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Für mehr Nähe und Nachhaltigkeit – Babytragetücher von Mama Nuka

INTERVIEW | Die nachhaltigen Tragetücher von Mama Nuka wirken sich nicht nur auf dein Baby positiv aus, sondern auch auf die Umwelt und Hersteller*innen.

INTERVIEW | Die nachhaltigen Tragetücher von Mama Nuka wirken sich nicht nur auf dein Baby positiv aus, sondern auch auf die Umwelt und Hersteller*innen.

21.10.2021 | Ein Interview geführt von Deborah Iber | Bild: Mama Nuka


Mit einem Babytragetuch kannst du deinen kleinen Schatz immer ganz nah bei dir tragen. Auch dein Baby freut sich über die Nähe und Wärme, die es dadurch bekommt. Damit dein Baby sich schön einkuscheln und wohlfühlen kann, ist auch das passende Tragetuch wichtig. Eines, das mit chemischen Stoffen behandelt wurde, fällt da schon mal raus. Von Mama Nuka gibt es eine tolle Alternative: Babytragetücher aus Biobaumwolle, die mit Pflanzen gefärbt werden.

Hört sich gut an? Dann lies im Interview, wer hinter Mama Nuka steckt, womit die Tragetücher gefärbt werden und wie weiterhin nachhaltig gehandelt wird.

 

LifeVERDE: Stephanie und Stefanie, laut eurer Webseite bietet ihr mit Mama Nuka das erste chemiefreie Babytragetuch an. Wie hat sich das ergeben?

Stephanie & Stefanie: Wir kannten uns bereits aus dem Studium in Augsburg und haben uns beinahe zufällig in Berlin wiedergetroffen. Unser Weg zum Babytragen ging allerdings über Umwege, nämlich über den indischen Subkontinent. Wir sind viel gereist und wurden von Müttern inspiriert, die ihre Kinder eng an ihrem Herzen trugen – im Tragetuch. In Indien, der Wiege der traditionellen Textilherstellung, sind wir dann auch auf die Kunst der pflanzlichen Textilfärbung gestoßen, die ganz ohne den Einsatz moderner Chemikalien brillante Farben erzeugt. Hier vereinte sich unser wertvolles Wissen über Textilien mit dem Wunsch, das weltbeste Tragetuch für unsere Babys zu entwickeln. Es war uns immer wichtig Entscheidungen so zu treffen, dass sie für möglichst viele Lebewesen den größtmöglich positiven Ausgang haben. So war es ein logischer Schritt, ein Tragetuch zu entwickeln, das unsere Werte, unsere Leidenschaft für Textil und unsere Verantwortung als Mamas miteinander vereint.

Im Sommer 2015 gründeten wir dann Mama Nuka – beim Kaffeetrinken in Berlin. Seither sind wir noch enger als Freundinnen und als gemeinsame Geschäftspartnerinnen zusammengewachsen. Mama Nuka verbindet also viel mehr miteinander als Eltern und Kind.


Die beiden Gründerinnen von Mama Nuka (Bild: Mama Nuka).

Mit welchen Chemikalien werden Babytragetücher bzw. Textilien üblicherweise bearbeitet und zu welchen Schäden kann das führen?

In der kommerziellen Textilindustrie kommen bis zu 7000 Chemikalien zum Einsatz, das betrifft die gesamte textile Lieferkette. Vom Anbau der Baumwolle, Bleichen der Fäden, über die Färbung hin zum „weichmachen“ der Textilien. Hierbei kommen Arbeiter*innen beispielsweise durch Lungenkrankheiten zu Schaden, aber auch für die Umwelt gibt es prekäre Folgen. Chemikalien geraten in das Grundwasser, Böden verschmutzen und übersäuern. Das wiederrum hat Folgen für die lokale Landwirtschaft. Wir werden oft gefragt, wie Textilien überhaupt „vegan“ sein können. Häufig wird bei heutigen undurchsichtigen Lieferketten vergessen, dass der Gebrauch jener Chemikalien vorab an Tieren getestet wird. Naturfarben sind nicht nur wunderschön, sondern auch besonders nachhaltig und eine wahre Alternative zur kommerziellen Textilindustrie.

