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Für mehr Nachhaltigkeit im Reitsport – Royal Horsemen im Interview

INTERVIEW | Vom Vorreiter im Bereich der nachhaltigen Reitmode erfahren wir mehr über ihre Reitbekleidung und darüber, wie wichtig Teamgeist auch beim Thema Nachhaltigkeit ist.

INTERVIEW | Vom Vorreiter im Bereich der nachhaltigen Reitmode erfahren wir mehr über ihre Reitbekleidung und darüber, wie wichtig Teamgeist auch beim Thema Nachhaltigkeit ist.

15.02.2023 | Ein Interview geführt von Katrin Baumann | Bild: Odua Images

Das Thema Tierethik ist im Natursport Reiten schon lange fest verankert. Umso mehr freuen wir uns darüber, dass die Umweltethik nun auch im Reitsport Einzug hält und zunehmend an Relevanz gewinnt. Aber wie genau kann das Reithobby nachhaltiger werden? Hier gibt es verschiedene Ansatzpunkte und mit einem beschäftigen wir uns im Interview genauer – der Reitmode. Ein Label, das sich diesem Thema gewidmet hat, ist Royal Horsemen.

Auch wenn der Reitsport unter Umständen sehr kompetitiv werden kann, plädiert Robin Schuster, der geschäftsführende Gesellschafter von Royal Horsemen, dafür, in puncto Nachhaltigkeit das gemeinsame Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und sich gegenseitig zu unterstützen. Royal Horsemen bemüht sich um größtmögliche Transparenz, wenn es um dieses Thema geht. So erfahren wir im Interview, auf welche Materialien das Reitbekleidungslabel setzt, welche sonstigen Maßnahmen für ein nachhaltiges Agieren im Unternehmen getroffen werden und weshalb eine Offenheit für neue Ziele in dieser Hinsicht so wichtig ist.

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LifeVERDE: Lieber Robin, was unterscheidet euch von anderen Reitmode-Labeln und welche Mission verfolgt ihr mit Royal Horsemen?

Robin Schuster: Wir bei Royal Horsemen verstehen uns als Pionier im Bereich nachhaltiger Reitmode. Als wir im Jahr 2018 gegründet haben, war das Thema Nachhaltigkeit im Reitsport noch nicht wirklich relevant. Im deutschsprachigen Raum waren wir also der erste Anbieter von nachhaltiger Reitsportbekleidung. Uns ist aber ein ganzheitlicher Ansatz sehr wichtig. Das bedeutet, dass wir nicht nur auf die verwendeten Materialien achten, z.B. GOTS zertifizierte Bio-Baumwolle oder GRS zertifiziertes recyceltes Polyester, sondern darüber hinaus bspw. auch auf einen plastikfreien Versand und ein nahezu papierloses Büro achten. Bei Royal Horsemen versuchen wir wirklich jeden Prozess so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Sicherlich machen wir noch nicht alles perfekt, aber wir verbessern uns täglich. Unsere Mission ist da ganz eindeutig: Wir produzieren funktionale, qualitativ hochwertige und nachhaltige Reitbekleidung, die herkömmlicher Reitbekleidung in nichts nachsteht.


Das Team hinter dem Familienunternehmen für nachhaltige Reitbekleidung (Bild: Royal Horsemen).

In welcher Hinsicht lässt sich der Nachhaltigkeitsgedanke auf die Reitsportmode beziehen und inwiefern setzt ihr dies um?

Der naheliegendste Punkt ist sicherlich, auf die Textilien zu gucken und die verwendeten Materialien genauer ins Auge zu nehmen. Durch den Einsatz von Bio-Baumwolle, recyceltem Polyester oder anderen Alternativstoffen, wie zum Beispiel Modal von Tencel oder Apfelleder, kann der Nachhaltigkeitsgedanke sehr schnell etabliert werden. Unserer Meinung nach umfasst das Thema Nachhaltigkeit aber noch weitere Punkte. Der Transport, Verpackungen, Reisen und gesellschaftliche Punkte dürfen nicht vergessen werden.

