Edelsteine sind einfach ein Hingucker, schöne, funkelnde Steine in allen möglichen Farben. Nur ist die Produktion leider oft alles andere als funkelnd oder schön! Trina ist madagassischer Edelsteinschürfer und hat die unfairen Bedingungen selbst miterlebt. Daher haben seine Frau Alina und er beschlossen MIADANA zu gründen. MIADANA heißt auf madagassisch so viel wie "im Einklang mit sich selbst zu sein". Geschäftsführerin Alina Uhlitz stellt uns ihren fairen Schmuck genauer vor.
LifeVERDE: Wofür steht MIADANA?
Alina: Bei MIADANA bekommt man Edelsteine und Edelsteinschmuck aus verantwortungsvoller Herkunft, fair und verantwortungsbewusst geschürft, die ohne Umwege und Zwischenhändler direkt nach Deutschland gelangen.
Was hat euch dazu bewegt MIADANA ins Leben zu rufen?
Mit Edelsteinen hat Trina schon seit fast 20 Jahren zu tun, denn so lange schürft er die kostbaren Steine bereits in seiner Heimat Madagaskar: Dem Land, das weltweit die größten Varietäten an Farbedelsteinen besitzt. Er kennt die verschiedenen Vorkommen wie seine Westentasche. Und nicht nur die: Er erlebte selbst die Schatten des Bergbaus, die Arbeitsbedingungen und die geringen Margen für Rohwaren mit. Denn diese gewinnen erst nach dem Schleifprozess überproportional an Wert. Da ich seine Arbeit immer beobachtet habe, haben wir uns beide irgendwann überlegt – das kann so nicht weitergehen, wir wollten, dass die lokale Wirtschaft im Sinne der madagassischen Schürfer:innen selbst und nicht im Sinne ausländischer Investor:innen vorangetrieben wird.
Seitdem ich, Alina, nun seit 2018 zertifizierte Edelsteingutachterin bin, verfolgen wir gemeinsam das Ziel Edelsteine und Edelsteinschmuck aus verantwortungsvoller Herkunft auf dem europäischen Markt zu vertreiben.
Wie setzt ihr euch konkret für mehr soziale Gerechtigkeit ein?
Indem wir die vorhandenen Strukturen des lokalen Kleinbergbaus respektieren und kein westliches System auferzwungen wird. Vielmehr unterstützen wir selbstständige Kleinbergbauern im ganzen Land in ihren Vorhaben, indem wir sie mit Grundmaterialien, wie Werkzeugen und Ausrüstung, ausstatten. Der Prozess wird regelmäßig vor Ort von Trina kontrolliert, genauso wie die Einhaltung der korrekten, das heißt sicheren, gesunden und menschenwürdigen Arbeitsbedingungen. Die gesamte Produktion wird soweit wie möglich lokal gehalten, das heißt das Schleifen und das Polieren der Edelsteine finden in der Hauptstadt, Antananarivo statt, um die lokalen wirtschaftlichen Strukturen zu unterstützen und einen möglichst großen Teil der Wertschöpfungskette im Land zu belassen
Nun kommen die Edelsteine ja aus Madagaskar und müssen so einen weiten Weg zu uns nach Deutschland auf sich nehmen – wie nachhaltig ist das?
Dadurch, dass die Edelsteine bei MIADANA auf Madagaskar selbst geschliffen werden und anschließend direkt und ohne Umwege nach Deutschland kommen, verkürzen wir den Transportweg immens. Denn konventionelle Steine werden normalerweise aus dem Ursprungsland, zum Beispiel Madagaskar, nach Asien, meist Bangkok oder Jaipur, verfrachtet, dort in Massen geschliffen und gelangen von da auf die Umschlagplätze wie Tucson, Hong-Kong oder Idar-Oberstein. Von hier werden sie über andere Zwischenhändler:innen und Transportwege schließlich zu den Schmuckbetrieben befördert. Das sind nicht nur zu lange sondern auch zu viele Wege. Aber dadurch, dass wir bei MIADANA die Edelsteine im Land selbst, also auf Madagaskar schleifen lassen und den direkten Kontakt zu den Juwelier:innen, Goldschmied:innen und Schmuckliebhaber:innen hier haben, werden bei uns unnötige Zwischenhandelsstufen und Transportwege ausgeschaltet.
