Grüne Wirtschaft

Das 3. deutschlandweite Barcamp zum Thema Corporate Social Responsibility

Das CSRcamp läßt sich einer Familie von weiteren CSR-Events zurechnen, die regelmäßig in Deutschland durchgeführt werden und sich mit allem befassen, was die soziale Verantwortung von Unternehmen betrifft.

Das CSRcamp läßt sich einer Familie von weiteren CSR-Events zurechnen, die regelmäßig in Deutschland durchgeführt werden und sich mit allem befassen, was die soziale Verantwortung von Unternehmen betrifft.

06.01.2017

LifeVERDE: Herr Prof. Hellmann, Sie sind Mitveranstalter des 3. deutschlandweiten Barcamps zum Thema Corporate Social Responsibility. Worum geht es? Und was ist das Ziel der Veranstaltung?

PROF. DR. KAI-UWE HELLMANN: Das CSRcamp läßt sich einer Familie von weiteren CSR-Events zurechnen, die regelmäßig in Deutschland durchgeführt werden und sich mit allem befassen, was die soziale Verantwortung von Unternehmen betrifft. Insofern geht es auch beim CSRcamp vorrangig darum, verschiedenste Facetten dieses Phänomens zu diskutieren, mit einem besonderen Schwerpunkt auf praktische Belange und Umsetzungserfordernisse. Wobei das CSRcamp bei der Themenauswahl ganz auf die Initiative der Teilnehmer setzt: Diskutiert wird nur, was aus deren Mitte an Themen vorgeschlagen und vom Plenum per Handzeichen bestätigt wird.

Für alle, die das Veranstaltungsformat noch nicht kennen: Was ist ein Barcamp?

Das Besondere an Barcamps ist, daß – abgesehen von gewissen Rahmenbedingungen (Administration, Catering, Location etc.), die extern organisiert werden – die inhaltliche Gestaltung der Veranstaltung völlig in den Händen der Teilnehmer liegt, die Veranstalter mischen sich hierbei nicht ein. Denn Barcamps beruhen auf dem Prinzip der Selbstorganisation, und sie appellieren an die Partizipationsbereitschaft der Teilnehmer. Die Devise lautet: "No Spectators, Only Participants!" Oder um einen Vergleich zu bemühen:

Bei konventionellen Veranstaltungsformaten werden sowohl die Agenda, also die Inhalte, als auch sämtliche Referenten von den Veranstaltern im Vorhinein ausgewählt und festgelegt, unabänderlich. Wenn dann die Teilnehmer kommen, können sie dieses fertige Menü, um einmal dieses Bild heranzuziehen, zwar geringfügig variieren, etwa einen Gang auslassen oder unaufgegessen zurückgehen lassen. Was ihnen aber keinesfalls möglich ist, ist die aktive Einflußnahme auf die servierten Themen und Referenten. Man ist lediglich Gast und wird entsprechend bewirtet, was sicher sehr viele angenehme Seiten hat – aber man ist in gewisser Hinsicht auch ausgeliefert, unselbständig.

Hingegen geht bei einem Barcamp die Initiative für die Auswahl und Zubereitung der Speisen und deren Abfolge ganz und gar auf die Teilnehmer über: Sie bestimmen die Menükarte, also was wann wie gegessen wird. Der Gast wird sozusagen zum Koch! Und genau diese Verkehrung der Verantwortung, daß die Initiative also wesentlich auf die Teilnehmer übergeht, das Gelingen der Veranstaltung ganz in ihre Hände überwechselt und es ihren Ideen, ihren Beiträgen, ihrem Engagement obliegt, ob die Veranstaltung gelingt oder nicht, macht das Besondere von Barcamps aus – so auch immer wieder die Rückmeldung von Barcampbesuchern.

Was schätzen die Teilnehmer am CSRcamp besonders? Welches Feedback erhalten Sie?

