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Lastenfahrräder neu gedacht – im Gespräch mit rethink bikes

INTERVIEW | Lastenfahrräder werden immer beliebter. rethink® bikes bietet eine nachhaltige Variante an – Lastenräder mit Holzrahmen. 

INTERVIEW | Lastenfahrräder werden immer beliebter. rethink® bikes bietet eine nachhaltige Variante an – Lastenräder mit Holzrahmen. 

09.01.2023 | Ein Interview geführt von Eva Moschin und Philipp Schreiner | Bild: rethink bikes

Egal, ob zum Einkaufen oder den Ausflug an den See – Lastenräder sind in vielen verschiedenen Alltagssituationen eine nachhaltige Alternative zum Auto. Durch das Gewicht der mitfahrenden Last, kann das Fahren allerdings ziemlich anstrengend sein. 

Rethink® bikes bietet Lastenräder mit E-Motor und ohne Getriebe, sprich mit deutlich weniger Verschleißteilen als bei herkömmlichen Fahrrädern an. Zudem ist der Rahmen der Räder aus Holz, welches aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt. Was Nachhaltigkeit für das Unternehmen noch bedeutet, für wen die Räder am besten geeignet sind und mehr erzählt uns Steffen Söhner, Geschäftsführer von rethink® bikes, im Interview. 

LifeVERDE: Lieber Steffen, du hast das Unternehmen Binova GmbH gegründet. Woher kam die Gründungsidee?

Steffen Söhner: Ich hatte von 1992 bis 2019 ein mittelständisches Unternehmen in der Automobilzulieferindustrie. Während der Finanzkrise 2009 versuchten wir dann mit verschiedenen Aktivitäten, unabhängiger von dieser doch recht konservativen Branche, zu werden und in nachhaltigere Bereiche zu investieren. Ein Teil davon war die Entwicklung und Industrialisierung eines langlebigen Elektromotors. Noch während der Projektphase hat sich herausgestellt, dass dieses Produkt besser in eine separate Einheit mit anderen Expertisen und Prozessen passt, als in unsere automobilgeprägte Denke. Meine Frau, die mit mir schon jahrelang zusammengearbeitet hatte, gründete die Binova GmbH für dieses neue Geschäftsfeld und kaufte mir die Entwicklung ab. Als sie sich dann beruflich anders orientiert hat, habe ich sie 2020 in der Geschäftsführung der Binova abgelöst und die Firma. Anfang 2022 übernommen.   

Unter dem Namen rethink® bikes stellt ihr Elektrofahrräder her. Was hebt euch dabei von anderen Produzenten ab?

Rethink® bikes wurde 2019 ins Leben gerufen. Stahlräder mit einem mechanisch quasi unzerstörbaren Antrieb, der fast lautlos ist und einem ein natürliches Fahrgefühl verleiht. In den letzten 2 ½ Jahren haben wir den Nachhaltigkeitsgedanken von rethink® bikes an erste Stelle gerückt. Das Beginnt bei den Materialien, was uns dazu geführt hat, dass wir seit 6 Monaten Lastenräder aus Holzrahmen anbieten und aus unserem Verschnitt andere Produkte herstellen. Unser Zubehör ist aus Upcyclingmaterialien und unser Einkaufsvolumen beziehen wir mehr und mehr aus Europa oder Deutschland. Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet für uns darüber hinaus Kooperationen mit kommunalen sozialen Werkstätten einzugehen oder Menschen bei uns Chancen zu geben, die diese anderswo nicht bekommen. 


Das Zubehör für die rethink® bikes wird aus verschiedenen recycelten Materialien hergestellt (Bild: rethink® bikes).

Eure E-Räder sind Pedelecs, die getriebelos arbeiten. Was bedeutet das genau?