Kunden können sich auch direkt mit Schmuckideen an euch wenden, wie lange dauert es von der Idee zur Umsetzung bis hin zum Erhalt?
Genau, man sollte dafür in jedem Fall 6 Wochen einplanen. Von der Auswahl des Steins, der Legierung, der Fassung, bis hin zum endgültigen Design begleiten wir den Prozess von Anfang bis Ende. Es ist einfach total schön zu sehen, was für kreative, filigrane oder auch pompöse Dinge man aus Farbedelsteinen machen kann.
Leben du und dein Mann in Madagaskar oder in Deutschland und wie oft reist ihr hin und her?
Wir leben hauptsächlich in Deutschland, Trina reist aber in etwa zweimal im Jahr nach Madagaskar und schaut sich die Fortschritte in den Minen an. Er ist für die Schürfer:innen vor Ort der Ansprechpartner in allen Lebenslagen. Ich selbst fliege normalerweise einmal im Jahr nach Madagaskar, was wegen der aktuellen Situation aber schwieriger geworden ist.
Was sollte man als Verbraucher dringend über Edelsteine wissen?
Ich finde der Spruch „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“ beinhaltet eine unbequeme Wahrheit: Denn nicht alles, was glänzt, glitzert und funkelt ist gleich ein sauberer Rohstoff oder besser gesagt einer aus sauberer Herkunft. Als Verbraucher:in ist es allerdings schwierig im Dschungel von slow jewellery und sustainable fashion den Durchblick zu behalten und zwischen konventionell und fair geschürften Edelsteinen zu unterscheiden. Deswegen geben wir in unserem Blog Tipps, anhand welcher Kriterien man die Arbeitsweisen von Edelsteinhänder:innen hinterfragen kann. Wer Edelsteine und Edelsteinschmuck liebt, ist bestimmt auch schon mal auf alte Schmuckstücke in der Schatulle der Oma gestoßen und hat dort vielleicht seine Leidenschaft für Saphire, Rubine und Smaragde entdeckt. Solche Juwelen lassen sich natürlich aufbereiten und umarbeiten, auch dies ist in gewisser Weise nachhaltig. Was man aber auch wissen muss, ist dass das Recycling von Gold und Edelsteinen nicht die Probleme des Handels löst: Denn nur durch die Entwicklung und die Bemühungen hin zu sicheren Arbeitsbedingungen, fairen Margen und gefahrloser Produktion kann ein echter Wandel geschehen und das traditionsreiche Handwerk in (unserem Fall in) Madagaskar weiterleben lassen.
Wie hat sich die Corona Pandemie auf eure Arbeit ausgewirkt, bzw. wie wirkt sie sich aus?
Corona macht glaube ich bei niemandem aktuell die Situation leichter und genauso ist es auch bei uns. Wir stellen uns aber der Herausforderung und konzentrieren uns auf unsere Onlinekanäle, die uns eine super Möglichkeit bieten, die Arbeitsweisen bei MIADANA transparent und für alle nachverfolgbar darzustellen. In Madagaskar konnten wir dank eines Aufrufs im letzten Jahr in der konkreten Notsituation des ersten Lockdowns Spenden generieren und dadurch unter anderem das für vier Monate völlig abgeschottete Dorf rund um eine Rubinmine unterstützen. Zum jetzigen Zeitpunkt kämpfen wir mit gecancelten Flügen, die gerade die Rückkehr von Trina etwas heikel machen.
Was wünscht ihr euch für die Zukunft von MIADANA, welche Pläne habt ihr?
Wir sind überzeugt davon, dass Luxus und Nachhaltigkeit kein Widerspruch sind. Wir wollen beweisen, dass nachhaltige Mode keine vorübergehende Laune ist, sondern zum Paradigma der Zukunft werden sollte. Und durch das Bewusstsein für die Herkunft und Gewinnung von Edelsteinen, wie bei uns bei MIADANA, können Schmuckliebhaber:innen ihre Glanzstücke mit einem gutem Gefühl tragen. Und du, trägst du Verantwortung lieber am Hals oder am Handgelenk? ;)
Vielen Dank für das Interview, Alina!
Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an MIADANA stellen möchtest?
Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!
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