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Zero Waste, Foodsharing und Co. vs. Müll und Abfall

Zero Waste, Foodsharing, Unverpacktläden und Co. sagen dem Verpackungsmüll und der Lebensmittelverschwendung den Kampf an. Wir räumen auf mit diesen Trends im Lebensmittelbereich.

Zero Waste, Foodsharing, Unverpacktläden und Co. sagen dem Verpackungsmüll und der Lebensmittelverschwendung den Kampf an. Wir räumen auf mit diesen Trends im Lebensmittelbereich.

05.05.2022 (aktualisiert, erstveröffentlicht am 23.04.2021) | Ein Beitrag von Maleen Focken | Bilder: Unsplash

Bewegungen wie Zero Waste und Foodsharing drehen sich um zwei Kernprobleme im Lebensmittelbereich: Verpackungsmüll und Lebensmittelverschwendung. Es darf schon gar nicht mehr von Trends die Rede sein, denn diese und weitere innovative Bewegungen und Systeme retten langfristig noch einmal die Welt davor, im Müll und Abfall zu versinken.

Finde in diesem Beitrag heraus, wie du in Unverpacktläden und mit der Freude daran, Lebensmittel zu teilen, die Welt ein bisschen von Müll und Abfall befreist.

Problem Nr. 1: Verpackungsmüll

Lebensmittelverpackungen bestehen üblicherweise aus Glas, Papier, Pappe, Kartonagen (PPK) und/oder Plastik. 15.000 Tausend Tonnen dieser Materialien wurden 2018 einer Berechnung des Umweltbundesamts zufolge weggeworfen. Die Gurke im Plastikmantel: Wer kennt sie nicht? 60 % des Obsts und Gemüses wird im deutschen Lebensmittelhandel verpackt verkauft, wie eine NABU-Studie aus dem Jahr 2019 zeigt, ohne dass die Kundschaft ein Wörtchen mitzureden hat. Das alles führt zu einer ganzen Menge Verpackungsmüll. Besonders der Plastikmüll in Höhe von 5.340 Tausend Tonnen ist bedenklich, denn die Mutter Natur kann mit diesem Stoff einfach nicht fertig werden. Plastik zersetzt sich mit der Zeit zu Mikroplastik und irgendwann zu Nanoplastik, verschwindet aber niemals ganz von der Erde, sondern findet Wege in die Weltmeere, ins Regenwasser, in die Mägen von Meerestieren und in unseren Haushalt. Immerhin gilt ab 2022 das Verbot der Weitergabe von leichten Plastiktüten (15 bis 30 Mikrometer). Doch gegen Verpackungsmüll, insbesondere solcher aus Plastik, lässt sich noch mehr tun.

Zero Waste in der Küche

Zero Waste (dt. „Null Müll“) ist eine alternative Bewegung, die nicht nur dem Verpackungsmüll, sondern grundsätzlich allen Sorten von Müll und Abfall im alltäglichen Leben entgegenwirken möchte. Diese zu nachhaltigen Werten ausgerichtete Philosophie ist im Jahr 2008 durch die amerikanische Autorin Bea Johnson populär geworden. Vielleicht hast du schon einmal das Bild von einem einzigen Einmachglas gesehen, in das der Müll von einem ganzen Jahr gepasst hat. Das war das Glas von Bea Johnson. Müll zu meiden, wo es nur geht und alternative Lösungen zu finden – das bedeutet Zero Waste. Und weil es nahezu unmöglich ist, 100 % Müll zu vermeiden, nennt sich diese Bewegung gerne auch mal Less Waste oder Low Waste – ganz ohne Druck und mit gutem Gewissen. Zero Waste Deutschland unterstützt dich übrigens dabei, deinen Alltag bestmöglich müllfrei zu gestalten.

In der Zero Waste Küche ist Verpackungsmüll Geschichte. Vor allem trockene und haltbare Lebensmittel wie Müsli, Nudeln und Linsen stehen in hübschen Einmachgläsern auf dem Regalbrett. Milch steht in einer Glasflasche im Kühlschrank, daneben Käse im Bienenwachstuch, das Brot im Jutebeutel und der Kuchen in der Tupperdose. All dies funktioniert jedoch nur, wenn auch die Außenwelt mitspielt, sprich es Läden gibt, in denen Einmachgläser und Jutebeutel gern gesehene Mitbringsel sind. So wie in Unverpacktläden.

