LifeVERDE-Experte Andreas Knein (der DWR - Deutsche Gesellschaft für Weißblechrecycling mbH) I Bild: Ron Lach
Das Thema Recycling nimmt innerhalb unserer Gesellschaft einen immer größeren Stellenwert ein. Recycling oder auch Müllverwertung bedeutet, dass Abfallprodukte bzw. Ausgangsmaterialien als Sekundärrohstoffe erneut genutzt werden. Die Idee dahinter ist es, vermeintlich geglaubten Müll bzw. Einwegprodukte besser zu nutzen und so Ressourcen zu schonen und die immer höher wachsenden Müllberge global zu verkleinern. Die Dose aus sogenanntem Weißblech ist dabei ein ungeahnter Pionier in Sachen Recycling, da sie immer und immer wieder verwendet werden kann. Wie aber funktioniert das Recyceln von Weißblech genau? Wie können wir im Privathaushalt dazu beitragen, dass Weißblech tatsächlich wiederverwendet werden kann? Und was hat das ganze mit dem Vorgehen gegen die Vermüllung der Weltmeere zu tun?
Diese und weitere Fragen stellen sich täglich hunderte Menschen – ein klarer Fall für unser Informations-Format “Frag die Expert*innen!”. Wir geben eure ausgewählten Fragen rund um nachhaltige Produkte und Themen direkt an unsere Partner*innen weiter, die selbst Hersteller*innen, Produzent*innen, Dienstleister*innen, Wissenschaftler*innen oder aus einem anderen Grund Expert*innen auf ihrem Gebiet sind
Weißblechverpackungen sollten in den gelben Sack oder in die gelbe Tonne gegeben werden, damit sie recycelt werden können. So kann sichergestellt werden, dass das Material immer und immer wiederverwertet wird und im Materialkreislauf verbleibt.
2. Wie wird Weißblech hergestellt?
Zunächst muss man sich die Herstellung von Stahl, dem Ausgangsmaterial von Weißblech, genauer anschauen. Flüssiges Roheisen aus dem Hochofen wird im Stahlwerk zusammen mit Stahlschrott zu Rohstahl verarbeitet. Nachdem der Rohstahl zu einem endlosen Strang gegossen und zu Brammen geschnitten wurde, durchläuft er verschiedene weitere Verarbeitungsschritte, um dann als sogenanntes Warmband im Kaltwalzwerk auf bis zu 0,1 Millimeter heruntergewalzt zu werden. Zu Weißblech wird der Stahl dank einer hauchdünnen Beschichtung mit Zinn oder Chrom, die das Material vor Korrosion schützt.
Übrigens wird Weißblech auch Feinstblech genannt, weil es dünner als 0,5 Millimeter ist.
3. Grüner Stahl – gibt es den eigentlich?
Das Ziel bis 2045 hat thyssenkrupp Steel manifestiert: Bis dahin soll die Stahlproduktion des deutschen Unternehmens klimaneutral werden. Um den „grünen“ Stahl herzustellen, wird der kohlebasierte Hochofenprozess durch wasserstoffbetriebene Direktreduktionsanlagen ersetzt. In nachgelagerten, mit grünem Strom betriebenen Einschmelzaggregaten wird dann Roheisen erzeugt, das in seiner Qualität und Eigenschaft dem konventionell hergestellten Roheisen in nichts nachsteht. Aus diesem grünen Material lassen sich dann die bewährten, qualitativ hochwertigen Stahlgüten herstellen.
Das Ziel für 2045 fest im Blick, tut sich aber in Sachen Nachhaltigkeit und CO₂-Reduktion schon jetzt einiges. So hat thyssenkrupp mit bluemint® Steel einen CO₂-reduzierten Stahl entwickelt, der heute in den ersten Produkten Anwendung findet. Der Bonbonhersteller Ricola und der Konfitürenhersteller Zentis setzen bei ihren Lebensmittelverpackungen bereits auf das daraus hergestellte CO₂-reduzierte Weißblech.
