Gesellschaft

Deutschland ist beliebtestes Urlaubsreiseziel der Deutschen

THEMENWOCHE GRÜNE OSTERREISEN | Entspannen und Abstand vom Alltag gewinnen sind die Basismotive für einen Urlaub. Erholung finden die Deutschen am liebsten in Deutschland, in Mecklenburg-Vorpommern, Bayern oder Niedersachsen.

THEMENWOCHE GRÜNE OSTERREISEN | Entspannen und Abstand vom Alltag gewinnen sind die Basismotive für einen Urlaub. Erholung finden die Deutschen am liebsten in Deutschland, in Mecklenburg-Vorpommern, Bayern oder Niedersachsen.

22.03.2017 - Das Interview führte Gessica Mirra, © TreptowerAlex, www.pixabay.com

Herr Dunkelberg, wo verbringt Deutschland dieses Jahr seine Osterferien?

Dirk Dunkelberg, Stellv. Hauptgeschäftsführer Deutscher Tourismusverband e.V.: Zu einem großen Teil wird der deutsche Urlauber seine Osterferien auch in diesem Jahr wieder im eigenen Land verbringen. Traditionell beginnt mit der Osterzeit auch die Campingsaison in Deutschland und auch der Wassertourismus lockt mit seinen zahlreichen Angeboten zum Kanu- und Hausbootfahren die Gäste auf und an das Wasser. Aber der Deutsche schätzt auch die Wander- und Radfahrangebote, mit denen die Regionen vielfach aufwarten können. Und dann wird es natürlich auch die Urlauber geben, die die warmen Zielgebiete im Süden aufsuchen werden.

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Welche Art von Urlaub bevorzugen die Deutschen, muss es immer mit dem Flugzeug in die Sonne gehen?

Sicherlich nicht. Deutschland war und ist das beliebteste Urlaubsreiseziel der Deutschen. 2016 gingen 30 Prozent der Urlaubsreisen (ab 5 Tage) nach Deutschland, 36,5 Prozent ans Mittelmeer und 33,5 Prozent in entferntere Gebiete. Die Rangliste der deutschen Urlaubsreiseziele 2016 führt im übrigen Mecklenburg-Vorpommern an, gefolgt von Bayern und Niedersachsen.
Insgesamt sind 8% aller Urlaubsreisen Fernreisen. Dann geht es am liebtesten nach Südostasien, Nordamerika oder in die Karibik. Und womit verreist der Deutsche am liebsten: Im vergangenen Jahr wurden 47 Prozent der Urlaubsreisen mit dem PKW/Wohnmobil, 39 Prozent mit dem Flugzeug, 6 Prozent mit dem Bus und 6 Prozent mit der Bahn getätigt.
Entspannen, sich erholen, Abstand vom Alltag gewinnen sind die Basismotive für einen Urlaub. Darüber hinaus sind Sonne, Wärme sowie die Natur erleben und Zeit miteinander verbringen auch wichtige Triebfedern. Dementsprechend ist der Strand, Bade- und Sonnenurlaub die wichtigste Urlaubsreiseart der Deutschen, gefolgt vom Ausruh- und Familienurlaub sowie dem Natururlaub.

Wie wichtig ist den Urlaubern dann ein nachhaltiger Urlaub? Nehmen immer mehr Menschen solche Angebote an bzw. suchen aktiv danach?

Nachhaltiges Reisen wird zunehmend wichtiger. Wir wissen aus der Marktforschung, dass immer mehr Deutsche nachhaltig verreisen möchten und dabei besonderen Wert auf ökologische und soziale Belange legen.  Die deutschen Destinationen bereiten sich mit ihren Angeboten darauf vor, dennoch sind viele erst auf dem Weg dahin und müssen ihre Produkte noch mehr auf die nachhaltigen Bedürfnisse der Urlauber aus dem In- und Ausland ausrichten.

Welches sind Ihrer Einschätzung nach die 5 größten Urlaubssünden der Deutschen unter ökologischen Gesichtspunkten?

Da möchte ich mich gar nicht festlegen. Der deutsche Urlauber verhält sich vielleicht im Urlaub nicht immer so wie er es zu Hause tun würde. Aber er passt sich zunehmend den Gegebenheiten vor Ort beispielsweise im Bereich der Mülltrennung sowie der Ver- und Entsorgung in den Bereichen Wasser und Abwasser an. Dennoch möchte er nicht mit möglichen Umweltproblemen vor Ort konfrontiert werden, er setzt voraus, dass im Urlaubsort Natur und Umwelt intakt sind.

