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„Die MobilitĂ€tswende gelingt nur gemeinsam“

INTERVIEW | Davon ist die Initiative „Dialog MikromobilitĂ€t“ ĂŒberzeugt, und setzt sich fĂŒr gleiche Rechte und Pflichten aller Verkehrsteilnehmenden und gegen Konflikte verschiedener Interessensgruppen ein.

INTERVIEW | Davon ist die Initiative „Dialog MikromobilitĂ€t“ ĂŒberzeugt, und setzt sich fĂŒr gleiche Rechte und Pflichten aller Verkehrsteilnehmenden und gegen Konflikte verschiedener Interessensgruppen ein.

05.08.2021 | Ein Interview gefĂŒhrt von Deborah Iber | Bild: Dialog MikromobilitĂ€t


Die MobilitĂ€tswende ist in vollem Gange und eröffnet viele Themen, die bei der Umstrukturierung hin zu einer nachhaltigen und modernen MobilitĂ€t beachtet werden sollten. Eines davon betrifft die MikromobilitĂ€t – also kleine Fahrzeuge wie E-Roller, FahrrĂ€der, LastenrĂ€der & Co, die derzeit nicht so stark beachtet werden wie beispielsweise Autos. Das möchte die Initiative „Dialog MikromobilitĂ€t“ Ă€ndern und fĂŒr Sicherheit und Gerechtigkeit aller Verkehrsteilnehmer*innen sorgen.

Tobias Breyer, COO des Unternehmens Swobbee und Mitinitiator der Initiative „Dialog MikromobilitĂ€t“ gibt im Interview einen Einblick in die Ziele, VorschlĂ€ge und Problemstellungen der Initiative und wie jede*r mitwirken kann.
 

LifeVERDE: Herr Breyer, was und wer verbirgt sich hinter der Initiative „Dialog MikromobilitĂ€t“?

Tobias Breyer: Dialog MikromobilitĂ€t ist eine neue Initiative, die sich als offene Diskussionsplattform versteht. Es ist das erste Mal, dass sich VerbĂ€nde, Unternehmen und Fachleute verschiedener Branchen im weiten Feld der MikromobilitĂ€t, wie zum Beispiel Sharing, City-Logistik oder auch Ladeinfrastruktur, wie es bei meinem Unternehmen Swobbee der Fall ist, zusammengeschlossen haben. Das war dringend nötig, denn die MikromobilitĂ€t boomt, aber auf der infrastrukturellen und regulatorischen Ebene wird dies noch nicht ausreichend berĂŒcksichtigt. Die nahende Bundestagswahl haben wir zum Anlass genommen, VorschlĂ€ge fĂŒr die Politik auszuarbeiten, wie man die stĂ€dtische Infrastruktur und die Straßenverkehrsordnung an die neuen RealitĂ€ten anpassen kann.


Tobias Breyer, COO von Swobbee und Mitinitiatior des Dialog MikromobilitÀt (Bild: Swobbee).

Das Motto der Initiative lautet „Mehr Miteinander wagen“. Was ist damit gemeint und was ist euer Ziel?

Es geht um die grundlegenden Themen Sicherheit, FlĂ€chengerechtigkeit und Recht auf MobilitĂ€t. Wir finden, dass alle Verkehrsteilnehmenden die gleichen Rechte haben sollten, egal ob sie mit dem Auto, dem Fahrrad, dem E-Scooter oder zu Fuß unterwegs sind. Alle haben ein Recht auf MobilitĂ€t und auch Sicherheit im Straßenverkehr. Aktuell ist die urbane Verkehrswegeinfrastruktur auf Zufußgehende, FahrrĂ€der und Kraftfahrzeuge ausgerichtet, vor allem auf Autos, auf die ein dominierender Infrastruktur-Anteil entfĂ€llt. Die neuen MobilitĂ€ts- und Transportoptionen wie LastenrĂ€der und E-Scooter werden dagegen kaum berĂŒcksichtigt. Dabei sind hier Anpassungen dringend nötig. Wir sind fĂŒr gleiche Rechte und Pflichten fĂŒr alle Verkehrsteilnehmenden! Und wir wĂŒnschen uns ein Ende der GrabenkĂ€mpfe der unterschiedlichen Interessengruppen, denn wir sind ĂŒberzeugt: die MobilitĂ€tswende gelingt nur gemeinsam.
 

