Grüne Wirtschaft

Gut zur Erde auf dem Rücken der Pferde – Reitbekleidung von VorReiter

INTERVIEW | Reite in eine nachhaltige Zukunft mit der Reitbekleidung von VorReiter. Die umweltfreundlich und fair produzierte Reitbekleidung des Unternehmens bringt Pferd und Reiter*in in Einklang mit der Natur.

INTERVIEW | Reite in eine nachhaltige Zukunft mit der Reitbekleidung von VorReiter. Die umweltfreundlich und fair produzierte Reitbekleidung des Unternehmens bringt Pferd und Reiter*in in Einklang mit der Natur.

26.07.2023 | Ein Interview von Delisa Bangura und Theresa Thaler | Bild: VorReiter, Finja Liedtke

Die Reitwelt ist geprägt von Leidenschaft und Verbundenheit zur Natur. Doch während Pferdefreund*innen ihre Zeit im Sattel genießen, ist ein stilles Problem allgegenwärtig – die nicht nachhaltige Herstellung von Reitbekleidung. Die Reitsportbranche hat bisher oft wenig Rücksicht auf Umwelt und Ethik genommen, und konventionelle Reitbekleidung wird oft aus umweltschädlichen Materialien hergestellt und unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen produziert. Der Bedarf nach einer nachhaltigen und ethischen Alternative ist dringender denn je, um die Natur zu schützen und die Zukunft des Reitsports verantwortungsbewusst zu gestalten.

VorReiter hat sich diesem Thema angenommen und es sich zum Ziel gemacht, die Reitwelt zu verändern und neue Standards für Nachhaltigkeit und Ethik in der Reitbekleidungsbranche zu setzen. VorReiter bietet eine umfassende Palette an nachhaltiger Reitbekleidung an, die aus umweltfreundlichen Materialien hergestellt wird und unter fairen Arbeitsbedingungen in Portugal produziert wird. Im Gespräch mit Isabel Salecker, der Inhaberin von VorReiter, haben wir mehr über nachhaltige Reitbekleidung und die richtigen Materialien für den Sport erfahren.

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LifeVERDE: Liebe Isabel, du bist Inhaberin der Marke VorReiter. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, nachhaltige Reitbekleidung herzustellen?

Isabel Salecker: Ich bin selbst Reiterin seit frühester Kindheit und habe gemeinsam mit den Pferden viel Zeit in der Natur verbracht. Durch mein Studium bin ich dann auf die Arbeitsumstände in der Textilindustrie aufmerksam geworden und habe mich gefragt, ob es nicht auch im (vermeintlich naturnahen) Reitsport nachhaltige Reitbekleidung gibt. Das war 2018 und damals habe ich leider noch keine Marke gefunden, die angegeben hat, ihre Produkte nachhaltig herzustellen. Das hat sich mittlerweile glücklicherweise geändert. Das Thema ließ mich nicht los und ich habe angefangen zu recherchieren, wie man nachhaltige Reitbekleidung entwickeln und herstellen kann. Die Prämisse war, dass das Ganze auch bezahlbar sein muss und sich nicht im Luxus-Bereich bewegt. Durch gute Kontakte, viele Telefonate und sehr vielen Monaten der Produktentwicklung konnte ich Ende 2021 dann meine Reitbekleidung „Made in Europe“ in Empfang nehmen.

Auf welche Materialien greift ihr für eure Mode zurück und warum habt ihr euch für diese entschieden?

