Grüne Wirtschaft

Clean Tech - Nachhaltiger Umgang mit Smartphone, Kühlschrank & Co.

Was genau ist Clean Tech? Wir geben euch einen Überblick, was es mit dem viel genutzten Begriff auf sich hat. Spoiler: Es sind schon lange nicht mehr nur Reinigungsgeräte gemeint.

Was genau ist Clean Tech? Wir geben euch einen Überblick, was es mit dem viel genutzten Begriff auf sich hat. Spoiler: Es sind schon lange nicht mehr nur Reinigungsgeräte gemeint.

05.11.2021 | Ein Beitrag von Max Jagielski | Bild: Leone Venter (Unsplash)

Eine klare Definition des Begriffs Clean Tech gibt es nicht; im engeren Sinne kann man darunter Technologien fassen, die direkt dem Klimawandel entgegensteuern, indem sie CO2-Emissionen ausbremsen, oder Schäden an unserer Umwelt beheben. Darunter könnte man beispielsweise Photovoltaik-Anlagen oder Wasseraufbereitungsanlagen fassen. 

 

Im weiter gefassten Sinne meint man Technologie, die anstrebt nachhaltiger als ihr konventionelles Gegenstück zu sein: Mittlerweile kann man bei so ziemlich jedem Gerät, das man als Endverbraucher*in nutzt, eine zwar nicht 100% nachhaltige, aber dafür umweltfreundlichere Alternative finden. Wir geben dir eine Übersicht, wie man im großen Maßstab, aber auch im privaten Haushalt auf nachhaltigere Technik achten kann.       

Was erwartet dich in diesem Leitartikel?

Das ist natürlich nur eine Auswahl an Clean-Tech-Produkten: Eine Übersicht von Firmen in der Clean Tech-Branche findest du in unserer entsprechenden Unternehmenssparte.

 

Erneuerbare Energieträger

Die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien und weg von fossilen Brennstoffen ist eine der größten Klima-Herausforderungen unserer Zeit. Etwa 40% der globalen CO2-Emissionen stammen aus der Kohlekraft. Im Interview mit dem Windkraftanbieter Prokon erklärt Experte Achim Vogt übrigens, welche Änderungen des Strommarkts für eine Energiewende nötig sind.

Grundsätzlich gilt: Der erste Schritt, um Technologie nachhaltiger einzusetzen, ist sie mit erneuerbarer Energie anzutreiben - deine Waschmaschine kann noch so stromsparend sein, wenn der benötigte Strom nicht grün ist, tut man der Umwelt damit keinen Gefallen. 

Zum Glück gibt es eine breite Auswahl an Ökostrom-Anbietern, leider aber auch solche, die lediglich vorgeben grün zu sein. Auf der Suche nach neuen Anbietern solltest du vor allem darauf achten, ob der Strom tatsächlich aus erneuerbaren Energien wie Solar-, Wasser- oder Windkraft kommt oder ob einfach nur Emissionen durch den Kauf von CO2-Zertifikaten ausgeglichen werden. Es gibt außerdem verbindliche Ökostrom-Labels, die dir die Suche nach dem richtigen Anbieter erleichtern können. 

 

Das meiste aus seinen Geräten holen - Reparieren, Recycling, Refurbishing

Hast du schon mal daran gedacht, euren Kühlschrank, eure Waschmaschine oder den Trockner rauszuwerfen und durch ein Gerät mit einer besseren Energieeffizienz zu ersetzen? Besser nicht! Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass du damit Emissionen spart. Tatsächlich werden die meisten Emissionen bei der Produktion von Elektronik ausgestoßen. Am nachhaltigsten ist es meistens, ein Gerät bis zum Defekt zu benutzen. 

Um die Lebenszeit von Handys, Kaffeemaschinen, etc. so gut es geht zu verlängern, sollte man immer die Reparierbarkeit eines Geräts prüfen. Ist viel Kleber im Gerät benutzt worden? Oder Schrauben, sodass sie sich einfach auseinander- und wieder zusammensetzen lassen?

Durch die Ökodesign-Richtlinie der EU sind Hersteller dazu verpflichtet, noch 10 Jahre lang Ersatzteile für ihre Produkte zu produzieren. Die Chancen stehen also nicht schlecht eure Waschmaschine oder euren Kühlschrank noch reparieren zu können. 

Wenn du dir die Reparatur nicht alleine zutraust, kannst du mit deinen (Klein-)Geräten in ein Repair Café gehen - Hier findest du Hilfe von Reparaturfanatiker*Innen, die dich ehrenamtlich bei der Reparatur mit Werkzeug und Know-How unterstützen. 

