Grüne Wirtschaft

Grüne und nachhaltige Fotografie

INTERVIEW | Eine Prise Naturbegeisterung, ein bisschen um die Ecke denken und ein Sinn für Ästhetik: Das und noch mehr ist die Arbeit von Sabrina Tietz, einer nachhaltigen Fotografin aus Münster.

INTERVIEW | Eine Prise Naturbegeisterung, ein bisschen um die Ecke denken und ein Sinn für Ästhetik: Das und noch mehr ist die Arbeit von Sabrina Tietz, einer nachhaltigen Fotografin aus Münster.

15.04.2021 | Ein Interview geführt von Maleen Focken | Bilder: Sabrina Tietz Fotografie

Wenn frau wirklich will, kann auch eine berufliche Ausübung wie die Fotografie an ökologischen Werten ausgerichtet sein. Sabrina Tietz, Natur- und Hochzeitsfotografin aus Münster, möchte mit ihren Bildern die Schönheit der Natur einfangen und auf ihre Schutzbedürftigkeit hinweisen oder Hochzeitspaaren nachhaltig(e) Freude bereiten. Dass nicht nur das Endprodukt auf Recyclingpapier gedruckt, sondern auch der Weg zum Foto in den Händen bewusst nachhaltig gestaltet werden kann, zeigt sie uns in diesem Interview.

LifeVERDE: Sabrina, du bezeichnest dich selbst als nachhaltige Fotografin. Was war zuerst da: der Wunsch, Fotografin zu werden oder der, nachhaltig zu arbeiten? Erzähle uns gerne etwas über deinen Werdegang.

Sabrina Tietz: Ich bin seit meiner Kindheit sehr naturbegeistert und habe mich schon im Schulalter für Tier- und Naturschutzthemen interessiert. Auf meine Berufswahl hatte das aber zunächst nur einen indirekten Einfluss. Tatsächlich bin ich über Umwege zur Fotografie gekommen.

Ich habe Betriebswirtschaftslehre studiert und wollte danach gerne in einem Bereich arbeiten, der gesellschaftlich wichtig ist – in der Lebensmittelbranche, einem Agrarunternehmen oder im medizinischen Bereich zum Beispiel. In meinem letzten Praktikum habe ich bei Marktrecherchen Einblicke bekommen, welche Auswirkungen meine bzw. unsere westliche Lebensweise auf die Umwelt und andere Teile der Welt hat und das hat mich sehr nachdenklich gemacht. Darauf hin habe ich mich zu einer veganen Lebensweise entschieden und hinterfragt, wie ich mein Leben nachhaltiger gestalten kann.

Nach meinem Abschluss habe ich 5 Jahre lang in der Verwaltung eines Wasserversorgungsunternehmens gearbeitet. Doch mir hat es gefehlt, mich neben all dem Zahlenwerk auch einmal wieder kreativ betätigen zu können – ich habe in meiner Freizeit viel gezeichnet und fotografiert – und vor allem direkt mit Kunden zusammenzuarbeiten. Ich wollte gerne einen Job haben, bei dem ich Menschen vom ersten Kontakt bis zum letzten Handgriff begleiten und glücklich machen kann. Deshalb habe ich mich 2016 nach einiger Fortbildung als Fotografin selbständig gemacht. Bis zum Entschluss, dabei umfassend nachhaltig zu arbeiten, hat es dann noch einmal 2 Jahre gedauert. In meinem Unternehmen Sabrina Tietz Fotografie erstelle ich heute Naturschutz- und Unternehmensportraits, biete Wandbilder und bald auch Workshops an und unter dem Namen „NatureWeddings“ begleite ich nachhaltige Hochzeiten im Münsterland und ganz Deutschland.

Portrait Stephanie Tietz

Du bereitest nicht nur mit deinen Bildern nachhaltig Freude. Auch deinen Arbeitsprozess bis hin zum fertigen Bild bezeichnest du als ökologisch. Inwiefern unterscheidet sich deine von herkömmlicher Fotografie, was ist deine Vision?

