Grüne Wirtschaft

“Eine Ehrung derer, die ganzjährig für mehr Nachhaltigkeit arbeiten”

Bei der Gala zur Vergabe des 15. Deutschen Nachhaltigkeitspreises waren zwischen Glamour und Unterhaltung mit einer hohen Promidichte auch ernsthafte Appelle zu hören, die glücklicherweise in Erinnerung bleiben.

Bei der Gala zur Vergabe des 15. Deutschen Nachhaltigkeitspreises waren zwischen Glamour und Unterhaltung mit einer hohen Promidichte auch ernsthafte Appelle zu hören, die glücklicherweise in Erinnerung bleiben.

8.12.2022 | Ein Beitrag von Anika Dewald | Headerbild: Anika Dewald

Hier geht es direkt zu den Preisträger*innen des Nachhaltigkeitspreises 2023

Es ist für mich und meine Kollegin der erste Besuch bei der Gala des Deutschen Nachhaltigkeitspreises (DNP) und während wir uns am frühen Abend im Eingangsbereich des Maritim-Hotels in Düsseldorf noch orientieren, stehen wir zufällig am Absperrband des blauen Teppichs, wo Pressevertreter*innen und einige Gäste der Veranstaltung warten. Man bemerkt eine gewisse Anspannung, etwas ist im Gange. Verkabelte Securities empfangen Nachrichten auf ihr Ohr und schließlich die Nachricht: “Er ist da”. Schon rauscht eine Gruppe Menschen an uns vorbei, darunter unser amtierender Bundeskanzler Olaf Scholz. Er nimmt sich kurz Zeit für ein Selfie und ein paar Autogramme und verschwindet im Saal, in dem er die Gala heute Abend eröffnen wird. 

“Dass Sie, Herr Bundeskanzler, und weitere ranghohe Vertreter*innen der Politik hier heute teilnehmen, verstehe ich als große Wertschätzung gegenüber unseren Nominierten und Preisträger*innen”, so Stefan Schulze-Hausmann, Initiator des DNP, der auch dieses Jahr die Gala moderiert (und das sehr gelungen meist im direkten Dialog mit seinen Gästen, humorvoll, persönlich und informativ). Hier weiß man es zu schätzen, dass der Bundeskanzler bereits bei der allerersten Preisverleihung vor 15 Jahren in seiner damaligen Funktion als Arbeitsminister bei der Vergabe des DNP teilgenommen hat. 

Bundeskanzler Olaf Scholz beim DNP15
Bundeskanzler Olaf Scholz eröffnete die Gala zur Preisverleihung des 15. Deutschen Nachhaltigkeitspreises (Foto: Dariusz Misztal).

Heute sitzen im Publikum neben ihm außerdem folgende ranghohe Vertreter*innen der Politik: Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, Bundesratspräsident Dr. Peter Tschentscher, Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze, Botschafter und Bürgermeister. Daneben zahlreiche Prominente von Fürst Albert II. von Monaco bis hin zu Zaz, Philipp Lahm und Michael Patrick Kelly. So ist einem zu jeder Zeit bewusst, welche enorme Entwicklung der DNP vorweisen kann und damit einhergehend die Erkenntnis, wie öffentlichkeitswirksam das Thema Nachhaltigkeit geworden ist.

Man kann natürlich nun sagen, “viel zu spät” oder “das reicht nicht”. Aber genau diese Konstellation aus eher moderaten Beteuerungen der Politik, aus Unterhaltung und dem vermittelten Gefühl “Wir sind doch schon irgendwie auf dem richtigen Weg”, ermöglicht es, dass die ungeschont formulierten Appelle einiger Laudatoren dieses Abends, die hier ebenfalls ihren Raum bekommen, völlig unvermittelt zu einem durchdringen und vielleicht genau wegen des einlullenden Settings aus Galadinner, fröhlicher Live-Musik und Lobhudelei an die Preisträger umso mehr Wirkung entfalten und nachhaltig im Gedächtnis bleiben.

