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Stadtgestaltung - was macht eine Stadt lebenswert und nachhaltig

Die Stadtgestaltung kann sich maßgeblich auf die Lebensqualität der Stadt auswirken und somit auf deine Zufriedenheit. Erfahre hier mehr über innovative und nachhaltige Städte.

Lebenswerte Städte
Designelement

Die Stadtgestaltung kann sich maßgeblich auf die Lebensqualität der Stadt auswirken und somit auf deine Zufriedenheit. Erfahre hier mehr über innovative und nachhaltige Städte.

17.05.2019 - Ein Beitrag von Ella Poppensieker

Eine Stadt kann dir viel bieten: einen Job, Kultur und Freizeit, Bildung, ein soziales Leben und ein Zuhause. Die Stadtgestaltung kann sich dabei maßgeblich auf die Lebensqualität der Stadt auswirken und somit auf deine Zufriedenheit. Die Lebensqualität einer Stadt ist das, was Zugezogene anzieht und die Einwohner in der Stadt hält. Städte können ihre Lebensqualität maßgeblich steigern, indem sie nachhaltige Konzepte umsetzen und innovativen Projekten Raum schaffen.

UN-HABITAT für eine bessere Zukunft in den Städten

Das 1978 gegründete Zentrum der Vereinten Nationen für menschliche Siedlungen (United Nations Centre for Human Settlements), kurz UN-Habitat, sagt für 2030 voraus, dass 6 von 10 Menschen in Städten wohnen werden. Die Menschen erhoffen sich von den Städten Einkommen, Wohnen, Bildung, Gesundheit und soziale Kontakte, nur werden sie nicht immer fündig. Vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern sind die Auswirkungen von rasant anwachsenden Städten zu spüren. Es herrscht Armut, Obdachlosigkeit und Arbeitslosigkeit, sowie Ressourcenknappheit, allen voran Wasser ist oft ein knappes Gut. Auch werden diese Städte von maroden Infrastrukturen dominiert, von den Straßen bis hin zu den Schulen und der Energieversorgung. Das Programm arbeitet für eine bessere städtische Zukunft, die auf sozial und ökologisch nachhaltigen Ideen basiert. UN-Habitat soll Lösungen für die Probleme in Städten finden und Konzepte entwickeln für ganzheitlich nachhaltige Städte.

Städte in Europa und Deutschland

Mit dem Ausmaß der Probleme, mit denen Städte in Entwicklungs- und Schwellenländern konfrontiert werden, müssen wir in Europa, und in Deutschland, nicht leben. Aber auch hierzulande gibt es eigene Probleme in Städten, etwa Problembezirke, und auch Armut, Arbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit, sowie Luftverschmutzung und weitere Umweltbelastungen. Auch Straßenlärm, Stau oder ein Mangel an Grünflächen können sich negativ auf die Lebensqualität einer Stadt auswirken. Mit dieser Problematik müssen sich Städte auseinandersetzen, wenn sie eine bessere Lebensqualität schaffen und ihre Stadt nachhaltiger gestalten möchten.

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Was ist eigentlich lebenswert?

Eine lebenswerte Stadt kann für jeden etwas anderes bedeuten. Für den einen sind es Parkanlagen und Kultur- und Freizeitangebote, die eine Stadt lebenswert machen. Für die anderen sind es vielversprechende Karrieremöglichkeiten oder ein gut durchdachtes Mobilitätskonzept, und für wieder andere sind ein gutes Schulsystem und die Sonnenstunden ausschlaggebend für ein glückliches Leben in einer Stadt. All diese Faktoren tragen zu der Lebensqualität einer Stadt bei, und machen sie für die Gesellschaft zu einem lebenswerten Ort. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Lebensqualität im allgemeinen als die “Wahrnehmung eines Individuums über seine Position im Leben in Bezug auf die Kultur und das Wertesystem, in dem es lebt, und in Bezug auf seine Ziele, Erwartungen, Ansprüche und Sorgen. Es handelt sich um ein weitreichendes Konzept, das in komplexer Weise von der physischen Gesundheit, dem psychischen Zustand, den persönlichen Überzeugungen, den sozialen Beziehungen und dem Verhältnis zu den Hauptmerkmalen ihrer Umgebung beeinflusst wird.” Die persönliche Lebensqualität wird also auch von der Umgebung und den Lebensbedingungen beeinflusst. Gute Lebensqualität in einer Stadt trägt also maßgeblich zu der Gesundheit und dem Wohlbefinden der Bürger bei. Es liegt also im eigenen Interesse einer Stadt ihren Bürgern ein lebenswertes, gesundes und glückliches Leben zu ermöglichen.

