Viele, die auf Nachhaltigkeit Wert legen, vermeiden unnötiges Drucken. Was tut man nun aber, wenn man ums Drucken nicht drum rum kommt? Wie drucke ich das vegane Kochbuch ohne der Umwelt zu schaden? oeding print verfolgt das Ziel, nachhaltiges Drucken zum Status-Quo zu etablieren. Neben hohen Umweltansprüchen spielt auch der vegane Druck in dieser Umweltdruckerei eine große Rolle. Wie klimaneutrales Drucken funktioniert und welche Qualitäts- und Umweltansprüche oeding print an ihre Produkte stellt, erfährst du in diesem Interview.
LifeVERDE: Hallo Roland. Kannst du mir kurz erläutern, warum ihr euch mit dem Status Quo der Druckerei nicht zufriedengebt und wo der Status Quo derzeit liegt?
Roland Makulla: Unsere Motivation den Status Quo immer wieder in Frage zu stellen, kann man gut in Ghandis bekanntem Zitat: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt“ zusammenfassen.
Mit diesem Mut zur Veränderung haben wir es in den letzten 12 Jahren geschafft, einer der nachhaltigsten industriellen Druckdienstleister in Europa zu werden und immer neue Standards für grüne Druckprodukte zu setzen. Wir waren beispielsweise eine der ersten Druckereien, die klimaneutral gedruckt haben und der Blaue Engel ist bei uns bereits seit Jahren Standard.
Ein aktuelles Beispiel ist das Thema Veganes Drucken. Weil es uns wirklich nervt, wie einfach es sich einige Mitbewerber*innen mit diesem Thema machen, haben wir in Zusammenarbeit mit ProVeg e.V. einen klar definierten und nachweisbaren Standard für veganes Drucken entwickelt. Aktuell sind wir die einzige Druckerei, die ein gesamtes Druckprodukt vegan herstellen und mit dem bekannten V-Label kennzeichnen können.
Welche Ansprüche hat oeding print ans Drucken?
Auf den Punkt gebracht: Premium Green Printing. Also nachhaltig zu drucken ohne Kompromisse bei der Qualität. Dabei ist es uns sehr wichtig, Umweltbelastungen und Treibhausemissionen nicht nachträglich „grün zu waschen“, sondern gezielt und pro-aktiv zu vermeiden. Wir fokussieren uns auch nicht auf Einzelmaßnahmen, sondern folgen einem ganzheitlichen Ansatz, der alle Aspekte im gesamten Herstellungsprozess bis hin zum Recycling berücksichtigt.
Darüber hinaus legen wir sehr großen Wert auf Transparenz und Glaubwürdigkeit. Deshalb bieten wir zertifizierte Druckprodukte an - beispielsweise mit dem Blauen Engel. Zusätzlich lassen wir uns von unabhängigen Experten jährlich bestätigen, dass Nachhaltigkeit bei uns gelebte Praxis ist. Dafür stehen beispielsweise die Zertifizierungen nach dem internationalen Standard der ISO14001 oder dem noch anspruchsvolleren EMAS-Siegel.
oeding print ist einer der nachhaltigsten Druckdienstleister überhaupt. Umfassende Zertifizierungen garantieren Transparenz und Glaubwürdigkeit
Habt ihr auch Ansprüche an euer Papier?
Absolut, denn Papier hat den größten Einfluss auf die Ökobilanz eines Druckproduktes. Deshalb empfehlen wir Recyclingpapiere mit dem Blauen Engel oder Frischfaserpapiere aus nachhaltiger Waldwirtschaft. Die Vorteile von Recyclingpapieren sind ja allgemein bekannt. Trotzdem ist Frischfaser ökologisch völlig ok, solange es aus zertifizierten Quellen kommt. Wer etwas anderes behauptet, ignoriert die Fakten, denn in einen funktionierenden Recyclingkreislauf gehört immer ein gewisser Anteil an Frischfaser. Für unsere aktuelle Umweltbilanz haben wir ermittelt, dass 2019 fast 85 % unserer Papiere Blauer Engel oder FSC® zertifiziert waren. Ein Plus von 10 % im Vergleich zum Vorjahr.