Wetten, dass… wir wieder zurück zu einem CO2-Gehalt aus dem Jahr 1900 kommen müssen, um unseren Lebensraum zu retten?

Als Running Gag durch den Abend zog sich der Vergleich von Stefan Schulze-Hausmann mit Thomas Gottschalk und dessen Moderation von “Wetten, dass…” (der kontert in Richtung Eckart von Hirschhausen: “dann bist du meine Michelle Hunziker”). Passend dazu schlug Dr. Peter Tschentscher, Bundesratspräsident und Bürgermeister von Hamburg die Initiierung eines Wettbewerbs vor: Jahr für Jahr eine deutliche Senkung des CO2-Gehalts bis wir zurück bei den Werten des Jahres 1900 sind. Wie Schritte in diese Richtung aussehen können, zeigen erfolgreiche Projekte zur Senkung der CO2-Emissionen in seiner Stadt. 

Noch deutlicher wurden Prof. Dr. Braungart von der Leuphana Universität Lüneburg, der als Begründer der Cradle-to-Cradle-Prinzips gilt und tags zuvor den Ehrenpreis des DNP erhalten hatte, sowie der als Fernsehmoderator und Kabarettist bekannt gewordene Eckart von Hirschhausen.

Angesprochen auf das radikale Vorgehen der Klimaaktivist*innen "Letzte Generation” lenkte Braungart die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche: Unabhängig von Aktivistenaktionen seien das allgemeine Denken, die Maßnahmen zur Erreichung von Zielen, aber auch die gesteckten Ziele selbst jeweils noch nicht radikal genug. “Selbst wenn wir das 1,5-Grad-Ziel erreichen würden, bedeutet das erst einmal nur, dass die Zerstörung unseres Lebensraums ein paar Jahre später stattfindet.”  Es genüge nicht, das Bestehende ein wenig zu optimieren hin zu mehr Nachhaltigkeit. Man müsse vielmehr komplett neu denken und bestehende Strukturen radikal verändern, wenn wirklich etwas erreicht werden soll.

Hirschhausen regte gegen Ende der Veranstaltung auf emotionale Art dazu an, sich selbst die richtigen Fragen zu stellen: Warum sind wir die einzige Spezies, die ihren eigenen Lebensraum zerstört? Wie können wir Gesundheit, hohe Lebenserwartung und Lebensqualität als selbstverständlich beanspruchen und gleichzeitig die Grundlage dafür abschaffen, indem wir uns buchstäblich die Luft zum Atmen abschnüren und extreme Temperaturen sowie Extremwetterereignisse herbeiführen?

Um sie ging es: Die Preisträger*innen des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2023 

“Sie sind es, die das ganze Jahr über für eine nachhaltigere Welt arbeiten und darum wollen wir sie auch heute feiern”, so Stefan Schulze-Hausmann zu Beginn der feierlichen Gala anlässlich der Preisverleihung. Gemeint sind die Teams der Finalisten unter den nominierten Unternehmen, die allesamt geladen waren. Wie man es von den großen Medienpreisen kennt, wurden alle nominierten einer Kategorie über einen Kurzfilm vorgestellt und dann das siegreiche Unternehmen bekannt gegeben.

Lorena Gerstner erhält den Deutschen Nachhaltigkeitspreis
Lorena Gerstner, Gründerin von VERDONNA, nimmt den Deutschen Nachhaltigkeitspreis von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas entgegen (Foto: Dariusz Misztal).

Die folgende Listung zeigt die nominierten und preisgekrönten Unternehmen des 15. DNP (Verleihung vom 2. Dezember 2022)

Transformationsfeld Biodiversität

Transformationsfeld Gesellschaft 

Transformationsfeld Klima

Transformationsfeld Ressourcen

  • Laverana GmbH & Co. KG: Naturkosmetikhersteller mit jahrelangem Engagement für Klima und Umwelt

  • Nickelhütte Aue GmbH: Spezialist für die Aufbereitung von Nichteisen-Metallen mit über 2000 Partnern in mehr als 45 Ländern

