Wir haben wieder ein Interview mit Sandy P. Peng geführt. Sie ist Tattoomodel und Aktivistin für Tierschutz und Tierrechte. Mit Freude und Leidenschaft macht sie auf das Thema aufmerksam und versucht, insbesondere über soziale Netzwerke ein Bewusstsein im Umgang mit unseren Mitbewohnern der Erde zu schaffen. Passend zum kommenden Herbst stellt sie sich gegen die Pelzindustrie und kreiert neue Statements für ihre eigene Modereihe. Sie geht als Beispiel voran - wir wollen uns einreihen: Worauf du beim Kauf neuer Herbstkollektionen achten solltest und wie haarig es in der Modeindustrie aussieht, erklärt dir Sandy im Folgenden.
LifeVERDE: Hi Sandy, schön, dich wieder bei uns zu haben! Für alle, die dich noch nicht kennen: Mit welchem Gedanken hast du 2009 diesen Weg eingeschlagen?
Sandy P. Peng: Sie sind weiß, klein, flauschig und haben dunkle Knopfaugen - junge Seehunde. Ein Bericht über sie, die aufgrund ihres Felles (Whitecoat) abgeschlachtet wurden und heute immer noch werden, legten den Grundstein für meinen heutigen, intensiven Tierrechtsaktivismus. Ich war schockiert und begann noch mehr hinter die Kulissen dieser grausamen „Industrie“ zu schauen. Erschüttert und wütend wollte ich die ganze Welt über diese Grausamkeiten informieren.
Der Herbst steht wieder vor der Tür. Was beschäftigt sich in dieser Saison besonders?
Seit über einem Jahrzehnt verfolge ich die Täuschungen und Lügen der Modeindustrie und bin jedes Jahr entsetzt, dass es Pelzprodukte immer wieder in die Regale schaffen, obwohl durch Internet und Medien jeder fühlende/interessierte Mensch die blutige Wahrheit hinter einem Pelz erkennen müsste. In jeder noch so kleinen Bommel „schlug einmal ein Herz“.
Jedes Jahr werden mehr als 140 Millionen Tiere vergast, durch Elektroschocks getötet oder mit einer Eisenstange erschlagen. Für was? Für einen billigen Schlüsselanhänger und einen peinlichen Kragen an einer Jacke?
Pelz ist kein Statussymbol, sondern eine Bankrotterklärung der eigenen Empathie und des eigenen Anstandes.
Leider ist Echtpelz immer noch häufig ein Begleiter der Herbst und Wintermode. Inwiefern positionierst du dich dagegen und was unternimmst du, um einen Wandel in der Branche voranzutreiben?
Durch Aufklärung! Durch unzählige Gespräche und Diskussionen.
In den letzten 10 Jahren habe ich an sehr vielen provokanten Pelzprotesten und - demos teilgenommen und Reden gehalten. Ich war das Gesicht von mehreren Anti-Pelz-Kampagnen von unterschiedlichen Tierrechtsorganisationen.
Außerdem versuche ich über meine unterschiedlichen Social-Media-Kanäle und meine Webseite die Menschen zu erreichen.
Ich werde meine Stimme immer für die Millionen stimmlosen Wesen erheben und dazu zählt natürlich auch, dass ich auf das Leid der sogenannten „Nutztiere“ aufmerksam machen möchte. Jedoch werde ich niemals aufhören, den Pelztieren meine Stimme zu geben. Vor ein paar Jahren habe ich bei einem Interview mit dem veganen Modemagazin „noveaux“ geantwortet: „...und wenn ich mich mit 70 noch blutverschmiert auf die Straße lege, um auf die schreckliche Pelzindustrie aufmerksam zu machen.“ An dieser Einstellung hat sich nichts geändert.
Um ein Zeichen für den Tierschutz zu setzen, hast du deine eigene Statement-Mode herausgebracht. Welches Statement steckt genau dahinter?
