Grüne Wirtschaft

Faire Handys statt "Blut-Handys"

Smartphones werden oft sie unter schlechten Arbeitsbedingungen und zu Lasten der Umwelt produziert. Wir stellen faire Handys vor und einen nachhaltigeren Umgang mit ihnen vor.

Smartphones werden oft sie unter schlechten Arbeitsbedingungen und zu Lasten der Umwelt produziert. Wir stellen faire Handys vor und einen nachhaltigeren Umgang mit ihnen vor.

29.10.2021 (aktualisiert, erstveröffentlicht am 27.02.2017 | ein Beitrag von Gessica Mirra und Max Jagielski | Bild: Unsplash

In Deutschland tauschen wir im Schnitt alle 18 Monate unser altes Handy gegen ein neues ein. Oftmals wechseln wir es nur deshalb aus, weil es nicht mehr dem neuesten Stand entspricht. Dies führt dazu, dass nach Schätzungen von Industrie und Regierung, in deutschen Haushalten inzwischen mehr als 80 Millionen veraltete oder kaputte Mobiltelefone einfach herumliegen. Viele Smartphones werden auch einfach im Hausmüll entsorgt: Letzteres ist nicht nur verboten, sondern schädigt auch die Natur. Denn Handys bestehen aus einem bunten Materialmix: Acrylnitril-Butadien-Styrol-Polycarbonat, Keramik, Kupfer, Zinn, Blei, Kobalt, Aluminium, Wolfram, Gold, Palladium, Mangan, Lithium-Verbindungen, Chromoxid, Flüssigkristalle, Beryllium, Phosphor und Molybdän. Diese Stoffe sind zu großen Teilen nicht natürlich abbaubar. Aufgrund einer unsachgemäßen Entsorgung können die Inhaltsstoffe über den Boden in Grundwasser und in die Atmosphäre gelangen und so zu einer Gefahr für Mensch und Umwelt werden.

Ausbeutung von Mensch und Umwelt

Die Produktion unserer Smartphones und die Bergung der Rohstoffe – aber auch die Nutzung- belastet unsere Umwelt. Durch das Aufladen unserer Handyakkus werden laut einer Greenpeace-Schätzung in diesem Jahr 122 Megatonnen CO2 ausgestoßen. Auch zum elektronischen Müllberg von insgesamt 65,4 Millionen Tonnen tragen sie bei. Für elektronische Geräte wie Smartphones wird ein bunter Mix an Rohstoffen benötigt. Dieser stammt teilweise aus Quellen, die mehr als zweifelhaft sind. Zum Beispiel aus der Demokratischen Republik Kongo, wo man Mensch und Natur ausbeutet, um an die benötigten Mineralien zu gelangen. Auch in den Fabriken – ein Großteil von ihnen hat ihren Standort in Asien – sind die Arbeitsbedingungen fragwürdig: Die Arbeiter verdienen wenig, stehen unter hohem Druck und müssen viele Überstunden machen. Auch um Sicherheit und Gesundheitsschutz ist es für die Arbeiter oft nicht gut bestellt.

Handys reparieren

Um die Umweltauswirkungen zu reduzieren und den Elektroschrott zu minimieren, kannst du mehrere Dinge unternehmen. Als allererstes solltest du natürlich nicht jedes Jahr ein neues Modell mit der etwas besseren Kamera oder dem leicht leistungsfähigeren Prozessor kaufen! Denn: Je länger du ein Smartphone benutzt, desto geringer ist die Umweltbelastung. Wenn Teile deines Smartphones beschädigt sind, solltest du deshalb auch immer prüfen, ob sich das Handy reparieren lässt. Im “Smartphone Reparierbarkeits-Index” von Ifixit findest du zum Beispiel eine Übersicht, wie leicht sich die verschiedenen Modelle reparieren lassen - Die EU plant übrigens einen ähnlichen, verbindlichen Index, in dem die Hersteller die Reparierbarkeit ihrer Geräte offenlegen müssen.

Handys recyceln

Um den umweltschädlichen Einfluss eines Smartphones noch weiter zu reduzieren, sollte es produktgerecht recycled werden. Die Kunststoffbestandteile des Handys werden in den häufigsten Fällen verbrannt, um dadurch die notwendige Energie für die Schmelzprozesse zu gewinnen. Durch eine modern ausgerüstete Schmelze können wertvolle Edelmetalle abgetrennt und zu einem sehr großen Teil zurückgewonnen werden. Durch diesen Prozess besitzen die recycelten Ressourcen eine deutlich bessere Energiebilanz als die neu aus dem Bergbau gewonnenen Materialien: Diese können dann erneut für die Produktion von Mobiltelefonen genutzt werden. Um sicherzustellen, dass euer Smartphone fachgerecht entsorgt wird, könnt ihr es in manchen Städten bei einem Recycling-Automaten abgeben oder zum Beispiel an handysfuerdieumwelt schicken. Manche Hersteller wie Telekom oder Fairphone geben einen Rabatt, wenn du ihnen dein kaputtes Handy wieder zurückschickst.

Handys enthalten viele wertvolle Edelmetalle wie Gold, Kupfer und Aluminium. Bild: Unsplash

Faire Smartphones

Wenn dein Smartphone dann doch irgendwann den Geist aufgibt (du es ordnungsgerecht recycled hast) und du auf der Suche nach einem Gerät bist, wirst du mittlerweile eine kleine Auswahl an nachhaltiger produzierten fairen Smartphones finden. Einer der ersten Unternehmen, die Handys "fair" hergestellt haben, war das niederländische Startup Fairphone. Das Unternehmen veröffentlicht nicht jedes Jahr ein neues Modell: Das Fairphone 4 ist das vierte Modell in 8 Jahren. Stattdessen setzt es auf möglichst viel austauschbare Komponenten, damit die Lebenszeit deines Smartphones so lang wie möglich ist. Vom Akku über das Display bis zu den Lautsprechern lassen sich die meisten Bauteile einzeln nachbestellen und selber austauschen.

Shiftphone zog als deutscher Produzent für faire Handys bald nach. Bei Shiftphone steht der Mensch im Vordergrund, hier soll keiner ausgenutzt werden. Das bedeutet faire Löhne und Arbeitszeiten, keine Kinderarbeit sowie gute Arbeitsbedingungen. Die Phones von Shiftphone sind frei vom Konfliktmaterial Coltan, was Umwelt und Mensch schützen soll. Auch hier ist der Speicher erweiterbar und der Akku einfach auszutauschen. Damit Handybesitzer von Shiftphone defekte Teile selbst austauschen können, sind bei Shiftphone einzelne Teile schnell nachbestellbar. Das Modell 6m von Shift liegt damit übrigens auf Platz 3 der Reparierbarkeits-Skala von Ifixit.

Kann man Smartphones komplett ökologisch und fair produzieren? Nein, aktuell wohl noch nicht. Bis zur Vorstellung des komplett schadstoffarmen Smartphones wird noch Zeit vergehen. Aber Umweltvereine wie auch einige Hersteller arbeiten daran, die Situation zu verbessern. Nicht nur die Produzenten und „Überwacher“ sind hier gefragt, sondern auch wir Konsumenten. Wir sind es am Ende, die diese Produkte kaufen – oder eben nicht.

 

Interesse an weiteren Tipps, wie du die Haltbarkeit deiner Geräte verlängern kannst? Dann schau hier vorbei: Aus Alt mach Neu - Mit Refurbishing dir und der Umwelt etwas Gutes tun

 

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