Für die erste Kollektion haben wir mit zwei unterschiedlichen Stoffen gearbeitet. Sie sollten möglichst umweltschonend sein, daher scheiden (fast alle) Polyesterstoffe aus. Da Reiten bekanntermaßen ein Sport ist, müssen die Stoffe bestimmte Eigenschaften erfüllen: sie müssen robust sein, dehnbar und leicht zu reinigen. Gar nicht so leicht, da etwas nachhaltiges zu finden. Unsere Näherei in Portugal arbeitet bereits seit vielen Jahren mit einem Stoffhersteller aus dem gleichen Ort zusammen. Dieser hat uns letztlich unsere finalen Stoffe präsentiert. Für die Oberbekleidung, die Satteldecken und den Hauptstoff unserer Reithosen arbeiten wir mit einem Baumwollstoff, der einen Elasthan-Anteil von 3% hat. Er ist super bequem, dehnbar und wirklich pflegeleicht. Für den Besatz der Reithosen (der Teil der Hose, mit dem man im Sattel sitzt) haben wir einen Kunstlederbesatz genommen, der zu 87% aus recyceltem Polyester und 13% Elasthan besteht. Hier war die Anforderung, dass man einen guten Halt im Sattel hat, nicht festkleben, aber auch nicht rutschen darf. Der Stoff reibt nicht durch und selbst nach einem langen Kurs- oder Turnier-Wochenende sind die Hosen noch sehr bequem. Aktuell sind wir auf der Suche nach weiteren Stoffen. Wir möchten auf Polyesterstoffe verzichten, da diese weder in der Herstellung nachhaltig sind noch bei der späteren Verwendung (Stichwort Mikroplastik). Perspektivisch möchten wir auf jeden Fall Bio-Stoffe verwenden. Die Baumwolle kommt bei unseren Kunden super gut an.

vorreiterNachhaltige Reitbekleidung mit Stil von VorReiter (Bild: VorReiter, Finja Liedtke).

In eurem Shop findet man nicht nur Mode für Reiter*innen, sondern auch Pflegeprodukte für Pferde. Welche nachhaltigen Alternativen habt ihr im Sortiment?

Wir haben auf unserer ersten B2C Messe das Unternehmen „MeNature“ kennengelernt, welches nachhaltige Pflegeprodukte für Mensch und Tier anbietet. Die Produkte haben mich sofort überzeugt, weswegen ich sie gerne über den VorReiter Shop anbieten wollte. Die Pflegeprodukte werden aus Naturmaterialien in Deutschland und Europa hergestellt.

Bei VorReiter achtet ihr darauf, dass die Produktion eurer Produkte gänzlich in Europa erfolgt. Kannst du uns mehr über eure Produktionsstätte berichten und wie ihr dort ethische Bedingungen sicherstellt?

Genau, da für uns die fairen Arbeitsumstände an erster Stelle stehen, war klar, dass wir in Europa produzieren wollen. Wir sind sehr schnell mit portugiesischen Betrieben in Kontakt gekommen. Leider sind unsere Produkte etwas zu speziell für manche Unternehmen, weswegen wir einige Absagen erhalten haben…

In Portugal ist per Gesetz der Arbeitnehmerschutz schon sehr gut. Ansonsten mussten wir uns auf unser Bauchgefühl verlassen. Wir hatten über Monate Kontakt zu den Nähereien, bevor wir den Auftrag erteilt haben und konnten so einen guten Einblick in die Arbeits- und Urlaubszeiten erhalten. Während der Hochphase von Corona wurde sehr viel Wert auf die Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen gelegt. Das hat uns gezeigt: das Wohl der Mitarbeiter steht definitiv vor dem Umsatz des Unternehmens. Für unsere Schabracken sind wir übrigens nach Polen gegangen, da es nur wenige Betriebe in Europa gibt, die über die Maschinen und das Know-How verfügen, um diese herzustellen. Zwei wurden uns empfohlen und unsere Näherei, mit der wir nun zusammenarbeiten, macht großartige Arbeit. Hier sind wir genauso vorgegangen wie in Portugal.

Welche Schritte unternehmt ihr, um darüber hinaus kontinuierlich eure Nachhaltigkeitsziele weiterzuentwickeln und zu verbessern?

Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Materialien, die unsere nachhaltigen Anforderungen erfüllen. Für die Produktentwicklung und die weitere Produktion stellen wir nach und nach alles weitere um (wie zB Bio-zertifizierte Baumwollstoffe). Allerdings ist die Verfügbarkeit nachhaltiger Materialien nicht zu vergleichen mit denen von herkömmlich produzierten Materialien. Leider. Ein ganz großer Wunsch ist es, dass wir irgendwann unsere Produkte in Deutschland produzieren lassen können. Dafür müssen wir natürlich einen geeigneten Betrieb finden. Außerdem spenden wir pro Verkauf an eine tolle Frauenrechtsorganisation, um in den Hauptproduktionsländern von Textilien einen kleinen Unterschied zu machen. Denn es hilft ja nicht viel, wenn wir hier in Europa nachhaltig agieren, aber auf anderen Kontinenten das Gegenteil passiert.

