Gesellschaft

"Mittlerweile schreibe ich über alles, was im weitesten Sinne mit Klimaschutz zu tun hat".

Der Suttnerblog aus der Suttnerstraße in Hamburg Altona ist ein privater Umwelt-Blog über unabhängigen Ökostrom, Klimaschutz und Klimagerechtigkeit.

Der Suttnerblog aus der Suttnerstraße in Hamburg Altona ist ein privater Umwelt-Blog über unabhängigen Ökostrom, Klimaschutz und Klimagerechtigkeit.

Ein Interview mit Benjamin Bruno - Autor

 

LifeVERDE.de: Ben, du beschäftigst dich seit längerem mit Umweltschutz und sozialen Missständen in Hamburg und der Welt. In deinem Blog schreibst du jetzt öffentlich darüber. Wie kam es dazu?

Benjamin Bruno: Vattenfall ist Schuld. Über die Bürgerinitiative „Moorburgtrasse stoppen!“ erfuhr ich im August 2009, dass Vattenfall 400 Bäume in Hamburg fällen werde. 29 davon im Bertha-von-Suttner-Park vor meinem Balkon. Altonas Parks sollen einer Fernwärmeleitung für das im Bau befindliche Kohlekraftwerk in Hamburg Moorburg zum Opfer fallen. Darum hatte ich den Suttnerblog gestartet: um über Vattenfalls heimliche Pläne zu informieren und möglichst viele Vattenfall-Kunden zum Anbieterwechsel zu bewegen. Mittlerweile schreibe ich über alles, was im weitesten Sinne mit Klimaschutz zu tun hat. Dazu gehören natürlich auch Solarbier, Bienenhotels und Kuhaktien.

Eines deiner Hauptthemen ist Atomkraft und der Wechsel zu Ökostrom. Wie würdest du versuchen, jemanden davon zu überzeugen, dem Atomstrom den Rücken zu kehren?

Atomstrom ist Abzocke. In den letzten zehn Jahren sind die Strompreise von EnBW, E.ON, RWE und Vattenfall um 50 % gestiegen, trotz steigender Gewinne. Dazu kommt, dass wir für die wahren Kosten der Atomkraft nicht mit der Stromrechnung bezahlen, sondern mit unseren Steuergeldern. Hier ein paar Beispiele:

- Laut Greenpeace wurde die Atomkraft bisher mit 204 Milliarden Euro subventioniert. Das entspricht 4,3 Cent pro kWh. Zum Vergleich: Erneuerbare Energien werden, über die EEG-Umlage, mit aktuell 3,5 Cent pro kWh gefördert.

- Das ungelöste Problem der Entsorgung zahlen wir mit unseren Steuergeldern. Allein die Bergung des havarierten Atomlagers Asse kostet uns 3,7 Milliarden Euro.

- Die Kosten eines GAUs schätzt die Organisation Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges auf 5.470 Milliarden Euro. Die Versicherungssumme eines deutschen AKW liegt derzeit bei 2,5 Milliarden Euro.

Ein Wechsel scheint einfach und es gibt inzwischen einen großen Pool an Ökostrom-Anbietern. Allerdings ist nicht immer alles Gold was glänzt und viele vermeintliche Anbieter sind nur Töchter der großen Konzerne. Wie können Menschen die „echten“ von den „unechten“ Ökostrom-Anbietern unterscheiden?

Wichtige Kriterien für Ökostrom sind Unabhängigkeit von großen Konzernen, möglichst viele neue Kraftwerke im Energiemix und der aktive Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland. Einen schnellen Überblick bietet die Internetseite Atomausstieg selber machen. Kennzeichnungen wie das ok-power Siegel sind meines Erachtens wertlos, da diese auch Atom- und Kohlestromanbietern wie Vattenfall verliehen werden. Auch den Strompreisvergleich auf eurer Seite kann ich deshalb niemandem empfehlen.

Was empfiehlst du Menschen, die unsicher sind, ob ihr Anbieter tatsächlich keine Kernenergie einkauft? Wie kann man sich am besten informieren?

Alle Anbieter sind zur Stromkennzeichnung verpflichtet. Diese prozentuale Aufschlüsselung der Stromherkunft gehört auch auf ihre Website. Leider muss man oft zweimal hinsehen. Ob ein Ökostromanbieter zu einem Atom- und Kohlestromkonzern gehört, verrät meist ein kurzer Besuch bei Wikipedia.

Was tust du privat in deinem Alltag für den Umweltschutz? Wie könnte sich jeder Einzelne noch viel mehr für den Umweltschutz engagieren, ohne dass es viel Zeit, Geld und Mühe kostet?

Wer sagt denn, dass Umweltschutz Zeit und Geld kostet? Mit Steckdosenleisten im Haushalt spare ich Monat für Monat Strom und Geld. Auch durch meinen reduzierten Fleischkonsum schone ich Klima und Portemonnaie. Außerdem beteilige ich mich bei Online-Petitionen von Nichtregierungsorganisationen wie Greenpeace, Campact oder Rettet den Regenwald. Hier kann man mit seinem guten Namen und einem Mausklick viel bewegen.

Hamburg ist 2011 europäische Umwelthauptstadt. Welchen Tipp möchtest du den Hamburgern, den Unternehmen und der Politik in Hamburg für ein ökologisch nachhaltigeres Hamburg geben?

Umweltschutz kann profitabel sein, zum Beispiel durch gesteigerte Energieeffizienz. Das ist für Bürger und Wirtschaft gleichermaßen interessant. Zur Umweltpolitik in Hamburg möchte ich mich nicht äußern.

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http://twitter.com/suttnerblog

 



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