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Mal ganz Ohne: Verpackungsfreies Einkaufen in Unverpacktläden

Die Zahl an Unverpacktläden wächst in Deutschland rasant an. Wie ihr dort einkauft und warum sich der verpackungsfreie Einkauf lohnt, erfahrt ihr hier.

Die Zahl an Unverpacktläden wächst in Deutschland rasant an. Wie ihr dort einkauft und warum sich der verpackungsfreie Einkauf lohnt, erfahrt ihr hier.

05.05.2022 (aktualisiert, erstveröffentlicht am 04.04.2019) | Ein Beitrag von Maria Pfeiffer | Bild: Pixabay

Einkaufen ohne etwas wegwerfen zu müssen: Für viele ist das eine reine Utopie. Denn selbst wenn man Obst oder Gemüse ohne Verpackung ergattert, landen unzählige Plastik- und Papiertütchen im Müll. Nudeln, Getreide, Süßes und noch so vieles mehr sind schließlich immer – auch aus Hygienegründen – verpackt in unseren Supermarktregalen zu finden.

Anders ist das bei verpackungsfreien Läden. Die alternativen „Supermärkte“ gibt es inzwischen in jeder großen Stadt und vermehrt auch in Mittel- und Kleinstädten. In diesem Beitrag verraten wir dir alles, was du dazu wissen musst.

Wie funktioniert das Einkaufen im verpackungsfreien Laden?

Für einen Einkauf in einem Unverpacktladen sollte man sich etwas vorbereiten. Das System baut nämlich darauf auf, dass jede*r eigene Gefäße für die Lebensmitel und Hygieneprodukte mitbringt. Im Laden angekommen wiegt man die mitgebrachten Behälter samt Deckel. Das Gewicht wird dann entweder mit Hilfe eines Markers oder eines kleinen Aufklebers auf das Gefäß geschrieben oder geklebt. Wer selbst auf die Gewichtssticker verzichten möchte, kann sich das auf der Waage angezeigte Gewicht auch mit dem Smartphone abfotografieren.

Nach dem Wiegen können die Behälter mit allerlei Lebensmitteln und Hygieneprodukten abgefüllt werden. Die Auswahl an Produkten variiert hier von Laden zu Laden. Viele Ladenbesitzer achten beim Einkauf ihrer Produkte auf Regionalität und Bio-Qualität, weil das den ökologischen Fußabdruck minimiert. Von Hülsenfrüchten über Nudeln, bis hin zu Natron, Müsli, Schokolade, Bambuszahnbürsten, Spülmittel, Waschsoda, Rasierhobel und Menstruationstassen findet man in Unverpacktläden mittlerweile fast alles, was das nachhaltige Herz begehrt.  

Die Lebensmittel und Putzartikel befinden sich in verpackungsfreien Läden meist in großen Plastik- oder Glasbehältern, unter welche man sein eigenes Gefäß halten und dieses mit einem Griff auffüllen kann. Produkte wie Zahnbürsten, Haarseifen, Deodorants und Aufstriche sind dagegen entweder mit etwas Papier umhüllt oder in Gläser abgefüllt – diese kann man aber in der Regel nach Gebrauch wieder im Laden abgeben.

Lebensmittel in großen Vorratsgläsern
Die Produkte, die Unverpacktläden anbieten, können variieren (Bild: Sarah Chai, Pexels).

Hinter den Kulissen

Besitzer*innen von Unverpacktläden sehen sich oft mit der Frage konfrontiert, wie die Produkte denn im Laden ankommen. Ganz unverpackt sind verpackungsfreie Läden nämlich nicht. Viele der Produkte müssen in Plastikverpackungen geliefert werden – meist aus Sicherheitsgründen. Der Vorteil am verpackungsfreien Einkaufen ist jedoch, dass die Ladenbesitzer die Lebensmittel in großen Mengen bestellen und diese dann in Großpackungen geliefert bekommen. So fällt insgesamt weniger Müll an, denn anstatt vieler kleiner Verpackungen gibt es nur eine große.

Die Ladenbesitzer*innen sind zudem darauf bedacht, die Verpackungen entweder zum Produzenten zum weiteren Gebrauch zurückzusenden oder diese ordnungsgerecht zu entsorgen. Einen detaillierten Blick hinter die Kulissen eines Unverpacktladens in Münster liefert Shia von Wastelandrebel. Sie hat genauer nachfragt und sich zeigen lassen, wie die Produkte geliefert werden und wo sie eigentlich herkommen. Lesen könnt ihr ihren Bericht hier.

Warum der Verzicht auf Plastik sinnvoll ist

„Etwa 80 Prozent aller produzierten Artikel werden nur einmal benutzt, bevor sie weggeworfen werden“, schreibt Original Unverpackt Berlin. Obwohl wir in Deutschland ein vergleichsweise gutes Müllentsorgungssystem haben, landen viele dieser Verpackungen in der Natur oder werden nicht richtig entsorgt. So schreibt die FAZ, dass die Fehlwurfquote in Deutschland bei 40 bis 60 Prozent liegt. Zudem stehe Deutschland europaweit unangefochten an der Spitze der Verpackungsabfallproduzierer. Die Deutschen produzieren demnach 220kg Verpackungsmüll pro Kopf im Jahr. Die tatsächliche Recyclingquote, sprich das Plastik das wiederverwertet wird, liegt vermutlich bei 15 bis 25 Prozent – auch weil viele Bundesbürger nicht wissen, welcher Stoff in welche Tonne gehört.

