Taschen gehören zu unseren Lieblingsaccessoires und sind sowohl praktische als auch modische Begleiter, ob im Alltag oder auf Reisen. Aus Gründen der Nachhaltigkeit macht es dabei Sinn, auf Modelle zu setzen, die mehr als nur eine Saison überdauern. Ein Faktor dafür ist die Langlebigkeit, die mit der Qualität des Materials und einer hochwertigen Verarbeitung zusammenhängt. Auch ein zeitloses Design kann dazu beitragen, die Lieblingstasche in vielen Jahren noch genauso zu schätzen wie am ersten Tag. Letztendlich gehen nachhaltige Kaufentscheidungen oft Hand in Hand mit einer Wertschätzung für Handwerkskunst und gut durchdachtes Design.
Caroline Marine Hebel, die gemeinsam mit ihrer Schwester Valérie Hebel das Label Marin et Marinen gegründet hat, ist davon überzeugt, dass Produzent*innen maßgeblich Einfluss darauf nehmen, wie nachhaltig sich die Konsumlandschaft gestaltet. Das ist auch der Grund, weshalb Marin et Marine auf natürliche Materialien, eine faire Produktion und ein klassisches und hochwertiges Design setzt. Inspiriert von der Simplizität und Zufriedenheit des maritimen Lebensgefühls, spiegelt sich dieses auch in der Designsprache des Labels wider. Im Interview bekommen wir tiefere Einblicke in die Unternehmensphilosophie und die Produktionsprozesse von Marin et Marine.
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LifeVERDE: Liebe Caroline, stellt euch gerne einmal vor! Wofür steht Marin et Marine und was hat euch dazu bewegt, das Label zu gründen?
Caroline Marine Hebel: Wir haben 2013 unser Label gegründet. Damals haben wir unser erstes Produkt, einen maritimen Seesack für unseren Gebrauch, entworfen – einfach, originell und praktisch in seiner Handhabung. Inspiriert von dem Seesack des Großvaters haben wir uns zusammengesetzt und beschlossen, die Stoffe eigens zu färben, um Farbnuancen zu kreieren, die es so nicht zu kaufen gibt.
Wir wollten eigene Produkte kreieren und haben schnell gemerkt, dass wir die klassischen, simplen, qualitativ hochwertigen Dinge mögen, die man heutzutage nicht mehr findet.
Bei uns geht Qualität ganz klar vor Quantität. In der Welt der Mode ist es üblich, permanent neue Produkte herauszubringen, die nach einer Saison schon verschwinden. Wir haben uns für eine sorgfältige Produktentwicklung ohne Zeitdruck entschieden, die echte Klassiker mit langer Lebensdauer hervorbringt.
Neben dem Signature-Seesack umfasst die Taschenkollektion von Marin et Marine auch viele weitere Modelle (Bild: Lia Fische u. Lucas Cruz).
Wie würdet ihr den Stil von Marin et Marine beschreiben und was inspiriert euch?
Unser Stil ist simpel, zeitlos & minimalistisch. Klassische Modelle, die es so heutzutage nicht mehr gibt. Wir finden, dass viele Tasche nicht pur und simpel genug sind und mit zu viel Schnickschnack, Schnallen und Ähnlichem bestückt sind. Wir kreieren Taschen und Rucksäcke, die sich durch ihre Einfachheit und Funktionalität auszeichnen. Sie sind für den Alltag & Reisen geeignet. Unser Label besinnt sich auf die Werte ursprünglicher Handarbeit zurück: sorgfältige Verarbeitung und beständige Materialien. Wir finden Inspiration auf Reisen, wenn man die Seele baumeln lässt und zur Ruhe kommt. Wir lieben das Meer und das Lebensgefühl dort. Sobald man den Sand unter den Füßen und die Meeresbrise spürt, vergisst man die Hektik des Alltags und der Großstadt. Wir holen das Urlaubsgefühl quasi nach Hause in den Alltag.
Auf welche Materialien setzt ihr bei euren Taschen, Rücksäcken und Co. und weshalb?
Wir lieben natürliche Materialien wegen ihrer einzigartigen Eigenschaften und ihres festen und robusten Gefühls. Sie gehen nicht kaputt und zerreißen irgendwann.
Ob reine Baumwolle, Schafschurwolle oder Leinen, wir wählen sie nicht nur aufgrund ihrer Haltbarkeit und hervorragenden Eigenschaften aus, sondern auch weil sie unter Rücksicht auf die Natur angebaut werden und nachwachsende Rohstoffe sind. Die Verantwortung gegenüber unserer Umwelt ist keine Option, sondern ein Muss. Deshalb setzen wir auf nachwachsende Rohstoffe.
Woher bezieht ihr euren Bio-Baumwollstoff und was zeichnet diesen aus?
Es gibt nur noch sehr wenige Webereien in Deutschland – daher sind wir stolz, mit einer der wenigen zusammenzuarbeiten. Die traditionsreiche Weberei mit angegliederter Färberei setzt seit 25 Jahren auf Baumwolle aus kontrolliert-biologischem Anbau (kbA) und ist gemäß dem Global Organic Textile Standard zertifiziert. Insgesamt wird weniger Wasser verbraucht. Ziel des ökologischen Landbaus ist es, die Fruchtbarkeit der Böden langfristig aufrechtzuerhalten und sowohl die Natur als auch den Menschen zu schützen.
