Sportschuh erzeugt der der Herstellung rund 13,6 kg CO2-Emissionen. Das liegt hauptsächlich daran, dass die Schuhe zum großen Teil aus Kunststoff bestehen, was bei der Herstellung viel Energie benötigt. Weltweit macht die Schuhproduktion 1,4% der weltweiten Emissionen aus. Im Vergleich: Alle Flüge erzeugen weltweit im Jahr 3,5% aller Emissionen. Klingt vielleicht erst mal nicht so dramatisch, ist aber unverhältnismäßig viel. Höchste Zeit umzudenken: Adidas hat in einer Kollaboration mit Allbirds nun einen Sportschuh auf den Markt gebracht, der nur 2,94 kg Treibhausgase produziert. Aber auch viele andere Marken setzen auf Nachhaltigkeit und es gibt eine immer größer werdende Auswahl an umweltfreundlichen Schuhen.
Was sind deine Fragen zum Thema nachhaltige Schuhe?
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