Grüne Wirtschaft

Vom Sperrmüll ins Wohnzimmer – Hier werden gebrauchte Gegenstände Aufgemöbelt

INTERVIEW | Egal ob Sperrmüll, Textilien oder alte Gebrauchsgegenstände – Friederike möbelt nutzlos geglaubte Dinge wieder auf und entwickelt neue Produkte.

INTERVIEW | Egal ob Sperrmüll, Textilien oder alte Gebrauchsgegenstände – Friederike möbelt nutzlos geglaubte Dinge wieder auf und entwickelt neue Produkte.

25.03.2021 | Ein Interview geführt von Deborah Iber | Bilder: Aufgemöbelt, Unsplash


Die Jeans hat ein großes Loch? Der Sessel ist futsch? Bei den meisten würden diese Dinge direkt in die Tonne wandern. Für die Frau hinter Aufgemöbelt gehört einiges, was andere längst wegwerfen würden, aber keinesfalls in den Müll. Denn viele Dingen kann man super wiederverwerten und daraus neue Gegenstände und Co. basteln. Im Interview erklärt uns Friederike, wie sie dazu kam und wie die Gegenstände von ihr aufgemöbelt werden.
 

LifeVERDE: Friederike, du machst aus verschiedenen gebrauchten Gegenständen und Materialien handgemachte Unikate. Wie kamst du dazu, Aufgemöbelt zu gründen?

FRIEDERIKE KRÜGER: Schon als Jugendliche habe ich an keinem Sperrmüll vorbeigehen können – ich denke, ich bin im Sternzeichen der Jäger und Sammler geboren. :) Während meines Studiums habe ich mich sehr bewusst und wann immer es möglich war für Entwürfe entschieden, bei denen es um Umnutzung und Wiederverwertung ging. Die Gründung von Aufgemöbelt war dann letztlich nur eine Frage, wann meine Kinder groß genug sind.


Was war dein erstes „aufgemöbeltes“ Stück?

Mein erstes Projekt war die alte Schreibtischlampe meines Vaters – das war ein Stegreifentwurf während meines Studiums. Wunderschöne Messingelemente in neuer Verbindung mit einer satinierten Glasplatte, Halogentechnik und Leder.


Woher holst du die gebrauchten Gegenstände / Materialien und worauf achtest du dabei?

Die Gegenstände hole ich aus Containern vor Turnhallen, vom Flohmarkt, vom Sperrmüll... Aber mittlerweile fragen mich auch Leute die mich kennen, ob sie mir ihre Sachen bringen können. Wichtig ist mir dabei, Müll zu vermeiden und die Perspektive zu wechseln. Außerdem achte ich auf die Haptik, ich finde es toll, wenn z. B. ein Schwung im Holz oder Metall vorhanden ist, und liebe Formen, die aus der Norm fallen oder auch ganz alltäglich sind.


Und woher holst du deine kreativen Ideen?

Aus meinem Leben und Beobachtungen.


Eine Spezialität von dir: du rettest heruntergekommene Möbel und restaurierst diese. Welche Techniken und Werkzeuge benutzt du zum"aufmöbeln"? Welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit für dich in diesem Prozess?

Schleifwerkzeuge, Auge und die Umgebung, in der das Möbelstück stehen soll. Meine Lieblingsfarben für Möbel und Wände kommen aus England, sind aus echten Farbpigmenten und biologisch abbaubar und natürlich geruchsfrei. Nachhaltigkeit ist meine Triebfeder – aus Aussortiertem kann immer noch etwas entstehen, womit Niemand gerechnet hat.


Wenn's mal keine Möbel sind – gibt es Unterschiede wie und wo du deine Aufgemöbelt Produkte herstellst?

Mich interessieren echte Materialien – wenn möglich kein Plastik. Meine letzte Entdeckung, die ich auch bei entsprechenden Firmen bestelle, ist recycelter Kork, der als Meterware auf textilem Gewebe verfügbar ist. Daraus nähe ich Tabakbeutel, Geldbörsen oder Taschen. Immer in Verbindung mit genutztem Material. Das Innenleben kann dann ein Teil einer verschlissenen Hose sein oder ein Stück Zeltplane. Entsprechend kann aber auch eine zerschundene Holzfurnierschublade zum neuen Hingucker werden.


Du fertigst auch Produkte nach Auftrag. Wie läuft das ab? Können dir dafür auch Materialien oder Gegenstände zugeschickt werden und du machst daraus das Wunsch-Unikat?

Ja unbedingt! Zum Beispiel Porzellan aus eigenen Beständen, das mir gebracht wird um daraus Etageren zu bauen. Oder das Lieblings T-Shirt, das in einem Kuschelkissen wiederbelebt wird, oder der kaputte Ball, der als Lampenschirm oder Sparkasse wiederkommt. Die Kunden kommen auf mich zu und haben oft „Schätze“, die aus unterschiedlichen Gründen bewahrt werden sollen. Mal ist es ein Hauskauf, bei dem noch interessante Stücke vor dem Container gerettet werden – dazu bin ich zum Beispiel einmal nach Südtirol gereist, um urbane Brauhausstühle und mehr Dinge im Sinne der Neueigentümer zu gestalten. Oder es ist ein Familienerbstück, das in aufgemöbelter Fassung einen neuen Nutzen erfährt. So geschehen in Wiesbaden: ein Kleiderschrank der Großeltern wurde in Absprache von Farbe und Umarbeitung zum Aufbewahrungsschrank für Yoga- und weitere Utensilien einer Hebammenpraxis.

Dinge vor Ort zu bearbeiten, ob in Deutschland oder auch im Ausland und damit meine Arbeit mit Urlaub zu verbinden, ist eine weitere Geschäftsidee. Dazu wird demnächst mein Auto auf „rollende Werkstatt“ umgebaut.


Welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit bei deiner Tätigkeit und für dich privat?

Ich ziehe gerade um und meine Kinder und Helfer sind schier am Durchdrehen, was ich alles gesammelt habe und mitnehmen will, weil ich es noch brauche und weiterentwickeln will!

 

Vielen Dank für das Interview, Friederike!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Aufgemöbelt stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

 

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