Nachhaltige Stadtgestaltung

Wie können Städte nachhaltiger gestalten werden? Einige deutsche und europäische Städte haben bereits erfolgreiche Projekte als Antwort auf diese Frage ins Leben gerufen. Diese Konzepte transformieren Städte im Hinblick auf Nachhaltigkeit, tragen zum Umweltschutz bei und steigern somit die Lebensqualität vor Ort. Zu den Best Practices in Europa gehören etwa die Städte Kopenhagen und Hamburg.

Grüne Hauptstadt Europa – eine Initiative der Europäischen Kommission

Die Grüne Hauptstadt Europa Initiative der Europäischen Kommission kürt zusammen mit Umweltexperten jährlich die Umwelthauptstadt Europas. Zur Umwelthauptstadt Europas werden europäische Städte gekürt, die die besten Umweltstandards an den Tag legen und sich um eine nachhaltige Zukunft für ihre Bürger bemühen. Darüber hinaus achtet die Jury auf Maßnahmen, etwa im Bereich der Mobilität oder Abfallwirtschaft, sowie auf Projekte, die zur Verschönerung des Stadtbildes beitragen, wie die Erweiterung von Parks und Grünflächen. EU-Umweltkommissar Janez Potočnik betont in seinem Vorwort zur Umwelthauptstadt 2017 außerdem die Bedeutsamkeit der ausgezeichneten Städte: „Den Städten kommt eine entscheidende Bedeutung für die Ankurbelung der Wirtschaft zu. Sie sind Orte der Vernetzung, Kreativität und Innovation, die als Zentren für Serviceleistungen für die umliegenden Orte dienen. Durch ihre Dichte verfügen sie über ein beträchtliches Potenzial, Ressourcen zu sparen und Schritte hin zu einer Kreislaufwirtschaft zu unternehmen.“ (Quelle: Sekretariat Umwelthauptstädte Europas: „Wird Ihre Stadt Umwelthauptstadt Europas 2017?“). Schritte in Richtung einer Kreislaufwirtschaft bzw. Zero Waste sind ein wichtiger Teil des Umweltschutzes, etwa angesichts der Verschmutzung der Meere. Nachhaltige Städte sollten sich also um die Abfallverringerung, sowie die Wiederverwendung und Wiederaufbereitung von Produkten bemühen. Für die EU-Kommission gilt eine Stadt als lebenswert, wenn sie ihren Bürgern „saubere Luft, eine funktionierende Abfallbewirtschaftung, hohe Recyclingquoten, Maßnahmen zum Gewässerschutz, Parkanlagen [und] eine schadstofffreie Umwelt“ bietet. Wird eine Stadt zur Umwelthauptstadt des Jahres ausgezeichnet, wird erwartet, dass sie auch weiterhin die hohen Umweltstandards einhält und sich für nachhaltige Ideen und Verbesserungen einsetzt.

C40 CITIES Bloomberg Philanthropies Awards

Mit den C40 CITIES Bloomberg Philanthropies Awards werden jährlich Städte ausgezeichnet, die im Klimaschutz eine leitende Rolle einnehmen. Die Auszeichnung erfolgt in 5 verschiedenen Kategorien: Energy, Zero Waste, Action, Tomorrow und Mobility. Mit dem Preis sollen mutige und innovative Projekte und Programme der Städte, stellvertretend durch die Bürgermeister, geehrt werden. Damit soll die wichtige Rolle der Städte als führende Kräfte im Klimaschutz hervorgehoben werden. Im Jahr 2017 wird in der Kategorie Cities4Energy neben Chicago auch Kopenhagen mit der Auszeichnung geehrt.