Unverpacktläden

Ein Handel, in dem neben individuell abfüllbaren Bio-Lebensmitteln auch viele weitere nachhaltige, weitestgehend unverpackte Haushaltsprodukte zu finden sind, darf sich Unverpacktladen nennen. Unsere Großeltern und Urgroßeltern, die den Plastikboom in den 50er Jahren miterlebt haben, haben zuvor in klassischen Tante-Emma-Läden eingekauft, die vom Prinzip her ähnlich organisiert waren: Alles wird bestmöglich unverpackt angeboten bzw. je nach Bedarf in eigene Behälter umgefüllt. Unverpacktläden können dem Verband Unverpackt e.V. beitreten, der unter anderem die Zero Waste Philosophie und die Sichtbarmachung von Umweltproblemen fördert.

Der Einkauf in einem solchen Unverpacktladen ersetzt den Kauf von eingeschweißten Gurken und anderen vorverpackten Lebensmitteln, die es in einem konventionellen Supermarkt gibt. Mehr zum verpackungsfreien Einkaufen in Unverpacktläden liest du in unserem Beitrag „Mal ganz ohne“.

Do it yourself (DIY) Idee: Selbstgemachte Gnocchi mit Bärlauch-Pesto

Do it yourself (dt. „Mache es selbst“) ist eine englische Phrase, die dazu auffordert, die Dinge einfach mal selbst in die Hand zu nehmen. DIY Ideen sind oft handwerklicher Natur oder beziehen sich auf die Herstellung eigener Wasch- und Reinigungsprodukte, auf selbstgebastelte Geschenke oder aufs Gärtnern. Aber warum denn nicht auch das Abendessen vollkommen selbst herstellen? Gnocchi mit Bärlauch-Pesto kannst du zum Beispiel wunderbar selbst zubereiten, ganz ohne Plastikverpackung und anderen Verpackungsmüll:

Für eine Portion Gnocchi brauchst du 250 g Bio-Kartoffeln vom Wochenmarkt oder aus dem Unverpacktladen, füllst dir 125 g Mehl in ein großes Gefäß ab und greifst auf dein Vorratsglas Salz zurück, das du dir schon vor einiger Zeit im Unverpacktladen befüllt hast. Die Kartoffeln werden dann geputzt, geschält und im Salzwasser solange gekocht, bis sie weich sind. Danach gießt du das Wasser ab, stampfst die Kartoffeln klein und lässt sie dann eine Weile abkühlen. In der Zwischenzeit bereitest du das Bärlauch-Pesto zu. Bärlauch kannst du dir einfach selbst pflücken, wenn du ihn in der freien Natur findest. Nachdem du ihn gut gesäubert und geschnitten hast, vermengst du ihn mit gerösteten Pinienkernen, Olivenöl und Salz aus dem Unverpacktladen. Bei Bedarf kannst du auch zusätzlich einen Stabmixer benutzen. Wichtig ist, dass das Pesto anschließend vor Öl nur so trieft. In einem alten Marmeladenglas hält sich das Pesto gut verschlossen einige Tage im Kühlschrank. Die abgekühlten Kartoffeln solltest du nun mit Mehl und Salz verkneten und dann zu kleinen Kugeln formen, die du allesamt mit einer Gabel eindrückst. Nach nur wenigen Minuten im kochenden Salzwasser sind deine Gnocchi schon gar. Gnocchi und Pesto vermengen et voilà. Guten Appetit!

Pesto im Glas

Selbstgemachtes Pesto im Glas solltest du im Kühlschrank aufbewahren (Bild: Unsplash).

Mehrweg- und Pfandsysteme im ewigen Kreislauf

Auch Mehrweg- und Pfandsysteme schonen die Umwelt, weil durch das Wiederbefüllen der Behältnisse und Flaschen weniger Ressourcen für neue Verpackungsmaterialien verbraucht werden müssen und dadurch wiederum weniger bzw. kein Verpackungsmüll mehr entsteht. Wenn die Mehrwegprodukte dann noch aus ökologisch sinnvollen Verpackungsmaterialien bestehen, steht der Umweltfreundlichkeit nichts mehr im Wege. Das Netzwerk reCIRCLE Deutschland bietet Gastronomien vier verschiedene Mehrwegboxen für den Lieferservice bzw. für den To-Go-Bereich an, die aus umweltfreundlichem Material bestehen. Auch das Verpackungsunternehmen Bionatic GmbH hat Einweggeschirr und Bio Einwegbecher aus recycelten und nachwachsenden Ressourcen im Sortiment. Tschüss Verpackungsmüll und Ressourcenabbau!