Ihr nutzt wie gesagt die Natur zum Färben der Mama Nuka Babytragetücher. Welche Pflanzen werden dafür verwendet und wie entstehen daraus die Farben?

Für die natürliche Textilfärbung werden nicht nur Färberpflanzen, sondern auch Wurzeln und getrocknete Fruchtschalen sowie natürliche Mineralien verwendet. Die wohl älteste Färberpflanze ist Indigo, die uns dunkelblaue Farben schenkt und den Durchbruch der „Indigo Blue Jeans“ ermöglichte.

Kurkuma bekämpft nicht nur Entzündungen und reguliert den Blutzucker, sondern ist noch dazu ein unglaubliches Färbemittel und leuchtet in strahlenden Gelbtönen. Getrocknete Fruchtschalen vom Granatapfel bereichern uns mit erdigen Tönen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Mit Kurkumapulver und Granatapfelschalen lassen sich auch von Zuhause aus Textilien wunderbar färben, so kann jede*r den Färbeprozess Zuhause für sich entdecken. Die Farbpigmente werden ins heiße Wasser abgegeben und können so von beispielsweise Baumwolle aufgenommen werden. Bei unseren Mama Nukas sind pflanzliche Farben nicht nur Tradition, sondern auch Innovation. Das Wissen aus jahrhundertealter Färbetradition wird mittels patentierter Technik an moderne Produktionsmethoden angepasst, damit die strahlenden Farben erhalten bleiben und auch waschmaschinenfest sind.


Die Babytragetücher von Mama Nuka werden mit Pflanzen gefärbt (Bild: Mama Nuka).

Wie kann man sich den umweltfreundlichen Färbeprozess vorstellen?

Wir entwerfen unsere Mama Nukas in einem kreativen Prozess, inspiriert von Modetrends und der Expertise zertifizierter Trageberater*innen. Unsere Bio-Baumwolle stammt aus dem Süden Indiens. Danach findet alles unter einem Dach statt – im Norden Indiens, genauer gesagt in Gujarat. Unsere Baumwolle wird sonnengebleicht und zu feinem Garn gesponnen, Pflanzen und Früchte wie Indigo, Krapp, Granatapfel, Kurkuma sonnengetrocknet, bevor sie in einer patentierten Rezeptur den Mama Nukas ihre natürlichen Farben schenken.

Ganz besonders ist, dass das Wasser Teil eines natürlichen Kreislaufes bleibt. Wir können nach dem Färben die Färberpflanzen damit gießen, es dient sogar als guter Dünger. Das Garn wird anschließend in meterlangen Webestühlen von Hand gewebt. Wir sind sehr stolz darauf, dass unsere Produktion beinahe nur unter einem Dach stattfindet – denn ökologisch Handeln bedeutet in unserer globalisierten Welt auch, möglichst kurze Lieferketten zu garantieren. Angekommen in Berlin werden unsere Tragetücher dann selbstverständlich plastikfrei verpackt. Jede einzelne Bestellung verpacken wir von Zuhause aus mit viel Liebe. Für alle die sich noch mehr für unseren Herstellungsprozess interessieren: Transparenz ist uns unglaublich wichtig, es gibt auch ein Produktionsvideo auf unserer Webseite. Dort könnt ihr direkt sehen, wie unsere Mama Nukas produziert werden.

Die Stoffe von Mama Nuka bestehen, wie ihr bereits erwähnt habt, aus Bio-Baumwolle die aus Indien stammt. Welche Eigenschaften schätzt ihr an ihr?

Wir beziehen ausschließlich Bio-Baumwolle, die hohe Sozial- und Umweltstandards sichert. Das heißt, dass wir auf den Einsatz von Pestiziden verzichten und sichere Löhne zahlen. So schützen wir unsere Umwelt und Arbeiter*innen. Wir schätzen besonders, dass auch hier keine Chemikalien zum Einsatz kommen. Denn wir sind uns bewusst, dass wir in der gesamten Produktion eine soziale und ökologische Verantwortung tragen.

Designt werden die Mama Nuka Tragetücher in Berlin, produziert in Indien. Den Herstellungsprozess habt ihr bereits beschrieben. Welche Rolle nehmen Fairness und Umweltschutz dort ein?

