Gesellschaft

Aus der Not heraus entstand das Kinder-E-Bike

THEMENWOCHE E-BIKES | Robin Krichel, Geschäftsführer von Amperum GmbH, und seine Frau fahren ihre Fahrrad-Touren seit 2014 mit einem E-Bike. Für Kinder gab es damals noch keine passenden E-Fahrräder. Damit auch Sohn Ben mitfahren kann, hat sein Vater kurzerhand selbst ein Kinder-E-Bike entwickelt.

THEMENWOCHE E-BIKES | Robin Krichel, Geschäftsführer von Amperum GmbH, und seine Frau fahren ihre Fahrrad-Touren seit 2014 mit einem E-Bike. Für Kinder gab es damals noch keine passenden E-Fahrräder. Damit auch Sohn Ben mitfahren kann, hat sein Vater kurzerhand selbst ein Kinder-E-Bike entwickelt.

14.03.2017 - Bild © www.ben-e-bike.net

LifeVERDE: Sie sind eins der ersten Unternehmen, das E-Bikes für Kinder entwickelt hat. Wie kam es zu dieser Idee?

Robin Krichel, Geschäftsführer AMPERUM GmbH: Die Idee ist im Prinzip aus der "Not heraus“ geboren worden - ich hatte meiner Frau und mir im Sommer 2014 je ein E-Bike gekauft, woraufhin unser Sohn (damals 5 Jahre alt) meinte, dass er mit uns nun keine Touren mehr fahre werde, wenn er nicht auch einen Motor an seinem Fahrrad habe. Da es zu diesem Zeitpunkt nichts auf dem Markt zu kaufen gab, habe ich letztlich ein passendes 20" E-Bike mit einem Gesamtgewicht von unter 10 kg selbst entwickelt. Eigentlich war dies als reines "Privatprojekt" geplant, jedoch wurde ich durch Anfragen vieler Interessenten schlussendlich dazu bewegt, kindgerechte E-Bikes in Serie zu fertigen und anzubieten. Der Markenname "Ben-E-Bike" ist auf den Namen meines Sohns Ben zurückzuführen, der auch als "Chef-Testfahrer" in unserem kleinen Unternehmen fungiert.

Wie affin sind Kinder für E-Bikes, welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Wir haben im Rahmen der Entwicklungsphase etwa 300 Kinder Probe fahren lassen - die Eingewöhnungszeit beträgt in der Regel nur 15 - 60 Sekunden (!) - jedes Kind, welches Fahrrad fahren kann, kommt auch sofort mit einem Ben-E-Bike klar. Die Begeisterung im Umgang mit unseren Bikes sieht man sofort in den strahlenden Kinderaugen.

Was macht Ihre Modelle besonders kinderfreundlich? Wie sicher sind Kinder auf Ihren E-Bikes unterwegs?

Der entscheidende Unterschied zu bisher am Markt verfügbaren Modellen ist zunächst einmal das Gewicht - unsere Bikes sind trotz E-Antrieb leichter als die meisten konventionellen Kinderräder und im Schnitt 7kg leichter als die motorisch unterstützen Produkte der Marktbegleiter. Zudem sind nur bei uns sowohl die maximale Unterstützungsgeschwindigkeit als auch die Motorleistung von den Eltern individuell an die Fähigkeiten und das Gewicht des Kindes anpassbar. Dank des leichten Handlings und den exzellenten Bremsen, würde ich unsere E-Bikes sogar als sicherer als die meisten Kinderräder ohne E-Antrieb einstufen.

Welche Firmenphilosophie verfolgen Sie und welche Rolle spielt Nachhaltigkeit dabei?

Wir werden uns bei unserem Produktportfolio auch zukünftig ausschließlich auf Kinder E-Bikes konzentrieren. Hier werden wir konsequent unseren Grundsatz "Zusammen mit Kindern für Kinder entwickelt" weiterverfolgen. Wichtig ist uns, dass jede einzelne Komponente an einem Ben-E-Bike nach den Vorstellungen und Bedürfnissen unserer jungen Testfahrer ausgelegt ist. Wir schrumpfen nicht einfach Erwachsenen-E-Bikes auf die Größe von Kinderrädern, sondern lassen uns diverse Anbauteile nach unserer Spezifikation fertigen. Nachhaltigkeit ist bei unseren Bikes allein schon dadurch gegeben, dass wenig Gewicht quasi automatisch mit sparsamem Umgang mit Rohstoffen einhergeht. Exotische, schwer recycelbare Materialen werden zudem weitestgehend vermieden. 

Welche Entwicklungen und Trends sehen Sie aktuell am E-Bike Markt und was finden Sie besonders spannend?

Der Trend geht zu immer größerer Akkukapazität und damit gesteigerter Reichweite. Auch wird das Drehmoment der Motoren kontinuierlich gesteigert. Wirklich konsequente Ansätze, E-Bikes für Erwachsene auch mal deutlich leichter als die üblichen >20 kg zu machen, sind nicht erkennbar. Es würden sich m.E. noch viel mehr Radsportler für ein E-Bike begeistern lassen, wenn Modelle in der Gewichtsklasse <15 kg angeboten werden würden. Nicht jeder Fahrer will und braucht 80 Nm Drehmoment oder mehr als 100 km Reichweite. Wir sehen, dass allein an der Häufigkeit der Anfragen, ob wir nicht solche leichten Räder auch für Erwachsene anbieten können.

Früher waren es häufig Senioren, die E-Bikes für eine leichtere Fortbewegung nutzten. Heute werden sogar Rennräder mit Akkus angeboten. Sehen Sie ein deutlich gesteigertes Interesse bei neuen Zielgruppen?

Auf jeden Fall - die Zeiten, in denen E-Bikes Senioren zugeordnet werden konnten, sind definitiv vorbei. Jeder, der sich mal von Vorurteilen und Vorbehalten befreit und auf ein E-Bike steigt, wird über kurz oder lang der Faszination erliegen. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass man dann ausschließlich elektrisch unterstützt radelt - in vielen Fällen wird das E-Bike parallel zum konventionellen Rad genutzt. Und genau das empfehlen wir auch unseren Kunden. So alltagstauglich ein Ben-E-Bike auch sein mag, wird es nicht das normale Kinderfahrrad ersetzen, sondern ergänzen. Wir verstehen unsere Pedelecs als Sport- und Freizeitgeräte für radsportbegeisterte Familien, die gemeinsam anspruchsvolle Touren in Angriff nehmen wollen.

Was sollte man beim Kauf eines E-Bikes unbedingt beachten?

Wichtig ist im Prinzip, dass man sich vorher genau überlegt, für welches Terrain und welchen Einsatzzweck man sich ein Pedelec zulegen möchte - im Erwachsenen-Segment gibt es für praktisch jeden erdenklichen Anwendungsfall das passende Rad (abgesehen von wirklich leichten E-Bikes). Die Probefahrt ist auf jeden Fall unentbehrlich - nur so kann man feststellen, ob Geometrie, Motorverhalten und andere wichtige Parameter zu einem passen. Daher empfehlen wir die Beratung durch den geschulten Fachhandel.

Was muss generell für eine gute Instandhaltung von E-Bikes beachtet werden?

Ein E-Bike braucht mindestens die gleiche Pflege und Aufmerksamkeit wie ein normales Rad. E-Bikes mit Mittelmotor belasten zudem Kette/Zahnkränze erheblich mehr und sorgen für erhöhten Verschleiß und damit Folgekosten - einer von diversen Gründen, warum wir uns bei unseren E-Bikes für Hinterrad-Nabenmotoren entschieden haben.

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