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Was uns bewegt im Mai: Warum Klimaschutz auch mit Corona weiterhin wichtig ist

Es ist still geworden um Klima-Aktivitäten wie Fridays for Future, doch verschwunden ist das Problem Klimawandel noch lange nicht. 

Es ist still geworden um Klima-Aktivitäten wie Fridays for Future, doch verschwunden ist das Problem Klimawandel noch lange nicht. 

29.05.2020 | Ein Beitrag von Deborah Iber. Bild: Unsplash


Die Welt ist in ständigem Wandel – es entstehen neue Technologien, neue Infrastrukturen, neue Gemeinschaften. Eine Veränderung, die uns schon lange begleitet und unter anderem durch den menschgemachten Wandel resultiert, ist der Klimawandel. Seit vielen Jahren steht er im Vordergrund der Krisen, denen die Menschheit gegenübersteht und die wir zu bekämpfen versuchen – mehr oder weniger.

Doch seit einem halben Jahr hat eine neue weltweite Krise das Klimaproblem plötzlich in den Hintergrund gerückt: Corona. Diesen Namen verbinden die meisten Menschen nun nicht mehr mit einer mexikanischen Biermarke, sondern mit Gefahr und Unsicherheit. Menschenleben stehen auf dem Spiel, die Wirtschaft droht zu zerbrechen und das alltägliche Leben vieler Menschen hat sich durch den Lockdown ziemlich verändert. Da ist es natürlich angebracht, die Krise so schnell wie möglich in den Griff zu bekommen, um weitere negative Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft zu verhindern. Doch was passiert in dieser Zeit mit dem Klima? Wird das globale Problem vor lauter Corona total vergessen? Darauf wollen wir in diesem Artikel eingehen und die aktuellen politischen Maßnahmen anleuchten, die trotz Corona dem Klima zugutekommen könnten.
 

Der Lockdown bringt nur kurzzeitige Erholung der Erde

Eigentlich sollte man meinen, hat das Corona-Virus der Erde einen Gefallen getan: Dank des Lahmlegens der Wirtschaft und sämtlicher menschlicher Aktivitäten konnte sie sich mal ein bisschen erholen – weniger Autos auf den Straßen, kaum Flugzeuge am Himmel und fast keine industriellen Ausstöße. In Deutschland wurden daher im April 16 Prozent weniger CO2-Emissionen ausgestoßen (MCC Berlin, Nature Climate Change 2020). Schnell wurden weitere positive Veränderungen sichtbar, wie zum Beispiel weniger Smog in China oder klareres Wasser in Venedig.

Für den Moment sind diese Veränderungen natürlich sehr positiv und tun der Erde gut – doch der Klimawandel ist dadurch keinesfalls gestoppt. Die Emissionen sind zwar zurückgegangen, verschwunden sind die schädlichen Gase dadurch aber nicht. Und sobald sich die Welt von Corona erholt hat und das alltägliche Leben und Wirtschaften wieder stattfindet, werden auch die Emissionen wieder steigen und der kleine Emissions-Erfolg tut nichts mehr zur Sache.

Doch das könnte und vor allem SOLLTE anders laufen.
 

Das grüne Konjunkturpaket

Die Ausnahmesituation durch die Corona-Krise hat einen drastischen Wirtschaftseinbruch hervorgerufen und zu Arbeitslosigkeit, wirtschaftlichen Rückgängen und Staatsverschuldungen geführt. Die Wirtschaft muss wiederaufgebaut werden – und das sollte als Chance genutzt werden. Denn jetzt besteht die Möglichkeit, etwas in den Strukturen zu ändern und den Wiederaufbau der Wirtschaft und des Lebens auf Klimafreundlichkeit auszurichten. Es muss also ein langfristiger Wandel her, der auf eine lebenswerte Welt abzielt und in Zukunftsthemen investiert. Das wünschen sich auch Wirtschaftsakteure, denen die Nachhaltigkeit am Herzen liegt, wie die Geschäftsführerin von Vaude. (Steingarts Morning Briefing – Der Podcast, 27. Mai 2020)

Der Wirtschaft soll mit einem Konjunkturpaket aus der Krise geholfen werden, welches die Bundesregierung nach Pfingsten beschließen will. Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat schon jetzt (25.05.2020) ihren Vorschlag bekanntgegeben und fordert ein grünes Konjunkturpaket. Sie möchte damit den Weg aus der Krise mit Klimaschutz-Maßnahmen verbinden, um die Wirtschaft anzukurbeln und gleichzeitig einen Strukturwandel hin zur ökologischen Transformation zu erreichen, der dem Klima zugutekommt.

Die Forderungen in Kürze: Die Konjunkturprogramme sollen mit klimapolitischen Maßnahmen verbunden und an die Klimaziele angepasst werden. Investitionen sollen nun vor allem in Maßnahmen zur sozial-ökologischen Wandlung getätigt werden; wie in den Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln, Fahrradwegen, der E-Mobilität und der erneuerbaren Energien. Auch sollen klimafreundliche Produktionsprozesse der Industrie vorangetrieben werden. Dazu muss die Preisgestaltung im Produktionsbereich geändert und Anreize zum Umstieg auf klimafreundliche Materialien und Prozesse geschaffen werden, zum Beispiel durch CO2-Differenzverträge. Der Bereich Forschung und Entwicklung soll höher finanziert werden, vor allem die Sektoren Kreislaufwirtschaft, Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Die Erhöhung der CO2-Bepreisung ist eine weitere Rahmenbedingung.

Neben diesen Forderungen aus dem Bundesministerium gibt es auch Umwelt- und Naturschutzverbände – wie die WWF oder die Deutsche Umwelthilfe – die sich Investitionen in eine klimafreundliche Zukunft und eine Transformation in der Wirtschaft wünschen. Die aktuell diskutierte Kaufprämie für Autos beispielweise, bei der der Kauf neuer Autos vorangetrieben werden soll um die Automobilindustrie zu unterstützen, ginge in eine völlig falsche Richtung und viele Umweltvertreter sprechen sich deutlich dagegen aus. Viel wichtiger wäre es, die Mobilitätswende voranzutreiben und Produktionsketten umzugestalten. Auch mit einem Brief haben sich Umwelt- und Wirtschaftsverbände sowie Unternehmen an die Bundeskanzlerin gewandt und darin die Forderung zur Berücksichtigung des Klimawandels innerhalb des Konjunkturpakets betont.

Die Entscheidung für eine klimafreundliche Welt ist gewünscht

Die politischen und wirtschaftlichen Akteure sind natürlich nicht alle einer Meinung. Zwar möchten alle den Weg aus der Corona-Krise mit nachhaltigen Zielen verbinden – die Bedeutung von nachhaltig geht im Detail allerdings auseinander.

Welche Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft letztendlich beschlossen werden, wird nach Pfingsten bekanntgegeben. Ein grünes Maßnahmenpaket wäre jedenfalls ein Schritt in die richtige Richtung und vor allem notwendig. Die Klimakrise darf nicht in Vergessenheit geraten und die Chance auf einen langfristigen Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft kann jetzt genutzt werden. Auch wenn Corona das Klimaproblem gerade übertönt, bleibt die Notwenigkeit zum Handeln die Gleiche – dessen sind sich auch viele Privatleute, Wirtschaftsakteure und Politiker bewusst. Es müssen lediglich die richtigen Entscheidungen getroffen und die notwendigen Weichen gestellt werden. Darauf hoffen wir.

 

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