Unter welch prekären Arbeitsbedingungen Kleidung zumeist produziert wird, ist vielen spätestens seit dem Rana Plaza Unglück 2013 in Bangladesch klargeworden. Arbeitnehmer*innen in der kommerziellen Textilindustrie arbeiten nach wie vor unter ausbeuterischen Bedingungen – leider auch in Indien.  Wir zahlen faire Löhne und schützen durch unsere nachhaltige Produktion sowohl Arbeiter*innen als auch die Umwelt. Wir haben eine Transparenzkampagne, die direkte Einblicke in die Produktion ermöglicht und Arbeiter*innen für sich sprechen lässt. Enger Kontakt zu unseren Kolleg*innen in Indien ist uns dabei besonders wichtig. Dabei ist auch die Sicherung von hygienischen und gesundheitlichen Standards für Arbeitnehmer*innen wichtig, die nicht zuletzt durch pflanzliches Färben gesichert wird. Für uns ist Fair Trade kein Trend, sondern eine Einstellung. Die Verantwortung gegenüber unserer Umwelt ist keine Option, sondern ein Muss.

Nun zurück zu den fertigen Tüchern: Warum ist das Nutzen eines Tragetuchs sinnvoll und welche Vorteile bietet es für Mutter/Vater und Baby?

Das Tragen von Babys bringt so viele Vorteile mit sich! Rein physiologisch ist der Mensch ein „Tragling“. Dieser Begriff wurde von dem Biologen Bernhard Hassenstein (1970) geprägt. Er verweist damit auf evolutionsbiologische Verhaltensmerkmale von Menschenbabys. Beispielsweise haben Babys einen Greifreflex, beim Heben haben sie automatisch angezogene Beinchen und haben einen Klammerreflex.

Tragen hat auch ergonomische Vorteile. Im Mutterleib hatte dein Baby eine ähnliche Position wie die ersten Monate im Tuch: der Rücken rund und die Beinchen leicht angezogen. In der Fachsprache wird bei den Beinchen von der Anhock-Spreiz-Haltung (ASH) gesprochen. Die ASH fördert eine gesunde Hüftentwicklung deines Babys – eine richtige Bindeweise ist dafür natürlich besonders wichtig.

Außerdem stärkt das Tragen die Eltern-Kind-Bindung. Tragen im Tuch schafft Nähe und Geborgenheit. Unsere Babys können uns sehen, riechen, spüren und entwickeln Vertrauen. Auch für Eltern fördert das Tragen einen wichtigen Prozess, denn im Tuch tragen wir unsere Babys direkt am Herz. Unser Glückshormon Oxytocin wird ausgeschüttet.

Besonders praktisch für den Alltag ist, dass Tragen im Tuch uns Bewegungsfreiheit und Flexibilität schenkt. Trageeltern haben beide Hände frei sind dem Baby zugleich so nah, dass Bedürfnisse auf schnellstem Weg kommuniziert werden können. Ob Indoor oder Outdoor – ein Tragetuch ist im Alltag eine große Unterstützung. Es ist leicht eingepackt, schenkt dir Mobilität und befreit dich unterwegs von täglichen Bewegungsbarrieren.

Welche Tipps habt ihr für die tragenden Mamis, Papis, Omis, Opis, Tanten, Onkels & Co. da draußen?

Tragen ist etwas unglaublich Individuelles. Die Tuchlänge, liebsten Bindetechniken fallen ganz unterschiedlich aus.  Bei der Tuchlänge sind Kriterien wie Körpergröße, Konfektionsgröße, aber auch die gewünschte Bindetechnik und das Alter des Kindes von Bedeutung. Eine Trageberatung kann hier weiterhelfen. Dort lernen Trageeltern, wie das Baby in richtiger Position im Tuch sitzt, wie du dein Baby am besten einbindest. Außerdem können unterschiedliche Tücher(längen) ausprobiert und individuelle Fragen gestellt werden. Die Welt des Tragens ist riesig, wenn wir anfangen darin einzutauchen. Wichtig ist, dass du und dein Baby sich sicher fühlen. Zuletzt appellieren wir daran, dass Mamis, Papis, Omis, Opis, Tanten & Onkel die Tragezeit in vollen Zügen genießen!

 

Vielen Dank für das Interview, Stephanie & Stefanie!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Mama Nuka stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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