Schuhe, die man häufig trägt, gehen oft auch schnell kaputt und sind nicht immer leicht zu reparieren. Besonders Sneaker wandern hier schnell in den Müll und ein neues Paar wird gekauft. Dass diese Handhabung nicht nachhaltig ist, sollte wohl jedem klar sein.
Deshalb hat sich friiz zur Aufgabe gemacht, das Leben von Schuhen und Taschen mithilfe von Pflegeprodukten zu verlängern. Hier im Interview mit Felix Müller, der B2B & Social Partnerships Manager bei friiz ist, erfährst du, welche Produkte sie anbieten, wie nachhaltig diese und ihre Verpackungen sind und welches unterschätzte Hilfsmittel Rissen in Schuhen vorbeugen kann.
LifeVERDE: Hey Felix, mit eurer Marke friiz möchtet ihr die Freude an Lieblingsstücken wie Sneakern oder geerbten Lederjacken erhalten. Was veranlasste euch zu dieser Mission?
Felix: Nachhaltigkeit ist ein Aspekt, der heute nahezu jedes Unternehmen beschäftigt und der – zum Glück – von immer mehr Verbraucher*innen auch in den Mittelpunkt ihrer Kaufentscheidung gerückt wird. Dabei ist das Bewusstsein für die Öko-Bilanz und die Langlebigkeit von Produkten in unterschiedlichen Produktkategorien aber auch unterschiedlich stark ausgeprägt. Während z.B. Mobilität heute gesamtgesellschaftlich nachhaltig betrachtet wird, sehen wir bei Mode immer noch einen großen Anteil für Wegwerf-Mode á la Shein. Beispiel Schuhe: allein in Deutschland wandern jedes Jahr fast 400 Millionen Paar in die Tonne – das sind fünf Paar Schuhe pro Person! Diesem massiven Problem wollen wir mit friiz entgegenwirken. Wir möchten unsere Kundinnen und Kunden motivieren, sich wieder bewusst für einzelne Lieblingsstücke zu entscheiden, statt für jede Saison dutzende neue Teile zu kaufen.
Ein weiteres Thema, das euch dazu veranlasst hat, Produkte zu entwickeln die Schuhe nachhaltig länger leben lassen, ist der Sneakerskandal. Was hat es damit auf sich?
Der Sneaker-Skandal war eigentlich keine unbedingt neue Information. Die teilweise schockierenden Umstände, unter denen Schuhe wiederverwertet werden – oder eben nicht – wurde aber vom Recherche-Team Strg_F des NDR einfach sehr gut und prägnant aufbereitet. Grundsätzlich unterscheiden wir bei friiz, auch über den Rahmen der wirklich sehenswerten Doku hinaus, in drei Problembereiche:
1. Sneaker lassen sich sehr schlecht reparieren. Dadurch werden die meisten Modelle oft direkt weggeworfen, wenn sie erste Mängel aufweisen.
2. Der Weg der Produkte nach Ihrer Verwendung – egal ob Recycling oder Abfall – ist häufig intransparent. Zahlreiche Schuhe, die in Altkleidercontainern gesammelt werden, reisen um den halben Globus, nur um am Ende des Tages dann doch als Abfall achtlos am afrikanischen Straßenrand zu enden, weil der Prozess nicht bis zum Ende geordnet abgewickelt wird oder die Produkte wandern sogar noch in Deutschland direkt in die Müllverbrennung.
3. Marken schreddern gezielt Überproduktionen, die sie ursprünglich für eine Ubiquität ihrer Waren absichtlich aufgebaut haben, um zu verhindern, dass ihre Produkte im Sale landen.
Gegen das dritte Problem kann nur mit staatlichen Eingriffen oder durch eine Wandlung bei den Herstellern vorgegangen werden.
Bei den ersten beiden Problemen können wir mit unseren Produkten jedoch direkt ansetzen. Durch die bessere Pflege der Schuhe zögern wir die Notwendigkeit einer Reparatur deutlich hinaus. Darüber hinaus können wir so dafür sorgen, dass der Schuh ggf. wirklich nur punktuell repariert werden muss, was ökonomisch deutlich sinnvoller für Endkund*innen und technisch meist auch eher machbar ist. Zugleich haben gut gepflegte Produkte eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit, einer echten Zweitverwertung zugeführt zu werden. Perspektivisch wollen wir deshalb neben Sneaker-Pflege auch Reparatur-Kits anbieten.
Durch die Pflege von Schuhen mit den entsprechenden Mitteln können Beschädigungen hinausgezögert werden (Bild: friiz).
Warum ist der Erhalt von Sneakern umweltschonender als der Kauf neuer nachhaltiger Sneaker?