Um dem Müllproblem entgegenzuwirken, können kleine Veränderungen im Alltag schon viel bewirken. Wer bevorzugt im verpackungsfreien Laden einkauft und bei Obst und Gemüse zu regionalen und saisonalen Produkten greift, verringert nicht nur den eigenen ökologischen Fußabdruck, sondern lebt womöglich auch etwas gesünder. Süßigkeiten, Chips und hochkalorische Fertigprodukte sind nämlich selten unverpackt aufzufinden. Da die meisten Lebensmittel in verpackungsfreien Läden zudem für gewöhnlich in Bio-Qualität erhältlich sind, sind die Produkte außerdem frei von Pestiziden und anderweitigen Schadstoffen.

Bambuszahnbürste mit Zahnputztablette
Auch Pflege- und Hygieneprodukte sind im Unverpacktladen zu finden (Bild: Sarah Chai, Pexels).

Der Nachteil von verpackungsfreien Läden: Zeit

Der große Nachteil von Unverpacktläden gegenüber konventionellen Supermärkten ist der Zeitaufwand. Mal schnell spontan nach der Arbeit einkaufen gehen, funktioniert mit Unverpacktläden weniger gut. Der Einkauf in verpackungsfreien Läden bedarf etwas mehr Planung und damit auch Zeit. Zum einen müssen passende Behälter eingepackt werden, wofür man sich jedoch vorher schon überlegt haben muss, was man denn eigentlich kaufen möchte. Zum anderen sind verpackungsfreie Läden noch nicht so zahlreich, dass sie für jeden leicht zu erreichen sind. Für viele Konsument*innen bedeutet der Einkauf in verpackungsfreien Läden, eine etwas weitere Strecke zurückzulegen. Auch das erfordert Planung und Zeit. Ratsam ist es, dem bevorzugten Unverpacktladen in den sozialen Medien zu folgen. So erfährt man oft bevor man sich umsonst auf den Weg macht, ob bestimmte Produkte erhältlich oder ausverkauft sind.

Gegen das Zeitproblem kämpft der Laden Original Unverpackt in Berlin an. Er bietet einen Onlineshop für Zero Waste Produkte. Für den Versand der Ware werden hier wiederverwendete Verpackungen und DHL GoGreen genutzt, um den ökologischen Fußabdruck möglichst gering zu halten. Damit wird nicht nur das Problem des Zeitaufwands gelöst, zusätzlich werden die verpackungsfreien Produkte auch allen zugänglich gemacht.

Verpackungsfrei Einkaufen ohne Unverpackt Laden

Wer keinen Unverpacktladen in der Nähe hat, sich auch die Verpackung aus dem Onlineversand sparen möchte oder wem der Bio-Einkauf in verpackungsfreien Läden schlicht zu teuer ist, kann allerdings auch so gut auf Verpackungen verzichten. Viele Supermärkte kommen inzwischen, zumindest bei Obst und Gemüse, von Plastiknetzen und -hüllen ab. Das ist nicht nur erfreulich für den Kampf gegen Plastik, sondern beugt auch Lebensmittelverschwendung vor. Schließlich kann man so nach einzelnen Stücken Obst und Gemüse greifen, statt ein ganzes Netz kaufen zu müssen.

Oftmals zahlt es sich auch aus, einfach zu fragen. Bei Salat-, Wurst- und Käsetheken können die Angestellten oft das Gewicht des mitgebrachten Behälters vom Gesamtpreis abziehen. Wissen muss man dazu aber, dass die Verkäufer*innen an der Fleisch- und Käsetheke die Gefäße in der Regel nicht hinter die Verkaufsauslage nehmen dürfen. Dort handelt es sich nämlich um den sogenannten Hygienebereich. Überall wo man sein Geld aber ablegen darf – sprich auf oder vor der Theke – darf auch der eigene Behälter befüllt werden. So kann man zum Beispiel die eigene Box auf der Theke abstellen und die Verkäufer*innen dürfen diese dort dann auch befüllen. Wichtig: Das Behältnis sollte auf jeden Fall sauber sein.

Um Nudeln, Getreide und getrocknete (Hülsen-)Früchte zu besorgen, lohnt sich außerdem der Gang zum Wochen- oder Biomarkt. Alternativ kann man auch bei Restaurants nachfragen. So ist es beispielsweise möglich, beim Lieblingsitaliener nachzufragen, ob er die selbstgemachten Nudeln nicht auch so verkaufen möchte. In vielen Großstädten gibt es außerdem Foodsharing und die App Too Good To Go. Beide setzen sich aktiv gegen Lebensmittelverschwendung ein. Dazu kommt man hin und wieder an Speisen toller Lokalitäten – ganz ohne Verpackung und zu einem niedrigen Preis.

Salz wird in Glas gefüllt
Im Unverpacktladen kannst du alles in verschiedene Behältnisse füllen (Bild: Sarah Chai, Pexels).

Fazit: Unverpackt einzukaufen ist gar nicht so schwer – man muss nur wissen wo

Verpackungsfreie Läden sind eine tolle Möglichkeit, den eigenen ökologischen Fußabdruck etwas zu reduzieren. Durch die stetig wachsende Zahl an Läden in ganz Deutschland wird das Zero Waste Einkaufen dabei auch immer leichter. Lediglich der Zeitaufwand und die damit einhergehende Planung des Einkaufs sind dabei ein Nachteil. Lösungsansätze liefern Onlineshops wie der des original Unverpackt Berlin. Mittlerweile wird es jedoch auch immer leichter, in konventionellen Supermärkten auf die Verpackung zu verzichten. Auch wer regional und saisonal beim Wochenmarkt einkauft, kann gut ohne einen großen Berg an Plastikmüll auskommen.

 

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