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Lastenfahrräder für den Einsatz in Betrieben – Im Gespräch mit GOBAX

INTERVIEW | Die GOBAX-Transporträder wurden ursprünglich für Pizza-Lieferdienste entwickelt. Schnell wurde aber klar, dass der Bedarf auch in anderen Bereichen vorhanden ist. Dabei sind die Lastenfahrräder von GOBAX vor allem eins: nachhaltig.

INTERVIEW | Die GOBAX-Transporträder wurden ursprünglich für Pizza-Lieferdienste entwickelt. Schnell wurde aber klar, dass der Bedarf auch in anderen Bereichen vorhanden ist. Dabei sind die Lastenfahrräder von GOBAX vor allem eins: nachhaltig.

09.04.2018 | Ein Interview geführt vom LifeVERDE-Team | Bild: © GOBAX

Lastenfahrräder sind mittlerweile nicht mehr von den Straßen wegzudenken. Ob in der Stadt oder auf dem Dorf – das Transportmittel hat überall seine Daseinsberechtigung. Darüber hinaus können die Räder bei Messen und Betriebsgeländen zum Einsatz kommen, damit der innerbetriebliche Transport gesichert wird.

GOBAX hat zunächst Fahrräder für Pizza-Lieferdienste produziert. Schnell erkannten sie jedoch die Marktlücke und den Bedarf für weitere Bereiche. Im Gespräch mit Lisa Franck erzählt sie uns unter anderem, wie es mit der Wirtschaftlichkeit der Lastenräder aussieht und welche Rolle die Nachhaltigkeit bei ihnen im Unternehmen einnimmt.

LifeVERDE: Lisa, was ist das Besondere an den GOBAX Transporträdern?

Lisa Franck: Auf den ersten Blick wirken unsere GOBAX-Transporträder wie normale Fahrräder, da wir nicht auf die eher „typische“ Rahmenform für Lastenräder setzen. Die Vorteile dadurch: das Fahrverhalten unserer Fahrräder entspricht dem von normalen Fahrrädern, sie sind also sehr wendig. „Sportlich“ ist auch ein guter Begriff dafür. Gleichzeitig benötigen die Transporträder nur unwesentlich mehr Platz als jedes andere Fahrrad. Trotzdem sind unsere Lastenräder stabil, robust und wartungsarm, was wir durch den Verbau von hochwertigen Komponenten erreichen.

Zu Recht darf man sich nun dennoch die Frage stellen, was denn unsere Fahrräder zu vollwertigen Transporträdern macht. Dies ist zum einen der speziell entwickelte Lasten-Gepäckträger mit einer zugelassenen Belastung bis zu 60 kg. Für den Gepäckträger sind diverse Aufbauten möglich, von der abschließbaren, gepolsterten Box, in der auch Zerbrechliches transportieren werden kann, bis hin zur großen Alubox, die bis zu 60l Inhalt fasst. Das zulässige Gesamtgewicht der Fahrräder beträgt 200 kg. Zum anderen sind unsere Fahrräder auch als Zugmaschine für Lastenanhänger im Einsatz. Darüber hinaus bieten die Fahrräder, und teilweise auch die Aufbauten, zusätzliche Werbefläche.

Für wen und wann eignen sich die Lastenräder?

Ursprünglich entwickelt wurden unsere Fahrräder für die Home-Delivery-Branche, für Pizza-Lieferdienste. Das ist nach wie vor eines der klassischen Einsatzgebiete unserer Räder. Recht schnell wurde aber klar, dass der Bedarf auch in anderen Bereichen vorhanden ist. Beispielsweise auf großen Betriebs- oder Werksgeländen bei Industrieunternehmen oder Messen für Mitarbeiter und den innerbetrieblichen Transport. Aber auch bei Bauunternehmen und Dienstleistern sind unsere Fahrräder im Einsatz.

Innerstädtisch zählen neben der Delivery-Branche auch kommunale Verwaltungsstellen, Pflegedienste, Stadtwerke, Postzusteller, Apotheken und Hausärzte zu unseren Kunden. Gerade im Stadtgebiet ist man bei kurzen Strecken mit dem Fahrrad einfach schneller. Und die lästige Parkplatzsuche entfällt. Geeignet, und auch schon bewährt, sind unsere Fahrräder darüber hinaus auch für Verleihstationen und als Zugmaschinen für Lastenanhänger.

Wie sieht es mit der Wirtschaftlichkeit aus, hast du vielleicht ein kleines Rechenbeispiel parat?

Wenn wir bei unserem elektrischen Modell Get2 Top und von einer Kilometerleistung von 20.000 km pro Jahr ausgehen, kommen wir inklusive Wartung/Service, Verschleißteile, Energieverbrauch und Abschreibung auf ca. 0,09 €/netto pro Kilometer. Beim nicht-elektrischen Modell G2 Nuvinci sind es sogar nur ca. 0,03 €/netto. Nimmt man dagegen einen Kleinst-PKW, die gerade gerne bei Lieferdiensten im Einsatz sind, dann kommt man, grob gerechnet, auf ca. 0,35 €/netto pro Kilometer im Jahr.

