Grüne Wirtschaft

Gutes Gewissen To Go mit Bionatic

„Gutes Gewissen to Go“ heißt es bei Bionatic. Seit 2010 beliefert das Unternehmen Gastronomen, Food-Service Anbieter und private Haushalte mit nachhaltigen Verpackungslösungen aus nachwachsenden und recycelten Rohstoffen.

„Gutes Gewissen to Go“ heißt es bei Bionatic. Seit 2010 beliefert das Unternehmen Gastronomen, Food-Service Anbieter und private Haushalte mit nachhaltigen Verpackungslösungen aus nachwachsenden und recycelten Rohstoffen.

30.05.2018 - Das Interview führte Gessica Mirra, Fotos: © Bionatic

LifeVERDE: Herr Brunne, Bionatic versteht sich als Spezialist für Nachhaltigkeit - in welchen Bereichen sind Sie aktiv?

Dirk Brunne: Wir bieten nachhaltige Verpackungslösungen aus nachwachsenden und recycelten Rohstoffen für Gastronomen, Food-Service Anbieter und private Haushalte.

Wer steckt hinter Bionatic und wen möchten Sie mit Ihren nachhaltigen Verpackungslösungen gerne erreichen?

Hinter Bionatic steckt ein Team von derzeit 36 Mitarbeitern, die mit jeder Menge Herzblut und Freude an innovativen und nachhaltigen Lösungen für unsere Kunden da sind. Unser Angebot richtet sich hauptsächlich an Unternehmen aus der Gastronomie, dem Catering und an Food-Service-Anbieter. Kurzum: Überall dort, wo Take-Away-Verpackungen eingesetzt werden, bietet Bionatic eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen, meist erdölbasierten Verpackungslösungen.

Wie nachhaltig sind die Verpackungen und woraus bestehen sie?

In unserem B2B-Sortiment finden sich Artikel, die sich in vier Rohstoffgruppen aufteilen lassen. Das sind: Bio-Kunststoff (PLA), Palmblatt, Bagasse (Zuckerrohrrestfaser) und Papier/Karton. Diese Rohstoffe haben eins gemeinsam: Sie sind biologisch abbaubar, zertifiziert nach DIN 13432.

Besonders nachhaltig sind unsere Produkte aus Palmblatt und Bagasse. Das Geschirr aus Palmblatt – bei uns heißt es Palmware© –  wird aus den Blättern der Betelnusspalme gefertigt. Diese Palme wird in Indien angebaut, um die Betelnüsse zu ernten. Im Gegensatz zu Ölpalmen wird dafür kein Regenwald gerodet. Die Betelnusspalme wirft im Jahr zwischen vier und sieben Blätter ab, die häufig als Abfall verbrannt werden. Wir machen aus diesem Abfall stabiles und wirklich sehr schönes Einweggeschirr. Dazu werden die Blätter aufgesammelt, mit Wasser gereinigt und mit hydraulischen Pressen in Form gebracht. Und weil die Blätter von Natur aus wasserabweisend sind, müssen sie nicht beschichtet werden.

Auch unsere Produkte aus Bagasse werden aus Abfall gefertigt, denn bei der Zuckerproduktion aus Zuckerrohr fällt jede Menge Restfaser an. Diese wird anstatt sie zu verbrennen zu Bagasse verarbeitet, aus der sich Geschirr machen lässt. Ebenso kann aus diesem Rohstoff Papier bzw. Karton gefertigt werden. In unserer neuen „Tree Free“-Serie bieten wir Kartonverpackungen aus Bagasse an. Diese sind haptisch kaum von Kartonverpackungen aus Frischholz zu unterscheiden, haben aber den Vorteil, dass kein Baum gefällt werden musste. Außerdem hat Karton aus Bagasse eine sehr viel bessere Klimabilanz als Karton aus Frischholz. Obendrein sind unsere „Tree Free“-Kartonverpackungen Made in Germany.

Mit unseren Artikeln aus Bio-Kunststoff (PLA) bieten wir eine Alternative zu herkömmlichen, erdölbasierten Kunststoffverpackungen. PLA ist – im Gegensatz zu herkömmlichen Kunststoff – biologisch abbaubar. Sämtliche Artikel aus PLA sind bei uns nach DIN 13432 zertifiziert, welche die Kompostierbarkeit bestätigt.

Wie spiegelt sich nachhaltiges Handeln bei Bionatic wider, worauf legen Sie besonderen Wert?

Als erster und bisher einziger Anbieter von Food-Service-Verpackungen haben wir Anfang 2018 unser gesamtes B2B-Sortiment klimaneutral gestellt. Das bedeutet: Wir erfassen, berechnen und kompensieren in Zusammenarbeit mit den Experten von ClimatePartner sämtliche Emissionen, die unsere Verpackungen verursachen. Und das vom Anbau der Rohstoffe über die Herstellung, den Transport und die Lagerung bis zur Auslieferung der Produkte an unsere Kunden. Im Gegensatz zu anderen Modellen, bei denen der Kunde auswählen kann, ob er klimaneutrale Produkte möchte oder nicht, handelt es sich bei uns um einen Standard. Sämtliche Emissionen unserer Verpackungen werden ausgeglichen. Immer. In diese Rechnung fällt auch unsere gesamte Betriebsorganisation. Angefangen bei Dienstreisen und Firmenfahrzeugen über die Fahrwege unserer Mitarbeiter zum Arbeitsplatz bis hin zum Stromverbrauch unserer IT. Das ist ein nachhaltiger und ganzheitlicher Ansatz.