Hast du Interesse an einem Pfandbecher-System für deinen heißgeliebten Kaffee? Dann lies dir dieses Interview mit reCup durch.

Problem Nr. 2: Lebensmittelverschwendung

Ein zweites, großes Problem im Lebensmittelbereich ist das der Lebensmittelverschwendung, auch Food Waste genannt. Rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel, so das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), werden jährlich in Deutschland zu Abfall… und anderorts herrscht Hungersnot. Wenn die Möhre zu krumm, der Apfel nicht rund genug und die Kartoffel zu winzig ist, bleibt das Obst und Gemüse auf dem Feld. Wenn die Gäste im Restaurant ausbleiben, landet das aufgetischte Buffet im Restmüll. Ist das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) überschritten, wird der Joghurt mir nichts, dir nichts in den Müll geworfen. Das sind nur einige Gründe der Lebensmittelverschwendung. Glücklicherweise gibt es Bewegungen und Lebensweisen, die sich Lebensmittelrettung auf die Fahne schreiben.

Lebensmittelrettung dank der Freude am Teilen

Die Initiative Foodsharing e.V. (dt. „Essen teilen“) engagiert sich gegen Lebensmittelverschwendung, indem sie aussortierte und überzählige Lebensmittel aus privaten Haushalten und dem gewerblichen Lebensmittelhandel einsammelt und unter den Mitgliedern verteilt. Dass Foodsharing immer beliebter wird, kannst du auch in diesem Beitrag nachlesen.

Alternative Konzepte gegen Food Waste sind zum Beispiel die Informationsinitiative „Zu gut für die Tonne!“ des BMEL, der Supermarkt The Good Food für abgelaufene Lebensmittel aus Köln und die App Too good to go, über die Kund*innen überproduzierte Lebensmittel zu vergünstigten Konditionen kaufen und abholen können.

Achtung: Containern bzw. Dumpster diving ist nicht erlaubt

Nach Geschäftsschluss in fremden Müllcontainern nach noch genießbaren Lebensmitteln zu tauchen, nennt sich Containern oder auch Dumpster Diving (dt. „Mülltauchen“). Allerdings heilt hier der Zweck nicht die Mittel, denn Containern befindet sich in einer gesetzlichen Grauzone und kann strafbar sein. Immerhin begehen Mülltaucher*innen nicht selten Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung und Diebstahl. Du solltest dich lieber auf legale Methoden der Lebensmittelrettung konzentrieren.

Resteverwertung, denn am Ende der Woche werden die Reste aufgetischt

Bevor du Lebensmittel in die Tonne oder auf den Kompost wirfst, überleg dir vorher nochmal, ob das wirklich notwendig ist. Urteile über ein Lebensmittel nicht aufgrund seines MHDs, sondern nach deinem Geschmacks- und Geruchsinn. Friere Suppen ein, mache Apfelmus aus Äpfeln mit braunen Stellen oder backe ein Bananenbrot aus überreifen und matschigen Bananen. Wenn du den Bananenkuchen selbst nicht aufessen magst, teile ihn mit deinem Freundeskreis oder deiner Nachbarschaft. Sei kreativ!

Fazit: Verabschiede dich vom Verpackungsmüll und von der Lebensmittelverschwendung

Die Statistiken im Bereich Verpackungsmüll und Lebensmittelverschwendung sind besorgniserregend. Die Zero Waste Bewegung, Unverpacktläden, DIY Ideen, Pfandsysteme und Mehrwegboxen aus recyceltem Verpackungsmaterial nehmen den Kampf gegen unnötigen Verpackungsmüll auf. Initiativen wie Foodsharing und „Zu gut für die Tonne!“ des BMEL sowie Konzepte wie Too good to go und bewusste Resteverwertung sagen der Lebensmittelverschwendung den Kampf an.

 

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