Mit meiner Arbeit möchte ich zu einer natürlicheren, liebevolleren Zukunft beitragen. Ich glaube, dass Natur-, Klima- und Artenschutz unsere gemeinsame Verantwortung sind, deshalb möchte ich Menschen dazu inspirieren, selbst aktiv zu werden. Als Naturfotografin ist es mein Ziel, die Schönheit unserer Natur in den Vordergrund zu stellen und so auf ihre Schutzbedürftigkeit aufmerksam zu machen. Als Hochzeitsfotografin möchte ich zeigen, wie großartig sich nachhaltige Hochzeiten feiern lassen. Ich freue mich jedes Mal wieder, Paare dafür zu begeistern und sie auf ihrem persönlichen Weg zu begleiten.

Dabei frage ich mich ständig, wie ich mein Geschäft so nachhaltig und ressourcenschonend wie möglich führen kann. Beispielsweise kaufe ich meine professionelle Ausrüstung auf dem Gebrauchtmarkt und lasse sie regelmäßig warten, damit sie mir lange erhalten bleibt. Wann immer möglich nutze ich öffentliche Verkehrsmittel, um zu Locations zu fahren oder teile mir mit anderen Personen ein Auto. In Zusammenarbeit mit einer umweltfreundlichen Werkstatt kann ich außerdem ressourcensparend und vegan gedruckte Alben und Wandbilder anbieten. Für die Bildbearbeitung und Verwaltungstätigkeiten im Büro beziehe ich Ökostrom, genau wie der Anbieter, bei dem ich meine Webseiten hosten lasse. Die Auftragsverwaltung und auch die Buchhaltung laufen komplett digital, damit keine Drucksachen anfallen. Manchmal benötige ich allerdings Werbematerialien, die dann in einer Umweltdruckerei auf Recyclingpapier angefertigt werden. Mein Geschäftskonto führe ich bei einer Nachhaltigkeitsbank und für jeden Auftrag spende ich einen festen Betrag an eine Naturschutzorganisation im Münsterland, für die ich mich auch privat engagiere. Zu guter Letzt lasse ich meine trotz allem anfallenden CO2-Emissionen mithilfe von Baumpflanzungen durch einen geprüften Verein einbinden.

Niemand ist perfekt, heißt es so schön. Gibt es in deiner Arbeit etwas, das noch nachhaltiger sein könnte?

Es gibt garantiert noch viele Dinge, bei denen ich meine Abläufe verbessern kann oder die mir noch gar nicht in den Sinn gekommen sind. Da freue ich mich auch immer sehr über Anregungen von Außenstehenden. Was mich auf jeden Fall beschäftigt, sind meine Fahrtwege. Gerade in der Naturfotografie oder wenn eine Hochzeit in ländlichen Regionen stattfindet, ist eine Anreise mit dem ÖPNV sehr schwierig. Abgelegene Gebiete, sehr frühe oder späte Uhrzeiten und auch die notwendige Flexibilität binden mich oft an einen PKW. Momentan bin ich froh, dass ich auf ein geteiltes Fahrzeug zurückgreifen kann und kein eigenes vorhalten muss. Wenn dieses in den nächsten Jahren vielleicht auch ein Elektrofahrzeug sein wird, wäre das schon einmal ein Fortschritt.

Green Wedding

Was waren bisher deine größten Herausforderungen für dich als Fotografin, insbesondere mit Blick auf deine Selbstständigkeit und deine Lebenswerte?

Aus einem komplett anderen Berufshintergrund den Schritt in die Selbständigkeit als Fotografin zu wagen, war definitiv eine Herausforderung, die mir viel Mut abverlangt und Ungewissheiten, aber auch eine enorme Freiheit mit sich gebracht hat. Ich weiß, dass ich mich immer wieder dafür entscheiden würde. Der direkte Kontakt zu meinen Kunden, mit ihnen über Nachhaltigkeit als gemeinsame Leidenschaft zu sprechen und sie bei ihren individuellen Projekten zu unterstützen, erfüllt mich enorm. Wenn sie am Ende ihre Bilder in den Händen halten und diese genau das sind, was sie sich gewünscht haben, ist das einfach der beste Moment für mich. Dann ist jeder lange Arbeitstag vergessen.