Ebenso ganzheitlich gestaltet sich die Art und Weise, wie wir die Emissionen ausgleichen. Dafür unterstützen wir ein international anerkanntes Klimaschutzprojekt in Kenia. Dieses Projekt kümmert sich einerseits um den Erhalt bestehender und die Aufforstung neuer Wälder, andererseits werden der einheimischen Bevölkerung alternative Einkommensmöglichkeiten geboten. So sind die Menschen vor Ort nicht mehr darauf angewiesen, Wälder zu roden, um Ackerflächen zum Anbau von Lebensmitteln zu schaffen. Ebenso werden im Rahmen des Projektes Schulen gebaut, um der jungen Bevölkerung einen besseren Zugang zu Wissen und einer besseren Ausbildung zu verschaffen. Wer nun noch mehr darüber wissen möchte, kann gerne hier nachlesen.

Außerdem ist es uns sehr wichtig, dass unsere Produkte unter fairen und sicheren Arbeitsbedingungen gefertigt werden. Bionatic ist Mitglied der amfori-Organisation, die sich eben diesen Zielen verschrieben hat.

Seit vielen Jahren arbeiten wir eng und freundschaftlich mit unserem Partner Magnus Eco Concepts (MEC) in Indien zusammen. MEC ist der Produzent unserer Palmware. Wir besuchen den Betrieb mehrmals im Jahr und tauschen uns mit dem Management aus. Im Mai 2018 hat MEC zum zweiten Mal hintereinander das BSCI-Audit – durchgeführt von BureauVeritas – bestanden und erfüllt damit die Anforderungen des amfori-Code of Conduct. Dieser besagt unter anderem, dass die Mitarbeiter eine faire und überdurchschnittliche Entlohnung bei geregelten Arbeitszeiten (max. 48 Stunden/Woche) unter sicheren Arbeitsbedingungen erhalten.

Sie sehen: Wir nehmen unsere Corporate Social Responsibility genauso ernst wie unsere Corporate Climate Responsibility.

Die Verpackungsbranche befindet sich derzeit im Umbruch. Wo sehen Sie die größten Hebel für Veränderungsprozesse hin zu mehr Nachhaltigkeit? Sind es eher die Endverbraucher mit einem gesteigerten Verantwortungsbewusstsein oder eher politische Auflagen?

Das ist schwer zu sagen. Es ist sicherlich nicht zielführend, wenn die Politik dem Verbraucher etwas aufdrückt, was dieser gar nicht akzeptiert. Deshalb denke ich, dass zunächst das Bewusstsein für diesen Veränderungsprozess und den zugrundeliegenden Gründen geschaffen werden muss. Ich habe den Eindruck, dass wir da in Europa schon ziemlich weit sind. Allerdings resultiert aus der Kenntnis nicht zwingend eine Handlung. Hier kommt die Politik ins Spiel. Ob ein Plastik-Verbot oder eine Plastik-Steuer auf europäischer Ebene aber der richtige Weg zu mehr Nachhaltigkeit in diesem Bereich ist, vermag ich nicht zu sagen. Für unser Geschäftsmodell wäre das sicherlich förderlich, aber ich denke, dass die Nachfrage auch ohne Verbote immer weiter steigen wird.

In welchen Bereichen sehen Sie noch großen Handlungsbedarf, was nachhaltige Verpackungslösungen betrifft, können Sie uns hier ein paar Beispiele geben?

Umverpackungen im Lebensmittelbereich sind ein spannendes Thema. Hier gibt es bisher keine nachhaltige Alternative zu den üblichen Kunststoffverpackungen. Beispiel: Käse und Wurst aus dem Kühlbereich. Hier dient die Verpackung hauptsächlich dazu, die Ware zu schützen und frisch zu halten. Letzteres kann PLA aufgrund der fehlenden Aromabarriere derzeit noch nicht leisten. Vielleicht werden Hersteller in einigen Jahren dafür eine Lösung haben.

Bei der Systemgastronomie gibt es natürlich große Möglichkeiten für nachhaltige Verpackungen. Allerdings spielen da sowohl logistische als auch wirtschaftliche Faktoren eine Rolle und man muss verstehen, dass eine Umstellung nicht einfach so möglich ist. Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen sind derzeit preislich höher einzustufen als erdölbasierte. Auch wenn die Unterschiede schrumpfen: Bei sehr großen Mengen, ist das ein Kostenfaktor, der für die Systemgastronomie nicht zu unterschätzen ist.

Welche nachhaltigen Verpackungs-Trends finden Sie aktuell besonders spannend?

Das Thema biologische Kunststoffe finde ich nach wie vor hoch spannend. Hier gibt es noch einiges an Entwicklungspotenzial. Der Ansatz, Essensreste als Rohstoff für PLA oder andere Bio-Kunststoffe zu verwenden, ist sehr interessant.

Agrarabfälle zur Herstellung vollkommen neuer biologisch abbaubarer Materialien zu nutzen, könnte auch eine Vorgehensweise sein, die – sofern sich die Verpackungen im Markt bewähren – einen neuen Trend setzen könnte.

Verraten Sie uns, was es künftig Neues von Bionatic geben wird?

Da will ich nicht zu viel verraten. So viel sei gesagt: Wir sind an verschiedenen Forschungsprojekten beteiligt und arbeiten auch intern an neuen Materialien und Produkten. Bionatic ist immer in Bewegung. Unsere Kunden können gespannt sein.

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