Grüne Wirtschaft

Warum sollten auch Startups von Beginn an Wert auf eine nachhaltige Ausrichtung legen?

Auf diese Frage hat Niels Christiansen von Sustaineration nur eine Antwort, "weil sie es können". Sustaineration ist eine Nachhaltigkeitsberatung und selbst noch ein Startup. Im Interview gibt Herr Christiansen Tipps, wie auch Startups das Thema Nachhaltigkeit für sich nutzen können.

Auf diese Frage hat Niels Christiansen von Sustaineration nur eine Antwort, "weil sie es können". Sustaineration ist eine Nachhaltigkeitsberatung und selbst noch ein Startup. Im Interview gibt Herr Christiansen Tipps, wie auch Startups das Thema Nachhaltigkeit für sich nutzen können.

09.01.2017

LifeVERDE: Warum sollten auch Startups von Beginn an Wert auf eine nachhaltige Ausrichtung legen?

NIELS CHRISTIANSEN: Weil sie es können! Schon während der Gründungsphase das Geschäftsmodell so zu gestalten, dass es möglichst umwelt- und sozialverträglich ist – einen besseren Zeitpunkt gibt es dafür nicht. In dieser Phase werden Lieferanten gewählt, Prozesse systematisiert, Marketing- und Vertriebswege aufgebaut… wer hier schon relevante Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt, ist klar im Vorteil. Sind die Unternehmensstrukturen erst einmal geschaffen, bedarf es aufwändigen Veränderungsmechanismen, um sich nachhaltiger aufzustellen.

Welche grundlegenden Wettbewerbsvorteile ergeben sich für Startups, wenn sie die Unternehmensverantwortung im Sinne einer CR-Strategie ernst nehmen?

Wenn Startups ihre Unternehmensverantwortung ernst nehmen und ihr Geschäftsmodell strategisch nachhaltig ausrichten, ist es ihnen möglich, ihre Produkte und Dienstleistungen bei einer Verbrauchergeneration zu platzieren, die bewusst lebt und entsprechend konsumiert und bereit ist mehr für einen verantwortungsbewussten Konsum zu zahlen: Die LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainability). Kaufentscheidungen werden zunehmend auf Grundlage eines werteorientierten Verständnisses getroffen, damit befindet sich die Gruppe der LOHAS in einem ständigen Wachstum. Dies zeigt auch die Entwicklung des Handels. Betrachten wir beispielsweise den Lebensmitteleinzelhandel ergibt sich, laut Forum Fairer Handel und dem Bundesamt für Statistik, für das Jahr 2015 bei Bio-Lebensmitteln und Fair Trade-Produkten eine Wachstumsrate von jeweils etwa 11%. Der gesamte Lebensmitteleinzelhandel ist, laut Statistischem Bundesamt, in dem gleichen Jahr jedoch um gut 0,5% geschrumpft. Nachhaltigkeit ist in diesem Sinne kein Trend, sondern eine Entwicklung die allgegenwertig ist und der sich Unternehmen stellen müssen, heute oder in Zukunft. Je früher sie sich darauf einstellen und entsprechend reagieren, desto besser stehen sie in Zukunft dar.

Ich möchte hier gar nicht vermeintliche Wettbewerbsvorteile zur Diskussion stellen, die eine ernsthaft verfolgte Nachhaltigkeitsstrategie mit sich bringen können, sondern eine gesellschaftliche Entwicklung aufzeigen, die Motivation genug sein sollte, ein Startup zu kreieren welches zukunftsfähig ist.

Sie bieten Nachhaltigkeitsberatung an. Wie kann eine Beratung für ein Startup aussehen und welche Kosten fallen hier an?

Beschäftigt sich ein Startup erstmals mit seinem Wirken im Sinne der Nachhaltigkeit, empfiehlt es sich zunächst einen Status-Quo-Check durchzuführen, um herauszufinden wo das Startup in Sachen Nachhaltigkeit überhaupt steht, welche Nachhaltigkeitsaspekte für das Unternehmen relevant sind und wo Handlungsbedarf vorliegt, um eine höhere Nachhaltigkeitsleistung zu erreichen. Die Kosten für einen solchen Check belaufen sich auf 1.250 EUR.

Sieht Ihre Beratung auch einen Besuch im Unternehmen vor oder funktioniert Ihre Dienstleistung auch online beziehungsweise per Telefon?

Grundsätzlich begrüßen wir es natürlich Unternehmen vor Ort kennenzulernen und uns einen Eindruck zu verschaffen, jedoch ist dies nicht bei jeder Beratungsleistung nötig. Der erwähnte Check zum Beispiel funktioniert genauso gut online oder am Telefon, sollten Unklarheiten auftauchen. Genauso verhält es sich mit Nachhaltigkeitsbenchmarks. Geht es jedoch um eine ernsthafte Nachhaltigkeitsstrategie die verfolgt werden soll und um konkrete Maßnahmenpläne wie diese Strategie umzusetzen ist, kommt das Unternehmen nicht drum herum uns persönlich kennenzulernen.

Grüne Startups haben den Nachhaltigkeitsaspekt meist mehr verinnerlicht als konventionelle Startups. Welche Themen würden Sie aber dennoch auch bei einem grünen Startup im Rahmen Ihrer Beratung angehen?

Hier würde ich den Begriff „Grünes Startup“ doch gerne differenziert betrachten. Wenn wir zunächst davon ausgehen, dass ein grünes Startup den Nachhaltigkeitsgedanken ganzheitlich betrachtet und entsprechend aufgestellt ist, hängt es davon ab, an welchem Punkt sich das Startup befindet. Ist es bereits gegründet und befindet sich im operativen Tagesgeschäft oder inmitten der Unternehmensgründung?