Wenn dein Gerät dann doch irgendwann einen Totalschaden hat, ist es wegen den hohen Emissionen bei der Produktion am nachhaltigsten, kein fabrikneues Ersatzgerät zu holen. Hier gibt es verschiedene Wege zum Ziel: 

Wenn du ein Gerät nur kurz benötigst, etwa eine Bohrmaschine für den Umzug, kann es sinnvoll sein ein Gerät zu leihen. Viele Baumärkte bieten für schwere Geräte einen Leihservice an, vielleicht ist aber auch ein Sharing Economy-Anbieter wie Nebenan.de das Richtige für dich. 

Längerfristig kann man Geräte natürlich gebraucht kaufen, etwa auf Flohmärkten oder Online-Resellern. Gerade elektronische Geräte wie Smartphones und PCs, die durch neuere Modelle nach kurzer Zeit veraltet sind, werden oft vorzeitig entsorgt, obwohl sie noch einwandfrei funktionieren.Genau solche Geräte und andere Restbestände werden von Herstellern auf Mängel getestet, aufbereitet und dann wieder günster in Umlauf gebracht - diese Geräte findest du zum Beispiel bei sogenannten Refurbished-Anbietern.

Wir haben übrigens mit Peter Windischhofer von Refurbed gesprochen, einem der ersten Refurbishment-Unternehmen. 

Wer repariert statt direkt neu zu kaufen schont die Umwelt und spart Geld. Bild: Kilian Seiler (Unsplash)

Grüne Smartphones, Computer und Fernseher

Smartphones, Computer und Fernseher sind zum jetzigen Zeitpunkt leider selten nachhaltig. Ihre Produktion ist aufwendig, und die benötigten Edelmetalle wie Gold oder Kupfer werden außerdem oft unter menschenunwürdigen Bedingungen gefördert. 

Bei Smartphones gibt es seit einigen Jahren schon erste Ansätze einzelner Anbieter, die Produktion fairer und nachhaltiger zu gestalten. Hier haben wir einen Überblick über diese fairen Smartphones und einen nachhaltigen Umgang mit Handys zusammengetragen. 

Bei Laptops, Desktop-PCs und Monitoren ist das Feld nachhaltiger Produkte noch relativ dünn. Hier gilt im Grunde dieselbe Faustregel wie oben: Nutze dein Gerät so lange wie möglich und kaufe nur gebrauchte Geräte. Das Unternehmen Circular Computing geht übrigens noch einen Schritt über das Refurbishing-Konzept hinaus - ihre Geräte sind “remanufactured” und damit so wiederaufbereitet, dass sie 97% der Leistung eines Neugeräts erzielen.  

Ansonsten kann man festhalten: Je leistungsstärker ein PC oder Monitor, desto höher der Stromverbrauch (das gilt zumindest für aktuelle Produkte). Achte also darauf, dass die Leistung deines Rechners genau die ist, die du brauchst, oder sich gegebenenfalls leicht aufrüsten lässt: Du brauchst keinen Prozessor mit 16 Kernen, wenn du damit am Ende nur Excel-Tabellen bearbeitest. Dasselbe gilt übrigens für die Größe deines Fernsehers oder Monitors.

Die Produktion von Computerchips hat einen hohen Energieaufwand und benötigt seltene Rohstoffe wie Kupfer und Gold. Bild: Pixabay

Nachhaltig im Netz - grüne Browser und Webhoster

Der Einfluss des Internets auf die Umwelt wird oft unterschätzt. Dabei ist die benötigte Stromversorgung für Computer und Server laut Klimaforscher*innen für 1,8% - 2,8% der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Andere Studien kommen sogar auf einen Anteil von 2,1% - 3,1%. Damit stößt das Internet mehr Treibhausgase aus als der gesamte Flugverkehr weltweit (mit 3,01% im Jahr 2018).

Allein die tausenden Anfragen bei den gängigen Suchmaschine sind für einen großen Teil dieser Emissionen verantwortlich: In dem Projekt CO2GLE von 2015 wurde errechnet, dass allein die Google-Suche bei damals durchschnittlich 47.000 Anfragen pro Sekunde jede Sekunde 500 (!) Kilo CO2-Emissionen ausstößt.  