  1. Stoffe: Wir verwenden für die Produktion unserer Textilien unter anderem Bio-Baumwolle, recyceltes Polyester, Apfelleder und andere umweltfreundliche Alternativstoffe wie beispielsweise Modal von Tencel. Wir sind hier auch stetig auf der Suche nach neuen Entwicklungen und Möglichkeiten, um noch weitere bzw. neuere Stoffkreationen verwenden zu können. Durch unsere GOTS- und GRS-Zertifizierung können wir sicherstellen, dass wir wirklich nachhaltige Stoffe verwenden und gleichzeitig garantieren, dass die Mitarbeiter unserer Produzenten unter vernünftigen, sicheren und fair entlohnten Arbeitsbedingungen arbeiten können.
  2. Transport: Wir sind bemüht, geografisch kurze Transportwege vom Stofflieferanten zum Konfektionär sicherzustellen. Die fertige Ware wird dann in der Regel per Schiff oder per LKW klimaneutral an unser Lager in Deutschland geliefert. Bestellungen im Onlineshop werden ausschließlich per DHL GoGreen verschickt.
  3. Verpackung: Unsere Produktverpackungen bestehen aus Papierbanderolen und Papierbeuteln. Auch die Versandkartons und das Klebeband bestehen aus Papier. Somit schaffen wir es, nahezu plastiklos zu arbeiten.
  4. Reisen: Wir bemühen uns, sämtliche Reisen mit geringstmöglichem CO2-Ausstoß durchzuführen. Im Zuge der Corona-Pandemie haben wir viele Prozesse und Meetings auf digitale Alternativen umgestellt.
  5. Engagement: Wir spenden monatlich an gemeinnützige Organisationen. Dafür suchen wir uns immer zwei Projekte aus und stellen diese dann unserer Community auf Instagram vor. Dort kann dann für eines der beiden Projekte abgestimmt werden. Der Sieger der Abstimmung wird dann von uns für 6 Monate mit einer monatlichen Spende unterstützt. Nach diesen 6 Monaten fängt der Prozess wieder von vorne ab. Wir haben bisher zum Beispiel "Die Bienenretter", "One Earth One Ocean", den Verein IG Mustang, eine kleine Reitschule, das Kinderhospiz Balthasar in Olpe, "Plant for the Planet Wipperfürth“ und den GREEN FOREST FUND e.V. unterstützt. Aktuell unterstützen wir das NGO Projekt „Tenerife Horse Rescue". Bis dato konnten wir bereits knapp 30.000 € spenden. Das macht uns besonders stolz. Ein weiteres tolles Herzensprojekt war die Rettung zweier Schlachtfohlen aus Österreich im Sommer 2020.


Die Marke entstand aus der Liebe zu den Pferden und der Umwelt (Bild: Royal Horsemen).

Was können Reiter*innen alles bei euch im Sortiment finden?

Wir bieten unseren Kunden das gesamte Produktportfolio an Reitbekleidung für Damen an. Das bedeutet konkret, dass man bei uns Reitleggings, Reitsocken, Gürtel, Caps, Beanies, Stirnbänder, Tops, T-Shirts, Funktionsshirts, Hoodies, Sweatjacken und Winterjacken findet. Die Reitleggings ist allerdings mit Abstand unser Best-Selling Produkt. Wir sind stets dabei, unser Produktsortiment zu erweitern. Das Thema Herren Reitbekleidung und Horsefashion, zum Beispiel Schabracken, Halfter etc., steht auch auf unserer To-Do-Liste. Hierzu gibt es aber aktuell noch keine konkreten Pläne.

Wichtig für Reitbekleidung ist auch ihre Langlebigkeit aufgrund der besonderen Beanspruchung, der sie beim Reiten standhalten muss. Wie strapazierfähig ist eure Kollektion?

Wir sind fest davon überzeugt, dass unsere Reitbekleidung – bei korrekter Wäsche/ Pflege und entsprechendem Umgang – ein Leben lang halten kann. Wir selber testen unsere Muster immer auf Herz und Nieren. Auch unsere ersten Muster aus dem Jahr 2018 sind bei Mitarbeitern teilweise noch in Gebrauch und sehen super aus. Das Feedback erhalten wir tatsächlich auch von unseren Kunden, das kann man auch super in den Kommentaren auf unseren Social Media Kanälen sehen. Nobody is perfect – natürlich kann es auch mal zu Verarbeitungsfehlern kommen. Im Endeffekt werden die Textilien immer noch von Menschen verarbeitet. Fehler können passieren. Dann finden wir aber immer sehr schnell und kulant eine Lösung.

Welche Hindernisse gab es beim Aufbau eurer Reitbekleidungsmarke zu überwinden, die sich insbesondere aufgrund des nachhaltigen Anspruchs auftaten?