Also, hierauf will ich mal retrospektiv antworten: Beide Male, beim CSRcamp 2015 und 2016, haben wir Barcamps in Reinkultur durchgeführt, soll heißen: Es wurde jeweils breit eingeladen; angefragt wurden alle, die sich irgendwie mit CSR befassen. Die Eintrittsschwelle war möglichst niedrig; so setzen wir uns u. a. dafür ein, die Teilnehmergebühr möglichst preisgünstig zu halten, beinahe zum Selbstkostenpreis. Und die Agenda wurde vollständig in die Hände der Teilnehmer gelegt: Sie allein gaben jeweils am Morgen vor, worüber die folgenden Stunden gesprochen werden sollte, und sie bestimmten auch vollständig die Qualität der einzelnen Sessions, also das Wie. Schließlich verliefen beide bisherigen CSRcamps dergestalt, daß am Ende sich die Teilnehmer eine Wiederholung des CSRcamps wünschten – dem wir natürlich gerne nachgekommen sind. Soviel zum Feedback.

Welche Akteure werden vertreten sein? Und wen möchten Sie gerne noch als Teilnehmer erreichen?

Es handelt sich wieder um eine recht bunte Mischung an Teilnehmern. Wir hatten bislang überwiegend Personen dabei, die sich mit dem CSR-Thema praktisch beschäftigen, seien es CSR-Berater, Mitarbeiter aus CSR-Abteilungen, CSR-Manager, Medienleute mit Interesse an CSR. Beim 3. CSRcamp wird diesmal aber auch die CSR-Forschung stärker mit vertreten sein, der akademische Blick auf die CSR-Thematik wird die Veranstaltung somit spürbar bereichern. Nichtsdestotrotz wird der Praxisbezug für das CSRcamp seinen Vorrang behalten. Und hier wünschen wir uns noch mehr Führungskräfte mit CSR-Verantwortung, die sich der besonderen Diskussionskultur des CSRcamps stellen.

Gibt es bereits eine Vor-Auswahl konkreter Themen? Oder bestimmen die Teilnehmer vor Ort alles selbst?

Strikt im Sinne der Barcampkultur greifen wir der endgültigen Agenda am Barcamptag selber nicht vor. Wir ermöglichen es den Teilnehmern allerdings, eigene Themenvorschläge vorab bekannt zu machen, über unsere Website csrcamp.de. Das hilft auch Teilnahmeinteressierten bei der Entscheidung. Ob diese Themenvorschläge später dann auch Zustimmung erfahren und diskutiert werden, hängt weiterhin von den Teilnehmern am Tag selber ab, da mischen wir uns nicht ein. Also die Initiative für die Auswahl der Themenvorschläge bleibt in den Händen der Teilnehmer.

Gibt es auch ein Rahmen-Programm?

Nein, nicht wirklich. Da die Teilnehmer von morgens bis abends permanent aktiv sind, sich ununterbrochen in Gesprächen befinden, nicht nur in den Pausen, sondern gerade in den Sessions, besteht für ein zusätzliches Rahmenprogramm normalerweise überhaupt kein Bedarf. Davon ausgenommen ist allenfalls das Warm up am Abend davor, wo wir eine Barcamp-Simulation durchführen, um Neulinge mit dem Format erstmals vertraut zu machen.

Können Sie zwei bis drei Beispiele für positive Impulse oder Ergebnisse des letzten CSRcamps geben?

