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Nachhaltige Mülltüten für die Biotonne – Bioglück zeigt, wie es geht

INTERVIEW | Viele Mülltüten bestehen immer noch aus Plastik und sind somit eine große Belastung für die Umwelt. Bioglück zeigt, dass Müllentsorgung auch nachhaltig geht

INTERVIEW | Viele Mülltüten bestehen immer noch aus Plastik und sind somit eine große Belastung für die Umwelt. Bioglück zeigt, dass Müllentsorgung auch nachhaltig geht

19.01.2023 | Ein Interview geführt von Philipp Schreiner | Bild: Sara Chai, Pexels

In die Biotonne dürfen keine Tüten! Das ist zumindest eine Devise, welche immer noch viele Menschen befolgen. Mittlerweile gibt es glücklicherweise einige Mülltüten, die man kompostieren kann. Dazu gehören beispielsweise Papiertüten. Allerdings kann es bei mangelnder Qualität vorkommen, dass diese schnell reißen.

Bioglück hat dieses Problem erkannt und bietet mit seinen Papiertüten ein Produkt aus hochwertigem Altpapier mit langen Papierfasern. Diese sorgen für einen besseren Schutz gegen Feuchtigkeit und halten somit auch mehr aus. Wie die Produktion der hauseigenen Mülltüten abläuft, was das Problem von Bio-Plastiktüten ist und mehr erzählt uns Mark Breyer, Gründer von Bioglück, im Interview.

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LifeVERDE: Hallo lieber Mark, mit BioGlück stellt ihr Mülltüten aus Papier her. Wie kam es zu dieser Idee?

Mark Breyer: Hallo, das war ein riesiger Zufall. Ich traf in meiner Mittagspause eine Freundin zum gemeinsamen Mittagessen. Sie erzählt mir von ihrem Missgeschick mit dem Biomüll im Treppenhaus am frühen Morgen. Sie war auf dem Weg zur Arbeit, nahm die Papier Biomülltüte aus dem Biomülleimer und ging zügig durchs Treppenhaus. Klar, es eilt eben und man will den Biomülleimer dann nicht mehr hochbringen. Ich denke du kannst erahnen, was dann passiert ist? Klar, die Papiertüte riss und der Biomüll lag im Treppenhaus. Toller Start in den Tag, was?

Das Thema hat mich dann über ein paar Tage immer wieder beschäftigt, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass es hierfür keine Lösung gab. Und so stieg mein Interesse für Papier immer weiter an. Es gibt so viel unterschiedliches Papier, wenn man die Augen öffnet. Alles hat seinen Zweck. Es muss also auch für den Privathaushalt Biomülltüten aus Papier geben, die eben nass- & reißfest sind. Ich habe dann unzählige Produkte aus dem Handel selbst ausprobiert und war von der Qualität nie überzeugt. Also mussten wir selber ran.

Wie stellt ihr eine nachhaltige Produktion der Mülltüten sicher?

Das ist eine herausfordernde Frage, die nicht leicht zu beantworten ist. Trifft aber auf die meisten Produktionsprozesse zu und hierzu haben wir uns auch Gedanken gemacht. Grundsätzlich sind die Prozesse in der Papierindustrie energiehungrig. Das haben die Produzenten auch erkannt und setzen bei der Produktion auf Herstellungsverfahren, die wenig Wasser und Energie verbrauchen. Auch die Energiewende spielt uns hierbei aber in die Karten. Denn mit jeder weiteren regenerativen Stromquelle wird der Herstellungsprozess grüner. Tag für Tag ein kleines
Stück. Das braucht Zeit, das ist klar. Das Wichtigste hierbei, die Richtung stimmt. Wir sparen aber auch Energie, indem wir beim Herstellungsprozess hochwertiges Altpapier verwenden. So sparen wir zahlreiche Produktionsschritte und damit wiederum wertvolle Energie. Weiter legen wir einen großen Wert auf die Produktion in der Region. Fast alle Produkte werden in Deutschland hergestellt. Dadurch können wir kurze Lieferwege und die Qualität sicherstellen.

Bei Papiertüten haben viele Angst davor, dass sie durchnässen und reißen. Wie beugt ihr vor?

Die Angst ist begründet, wenn man beim Discounter in das Regal greift. Da stimme ich voll zu. Woran liegt das?
Hersteller günstiger Papier Biomüllbeutel setzen bei der Herstellung auf Altpapier einfachster Qualität. Das führt nicht nur zu einem höheren Anteil an Papierfremden Bestandteilen, sondern vor allem zu kurzen Papierfasern. Die können dem Anspruch "nicht zu reißen" gar nicht gerecht werden. Papierfasern müssen lang sein, damit eine hohe Festigkeit auch bei Nässe gegeben ist. 
Wir bei BioGlück setzen daher auf hochwertige Grundmaterialien und verwenden hochwertiges Altpapier in Kombination mit Zellulosefasern aus der Forstwirtschaft. Aber auch Papier hat seine Grenzen. Einsatzdauer, Gewicht des Biomüll und Feuchtigkeit spielen eine große Rolle.
Wer seine Wassermelone nach Tagen damit zur Mülltonne bringen möchte, leert den Biomüll besser mit Eimer aus. Dann erfüllt die Biomülltüte nur den Zweck der deutlich einfacheren Reinigung.