Egal wie gut die Pflege ist, irgendwann erreicht jedes Produkt das Ende seiner Lebenszeit. Dann auf nachhaltige Sneaker zurückzugreifen, ist natürlich immer eine sehr gute Entscheidung, zumal viele Marken in ihren Produktionsprozessen immer transparenter, effizienter und auch grüner werden.
Wenn ein Schuh aber erst einmal produziert ist, sollte man versuchen, die Tragedauer so lange wie möglich zu gestalten. Nichts ist schlimmer als ein Schuh mit einem im wahrsten Sinnen des Wortes großen ökologischen Fußabdruck, der dann auch noch aufgrund schlechter Behandlung innerhalb kürzester Zeit in die Tonne wandert.
Der Idealfall ist natürlich ein möglichst umweltschonender Schuh, an dem einzelne Teile ausgetauscht werden können und dessen Lebenszeit durch Pflegeprodukte zusätzlich verlängert wird. So werden die Ressourcen, die zur Produktion des Schuhs notwendig sind, am sinnigsten eingesetzt.
Warum ist die richtige Pflege von Sneakern so wichtig?
Neben den bereits genannten ökologischen Gründen schont sie natürlich auch den eigenen Geldbeutel. Mit unseren Pflegemitteln kann man mehrere, teils dutzende Paar Schuhe wieder in einen brauchbaren Zustand versetzen. Darüber hinaus gibt es weitere Aspekte wie zum Beispiel Gesundheit und Wohlbefinden. Mit unserem Perfume bekämpfst du beispielsweise langanhaltend Bakterien, Pilze und entstehende Gerüche. Last but not least sehen gepflegte Sneaker natürlich auch einfach besser aus.
Nun möchten wir mehr über eure Pflegeprodukte erfahren. Was bietet friiz, um Sneaker, Schuhe und Lederprodukte zu pflegen und aufrecht zu erhalten?
Wir bieten Pflegeprodukte für jeden Moment im Lebenszyklus deines Schuhs. Das geht von unserem Imprägniermittel „The Protector“, das idealerweise direkt auf den neuen Schuh aufgetragen wird, über unsere Reinigungsprodukte „The Cleanser“, „The Eraser“ und „The Shine“ bis hin zu unserem antibakteriellen Schuh-Deo „The Perfume“. Auch ein Schuhlöffel darf natürlich nicht fehlen, ist die Ferse doch die Stelle, die bei Schuhen mit am häufigsten kaputtgeht.
Seit 2022 produzieren wir zudem „The Bag Protector“, der speziell für Handtaschen entwickelt wurde. Auch diese werden oft aus einem großen Material-Mix produziert. Das Produkt wurde dabei besonders für die Anwendung bei Wildleder-Taschen und anderen empfindlichen Materialien entwickelt.
Neben einem Imprägniermittel bietet friiz noch viele weiter Produkte an (Bild: friiz).
Wie schneiden eure Schuh- und Taschenpflegemittel in Puncto Nachhaltigkeit ab und was wollt ihr hier zukünftig noch verbessern?
Persönlich bin ich davon überzeugt, dass man nie damit fertig ist, die Ökobilanz der eigenen Produkte zu optimieren. Wir haben in den letzten Monaten jedoch schon große Fortschritte gemacht. Wir haben den Papierverbrauch unserer durchschnittlichen Verpackungen um über 60% reduziert, lassen den Großteil unserer Produkte bei einem lokalen Partner in Bayern abfüllen, beziehen alle weiteren Produkte und Rohstoffe mit Ausnahme eines Bauteils ausschließlich aus Europa und stellen gerade unsere Flaschen auf rPet um, damit wir mit unseren Produkten einer echten Kreislaufwirtschaft näherkommen können. Großes Verbesserungspotential haben wir hingegen noch bei unseren Pumpen, die wir aktuell aufgrund eines Mangels an passenden europäischen Herstellern noch aus Asien beziehen müssen. Auch wollen wir mittelfristig sämtliche Kartonagen auf Graspapier umstellen und zudem ökologisch optimierte Nachfüllpackungen anbieten.
Welche Tipps hast du außerdem, um Sneaker, Schuhe und Lederprodukte möglichst lange zu nutzen ohne sie frühzeitig zu entsorgen?
Der gute, alte Schuhspanner ist ein unterschätztes Hilfsmittel. Mit ihm lassen sich viele Risse in Leder und Kunststoff vorbeugen.
Vielen Dank für das Interview, Felix!
Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an friiz stellen möchtest?
Dann schreib sie in die Kommentare – wir freuen uns auf den Austausch mit dir!
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