Politik, Kultur & Wissenschaft

Im Interview: Prof. Dr. Marcelo da Veiga von der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft

Wir wollen unseren Studenten vermitteln, dass Kunst, Kultur und Wissenschaft nicht bloß dekorative Begleiterscheinungen sind.

Wir wollen unseren Studenten vermitteln, dass Kunst, Kultur und Wissenschaft nicht bloß dekorative Begleiterscheinungen sind.

Herr Prof. Dr. da Veiga, Sie sind Rektor der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft. Wofür steht Ihre Hochschule?

An der Alanus Hochschule werden nicht nur angehende Bildhauer und Maler, Schauspieler, Eurythmisten, Kunstlehrer und Kunsttherapeuten ausgebildet, sondern auch künftige Betriebswirte, Architekten und Pädagogen. Dies ist ein Alleinstellungsmerkmal und Ausdruck dessen, wie wir unseren Bildungsauftrag verstehen: Wir sind überzeugt, dass die Handlungskompetenz und die schöpferische Kraft, die durch künstlerische Prozessen wirksam werden, unverzichtbare Bestandteile der wissenschaftlichen Ausbildung und Forschung sind. Und auf der anderen Seite ist die eher wissenschaftliche Reflexions- und Kritikfähigkeit auch in der künstlerischen Entwicklung und Ausbildung zur Anwendung von Bedeutung. Essentiell für unser akademisches Selbstverständnis ist daher die Verschränkung von Kunst und Wissenschaft; sie prägt alle Studienangebote der Alanus Hochschule.

Wir wollen unseren Studenten vermitteln, dass Kunst, Kultur und Wissenschaft nicht bloß dekorative Begleiterscheinungen sind, sondern für die Gestaltung unserer sozialen Umwelt eine wesentliche Rolle spielen, insbesondere weil sie auch zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen.                                                

Inwieweit lässt sich Kunst mit Nachhaltigkeit verbinden und welche Rolle spielen Nachhaltigkeitsaspekte bei Ihren Lehr- und Forschungsinhalten?

Eine solche Verbindung wird in Lehrveranstaltungen, in der Forschung und in Projektarbeiten wo es von der Sache her Sinn macht immer wieder hergestellt. Hinzu kommt, dass die Nachhaltigkeit neben der ökologischen auch eine ökonomische und eine soziale Dimension hat: So ist etwa das Thema nachhaltige Unternehmensführung Bestandteil unserer Wirtschaftsstudiengänge. Darüber hinaus existiert im Fachbereich Wirtschaft ein Institut, dessen primäres Ziel es ist, ein Bewusstsein für nachhaltiges Wirtschaften zu entwickeln.

Studierende des Fachbereichs Architektur berücksichtigen selbstverständlich in ihren Arbeiten die Wechselwirkungen mit landschaftlichen, ökonomischen, rechtlichen, und sozialen Faktoren.

Im vergangenen Semester haben sie beispielsweise unter dem Motto „Das Dorf der Zukunft“ städtebauliche Modelle für nachhaltiges Bauen in denkmalgeschützten Beständen entwickelt. Dass die Ergebnisse dieses Seminars dann mit einem Preis wie dem „BDA Masters“ ausgezeichnet wurden, ist für uns nicht nur eine Anerkennung unserer fachlichen Leistungen, sondern zugleich auch des Konzepts, das dahinter steht. Fragen der Nachhaltigkeit sind nicht nur Thema verschiedener Lehrveranstaltungen, sondern durchdringen das komplette Studium. 

Verfolgt die Hochschule ein eigenes Umwelt- bzw. Nachhaltigkeitskonzept und setzt eigene Maßnahmen um?

Natürlich spielen Nachhaltigkeitsgesichtspunkte auch im Betrieb der Hochschule eine große Rolle. Wir heizen mit Brennstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen, beziehen Biostrom, kühlen unsere Seminarräume durch eine Brunnenkühlung, sogar den Solarpreis der Europäischen
Vereinigung für Erneuerbare Energien (Eurosolar) haben wir erhalten. Das ist erst einmal nur die Infrastruktur, die zum Glück auch in anderen Organisationen mehr und mehr auf nachhaltiges Wirtschaften umgestellt wird.

Unser Konzept von Nachhaltigkeit setzt vor allem in den Studienprogrammen selbst an. All unsere Studenten, unabhängig von ihrem jeweiligen Studienfach, sollen später in der Lage sein, ihren eigenen Standpunkt in der Gesellschaft zu finden und zu begründen.