Best Practice: Kopenhagen

Die dänische Hauptstadt gilt schon lange als eine der nachhaltigsten Städte Europas. Über die Hälfte der Stadtbewohner fährt mit dem Fahrrad zur Arbeit, Uni oder Schule. Darüber hinaus werden beinahe alle Haushalte mit Fernwärme versorgt (Quelle: Sekretariat Umwelthauptstädte Europas: „Wird Ihre Stadt Umwelthauptstadt Europas 2017?“). Vor der Auszeichnung mit dem C40 CITIES Bloomberg Philanthropies Awards im Jahr 2017, wird Kopenhagen zuvor zur Umwelthauptstadt Europas 2014 gekürt. Nun setzt sich die Stadt für das Jahr 2025 das Ziel, CO2-neutral zu sein. Bereits jetzt überzeugt Kopenhagen mit nachhaltigen und innovativen Konzepten zur Verringerung von CO2. Dazu gehören das erste öffentliche CO2-neutrale Gebäude in Dänemark, die Fakultät der Naturwissenschaften der Universität Kopenhagen, das sogenannte Green Lighthouse.

Auch das Projekt The Mountain Dwellings, das von den Architekten der Bjarke Ingels Group 2008 entwickelt wird, dient der nachhaltigen Entwicklung der Stadt. Die Wohnanlage setzt sich aus 80 Wohnungen und 450 Parkplätzen zusammen, die aufgrund des Terrassensystems des Gebäudes alle über einen Garten verfügen. Die Gärten werden mit Hilfe von integrierten Wassertanks bewässert. The Mountain Dwellings soll Wohnraum und Parkflächen auf einem kleinen und dennoch lebenswerten Raum vereinen. In der Netflix Serie „Abstrakt: Design als Kunst“ erfährst du in Episode 4 mehr über The Mountain Dwellings der Bjarke Ingels Group.

Best Practice: Hamburg

Einige Jahre vor Kopenhagen, im Jahr 2011, trägt die Stadt Hamburg den Titel der Umwelthauptstadt Europas. Die Hansestadt gilt ohnehin als lebenswerte Stadt dank ihrer Lage und ihres breitgefächerten Kultur- und Freizeitangebotes. Als Umwelthauptstadt 2011 macht die Stadt vor allem mit ihrem Projekt "Zug der Ideen“ auf sich aufmerksam. Dieser fährt mit der fahrenden Ausstellung „Visionen für die Städte der Zukunft“ von Stadt zu Stadt, um auf die Frage, wie Städte nachhaltiger werden können und was dafür verändert werden muss, Antworten zu liefern und den Informationsaustausch zu ermöglichen. Der „Zug der Ideen“ erreicht 18 Städte in 13 Ländern in ganz Europa. Auf dem YouTube Kanal der Umwelthauptstadt Europas ist die Reise des Zuges dokumentiert. Die Jury kommt zu dem Entschluss der Stadt Hamburg den Titel zu verleihen, aufgrund der hohen erreichten Umweltstandards, sowie ambitionierten und gleichzeitig realistischen Klimaziele. So möchte die Hansestadt bis 2020 den CO2-Ausstoß um 40% und bis 2050 um 80% reduzieren. Weiteres Lob erhält Hamburg von der EU-Kommission für das ÖPNV-Angebot, das jährlich mehr Nutzer dazu gewinnt, sowie für die Parkanlagen und Bepflanzung der Stadt, die zusammen mit Wiesen und Wäldern knapp unter 20% des Stadtgebietes ausmachen (Quelle: Stadt Hamburg, hamburg.de).

Fazit: nachhaltige Städte sind die Zukunft

Um auch in Zukunft ein attraktiver Wohnort, erfolgreicher Wirtschaftsraum und beliebtes Reiseziel zu sein, müssen Städte auf Nachhaltigkeit setzen. Ideen, Projekte und Programme, die den Umweltschutz und die nachhaltige Entwicklung der Stadt fördern, tragen bedeutend zur Lebensqualität einer Stadt bei. Städte wie Kopenhagen und Hamburg machen es vor und werden für ihre Bemühungen ausgezeichnet. Bei der nachhaltigen Stadtgestaltung ist es wichtig, dass die Städte sich mit den lokalen Unternehmen und Bürgern zusammentun, damit gemeinsam nach innovativen Lösungen für die Verbesserung der Stadtgestaltung gesucht werden kann. Die Anziehungskraft der Städte wird in den nächsten Jahrzehnten weiterhin zunehmen, vor allem in Afrika, Asien und Südamerika. Angesicht dieser weltweit anhaltenden Urbanisierung, müssen die Städte daher auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz setzen, um ihren Bürgern auch in Zukunft ein lebenswertes und gesundes Leben in starken Wirtschaftsräumen zu ermöglichen.

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