Manche eurer Mülltüten haben einen Blockboden und manche einen Rollboden. Was ist der Unterschied zwischen den beiden?

Sehr gute Frage. Der Rollboden hat durch seine Rolle am Boden, daher der Name, einen enormen Vorteil. Der Müllbeutel ist dadurch sehr flexibel. Beim Einsetzen in den Biomülleimer wir die Tüte aufgefaltet und passt sich so an nahezu jeden Biomülleimer an. So passt unser 10l Biomüllbeutel mit Henkel auch in 8l oder 12l Biomülleimer.
Ein Müllbeutel mit Blockboden bietet diesen Vorteil nicht. Hier liegt der Vorteil in der einfacheren Handhabung und dem nochmals verstärkten Tütenboden.


Durch die verschiedenen Varianten ist für jede*n etwas dabei (Bild: Breyer UG (haftungsbeschränkt) & Co. KG).

Neben Mülltüten für den normalen Mülleimer und die Biotonne, stellt ihr zudem noch Biotonnenpulver her. Was ist das genau? 

Wir kennen es alle, sobald es Sommer wird, wird aus der Biotonne ein Biotop. Von Fliegen, über Maden, Pilze und Geruch ist alles dabei. Das passiert durch die Kombination von Wärme, Feuchtigkeit und den Nährstoffen im Biomüll. Mit unserem Biotonnenpulver haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Es besteht aus aktivierter Tonerde, welche große Mengen Feuchtigkeit binden kann. Dadurch wird die Verbreitung von Maden & Fliegen wirksam verhindert. Tonerde ist ein natürliches mineralisches Pulver und damit perfekt für den Biomüll geeignet. Schicht für Schicht aufgetragen, wirkt das Biotonnenpulver am besten. Auch hier setzen wir uns deutlich von den Mitbewerbern ab, die regelmäßig auf chemische Zusätze setzen, die nichts im Biomüll zu suchen haben. Weiter planen wir mit der Möglichkeit, den Pulverstreuer wieder nachzufüllen. Kunden müssen sich also nicht ständig neue Pulverstreuer kaufen, sie können diese einfach nachfüllen. Das schont die Umwelt.

Ihr sprecht euch klar gegen Bio-Plastiktüten aus. Was ist das große Problem bei diesen?

Biokunststoffe aus Pflanzen wie Zucker, Kartoffeln oder Mais sind nicht unbedingt umweltfreundlich. Sie werden zwar aus erneuerbaren Ressourcen hergestellt, sie zersetzen sich jedoch nicht schnell genug und können beim Abbau giftige Chemikalien freisetzen. Außerdem können sie ein Problem darstellen, wenn sie nicht ordnungsgemäß entsorgt werden und in den Ozeanen landen. Das passiert, weil die Abfallwirtschaft diese Tüten nicht von Plastiktüten unterscheiden kann. Deshalb landet Biomüll regelmäßig in der Müllverbrennungsanlage. Nicht ohne Grund sind in den meisten Gemeinden diese Tüten in der Biotonne verboten. Papier ist hierfür einfach viel besser geeignet. Es zersetzt sich vollständig und hat keinen Einfluss auf die Prozesse der Abfallwirtschaft.


Plastiktüten sind auf Grund einiger ihrer Eigenschaften nicht für den Biomüll geeignet (Bild: smallroomphotos, Canva). 

Was ist für die Zukunft von BioGlück noch geplant?

Wir möchten unsere Produktpalette noch deutlich erweitern. Wichtig ist uns hierbei aber nicht die Geschwindigkeit, sondern die Nachhaltigkeit und die Qualität. Wir lassen uns also Zeit und hören auf unsere Kunden.
Wir testen neue Produkte bspw. immer zuerst mit unserer Kundschaft. Bekommen wir gutes Feedback und ist die Nachfrage vorhanden, nehmen wir den Artikel in das feste Sortiment auf.
Dieses Jahr wird das mit dem Biotonnenpulver passieren. Die Testcharge letztes Jahr war so schnell weg, dass wir sie dieses Jahr in unser festes Sortiment aufnehmen wollen. Mittlerweile haben wir hierfür schon Vorbestellungen, was uns darin bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Wenn wir Nachhaltigkeit als Gesellschaft ernst nehmen wollen, dann brauchen die Menschen dafür auch die Produkte, die das ermöglichen.
Wenn wir alle jeden Tag ein kleines Stück besser werden, dann machen wir etwas richtig.

Vielen Dank für das Interview, lieber Mark!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Bioglück stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare – wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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