In welchen Bereichen erkennen Sie in Umdenken, und sind die Deutschen auch bereit, eventuell einen Aufpreis für eine nachhaltige Urlaubsgestaltung zu bezahlen?

Einige Bereiche habe ich bereits soeben aufgeführt. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die nachhaltige Mobilität. Hier genießt es der Urlauber, am Zielort mehr und mehr kostenlose ÖPNV-Angebote, die Regionen teilweise wie der Schwarzwald und der Bayerische Wald vorhalten, auch in Anspruch zu nehmen und seinen PKW während des Urlaubs stehen zu lassen.  Oder eben gleich mit der Bahn anzureisen, wenn es eine gute und umsteigefreie Verbindung gibt.
Und aus der Marktforschung wiederum wissen wir, dass der Deutsche durchaus nicht abgeneigt ist, auch für nachhaltige Angebote einen geringen Aufpreis in Kauf zu nehmen.

Haben Sie ein paar Tipps, wie jeder seinen Urlaub nachhaltiger gestalten kann, ohne dabei wesentlich zu verzichten?

In dem man die Angebote nutzt, die die Urlaubsorte und Regionen vorhalten, und sich im Urlaub auf das Rad setzt, sich auf das Wasser begibt oder regionalen Spezialtäten den Vorrang gibt, verhält man sich schon sehr umweltfreundlich und naturbezogen und man macht aus seinem Urlaub ein aktives und genussvolles Erlebnis.

Wie könnte man noch mehr Menschen für nachhaltigen Urlaub oder sanften Tourismus begeistern? Welches sind die aktuell größten Hemmnisse?

Die Destinationen sind aufgerufen, vermehrt nachhaltige Urlaubsangebote zu schaffen und diese entsprechend offensiv zu vermarkten. Hier gibt es Nachholbedarf, diese Angebote auch deutlich zu erkennen und sichtbar zu machen.  Dies geschieht beispielsweise schon sehr viel in einzelnen Bundesländern wie Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und dem Saarland. Aber auch Baden-Württemberg zeichnet sich schon länger damit aus, dass sie unter dem Slogan „Der grüne Süden“ mit vielen nachhaltigen Urlaubsangeboten erfolgreich werben.

Was glauben Sie, wie wird sich das Reiseverhalten in 10 Jahren verändert haben?

Das Reiseverhalten wird sich nur wenig von heute unterscheiden, wenn die Rahmenbedingungen so bleiben, wie sie sind. Die grundsätzlichen Beweggründe – Entspannung und Abstand vom Alltag gewinnen – werden auch in 10 Jahren noch aktuell sein. Allerdings sind die Reisenden immer erfahrener, flexibler und anspruchsvoller: Das gilt u.a. nicht nur für die Qualität und Komfort bzw. Originalität der Unterkunft, sondern auch in Bezug auf immer mehr und differenziertere Erwartungen an die Reise. Durch die breit gestreuten Interessen und die verschiedenen Angebote kann der Urlauber an vielen verschiedenen Orten der Welt glücklich werden.  

Inwiefern fördert der Deutsche Tourismusverband nachhaltigen Tourismus?  
 
Wir setzen uns schon seit mehr als 30 Jahren im Verband für die Förderung eines nachhaltigen Tourismus in Deutschland ein. Früher nannten wir das den sanften und ökologischen Tourismus, heute spielen aber auch mehr und mehr soziale, ökonomische und Management bezogene Aspekte eine große Rolle. Wir haben eigens einen Fachausschuss im DTV für nachhaltigen Tourismus, in dem wir Projektideen anstoßen und uns mit den Kolleginnen und Kollegen aus den Städten und Regionen austauschen.  Und wir erstellen Praxisleitfäden und führen Wettbewerbe durch, um die Destinationen in Deutschland fit für einen zukunftsfähigen und nachhaltigen Qualitätstourismus zu machen. Und dabei sind die Destinationen schon heute auf einem guten Weg.

Mehr zum Thema: Zertifizierungssystem für Urlauber, Einheimische und Tourismusbranche




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