Einerseits sind Barcamps von ihren Ursprüngen her prozeß- und nicht ergebnisorientiert. Der Weg ist das Ziel sozusagen. Zugleich bleibt es jedem unbenommen, während des CSRcamps direkt Kontakte zu knüpfen, Vereinbarungen zu treffen, Kooperationen zu starten. So entstand aus dem letzten CSRcamp ein gemeinsam verfaßter Artikel für den Sammelband „CSR und Digitalisierung“, worin Florian Nehm von der Axel Springer SE aufzeigt, welche Herausforderung die konzernweite Erfassung der Energieverbrauchszahlen dieses Unternehmens bedeutete – unter CSR-Gesichtspunkten eine sehr spannende Geschichte, weil es oftmals gar nicht so einfach ist, den CSR-Worten entsprechende CSR-Taten folgen zu lassen. Außerdem ist geplant, daß wir beim 3. CSRcamp ein Advisory Board vorstellen, das uns im Laufe von 2017 berät, seine Expertise mit einbringt und hilft, das 4. CSRcamp weiter zu optimieren. Das haben wir in den letzten Wochen vorbereitet.

Wird sich das Veranstaltungsformat weiterentwickeln?

Das Veranstaltungsformat „Barcamp“ wird sich auf jeden Fall weiterentwickelt. Einerseits gibt es eine Vielzahl von Bestrebungen, vom ursprünglichen Regelwerk, dem Oktolog der Barcampkultur, immer stärker abzuweichen und diese Prinzipien stetig zu verwässern, bis hin zum völligen Verlust aller Charakteristika, für die ein Barcamp ursprünglich stand. Am Ende heißt es vielleicht noch „Barcamp“, aber es findet kein Barcamp mehr statt.

Andererseits kommt es zur immer stärkeren Integration von Barcamps in andere Veranstaltungsformate, wie Konferenzen und Messen. Da muß man jedesmal im Einzelfall schauen, wie gut das gelingt, wo man Abstriche machen muß, wo‘s ans Eingemachte geht. Und was auch zunimmt, ist die Indienstnahme von Barcamps für organisationsinterne Belange, etwa Change Management, Fortbildungsmaßnahmen, Innovations- und Kreativitätsprozesse, Merger & Acquisitions, bei denen Barcamps aufgrund ihres offenen, partizipativen Charakters sehr viel bewegen können.

Speziell auf das CSRcamp bezogen: Wir verstehen uns quasi als Mannschaftsspieler. Damit meine ich: Wir gehören inzwischen einer CSR-Event-Familie an, haben uns also leidlich etabliert gegenüber den großen, schon deutlich länger laufenden CSR-Konferenzen, die eine sehr wichtige Funktion für den Austausch über und die Vermittlung des CSR-Themas erfüllen, ohne Frage. Zugleich sind diese konventionellen Formate, wie oben ausgeführt, nicht unbedingt jedermanns Sache, und insofern stoßen wir hier gewissermaßen in eine Lücke vor, füllen eine Art Nische, indem wir für das CSR-Thema ein Format anbieten, wo Menschen hinkommen, die gerne selber bestimmen möchten, worüber sie wie miteinander sprechen möchten, soweit es dieses Thema betrifft, und zwar im Dialog auf Augenhöhe mit allen Teilnehmern, ohne Unterschiede. Und dies findet in dieser Community, gerade bei Jüngeren, eben großen Anklang. Insofern nehmen wir eine bestimmte Funktion auf dem Spielfeld der CSR-Veranstaltungen ein, vielleicht im Sinne der Libero-Position, das wird sich noch klären.

Wie kann man sich noch anmelden?

Anmelden kann man sich weiterhin unter http://www.csrcamp.de/tickets/

Was motiviert Sie persönlich, das CSRcamp mitzugestalten?

Ich habe mich schon vor gut zehn Jahren wiederholt mit CSR-Forschung befaßt. Das lag für mich deswegen nahe, weil im Rahmen meiner damaligen Aktivitäten im Bereich der Konsum- und Markenforschung Fragen der Außenwirkung von Unternehmen, ihr Verhältnis zur Gesellschaft, ohnehin einen sehr hohen Stellenwert besaßen, und mehr noch gerade solche Unternehmen hierfür exponiert sind, die über starke Marken verfügen und dami besonders schnell in den Fokus derer gerieten, die sich auf die CSR-Thematik spezialisiert hatten.

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