Du hast vorhin schon erwähnt, dass oeding print vegan gelabelt ist! Wozu braucht man denn so ein Label? Was macht konventionelles drucken nicht vegan?
Der Sinn eines Umweltlabels ist, Verbrauchern einfache Entscheidungshilfen an die Hand zu geben. Wer wie ich vegan lebt, achtet beim Einkaufen beispielsweise auf das bekannte V-Label. Dann muss man nicht lange versuchen, alle kleingedruckten Inhaltsstoffe zu entschlüsseln.
Und genau wie in vielen Alltagsprodukten können sich auch in Drucksachen eine ganze Reihe von tierischen Inhaltsstoffen verstecken. Papier beispielsweise besteht aus weit mehr als pflanzlichem Zellstoff. Bestimmte Leime, die die Nassfestigkeit des Papiers erhöhen oder Binde- und weitere Hilfsmittel für die Oberflächenveredelung von Bilderdruckpapieren, können Gelatine, Kasein und weitere Stoffe tierischen Ursprungs enthalten. Farben, Klebstoffe und eine ganze Reihe von zusätzlichen Druckhilfsmitteln können ebenfalls tierische Fette, Gallerte, Glutin uvm. enthalten.
Aus diesen Gründen macht eine Zertifizierung von Druckprodukten mit dem V-Label absolut Sinn. Insbesondere für Kunden aus der Vegan-Branche. Wer beispielsweise durch die leckeren Rezepte in einem veganen Kochbuch blättert, interessiert sich durchaus dafür, ob das Buch selbst auch vegan ist.
Vegane Kochbücher aus dem GrünerSinn-Verlag – natürlich vegan gedruckt
Kannst du mir nochmal die oeding print Umweltkriterien aufzählen und erläutern?
Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, der alle Aspekte im gesamten Herstellungsprozess berücksichtigt. Einen detaillierten Überblick gibt es auf unserer Internetseite und für Printbuyer haben wir zusätzlich 10 Praxis-Tipps zum download zusammengestellt.
Ressourcenschonung: Nachhaltigkeit beginnt bereits beim Produktdesign. Durch Optimierung der Auflagenhöhe, der Formate, des Seitenumfangs und der Grammaturen, lässt sich im Vorfeld viel Papier einsparen und damit natürliche Ressourcen schonen.
Papierauswahl: Recyclingpapiere mit dem Blauen Engel eignen sich für fast alle Anwendungsbereiche. Ansonsten immer FSC®- oder PEFC™-Frischfaserpapiere aus verantwortungsvoller Waldwirtschaft.
- Farben, Lacke, Toner: Erfüllen standardmäßig die strengen Anforderungen des Blauen Engel. Die Farben sind mineralölfrei, vegan und basieren auf Pflanzenöl. Und sind, genau wie die Dispersionslacke und Toner, schadstofffrei und im Recyclingprozess gut denkbar.
- Klebstoffe und Folien: Werden in der Weiterverarbeitung verwendet und erfüllen ebenfalls die Kriterien des Blauen Engel, sind schadstofffrei und lassen sich im Recyclingprozess gut entfernen.
- Herstellungsprozess: Wir nutzen eine chemiefreie Druckplattenherstellung, drucken IPA-(alkohol)frei und reduzieren Druckchemikalien wo immer es geht. Alle eingesetzten Druck- und Hilfsmittel erfüllen die Standards des Blauen Engel.
- Energieeinsatz: Hat neben dem Papier den größten Einfluss auf die Ökobilanz. Wir erzeugen ca. 25 % unseres gesamten Stromverbrauchs über eine Photovoltaikanlage und eine Blockheizkraftwerk direkt vor Ort selbst. Dazu kommt 100 % zertifizierter Ökostrom aus Deutschland mit dem Grüner Strom Label und ProWindgas von Greenpeace für den Betrieb unseres BHKWs.
- Produktionsstandort: Unser Plusenergie-Gebäude wird ganzjährig durch Abwärme klimatisiert und wurde für sein innovatives Energiekonzept mit dem Blue Green Energie Award der EU ausgezeichnet.
- Verwertungskreisläufe: Über 95 % unserer Abfälle werden gezielt getrennt und als Wertstoffe wieder in den Verwertungskreislauf zurückgeführt. Der Rest wird umweltgerecht entsorgt.