Mit meiner handbedruckten, fair-zertifizierten Mode haben die Träger*innen die Möglichkeit, ohne großen Aufwand, ein persönliches Statement zu einem Thema abzugeben. Sie erheben ihre Stimme, positionieren sich für ein Thema und bekunden ihre Solidarität. In meinem Sortiment findet ihr Statements zu Tierversuchen, Pelztieren und Meereslebewesen. Auch kann Mann/Frau den eigenen Standpunkt zu „Nutz“-Tieren, Menschen- und Tierrechten, Tieradoption/-rettung und Speziesismus „nach außen tragen“ und somit Teil eines friedlichen und so wichtigen Umdenkens sein.
Dürfen wir uns zukünftig über neue Statements freuen? Vielleicht in Verbindung mit der aufkommenden Pelz-Mode?
Selbstverständlich sind bereits neue Designs in Arbeit und ich freue mich schon sehr darauf!
Hast du Tipps, wie wir uns am besten für den Tierschutz aussprechen können und Tierprodukte in der Mode boykottieren können?
Es gibt mittlerweile so wunderbare und hochwertige tierleidfreie Alternativen, für die keine Tiere gezüchtet und getötet werden müssen. Im Internet findet ihr zahlreiche Informationen über die Produktion von Pelz-, Seide, Wolle- und/oder Lederprodukten.
Konntest du in den letzten Jahren einen Wandel in dieser Branche feststellen?
Ja, definitiv! Es findet ein Wandel statt und immer mehr Menschen greifen zu nachhaltigen, fairen und tierleidfreien Produkten! Das motiviert sehr!
Was sollte deiner Meinung nach vor allem in der Politik passieren, um diesen Wandel weiter voranzubringen und Tierquälerei zu beenden?
Zunächst könnte die Politik sehr viel mit realistischen Kennzeichnungspflichten bewirken und die Politik könnte auch idyllisch anmutende und doch an Haaren herbeigezogene Bezeichnungen unterbinden, wenigstens kontrollieren (lassen). Könnte sie, wenn sie denn wollte! Doch scheinbar sitzen Politiker und Industrieelle zu oft und zu eng an einem Tisch.
Nehmen wir einfach mal den Begriff Kunstpelz. Niemand prüft von offizieller Seite, ob Echtpelz nicht verbrauchertäuschend als Kunstpelz „getarnt“ wurde.
Oder abseits der Pelz-Grausamkeit, das „Produkt“ Weidemilch: Denkt der Verbraucher nicht automatisch an grüne Wiesen und glückliche Tiere? Als Weidemilch darf Milch von Kühen schon deklariert werden, wenn sie nur an 120 Tagen im Jahr für je sechs Stunden auf der Weide stehen. Die Realität sieht jedoch oft anders aus und selbst diese Mindeststandards werden nicht oder unzureichend kontrolliert.
Mit diesen und ähnlichen Labels sollen Tiere als Lebewesen nach außen wahrgenommen werden, um hinter den Kulissen weiter heimlich zu „Produktionseinheiten“ zu verkommen und somit mehr Geld für die Industrie zu erbringen.
Welche Botschaft möchtest du im Hinblick auf den Herbst an diese Industrie loswerden?
Kauft keinen Pelz, verzichtet auf Accessoires, Mützen und Jacken mit Pelzbesatz, auch wenn ein Etikett "Kunstpelz" verspricht. Denn es ist egal, ob ein Hund in China totgeprügelt wurde, ein Nerz in einer europäischen Farm vergast wurde, ein Fuchs von "selbsternannten Naturschützern" namens Jäger erlegt oder dem Kojoten in Kanada, mit einem Tellereisen die Pfote zerschmettert wurde. Pelz war Leben und es gibt keinen vernünftigen Grund, dass noch immer Pelz getragen wird.
Sandy P. Peng
Facebook, Instagram: Sandy P. Peng
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Bilder: Sandy P. Peng