Im ersten Fall sehe ich keinen Unterstützungsbedarf. Ganz im Gegenteil, hier scheinen Unternehmer am Werk zu sein, die verstanden haben, wie sie nachhaltiger Wirtschaften. Ich würde mir wünschen, dass grüne Startups ihr Know-How und ihre Erfahrungen mit Gründern teilen, die ebenfalls einen nachhaltigeren Weg einschlagen wollen. 

Bei Gründern, die sich auf dem Weg zu einem grünen Startup befinden, gibt es nicht das eine konkrete Thema welches ich angehen würde – dies hängt natürlich stark vom individuellen Geschäftsmodell ab. Entsprechend würden wir in der Beratung, das geplante Vorhaben bezüglich relevanter Nachhaltigkeitsaspekte analysieren, um einen gemeinsamen Umsetzungsplan zu entwickeln, immer mit dem Fokus eine möglichst hohe Umwelt- und Sozialverträglichkeit für das Startup zu erreichen.

Ihr Unternehmen ist selbst noch nicht alt, dieses Jahr gibt es Sie drei Jahre. Wie empfinden Sie die Gründeratmosphäre in Deutschland und welche Dinge würden Sie gerne optimieren?

Was mir besonders stark auffiel, ist dass wir in der Gründungszeit schnell mit anderen Startups, Jungunternehmen und Gründern in Kontakt gekommen sind. Das fand ich anfangs sehr positiv, da wertvolle Erfahrungen mit uns geteilt wurden. Es hat jedoch nicht sehr lange gedauert, bis ich merkte, dass mein Vokabular für die Gründerszene nicht ausreicht. Die Gespräche waren oftmals geprägt von Business-Modells, Conversion- und Churn-Rates, Closings, Overheads und natürlich und allem voran der Skalierbarkeit. Eine Sprache die mir nicht liegt und eine Mentalität mit der ich mich nicht identifizieren kann. 

Ich habe häufig den Eindruck, dass die Skalierung des Geschäftsmodells der wesentliche Antrieb vieler Gründer ist. Da fehlt mir oftmals der Idealismus, der ja meist das Gründungsmotiv ist, doch nicht selten irgendwann verloren geht. Vielleicht ist meine Wahrnehmung auch zu stark von den Medien getrübt, selbst TV-Formate vermitteln Gründern es ginge nur um Wachstum.

Uns treibt die Selbstverwirklichung an, die steigt nicht proportional mit dem Umsatz.

Geben Sie unseren Lesern doch bitte ein paar Tipps, wie sie ihr Unternehmen innerhalb eines Jahres nachhaltiger gestalten können.

Gerne! Es gibt unheimlich viele Dinge die Unternehmen angehen können um umwelt- und sozialverträglicher zu arbeiten und Vieles ist nicht einmal aufwendig, sondern kann einfach umgesetzt werden. Jeden Monat eine Maßnahme beispielsweise, das ist doch ein guter Vorsatz für 2017! Daher habe ich zwölf Tipps – für jeden Monat einen – wie Unternehmen innerhalb eines Jahres nachhaltiger werden können.

Januar: Messen Sie Ihren Energieverbrauch – nur wer seine Verbrauchsdaten kennt und zuordnen kann, kann diesen auch verbessern.

Februar: Trennen Sie alle Abfälle konsequent und entsorgen Sie diese entsprechend.

März: Wechseln Sie Ihren Energieanbieter – Ökostrom ist oftmals sogar billiger als der Grundversorger.

April: Geschäftsreisen sind nicht immer vermeidbar, Kompensieren Sie entstandene CO2-Emissionen.

Mai: Richten Sie flexible Arbeitszeiten ein und machen Sie Home-Office möglich.

Juni: Engagieren Sie sich für Umwelt und Gesellschaft – stellen Sie Ihre Mitarbeiter für einen Tag frei und unterstützen Sie gemeinsam eine gemeinnützige Einrichtung.

Juli: Legen Sie Kompetenz-Profile zu allen Mitarbeitern an – Fähigkeiten aus dem privaten Umfeld sind häufig nicht bekannt, bieten aber viel Potential.

August: Setzen Sie einen Verhaltenskodex auf – dieser beschreibt den Umgang miteinander und den Umgang mit Umwelt und Ressourcen.

September: Kaufen Sie nur noch umweltfreundliche Büromaterialien (Papier, Briefumschläge, Toner und Tinte, Visitenkarten, etc.).

Oktober: Senken Sie Ihren Energieverbrauch, indem Sie Geräte abends ausschalten, Steckdosenleisten dort anbringen, wo die Stecker nicht gezogen werden können und das Licht ausschalten, wenn es nicht benötigt wird – klingt banal, wird dennoch häufig nicht beachtet.

November: Organisieren Sie eine Spendenaktion, es muss auch nicht immer Geld sein – Mitarbeiter können beispielsweise ihre Kleiderschränke von alten Relikten befreien. 

Dezember: Verteilen Sie Verantwortlichkeiten oder benennen Sie einen Nachhaltigkeitsbeauftragten, damit es nicht bei ein paar Aktionen bleibt, sondern Ihre Nachhaltigkeitsleistung kontinuierlich weiterentwickelt wird.

Mehr zum Thema Grüne Startups erfährst du auf dem LifeVERDE-Partnerportal Gruene-Startups.de.

Kontakt zum Unternehmen:

http://sustaineration.com/

Niels Christiansen: christiansen@sustaineration.com




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