Versicherungen sind oft ein komplexes und mühsames Thema, dem viele Menschen nur widerwillig ihre Aufmerksamkeit schenken. Die zahlreichen Versicherungsoptionen, Bedingungen und Fachbegriffe können verwirrend wirken und den Wunsch wecken, sich dem Thema einfach zu entziehen. Doch auch wenn es verlockend ist, dieses Thema zu meiden, ist es von großer Bedeutung für die Zukunft vorzusorgen, insbesondere mit Blick auf nachhaltige Versicherungslösungen.
Die Waldenburger Versicherung geht über die herkömmlichen Aspekte der finanziellen Sicherheit hinaus und berücksichtigt auch ökologische und soziale Gesichtspunkte. Ihr Angebot umfasst sowohl außergewöhnliche Versicherungsprodukte wie Fahrrad-Vollkasko-, Photovoltaik- und Geothermieversicherung als auch gängige Angebote wie Haftpflicht-, Hausrat-, Wohngebäude- und Unfallversicherung mit den ESG-Zusatzbedingungen "GreensFAIR®" an. Im Gespräch mit Thomas Gebhardt, Vorstand der Waldenburger Versicherung, haben wir mehr über die Vorteile von nachhaltigen Versicherungen erfahren.
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LifeVERDE: Lieber Thomas, bei der Waldenburger Versicherung bietet ihr Versicherungen jeglicher Art an. Kannst du uns einen kurzen Überblick über euer Angebot geben?
Thomas Gebhardt: Als Schaden-/Unfallversicherer bieten wir maßgeschneiderte Versicherungskonzepte für Privatkunden und Gewerbe mit dem Schwerpunkt auf nachhaltige Versicherungsprodukte. Neben der Fahrrad-Vollkasko-, Photovoltaik- und Geothermieversicherung umfasst das Angebot der Waldenburger im Privatkundenbereich insbesondere die Haftpflicht-, Hausrat-, Wohngebäude- und Unfallversicherung mit den ESG-Zusatzbedingungen "GreensFAIR®".
Auf eurer Website berichtet ihr, dass die Waldenburger Versicherung nicht immer nachhaltig ausgerichtet war. Woher kam die Motivation etwas zu verändern und welche Bedeutung hat dieses Thema für euch mittlerweile?
Es gibt eine einfache Erklärung – die Zeit war reif für eine Veränderung. Auslöser war ein Zusammentreffen mit der Greensurance Stiftung, Für Mensch und Umwelt gGmbH, und ein wachsendes Verständnis für den Wandel, bei dem auch eine kleine Waldenburger Versicherung ihren Teil zum großen Ganzen beitragen kann. Wie jede unserer Kundinnen und jeder unserer Kunden sind wir ein Teil im gesellschaftlichen Getriebe und müssen Verantwortung für den Klimawandel übernehmen. Die Waldenburger Versicherung wollte nicht nachhaltig sein, um mehr – natürlich grüne – Versicherungsprodukte zu verkaufen. Ziel war und ist, mit einer nachhaltigen Entwicklung einen positiven Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Wir haben bereits 2017 diesen Veränderungsprozess ohne Not und aus eigenem Bestreben begonnen. Natürlich können auch wir nicht von heute auf morgen zu 100 % nachhaltig sein, aber die Ziele sind klar und zeitlich definiert und werden auch dauerhaften Charakter haben. Wir sehen Nachhaltigkeit nicht als Hype sondern als einzige Möglichkeit, dass die Menschheit überlebt.
Wie stellt ihr sicher, dass eure Versicherungen einem hohen sozialen und ökologischen Standard gerecht werden?
Wir wollen ein nachhaltiger, ehrlicher und kompetenter Partner sein. Die Waldenburger Versicherung hat Produkte entwickelt, welche der Umwelt, dem Kunden und Dritten (Geschädigte) und somit der Gesellschaft insgesamt zu Gute kommen. Zudem können sich Kunden bei der Waldenburger Versicherung für ihren nachhaltigen Lebensstil durch Prämiennachlässe belohnen lassen. Aber natürlich stellt Nachhaltigkeit auch für uns als Versicherer ein sehr komplexes Thema dar. Wir haben uns daher mit der Greensurance Stiftung einen professionellen Partner an die Seite geholt, um die Entwicklung konsequent voranzutreiben. Mit den greensFAIR® ESG-Zusatzbedingungen erhalten die Kunden im Sinne der Nachhaltigkeit bspw. Mehrleistungen für nachhaltigen Schadenersatz. Ebenso wird eine klimafreundliche Schadenregulierung garantiert. Die Offenlegung aller Aktien und Anleihen sorgt für die nötige Transparenz. Unseren Vertriebspartnern empfehlen wir eine Weiterbildung zum ESGberaterIn der Greensurance Stiftung, da u. E. für eine Beratung und Argumentation nachhaltiger Produkte ein Wissen um die wesentlichen Gründe des Klimawandels und der daraus resultierenden Nachhaltigkeitsstrategie wichtig ist.