Deshalb wird jedes Fachstudium bei uns durch ein obligatorisches Studium Generale ergänzt, dessen philosophische und kulturwissenschaftliche Veranstaltungen die Studierenden von Beginn ihres Studiums an dazu anregen soll, ein eigenständiges, kritisches und fundiertes Denken über die Grenzen der fachlichen Anforderungen hinaus zu entwickeln.                                                                                                                                                     

Darüber hinaus bietet die Alanus Hochschule regelmäßig außerplanmäßige Veranstaltungen an, wie jüngst die ökonomisch-philosophische Herbstakademie „Ökonomien des Gemeinsamen“. Unter Beteiligung von rund 20 Dozenten aus Forschung, Politik und Praxis, darunter mehrere Laureaten des Alternativen Nobelpreises, haben Studenten Möglichkeiten und Voraussetzungen einer alternativen, gemeinschaftsorientierten Gestaltung der Wirtschaft entwickelt und diskutiert.

Am 12./13. Oktober findet der „Energie-Kongress 2012“ in der Alanus Hochschule statt.
Was sind die Themen und Ziele dieser Veranstaltung?

Wir sind nicht in die Gestaltung des Programms  eingebunden. Freuen uns aber, dass die Veranstalter die Alanus Hochschule als einen besonderen Ort für diesen Kongress identifiziert haben.

Sie möchten laut eigener Aussage junge Menschen dazu ermutigen, die Entwicklung ihrer Persönlichkeit und der Gesellschaft selbst in die Hand zu nehmen und sich mit Engagement und Verantwortung einzubringen.

Können Sie hier eventuell ein oder zwei konkrete Beispiele nennen, wie Ihre Studenten/Absolventen in besonderem Maße für Umwelt & Gesellschaft Verantwortung übernehmen?

Spontan fallen mir Projekte der „Kunst im sozialen Brennpunkt“ ein. Studenten des Fachgebiets Malerei arbeiten zum Beispiel in Palästina mit jugendlichen Bewohnern eines dortigen Kinderheims in künstlerischen Workshops. Die Erfahrung, welche soziale und psychische Entfaltung durch das künstlerische Tun bei diesen Kindern freigesetzt wird, ist sehr beeindruckend für die Studenten, und regt dazu an ähnliche Projekte auch in der unmittelbaren Umgebung der Hochschule starten.

Haben Ihre Absolventen einen besonderen Fokus bei der anschließenden Berufswahl? Können Sie beobachten, dass Jobs, die sich mit der Lösung  gesellschaftlicher Probleme beschäftigen, bei Ihren Absolventen stärker nachgefragt werden als bei Absolventen anderer Hochschulen?

Das ist definitiv der Fall. Häufig bringen Studierende auch schon ein besonderes gesellschaftliches Interesse mit, wenn sie sich für die Alanus Hochschule als Studienort entscheiden. Wir wollen ein glaubwürdiges, überzeugendes Angebot bieten, aber wir können und wollen niemanden zu unserem Konzept „bekehren“. Daher finden sich auch Studenten bei uns, deren berufliche Entscheidungen sich letztlich nicht an Fragen der Nachhaltigkeit orientieren, und auch denen wollen wir ein gutes akademisches und professionelles Rüstzeug mitgeben, das hohen Maßstäben gerecht wird.

Die meisten Absolventen der Alanus Hochschule streben allerdings explizit in Berufe oder Branchen, in denen sich die Aussicht bietet, zu einer nachhaltigen Gesellschaftsbildung beizutragen, und diese Absicht ist nach unseren Erfahrungen bei den Absolventen des Studiums sogar noch deutlicher ausgeprägt als unter den Anfängern!

 

Die Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft

ist eine staatlich anerkannte Kunsthochschule in freier Trägerschaft. Im Rahmen der ihr obliegenden Lehrerausbildung und anderer wissenschaftlicher Fächer nimmt sie darüber hinaus Aufgaben einer Universität wahr. Sie ist ein Ort der künstlerischen Bildung sowie der wissenschaftlichen Lehre und Forschung. In den verschiedenen Studiengängen wird die Möglichkeit zur künstlerischen und wissenschaftlichen Qualifikation geboten. Die Hochschule bietet Studiengänge aus den Bereichen Wirtschaft, Pädagogik, künstlerische Therapien und Architektur sowie Bildende und Darstellende Kunst an. Die Studiengänge sind akkreditiert und staatlich anerkannt. Im Mai 2010 erfolgte zudem die institutionelle Akkreditierung der Alanus Hochschule durch den Wissenschaftsrat, bei der sie auch das Promotionsrecht für den Fachbereich Bildungswissenschaft erhielt.

Nähere Informationen unter: www.alanus.edu

Der Rat für Nachhaltige Entwicklung hat das BWL-Studium der Alanus Hochschule mit dem Qualitätssigel „Werkstatt-N-Impuls-2011“ ausgezeichnet. Mit diesem Label würdigt das von der Bundesregierung beauftragte Beratungsgremium zukunftsweisende Initiativen für ein nachhaltigeres Deutschland.




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