Unser Antrieb hat etwas mehr Materialeinsatz, aber ohne Getriebe fast keine Verschleißteile. Einer unserer Kunden hat unseren Antrieb schon auf dem dritten Rad und ist damit inzwischen schon 60.000 Km gefahren. Aufgrund der Situation, dass Fahrradhändler sich neben ihren Marktgängigen Antrieben im Sortiment, nicht auch noch mit einem weiteren Antrieb auseinandersetzen wollen und auch die Lieferkettenproblematik der letzten 2 Jahre für uns als kleines Unternehmen enorme Nachteile mit sich brachte, haben wir unsere Motorenfertigung jedoch einstellen müssen und uns für eine deutsche Alternative „Neodrives“ von der Firma. Alber entschieden. Dieser Antrieb wird auch zu 97% in Deutschland gefertigt, ist ebenso getriebelos, performt auch lautlos, ist fein gesteuert und hält auch  60.000 Km und mehr.   

Für den Fahrradrahmen verwendet ihr Holz. Was ist der Vorteil von diesem Material?

Holz muss nicht mehrmals auf 1500° Celsius erhitzt werden, um die Form der Fahrradrahmenteile zu erhalten, die dann noch geschweißt werden müssen. Alleine zur Herstellung von 1 KG Rohstahl werden 1 KG CO² ausgestoßen. Bei Aluminium sind das 10 KG. Auch beim Recycling nimmt Metall die neu gewollte Form nicht im kalten Zustand ein. Der Prozess vom Holzfällen bis zum fertigen Rahmen benötigt nur einen Bruchteil dieser Energie. Nebenbei hat Holz noch eine natürliche Federeigenschaft und damit eine angenehme Dämpfung integriert.

Wofür eignen sich Fahrräder von rethink® bikes im Besonderen? Sind sie eher für weitere Ausflüge oder für Kurzstrecken in der Stadt konzipiert?

Wir haben aktuell 2 Modelle. Das Truck Truck ist der Familienlaster für alle Einkäufe, Wege mit den Kleinkindern, oder für berufliche Zwecke. Im Umkreis von ca. 12 Km ersetzt das Truck Truck in derselben Fahrzeit fast alle Autofahrten, ist gesünder und ist auch im Unterhalt erheblich geringer. Das Truck ist als erster sinnhafter Pickup - im Fahrradbereich Longtail genannt – ein kleines Lastenrad für denselben Alltagsradius, welches gerade mal 20cm länger als ein normales City-/oder Treckingrad ist. Mit seinen 29 Zollrädern ist es auch als Tourenrad sehr bequem und sicher zu fahren. 


Mit den rethink® bikes lässt sich so einiges transportieren (Bild: rethink® bikes).

Kund*innen können ihr Rad bei euch selbst konfigurieren. Welche Möglichkeiten gibt es?

Ohne oder mit Antrieb, verschiedene Komponentenalternativen und letztlich die Aufbauten für meine individuelle Nutzung als Familie, Dienstleister:in, Handwerker:in, fahrende/r Händler:in oder oder oder. Das ein oder andere Zubehör ist gerade noch in Entwicklung.

Die E-Mobilität steht immer wieder in der Kritik, nicht nachhaltig genug zu sein. Was tut ihr für mehr Nachhaltigkeit in eurem Unternehmen? 

Wenn ich bei meinen Alltagsfahrten im 12 Km Radius 1,5t weniger Gewicht mit mir  rumschleppe, als mit dem Auto und dann noch deutlich weniger CO² verblasen wird, als bei der Herstellung vergleichbarer Lastenräder, ist das meiner Meinung nach schon ganz ordentlich nachhaltig. Neben ständiger Hinterfragung der Nachhaltigkeit unserer Entwicklungen, stellen wir z.B. unseren Mitarbeiter:innen Testräder zur Erledigung ihrer Wege. Aber natürlich haben wir, wie alle noch einiges an Luft nach oben.

 

Vielen Dank für das Interview, lieber Steffen!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an rethink® bikes stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare – wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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