Außerdem ist natürlich die Corona-Pandemie – wie für alle – eine extreme Belastung. Gerade die Hochzeitsbegleitungen konnten im letzten Jahr und auch in diesem bisher kaum stattfinden und auch der Start der geplanten Workshops ist erst einmal auf unbestimmte Zeit verschoben. Bis sich die Lage wieder etwas entspannt, arbeite ich weiter für den Naturschutz, biete Paarshootings in der Natur und natürlich auch meine Kunstdrucke und Wandbilder für das Naturfeeling im eigenen Zuhause an.

Hand aufs Herz: Gibt es auch Kunden und Kundinnen, die weniger Wert auf Nachhaltigkeit legen, vielmehr an dem Endprodukt interessiert sind?

Das kommt durchaus vor. Aber solange es menschlich passt und wir gerne zusammenarbeiten, finde ich das auch gar nicht schlimm. Bei mir muss niemand einen „Ökotest“ bestehen, ich freue mich über jede Anfrage. Es ist mir aber sehr wichtig, für meine Kunden eine routinierte und zuverlässige Partnerin zu sein, bei der sie sich jederzeit gut aufgehoben fühlen. Und das ist natürlich einfacher, wenn ich in meinem Spezialgebiet beraten und arbeiten darf und wir wertemäßig auf einer Wellenlänge liegen.

Gibt es eine Art Netzwerk aus nachhaltigen Fotografen und Fotografinnen, in dem du dich mit Gleichgesinnten austauschen und neue Ideen sammeln kannst?

Es ist noch kein offizielles Netzwerk, aber ich habe bereits Kollegen kennengelernt, die sich ebenfalls mit nachhaltiger Fotografie beschäftigen. Das finde ich großartig! Denn eine der größten Hürden ist meiner Meinung nach, dass unser Angebot noch sehr unbekannt ist. Zusammen können wir den Nachhaltigkeitsgedanken in der Fotobranche weiter vorantragen. Wir tauschen uns vor allem über die sozialen Medien aus und halten uns so gegenseitig auf dem Laufenden. Zusätzlich habe ich mir über die Zeit ein regionales Netzwerk aus nachhaltigen Hochzeitsdienstleistern aufgebaut, in dem wir immer wieder gerne für unser Hochzeitspaare zusammenarbeiten und auch gemeinsame Projekte umsetzen. Es ist unglaublich wertvoll, sich so gegenseitig unterstützen und Erfahrungen teilen zu können.

Landschaftsportrait

Jetzt wird es zum Abschluss richtig persönlich: Hast du auch selbst einige deiner Kunstdrucke und Wandbilder, die in deinem Shop zu kaufen sind, an deinen eigenen vier Wänden hängen?

Was sagt das jetzt wohl über mich aus? (Lacht.) Aber ja, tatsächlich hängen einige meiner Arbeiten in meiner Wohnung. Ich liebe gedruckte Bilder. Einen Print in der Hand zu halten gibt diesem Moment, den ich festhalten wollte, einfach so viel mehr Gewicht, als wenn das Bild nur auf einem Monitor oder Smartphone betrachtet wird. Neben einer Familiengalerie hängen daher auch großformatige und kleinere Wandbilder von meinen Naturaufnahmen in fast allen Räumen. So habe ich das, was mir wichtig ist, immer um mich und kann auch zuhause jederzeit in die Natur eintauchen und die Gedanken schweifen lassen. Für interessierte Besucher liegt meist auch ein Bildband von meinem letzten Projekt griffbereit, den sie in Ruhe durchblättern können. Es wäre ein Traum, wenn vielleicht eines Tages einer davon veröffentlicht werden würde.

 

Das wünschen wir dir. Vielen Dank für das Interview, liebe Sabrina!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Sabrina Tietz stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare. Wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

 

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Auch du kannst hochwertig und klimafreundlich drucken. Wie das geht, erfährst du hier.

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