Natürlich versenden wir unsere Produkte mit DHL GoGreen und nutzen Versandmaterialien, die biologisch abbaubar oder recycelbar sind (oder recycelt wurden). Was für uns besonders wichtig ist: wir sind auch nach dem Verkauf verantwortlich für unsere Produkte. Wenn es mal etwas zu reparieren gibt, kümmern wir uns gerne darum. Bei Fragen und Anregungen haben wir immer ein offenes Ohr für unsere Kunden. Da wir v.a. den Reitsport nachhaltig verändern möchten haben wir uns mit anderen nachhaltigen Unternehmen zusammengeschlossen und das Green Village „gegründet“. Das ist ein Zusammenschluss aller Unternehmen, um mehr Sichtbarkeit für das Thema zu schaffen. Wir geben uns gegenseitig unheimlich viel Input und Unterstützung. Gemeinsam planen wir viele Aktionen, um mehr Sichtbarkeit für unser Thema zu schaffen.

Zurück zum Reitsport: Was würdest du sagen, welche Produkte sollten für eine nachhaltige Grundausstattung nicht fehlen?

Das ist nicht einfach zu beantworten. Das kommt ganz stark auf den Reiter an und die Disziplin, in der er unterwegs ist. Grob gesagt sollte man sich über folgende Dinge Gedanken machen:

  • Reitbekleidung - Nachhaltige Reithosen und -Leggings gibt es mittlerweile von unterschiedlichen Marken
  • alle Produkte, die ans Pferd kommen – Satteldecke, Sattel, Trense (wo wird produziert, wo kommen die Rohstoffe her?)
  • Pflegeprodukte – Was für Inhaltsstoffe, ist die Verpackung recycelt oder recycelbar?
  • Bürsten – hier gibt es ganz tolle, plastikfreie Alternativen
  • Futter und Zusatzfuttermittel – Bio-Qualität? Regionaler Anbau? Wie wird es verpackt?

 vorreiter Perfekt ausgestattet mit der nachhaltigen Reitbekleidung von VorReiter (Bild: Vorreiter, Nadine Ruch).

Welche Bedeutung hat der Reitsport für dich persönlich und was denkst du, wie deine Liebe zu Pferden auch deine Naturverbundenheit fördert?

Pferde begleiten mich schon mein ganzes Leben lang. Die meiste Zeit verbringe ich durch sie und mit ihnen draußen in der Natur - an guten und an schlechten Tagen.

Man muss betonen: Pferde sind super zeitintensiv. Selbst wenn ich nicht am Stall bin, mache ich mir permanent Gedanken um sie.  Aber trotzdem bedeuten sie für mich in erster Linie Ruhe. Ruhe vom Alltag, von der Arbeit, vom Stress. Sie erden mich. Ohne die Pferde wäre ich vermutlich weniger in der Natur unterwegs und würde weniger auf die Veränderungen durch den Klimawandel achten. Als Pferdemensch bemerkt man die direkten Auswirkungen zB. durch die Heuernte und durch die immer höher werdenden Temperaturen im Sommer. Das macht mich traurig und bereitet mir schon jetzt Sorge. Pferde brauchen Freiheit, Bewegung und viel Nahrung. Wir Reiterinnen möchten also, dass sie so viel wie möglich draußen stehen und Gras oder Heu essen können. Die Heuernte in den letzten Jahren hat durch das Klima stark gelitten. Und so auch unsere Geldbeutel, denn es muss teures Heu eingekauft werden. Perspektivisch wird das leider nicht besser. Die Pferde helfen also auch dabei, mich und jeden anderen Pferdemenschen für Umweltthemen zu sensibilisieren und geben einen Anstoß, sich für seine Herzensangelegenheiten zu engagieren.

Vielen Dank für das Interview, liebe Isabel!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an VorReiter stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare – wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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