Als junge neue Marke ist es immer etwas schwierig, den Markteintritt zu meistern und sich zu etablieren. Hier spielt uns auf jeden Fall in die Karten, dass wir relativ gut im Online Marketing und Social Media Marketing aufgestellt sind und wir unsere Zielgruppe dort auch perfekt erreichen können. Es ist auch schön zu sehen, dass immer mehr Menschen – besonders jungen Menschen – das Thema Nachhaltigkeit wichtig ist. Auch hiervon profitieren wir selbstverständlich. An sich hatten wir bis dato tatsächlich sehr viel Glück. Große Hindernisse gab es für uns noch nicht. Nachhaltigkeit ist so ein komplexes Thema, da kann es natürlich schon mal vorkommen, dass der eine oder andere Kunde sich noch mal explizit vergewissern möchte, was uns denn tatsächlich nachhaltig macht. Die Frage lässt sich aber immer zügig für den Kunden zufriedenstellend beantworten. Generell haben wir es uns      deshalb auch zur Aufgabe gemacht, transparent und ehrlich über dieses Thema zu berichten und auch Einblicke hinter die Kulissen zu gewähren. Das sind Faktoren, die Vertrauen und Fakten schaffen.

Im “Pony-Talk” finden wir spannende Blogbeiträge von euch rund um das Thema Reiten. Welche Themen liegen euch dabei besonders am Herzen, die ihr eurer Community näherbringen möchtet?

Wer einmal im Reitsport aktiv war, der weiß, dass das ein ganz spezielles Umfeld sein kann. Je erfolgreicher man reitet, desto kritischer wird man beobachtet. Es herrscht oft ein „gegeneinander“ statt „miteinander“ vor. Das merkt man teilweise leider schon sehr früh und wird durch die ganzen Social Media Inhalte schnell auch sehr deutlich. Wir finden das schade. Natürlich ist Reitsport ein Sport. Und je nachdem wie intensiv und engagiert man diesen Sport betreibt, entsteht auch ein gewisser Konkurrenzkampf. Das ist bei jedem Sport so. Unterm Strich teilen wir aber alle das gleiche Hobby: Pferd. Wir möchten die Reiter also gerne wieder etwas näher zusammenbringen. Weg vom „Einzelkämpfer“, hin zum „Team“. Wir können uns gegenseitig unterstützen und gemeinsam Spaß beim Hobby haben. Dabei noch ein fairer und gerechter Umgang mit dem Pferd und alle sind happy. Genau sowas möchten wir vermitteln. Ansonsten geht es natürlich auch viel um Allgemeinwissen. Der richtige Umgang mit dem Pferd hat für uns einen sehr hohen Stellenwert. Dementsprechend möchten wir das natürlich auch in die Welt hinaustragen und unser Wissen und unsere Erfahrungen teilen.


Royal Horsemen möchte dazu beitragen, die Leidenschaft für das Hobby gemeinsam nachhaltig zu leben (Bild: Royal Horsemen).

Wo setzt ihr selbst die Messlatte an und seht vielleicht noch Verbesserungsbedarf in Sachen Nachhaltigkeit?

Ich glaube, dass es beim Thema Nachhaltigkeit keinen Punkt gibt, den man als das Ziel definieren kann. Dafür wandelt sich die Welt mittlerweile zu schnell. Es gibt andauernd neue Entwicklungen, Studien oder Innovationen, die neue Möglichkeiten schaffen oder alte Erkenntnisse widerlegen. Deswegen sagen wir uns immer: so viel wie möglich und so gut wie möglich zum heutigen Stand. Solange der Prozess läuft und man stetig dabei ist, sich zu verbessern und immer nachhaltiger zu werden, ist alles super. Jeder noch so kleine Schritt in die nachhaltige Richtung ist ein guter Schritt. Man muss sich auch immer die Frage stellen, ob man auch irgendwann etwas „kaputt-verbessert“. Eine vernünftige Balance zwischen Kosten-Nutzen ist hier sehr wichtig. Grundsätzlich ist uns die Aufklärung aber sehr wichtig. Wir merken täglich, wie wenig aufgeklärt die Menschen doch noch sind. Es wird viel zu wenig nachgedacht oder hinterfragt.

Wie sehr ist das Thema Nachhaltigkeit bereits im Reitsport verankert und welche Entwicklungen in dieser Hinsicht würdest du dir zukünftig wünschen?

Das Thema Nachhaltigkeit im Reitsport nimmt definitiv immer mehr Fahrt auf. Das merkt man ganz schön daran, dass es immer neue Start-Ups gibt, die sich dieses Thema auf die Fahne schreiben, aber auch alteingesessene Unternehmen, die umdenken und nach und nach nachhaltige Prozesse/Produkte etablieren. Ich fände es toll, wenn man sich zukünftig nicht mehr versucht gegenseitig schlecht zu machen, sondern viel eher unterstützt und offen für Kommunikation ist. Am Ende des Tages versuchen wir alle beim Thema Nachhaltigkeit einen Schritt vorwärts zu gehen. Je mehr man sich da gegenseitig pusht und unterstützt, desto besser.

Vielen Dank für das Interview, Robin!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Royal Horsemen stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare – wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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