Transformationsfeld Lieferkette

Deutscher Nachhaltigkeitspreis Architektur 2023

Deutscher Nachhaltigkeitspreis Globale Unternehmenspartnerschaften 2023

  • Verdonna mit INTERLINKS CONSULTING GROUP SAC: nachhaltig und sozial erzeugte Mode mithilfe peruanischer Handarbeiterinnen

Sonderpreis Verpackung 2023

Next Economy Award (NEA 2.0) 2023

  • Installion GmbH: Vermittlung von Montage-Aufträgen in den Bereichen Photovoltaik, Batteriespeicher und Ladeboxen

  • ProteinDistillery GmbH: Optimierung veganer Fleischalternativen

  • traceless materials GmbH: Vollständig biozirkuläre Kunststoffalternativen erzeugt aus pflanzlichen Produktionsresten der Agrarindustrie

Sonderpreis „Local Heroes“ 2023

  • Quartiermeister - korrekter Konsum GmbH: erste gemeinwohlbilanzierte Biermarke, gibt 10% ihrer Roherlöse zurück in die Gesellschaft, um soziale und kulturelle Projekte in der Region zu fördern. 

Strahlkraft der Stars für mehr Aufmerksamkeit nutzen

Auch drei Ehrenpreise wurden an dem Abend vergeben, einhergehend mit exklusiven Auftritten der geehrten Stars. Damit “würdigt die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis jedes Jahr prominente Persönlichkeiten, die sich auf vielfältige Weise öffentlich für mehr Nachhaltigkeit einsetzen. Durch ihre Strahlkraft verhelfen sie ökologischen und sozialen Themen und somit auch den Preisträgern der Wettbewerbe zu mehr Aufmerksamkeit”, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung des DNP.

So lautet ihre Erklärung zu den prominenten Preisträger*innen:

"Der ,grüne Fürst’ – wie Albert II. in Monaco genannt wird – stellt sich seit Beginn seiner Amtszeit in den Dienst des Klimaschutzes. Seine ,Prince Albert II of Monaco Foundation’, eine der wirkungsstärksten Umweltstiftungen weltweit, organisiert Projekte im Kampf gegen den Klimawandel. Sängerin Zaz macht sich mit ihrer Organisation Zazimut vor allem für die Themen Bildung und nachhaltige Entwicklung stark. Michael Patrick Kelly sorgt seit einigen Jahren mit seinem Friedensprojekt #Peacebell für Aufmerksamkeit. Symbol des Projektes ist eine aus Kriegsschrott gegossene Friedensglocke.”

Neben den Ehrenpreisträger*innen wird auch an anderer Stelle auf Prominenz gesetzt: Philipp Lahm (Botschafter für die im nächsten Jahr hinzukommende Preiskategorie nachhaltiger Sport), Eckart von Hirschhausen (als Laudator und Botschafter seiner eigenen Klimaschutz-Projekte), die Violinistin Tianwa Yang (Musik-Act) bekommen Bühnenzeit und auch unter den Gästen sieht man das ein oder andere bekannte Gesicht. 


Mit einem beachtlichen Staraufgebot bemüht sich die Stiftung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises um eine möglichst weitreichende Aufmerksamkeit für nachhaltige Projekte, Themen und die Unternehmen, die für ökologische und soziale Nachhaltigkeit Enormes leisten (Fotos: Raphael Stötzel).

Dank einiger eindringlichen Appelle des Abends verstärkt sich das Bewusstsein: Wir müssen jetzt handeln.

Und so verlassen wir spät in der Nacht das Maritim-Hotel und fühlen uns bestens unterhalten. Aber dank der ungeschminkten, eindringlichen Appelle einiger Redner des Abends und auch dank der nachhaltigen Lösungen der nominierten Unternehmen (“Warum um alles in der Welt, hat man das nicht vor 40 Jahren schon so gemacht?”) bleibt noch etwas anderes zurück und spätestens am nächsten Morgen rückt das Bewusstsein in den Vordergrund: Da muss noch mehr gehen, wenn wir etwas ändern wollen – und wir müssen es jetzt tun.




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