Wirtschaftlich rechnet sich das natürlich! Ausschlaggebend sind hier vor allem Anschaffungskosten und die Kosten für die Energie (Strom bei den Fahrrädern bzw. Kraftstoff für die PKW). Zusätzlich sind Reparatur- und Ersatzteilkosten bei PKW erfahrungsgemäß höher. Die Zahlen können selbstverständlich variieren, je nach Laufleistung und dem Umgang mit den Fahrrädern. Man schont also neben der Umwelt gleich auch noch den Geldbeutel.

Das Lastenfahrrad eignet sich ideal für Industrieunternehmen (Bild: © GOBAX).

Die Fahrräder kann man sich auch fördern lassen, wie funktioniert das?

Da gibt es inzwischen diverse Möglichkeiten, je nachdem, wo man sich in Deutschland befindet. Seit neuestem fördert der Bund die Anschaffung von Lastenfahrrädern, allerdings gibt es hier eine Beschränkung auf Schwer-Lastenfahrräder (Ladevolumen 1m³, 150kg Zuladung). Förderfähig sind allerdings auch Gespanne, also Fahrrad mit Anhänger, wo wir zusammen mit unserem Partner Carla Cargo, einem Lasten-Fahrradanhänger-Hersteller bei Freiburg, wieder ins Spiel kommen. Gefördert werden 30% des Anschaffungspreises, maximal aber 2500 Euro.

Für uns bisher am relevantesten ist aktuell die E-Lastenradförderung durch das Land Baden-Württemberg, die 50% der Anschaffungssumme bei gewerblichem Kauf fördern (bis zu 4000€ pro Fahrrad). Die Antragstellung ist denkbar einfach, benötigt wird lediglich ein verbindliches Angebot für das Wunsch-E-Lastenfahrrad und dann kann die Förderung über ein Online-Formular der L-Bank beantragen werden. Zu berücksichtigen ist bei allen Förderungen, dass man ein und dasselbe Fahrrad nicht mit mehreren Förderungen beantragen kann. Weitere Förderungen gibt es inzwischen auch in einigen Städten. Eine sehr gute Übersicht über aktuelle Förderungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz befindet sich übersichtlich zusammengefasst auf cargobike.jetzt.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei GOBAX?

Natürlich stehen unsere Produkte, die GOBAX-Lasten- und Lieferfahrräder für Nachhaltigkeit. Daher bemühen wir uns auch bei der Produktion so nachhaltig wie möglich zu sein (und dabei natürlich gleichzeitig wirtschaftlich zu arbeiten). Der überwiegende Teil unserer Fahrradkomponenten aus dem deutschsprachigen Raum- sehr viele aus der direkten Umgebung. So vermeiden wir lange Transportwege. Wir bemühen uns, Fahrten zu Lieferanten miteinander zu verbinden. Das spart Sprit und natürlich auch Zeit. Inzwischen beziehen wir auch unsere Batterien von einem deutschen Hersteller.

Wie verbreitet sind deiner Meinung nach elektrifizierte Cargobikes als alternative Transportmittel? Und was müsste deiner Meinung nach getan werden, damit dieser Trend beschleunigt wird?

Seien wir ehrlich: noch nicht verbreitet genug! Hier ist noch ganz viel Potenzial nach oben. Im Bewusstsein vieler Leute hat sich das Lastenfahrrad als gute Alternative zum Auto noch nicht durchgesetzt. Viele haben womöglich noch gar nicht darüber nachgedacht, gerade auch auf Entscheider-Ebene tut man sich hier teilweise sehr schwer. Dabei sind die Lastenfahrräder ja nicht nur günstiger, sondern auch weniger Parkraum intensiv. Und der Gesundheit der Mitarbeiter tut Fahrrad fahren auch gut, selbst mit elektrischer Unterstützung. Da sind die Förderungen durch den Bund, Baden-Württemberg und andere Städte natürlich prima! Vielen wird dadurch wahrscheinlich zum ersten Mal bewusst, dass Autos nicht immer die beste Wahl sind.

Welche weiteren Trends im Bereich nachhaltige Mobilität findest du besonders spannend?

Spannende Entwicklungen gibt es zurzeit beispielsweise in Berlin. Hier hat die Firma Greenpack in diesem Jahr mit dem Pilotprojekt eines Wechselakku-Systems gestartet. Wer also solche Akkus nutzt, kann diese, wenn sie leer sind, in einem Wechsel-Ladeschrank einlagern und dafür einen vollgeladenen Akku wieder mitnehmen. Eine tolle Sache! Die gleichen Greenpack-Akkus werden aktuell auch bei Chargery eingesetzt, einem jungen Startup-Unternehmen, das einen Ladeservice für Elektro-Autos anbietet. Geladen werden die Autos mit einem Lastenanhänger voller Greenpack-Akkus, welche wiederum mit Ökostrom geladen werden. Als Zugmaschine kommt unter anderem auch ein GOBAX-Fahrrad zum Einsatz. Aktuell gibt es den Service nur für einen E-Auto-Verleihservice, langfristig ist aber geplant, den Service auch Privatleuten anzubieten. Leider ist die Ladeinfrastruktur für Elektromobilität noch nicht ausreichend ausgebaut.

Das Logo von GOBAX (Bild: © GOBAX).

 

Vielen Dank für das Interview, liebe Lisa!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an GOBAX stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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