Was genau bedeutet MikromobilitÀt?

Das ist eine gute Frage, tatsĂ€chlich gibt es keine einheitliche Definition von MikromobilitĂ€t. Wir verstehen unter MikromobilitĂ€t Kleinstfahrzeuge mit und ohne E-Antrieb, wie zum Beispiel E-Scooter, FahrrĂ€der und Pedelecs, ElektrolastenrĂ€der, Roller usw. Im Grunde genommen alles, was kleiner ist als ein Auto und fĂŒr die individuelle KurzstreckenmobilitĂ€t genutzt werden kann. Diese MobilitĂ€tsoptionen spielen eine immer wichtigere Rolle. Insbesondere im urbanen Raum verĂ€ndert sich die MobilitĂ€t, neue VerkehrstrĂ€ger und MobilitĂ€tsdienstleistungen bereichern das MobilitĂ€tsspektrum, sie sind Ausdruck sich wandelnder BedĂŒrfnisse und Gewohnheiten der Menschen. Die MikromobilitĂ€t nimmt in diesem Zusammenhang einen großen Stellenwert ein.
 

Welche Probleme im Bereich MobilitÀt bestehen aktuell aus Sicht des Dialog MikromobilitÀt und wer kann diese lösen?

Die MobilitÀt ist ein sehr weites Feld mit vielen Herausforderungen, daher möchte ich mich bei der Antwort auf die urbane MobilitÀt beschrÀnken.

StĂ€dte und Kommunen stehen aktuell vor der Aufgabe, ehrgeizige Klimaziele zu formulieren und Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele einzuleiten. Die MobilitĂ€tswende ist ja in weiten Teilen ein lokales Projekt. Die Herausforderung besteht darin, den klassischen Kraftfahrzeugverkehr zu reduzieren und attraktive MobilitĂ€tsalternativen anzubieten, die nachhaltig sind und die LebensqualitĂ€t in den StĂ€dten steigern. DafĂŒr braucht es nach einhelliger Meinung vernetzte intermodale Lösungen, also ein Zusammenspiel aus gut ausgebautem ÖPNV und ergĂ€nzenden MobilitĂ€tsoptionen, wie z. B. E-Scooter- und Carsharing-Angebote, die sich idealerweise in Mobility-Hubs wiederfinden. Im gewerblichen Bereich kommen Micro-Hubs hinzu, die mit E-LastenrĂ€dern operieren. Die MikromobilitĂ€t spielt also eine wichtige Rolle bei der Energie- und MobilitĂ€tswende in den StĂ€dten. Um diese Transformation erfolgreich zu gestalten, brauchen wir mehr MikromobilitĂ€tswege, eine Änderung verschiedener Rahmenbedingungen sowie eine intelligente Akku-Wechselinfrastruktur, wie sie bspw. Swobbee mit seinen Batterietauschstationen anbietet.


FlÀchengerechte MobilitÀt ist eines der Ziele, welches die Initiative erreichen möchte (Bild Dialog MikromobilitÀt).

Wie sollten sich die MobilitÀtsangebote und unser Verhalten in Zukunft Àndern, damit eine Wende zur nachhaltigen MobilitÀt stattfinden kann?