- Zertifizierungen: Umfangreiche Zertifizierungen garantieren Transparenz und Glaubwürdigkeit. Im Produktbereich gehört dazu der Blaue Engel für Druckprodukte DE-UZ195, FSC®, PEFC™, Vegan mit V-Label und der klimaneutrale Druck.
Dazu kommen Unternehmenszertifizierungen wie ISO14001 und EMAS (Umweltmanagement) und ISO 9001 (Qualitätsmanagement). Zusätzlich noch diverse Auszeichnungen, beispielsweise den GREEN BRANDS für besonders nachhaltige Unternehmen.
- Klimaneutralität: Wir erstellen eine jährliche CO2-Bilanz nach den Standards des GHG-Protokolls und gleichen alle standortbezogenen Emissionen durch Klimaschutzprojekte aus. Damit sind wir eine Nullemissionsdruckerei.
Als sinnvollen letzten Schritt bieten wir unseren Kunden den klimaneutralen Druckprozess an. Dafür werden für das jeweilige Druckprodukt die unvermeidbaren Treibhausemissionen ermittelt und durch Klimaschutzprojekte kompensiert.
oeding print gibt es bereits seit 1797. Tradition steht nicht immer für Veränderung. Wart ihr schon immer eine klimaneutrale Umweltdruckerei oder wann habt ihr diesen Fokuspunkt gesetzt?
Im Rahmen der großen öffentlichen Klimadiskussionen im Jahr 2008 haben wir begonnen, uns intensiver mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Wir haben unsere eigenen Klima- und Umweltauswirkungen analysiert, festgestellt, dass wir viel Potenzial haben und uns entschlossen, Nachhaltigkeit als Unternehmensziel festzuschreiben. Dann haben wir einfach die Ärmel hochgekrempelt und angefangen.
Dabei haben wir schnell festgestellt, dass es bei Nachhaltigkeit nie um Einzelmaßnahmen geht, sondern um eine ganzheitliche Betrachtung und einen kontinuierlichen Prozess des Lernens und der Veränderung. Wir haben auf dem Weg natürlich viele Fehler gemacht und mussten teils große Widerstände überwinden. Aber wir haben es nie bereut und gelten heute am Markt als einer der Vorreiter für nachhaltiges Drucken. Und wir sind noch lange nicht am Ziel, denn eigentlich ist Nachhaltigkeit an sich kein Ziel, sondern ein fortlaufender Prozess der Veränderung und Verbesserung.
Das Plusenergie-Gebäude wurde mit dem Green-Blue-Energy-Factory Award der Europäischen Union ausgezeichnet
Habt ihr Wünsche und Ziele für die Zukunft? Was möchtet ihr in der Druckerei Branche ändern?
Zusammen mit einigen gleichgesinnten Mitbewerbern leisten wir Pionierarbeit, um das Thema Nachhaltigkeit in der Branche als Standard etablieren. Heute drucken beispielsweise nur 1% aller Druckereien in Deutschland nach den Standards des Blauen Engel für Druckprodukte, dem mit Abstand glaubwürdigstem Umweltlabel in diesem Bereich. Das möchten wir ändern und haben inzwischen angefangen, andere Druckereien bei der Zertifizierung zu unterstützen.
Gleichzeitig wünschen wir uns, dass Printbuyer bei der Auswahl ihrer Druckdienstleister nicht nur nach dem Preis entscheiden und in Bezug auf Nachhaltigkeit auf die Fakten schauen. Eine echte Umweltdruckerei erfüllt klare, anerkannte Kriterien und verfügt über entsprechende Nachweise und Zertifizierungen.
Vielen Dank, Roland. Wenn ich mir das so anhöre, krieg ich echt das Gefühl, dass ihr auf alles achtet. Das ist sehr schön! Nachhaltiges und veganes Drucken ist also doch möglich. Vielen Dank für den Einblick hinter die Kulissen von oeding print.
Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an oeding print stellen möchtest?
Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!
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Das konventionelle Drucken ist oftmals nicht vegan. Wusstest du aber, dass Nagellack auch öfter nicht vegan ist? Lies hier mehr über veganen Nagellack: Nail it: Nagellack in vegan und ohne Chemie
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