Grüne Wirtschaft

Umweltfreundliches Papier von Hahnemühle FineArt

INTERVIEW | Der traditionelle Familienbetrieb beschäftigt sich schon seit über 400 Jahren mit der Herstellung von Papier – und achtet dabei auf ein nachhaltiges Vorgehen.

INTERVIEW | Der traditionelle Familienbetrieb beschäftigt sich schon seit über 400 Jahren mit der Herstellung von Papier – und achtet dabei auf ein nachhaltiges Vorgehen.

09.12.2021 | Ein Interview geführt von Saphira Conradi und Nora Malitz | Bild: Hahnemühle

Hahnemühle FineArt ist ein Traditionsbetrieb. Die Entwicklung neuer Arten von Papieren stand dabei, neben dem hohen Qualitätsanspruch, schon immer im Mittelpunkt. Mit der wachsenden Sorge um Ressourcen legt Hahnemühle nun stärker den Fokus auf alternative Naturfasern und die Nutzung erneuerbarer Energien. Mehr darüber erfährst du im Interview.

LifeVERDE: Bettina, stell uns Hahnemühle FineArt doch bitte einmal kurz vor. 

Bettina: Wir sind die älteste deutsche Künstlerpapiermanufaktur und stellen seit dem Jahr 1584 feinste Papiere her. Bis heute am selben Standort, weil wir das reine Quellwasser unserer eigenen Quellen für die unnachahmliche Qualität unserer Papiere brauchen. Papiermacher Merten Spieß bekam am 27. Februar 1584 vom Herzog von Braunschweig die Erlaubnis, eine Papiermühle am Solling zwischen Harz und Weser zu errichten. Papiermachen ist also eines der ältesten Handwerke und bei uns in der Hahnemühle noch heute ein wunderbarer, handwerklicher Prozess. Den Namen Hahnemühle bekam die Papiermanufaktur dann 1886 von ihrem damaligen Besitzer Carl Hahne. Und heute sind wir eines der ältesten Unternehmen der Welt. Unsere Papiere für die Kunst, für den Druck, zum Schreiben oder für Life Science und technische Anwendungen stellen wir mit jahrhundertealtem Wissen nach traditionellen Rezepten her. Außerdem erfinden mit wir mit Freude an Innovationen immer neue Papiere und sind da weltweit Pioniere. Heute sind unsere Papiere in 130 Ländern weltweit „Made in Germany“.

Ihr werbt damit, dass euer Papier unter den höchsten Qualitätsstandards hergestellt wird. Was sind diese und wie sorgt ihr für deren Einhaltung?

Wer wie wir auf eine über 400jährige Firmengeschichte mit ununterbrochener Fertigungstradition zurückblicken kann, der setzt schon immer auf höchste Qualität. Das fängt bei unserem reinen Quellwasser an, das die entscheidende Zutat in der Papierproduktion ist. Es ist so rein und weich, dass es weder chemisch vor- noch nachbehandelt werden muss und wir es nur hier am Standort vorfinden. Außerdem sind unsere Rezepte für die echten Künstlerpapiere lange überliefert und sorgen für die gleichbleibend hohe Papierqualität, die für unsere Kunden nötig ist. Ein weiterer Punkt: unsere Papiere bekommen seit je her ihre unnachahmliche Struktur durch echte Wollfilze bei der Produktion. Viele Arbeitsschritte sind auch heute noch manuell, so zählen Erfahrung und Gespür nicht nur während der Produktion sondern auch bei der Entwicklung neuer Papiere aus alternativen Fasern - wie bei unserer Natural Line - eine große Rolle.

Papiermaschine

So wird Papier hergestellt: Hier eine Papierbahn in der Maschine (Bild: Hahnemühle FineArt).

Wie läuft die Herstellung von Papier eigentlich ab?

Bei uns noch ganz ähnlich wie beim traditionellen Handschöpfen von Echt-Büttenpapieren. Wir mischen unser reines Quellwasser mit den so genannten Faserstoffen – also feinsten Zellstoff- oder Pflanzenfasern – bis ein ganz stark verdünntes Gemisch aus Wasser und Fasern entsteht. Außerdem fügen wir Kreide, Leim und Stärke hinzu, um das Papier gegen Umwelteinflüsse zu „puffern“, stabil und beschreibar-, bemal- oder bedruckbar zu machen. Dann geht dieses Gemisch auf die Papiermaschinen mit großen runden oder langen Sieben. Auf diesen runden oder langlaufenden Sieben lagern sich die Papierfasern ab und bilden Bogen – teilweise mit echten Büttenrändern – oder eine lange Papierbahn. Über große, beheizte Walzen, die mit Wollfilzen bespannt sind, wird das Papier getrocknet und bekommt eine wunderschöne haptisch fühlbare Struktur.

Was ist an eurer Art der Papierproduktion so besonders nachhaltig? Welche Rohstoffe verwendet ihr?

Das nachhaltigste in unserer Papierproduktion ist das Wasser. Wir borgen es uns quasi nur aus der Natur. Es ist reines Quellwasser, das wir unterirdisch über Brunnen gewinnen und für die Papierproduktion nicht vorbehandeln müssen. Nach der Produktion leiten wir es ebenfalls ohne Nachbehandlung - aber streng von der niedersächsischen Wasserbehörde kontrolliert – wieder in den nahen Fluss Ilme ein. Außerdem verwenden wir Zellstoffe aus nachhaltigen und zertifizierten Plantagen und eben schnell wachsende, ressourcenschonende Pflanzenfasern aus Hanf, Bambus und Agave. Hanf – genauer gesagt Industriehanf - ist beispielsweise eine einjährige Pflanze, die von einem Hektar 40mal mehr Fasern erbringt als Bäume von derselben Fläche. Auch Bambus und Agave sind interessante Faserpflanzen, die ohne Pestizide und mit wenig Wasser gedeihen. Sie bieten tolle Eigenschaften für unsere Künstlerpapiere.

Männer mit Papier

Die Qualität muss stimmmen (Bild: Hahnemühle FineArt).

Wo seht ihr noch Potenzial, euch in Bezug auf die Nachhaltigkeit eures Unternehmens zu verbessern?

Papierherstellung ist immer energieintensiv. Wir beziehen unsere Energie schon seit einigen Jahren nur aus erneuerbaren Quellen. Jetzt geht es bei uns um die Einsparung von Energie oder eine alternative Wärmequelle für unsere Dampferzeugung für die Papierproduktion. Außerdem forschen und entwickeln wir weiter an Papieren aus Pflanzen-Reststoffen, die bei der Produktion anfallen. Da gibt es noch viel Potential zum Beispiel bei der Zuckerrohr-Verarbeitung. Wir tüfteln eigentlich immer an neuen Papieren.

Was wünscht ihr euch allgemein für eure Branche, mit Blick auf eine umweltfreundlichere Zukunft?

Wir wünschen uns, dass Papier aus Deutschland weiterhin sauber, fair und nachhaltig produziert wird und das die Branche früher als 2050 klimaneutral wird. Wichtige Schritte, um das Ziel früher zu erreichen, gibt es schon: Die Branche pflanzt schon jetzt mehr Bäume als sie verbraucht und bietet – wie wir – immer mehr Papiere aus alternativen Fasern an. Da sind weitere Ideen gefragt, zum Beispiel bei Druckpapieren für Bücher, bei Papieren aus Agrar-Reststoffen oder bei Verpackungen aus Papier, die eine kostenneutrale Alternative zu Plastik sind.

Vielen Dank für das spannende Interview, liebe Bettina!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an die Hahnemühle FineArt stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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