Die Wende hat schon begonnen. Die MikromobilitĂ€t macht deutlich: Wir stehen am Anfang einer gesellschaftlichen Entwicklung, die nicht mehr umkehrbar ist und eine immer stĂ€rkere Dynamik entfacht. Wir haben jetzt die Gelegenheit, die Weichen fĂŒr eine Zukunft zu stellen, in der alle ein Recht auf eine sichere und nachhaltige MobilitĂ€t erhalten. Wenn wir diese wichtigen Reformen angehen, wird es auch fĂŒr immer mehr Menschen attraktiver, nachhaltige MobilitĂ€tsoptionen, wie die MikromobilitĂ€t, zu nutzen und in ihren Alltag zu integrieren. 
 

Der Dialog MikromobilitÀt hat dazu bereits erste VorschlÀge verfasst. Kannst du uns die Hauptaspekte einmal zusammenfassen?

Wir haben erste inhaltliche VorschlĂ€ge ausgearbeitet, die zentrale Punkte fĂŒr die Branche und die Nutzenden beinhalten. Diese VorschlĂ€ge beziehen sich auf einen mikromobilitĂ€tsgerechten Ausbau stĂ€dtischer Infrastrukturen, die Erhöhung der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden sowie mehr FlĂ€chengerechtigkeit und Nachhaltigkeit in der MobilitĂ€t. Die einzelnen VorschlĂ€ge können auf der Webseite der Initiative eingesehen und heruntergeladen werden. Zusammenfassend lĂ€sst sich sagen: Wir wĂŒnschen uns, dass die kommende Bundesregierung eine zukunftsfĂ€hige MikromobilitĂ€tsstrategie entwickelt. Dazu gehört aus unserer Sicht auch eine Diskussion darĂŒber, wie ein Rahmen geschaffen werden kann, in dem Elektro-Kleinstfahrzeuge mit FahrrĂ€dern rechtlich gleichgestellt werden können, da beide MobilitĂ€tsoptionen die gleichen verkehrlichen Potenziale aufweisen.


Die Ladeinfrastruktur ist ein Thema des Dialog MikromobilitÀt (Bild: Swobbee).

Was plant die Initiative weiterhin, um die Ziele des Dialog MikromobilitÀt zu erreichen und wie seht ihr eure Chancen?

Wir wĂŒnschen uns, mit der Politik ĂŒber unsere Forderungen ins GesprĂ€ch zu kommen. Und natĂŒrlich ĂŒber die Medien auch mit den Menschen und Unternehmen, ob sie bereits E-Kleinstfahrzeuge nutzen oder nicht. Aktuell stehen bei der Debatte um die MikromobilitĂ€t leider hĂ€ufig negative Aspekte im Vordergrund, meist geht es um das E-Scooter-Sharing, das durch das verantwortungslose Verhalten einiger weniger Nutzender eine einseitige Betrachtung erfĂ€hrt. Dabei hat diese MobilitĂ€tsform, genau wie andere mikromobile Lösungen, ein enormes Nachhaltigkeitspotenzial.

FĂŒr die kommenden Monate planen wir eine Veranstaltung in Berlin, auf der wir unsere Positionen öffentlich diskutieren wollen. Auch hier ist „Mehr Miteinander wagen“ Programm – wir wĂŒrden uns freuen, gemeinsam mit anderen InteressensverbĂ€nden ins GesprĂ€ch zu kommen.
 

Können sich auch Privatpersonen am Dialog beteiligen und mitwirken?

Dialog MikromobilitĂ€t ist in erster Linie ein BranchenbĂŒndnis. Über die Teilnahme von VerbĂ€nden werden aber auch die Interessen von Nutzenden vertreten. GrundsĂ€tzlich freuen wir uns ĂŒber jedes Interesse, egal ob professioneller oder privater Natur. Auf unserer Webseite gibt es ein Media-Kit zum Download, in dem Social Media-Material bereitsteht. Wer uns unterstĂŒtzen möchte, ist eingeladen, dieses Material ĂŒber die Sozialen Medien zu verbreiten.

 

Vielen Dank fĂŒr das Interview, Tobias!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Dialog MikromobilitÀt stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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