4. Muss man Lebensmittel aus der Dose umfüllen?
Wer zum Kochen eine Lebensmitteldose öffnet, stellt unter Umständen fest, dass etwas von ihrem Inhalt übrigbleibt. Dieser Rest sollte am besten umgefüllt in den Kühlschrank gestellt werden. Die neue Vorratsdose sollte luftdicht abgeschlossen werden können, damit das Lebensmittel nicht zu schnell verdirbt.
5. Was wird aus recyceltem Weißblech hergestellt?
Wird Weißblech richtig in den gelben Sack oder in die gelbe Tonne entsorgt, kann es immer wieder und wieder zu einem neuen, hochwertigen Stahlprodukt recycelt werden. Das bedeutet, was gestern eine Dose, ein Kronenkorken oder ein Verschluss war, kann morgen zu einem Fahrradbestandteil oder einer Komponente im Auto werden.
6. Wohin mit leeren Getränkedosen (aus Weißblech)?
Getränkedosen, die dem deutschen Pfandsystem unterliegen, gehören nach Entleerung in den Pfandautomaten. Sie werden darüber dem Recycling zugeführt. Alle anderen Verpackungen aus Weißblech kommen nach Gebrauch in den gelben Sack oder in die gelbe Tonne.
7. Weißblech oder Aluminium – wo liegt der Unterschied?
Es gibt Dosen, die sind aus Weißblech. Und es gibt Dosen, die sind aus Aluminium. Auf den ersten Blick kann man beides kaum voneinander unterscheiden. Es gibt aber eine Eigenschaft, an der sich beide auseinanderhalten lassen. Weißblech ist magnetisch, Aluminium nicht. Diese Eigenschaft verschafft Weißblechverpackungen einen Vorteil in der Müllsortierung, denn sie können ganz einfach und effizient aussortiert werden. Große Magnete erledigen diesen Job. Die sind so stark, dass sie selbst Kronenkorken oder Verschlüsse aus Weißblech herausziehen können.
8. Welche Prozessschritte werden beim Weißblechrecycling durchlaufen?
Zunächst ist es wichtig, dass Weißblechverpackungen, also Lebensmitteldosen, Kronenkorken, Verschlüsse oder Getränkedosen richtig entsorgt werden. Bis auf Getränkedosen werden alle Weißblechverpackungen in der gelben Tonne oder dem gelben Sack entsorgt. Getränkedosen bilden eine Ausnahme, da sie über das Pfandsystem in den Materialkreislauf zurückgeführt werden.
Die entleerten Weißblechverpackungen aus der gelben Tonne und dem gelben Sack gelangen in die Sortieranlagen der dualen Systeme. Hier werden alle Weißblechverpackungen mit einem großen Magneten aus dem Wertstoffstrom sortenrein und effizient aussortiert.
Nun geht es weiter in die Aufbereitungsanlagen. Diese sind dafür da, um Störstoffe, die sich noch am Weißblechschrott befinden, zu entfernen. Dazu zählen zum Beispiel Papierbanderolen oder Kunststoffreste, die sich beim Entsorgen in der Dose verfangen haben. Der gereinigte Weißblechschrott wird dann in Pakete gepresst, die bis zu 200 Kilo schwer sein können, verladen und ins Stahlwerk gebracht.
Zusammen mit anderem Stahlschrott und Roheisen wird nun alles zu Rohstahl verarbeitet. Daraus kann dann wieder ein neues, hochwertiges Stahlprodukt entstehen.
Übrigens: Dank der Mülltrennung, die seit Anfang der 90er Jahre in Deutschland gesetzlich geregelt ist, konnten schon 20,7 Millionen Tonnen Rohstoffe eingespart werden.
Weißblech kann unendlich oft recycelt werden – bei gleichbleibend hoher Qualität. (Grafik: DWR).
Weitere Hintergrundinformationen zum Weißblechrecycling:
(erstellt von Raphael Havemann für die LifeVERDE-Redaktion)
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