Deshalb gibt es eine Reihe von alternativen Suchmaschinen und Browsern, die damit werben, entweder komplett Ökostrom zu nutzen oder ihre Emissionen mit Klimaprojekten auszugleichen. Der deutsche Suchmaschinen-Anbieter Ecosia bezieht etwa seine gesamte Energie aus eigenen Solar-Panelen und pflanzt für jede Suchanfrage einen Baum.       

Aber auch alle, die selber eine Website oder einen Blog betreiben wollen, finden eine kleine aber feine Auswahl an grünen Webhostern, die die gemieteten Server mit Ökostrom betreiben und auch sonst nachhaltig agieren.

 

Nachhaltige Haushaltsgeräte - Kühlschrank, Waschmaschine, Kaffeemaschinen

Neben Multimediageräten befinden sich gerade in Bad und Küche viele Geräte, bei denen es große Unterschiede in der Nachhaltigkeit gibt. Gerade Kühlschränke sind durch den Dauerbetrieb Stromfresser. Hier lohnt es sich auf die Energieeffizienzklasse zu schauen: Die findet ihr meist als bunte Plakette auf dem Gerät. Möglich ist hier eine Abstufung von G (am schlechtesten) bis A+++ (am besten). Mit einbezogen wird dabei der Stromverbrauch in Zusammenhang mit der Größe des Geräts. Das gleiche gilt auch für Waschmaschinen, nur dass man hier zusätzlich auch auf einen geringen Wasserverbrauch achten sollte. 

Die Einstufung in die Energieeffizienzklasse ist übrigens nur richtig, wenn ihr die Waschmaschine voll beladet.

Bei Kleingeräten ist der Hersteller nicht verpflichtet, die Energieeffizienzklasse auszuweisen. Bei Geräten wie Kaffeemaschinen könnt ihr stattdessen auf den Blauen Engel oder das EU-Ecolabel achten. Der Blaue Engel ist ein Nachhaltigkeits-Siegel der Bundesregierung, das an grüne Elektronik aber beispielsweise auch an nachhaltige Druckerzeugnisse vergeben wird. Das EU-Ecolabel zeichnet ebenfalls nachhaltige Produkte und sogar Dienstleistungen aus und ist in allen EU-Mitgliedsstaaten sowie in Norwegen, Island und Liechtenstein anerkannt. 
 

Intelligentes, nachhaltiges Wohnen - Smart Homes 

Bei den sogenannten Smart Homes werden alle möglichen Bestandteile eines Hauses wie Heizung, Haushaltsgeräte, Lampen oder sogar Türschlösser miteinander vernetzt und lassen sich so beispielsweise per Smartphone-App sogar außerhalb der Wohnung steuern. Damit eine Smart Home-Anlage aber auch als Clean Tech durchgeht, muss sie richtig genutzt werden. 

Verkaufsargument Nummer eins ist hier oft Komfort - Dabei lässt sich mit der richtigen Strategie tatsächlich Energie sparen. Essentiell dafür sind vor allem intelligente Heizkörper, die Räume nach einem festen Zeitplan oder einer Anwesenheitserkennung heizen und somit Ressourcen schonen. Dasselbe Prinzip lässt sich dann auch auf Rolladen übertragen, die ein unnötiges Aufheizen im Sommer verhindern, oder auch Energiesparlampen, die von selber wieder ausgehen, sobald keine Person mehr in einem Raum anwesend ist. Auch hier gilt aber wieder: Der benötigte Strom sollte grün sein, im besten Fall etwa von der eigenen Photovoltaikanlage kommen. Außerdem sind die Emissionen bei der Produktion hoch, deshalb muss durch diese Strategie lange Energie gespart werden, um eine positive Öko-Bilanz zu erreichen. Weitere Infos zu nachhaltigen Smart Homes findest du in unserem Interview mit Mijo Maric, dem Leiter der Geschäftsstelle Smart Living des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.  

 

Nachhaltige Technik lohnt sich

Egal ob Smartphones, Waschmaschinen oder Fernseher - Bei den meisten technischen Geräten ist es sinnvoll, sich diese Fragen zu stellen: Lässt sich das Gerät einfach reparieren? Ist es energieeffizient? Kann ich das Gerät auch gebraucht bekommen? Und brauche ich es vor allem wirklich? Wer sich diese Fragen stellt, die eigenen Geräte mit grünem Strom betreibt und sie so lange benutzt, bis sie wirklich kaputt sind, ist auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Technikkonsum - und spart damit auch langfristig Geld. 


 

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Auch interessant: Frag die Expert*innen! Solaranlagen und Solarstromprodukte

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