Inspiriert vom maritimen Leben: Marin et Marine setzt auf ein simples und beständiges Design (Bild: Lia Fische u. Lucas Cruz).
Besonders Leder steht im Nachhaltigkeitskontext oft in der Kritik, daher ist es wichtig, hier einmal genauer hinzuschauen. Welches Leder verwendet ihr für eure Taschen?
Das Geschäft mit Leder kann leider so dreckig sein. Die Menschen, die in den Gerbereien arbeiten, sind giftigen Stoffen ausgesetzt und die Tiere, deren Häute gegerbt werden, wurden unter schlimmen Verhältnissen gehalten.
Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, es anders zu machen. Wir beziehen die Häute seit 2021 von Biohöfen aus Süddeutschland, die direkt vor Ort zu Leder verarbeitet werden. Für uns bedeutet "Bio Leder", dass es nicht nur "pflanzlich gegerbt" ist, sondern auch von Bio-Rindern stammt, die ein glückliches Leben geführt haben.
Die Tiere leben auf der Weide, werden artgerecht gehalten und schonend unter ethischen Maßstäben und sehr strengen Vorschriften geschlachtet. Das Fleisch wird anschließend regional angeboten und die Häute gesammelt, sortiert und schließlich in einer familiengeführten Gerberei ein paar Orte weiter zu Leder verarbeitet.
Das Leder wird mit Pflanzenstoffen gegerbt, dies ist ein besonders umweltfreundliches Verfahren, es kommen keine giftigen Chemikalien oder Schwermetalle zum Einsatz wie bei herkömmlicher Ledergerbung.
Welche Rolle spielt bei euch eine lokale Produktion und in welchen Arbeitsschritten macht sich das bemerkbar?
Faire Arbeitsbedingungen, weniger schädliche CO2-Emissionen durch kurze Transportwege und hohe Qualitätsstandards sind für uns entscheidende Kriterien dafür gewesen, in Deutschland zu produzieren. Vor allem auch die kleineren Mengen, die wir dort bestellen können. Es gibt viele Produktionsstätten im EU Ausland, die gigantisch große Mengen produzieren und das führt zu vollen Lagern, die die Marken dann zu reduzierten Preisen raushauen müssen. Das wollen wir nicht.
Wir bieten, im Vergleich zu anderen Marken, eine recht kleine Kollektion an. Weniger Teile bedeuten, dass wir schnell auf den Markt reagieren und gegensteuern können. Zudem besuchen wir unsere Manufakturen häufig und können vor Ort die Kollektionen besprechen. Zu unseren Manufakturen in Berlin, Brandenburg und Bayern haben wir über die Jahre ein enges Verhältnis aufgebaut.
Die Taschen aus Naturmaterialien werden in professioneller Handarbeit gefertigt (Bild: Lia Fische u. Lucas Cruz).
Welche Werte verbindet ihr mit eurer Handwerkskunst?
Unsere Taschen sprechen Kunden an, die sich beim Kauf bewusst für ein handgefertigtes und individuelles Produkt entscheiden und dabei faire Produktion ebenso schätzen wie Nachhaltigkeit, Qualität und Design. Unsere Manufakturen sind schon seit Jahrzehnten auf die Fertigung von hochwertigen Lederwaren und Taschen spezialisiert. Es gibt nur noch sehr wenige Betriebe in Deutschland, die dieses Handwerk beherrschen. Das bedeutet, dass unsere Taschen von Näherinnen genäht werden, die dieses Handwerk sehr gut beherrschen, d.h. die Nähte sind sehr stabil. Es entstehen zeitlose & langlebige Taschen, somit hat die Kundin sehr lange Freude an unseren Taschen und durch den zeitlosen Schnitt, kann sie sie lange tragen.
Gibt es Projekte oder Herausforderungen im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit in eurem Unternehmen, die ihr dieses Jahr angehen möchtet?
Unser langfristiges Ziel: Wir wollen unsere Produkte nicht nur aus Bio-Baumwolle oder Bio-Leder fertigen, sondern sie auch so weiterentwickeln, dass wir recycelte Baumwolle oder Leder – welches aus Pflanzen oder Obst gewonnen wird – verwenden. Die heutige Bekleidungsindustrie bereitet uns Sorgen und spornt uns gleichzeitig an, nachhaltige Lösungen zu finden, um Mode fair, nachhaltig und transparent zu gestalten. Dies ist nicht der einfachste Weg, aber es ist möglich. Wir als Produzenten sind für Konsum verantwortlich und dieser kann nachhaltig und fair aussehen und Menschen in ihrem Handwerk unterstützen und die Natur, die Menschen und Tiere nicht ausbeuten. Wir als Produzenten und Konsumenten haben einen immensen Einfluss auf unsere Umwelt und die Welt, in der wir leben wollen. Die Umweltkrise lässt sich nur bewältigen, wenn wir nicht so weitermachen wie bisher.
Vielen Dank für das Interview, liebe Caroline!
Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Marin et Marine stellen möchtest?
Dann schreib sie in die Kommentare – wir freuen uns auf den Austausch mit dir!
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