Mit der Waldenburger Versicherung konsequent in Richtung Nachhaltigkeit (Bild: Waldenburger Versicherung).
Gerade junge Menschen beschäftigen sich nicht gerne mit dem Thema Versicherungen. Wie versucht ihr gute und zugängliche Aufklärungsarbeit zu leisten, um dem entgegenzuwirken?
Wir sind der Meinung, jeder von uns muss Verantwortung für den Klimawandel übernehmen. Viele haben das erkannt und versuchen, ihr Leben so klimafreundlich und umweltschonend wie möglich zu gestalten. Wieso dann keine nachhaltige Versicherung abschließen? Natürlich würden wir uns freuen, wenn gerade auch junge Menschen sich diese Frage stellen würden. Mit unseren Produkten können wir den Kund*innen aber nur eine nachhaltige Alternative für ihren Versicherungsschutz anbieten. Die Entscheidung muss jeder Einzelne für sich treffen.
Zu eurem Service gehört ebenfalls der Grüne Rechner. Was für Vorteile bietet das potenziellen Kund*innen?
Der Unterschied liegt im Bedingungswerk. Mit den greensFAIR® ESG-Zusatzbedingungen sind unsere Kund*innen auf der sicheren Seite, heute und in der Zukunft. Sie erhalten mit unseren Zusatzbedingungen im Sinne der Nachhaltigkeit beispielsweise Mehrleistungen für nachhaltigen Schadenersatz in der Haftpflicht-, Hausrat-, Wohngebäude- und Unfallversicherung. Die Mehrleistungen der Waldenburger Versicherung tragen im Schadenfall dazu bei, dass für Mensch und Umwelt verträgliche und alternative Produkte gewählt werden können. Darüber hinaus unterstützen wir unsere Kunden durch den Einsatz fachkundiger Berater.
Die grüne Haftpflichtversicherung bietet dem Versicherungsnehmer im Schadenfall die Möglichkeit, geschädigten Dritten die eigene nachhaltige Lebenseinstellung aufzuzeigen. Mehrleistungen für nachhaltigen Schadenersatz stehen bspw. für die Beachtung von Fairtrade und Umweltsiegeln zur Verfügung. Darüber hinaus haben der Versicherungskunde wie auch der Geschädigte Anspruch auf eine kostenlose Nachhaltigkeitsberatung.
Auch bei der grünen Hausratversicherung werden Mehrleistungen für eine nachhaltige Beschaffung im Schadenfall gewährt. Werden zum Beispiel durch einen Brand elektrische Geräte beschädigt, stehen Mehrleistungen für den Kauf von energieeffizienten Produkten bereit. Auch Umweltsiegel, wie zum Beispiel das FSC®- Siegel, werden berücksichtigt.
Eine nachhaltige Wohngebäudeversicherung muss im Schadenfall auf Klimaschutz und -anpassung sowie auf ökologische Belange Rücksicht nehmen. Die greensFAIR® ESG-Zusatzbedingungen leisten beispielsweise Schadenersatz für Mehrkosten für ein klimafreundliches Heizsystem und stellen zur Schadenregulierung die Fachberatung durch Energieberater zur Verfügung. Eine zusätzliche Leistung ist der klimafreundliche Schadenersatz.
Ein Unfall verändert unvermittelt die Lebenssituation und erfordert oftmals außerordentliche Maßnahmen. Eine gesunde und biotarische Ernährung sowie Naturkosmetik und Pflege helfen oftmals bei der Genesung. Daher werden durch unsere grüne Unfallversicherung beim Eintritt eines versicherten Unfallereignisses diese Kosten bis zu einem bestimmten Betrag übernommen. Ist eine Unfall-Todesfallleistung vereinbart, kann als Mehrleistung ein Erinnerungsbaum gepflanzt oder eine Spende an »Plant for the planet« geleistet werden, welche Bäume pflanzen und so in eine nachhaltige Zukunft investieren. Bei festgestellter, dauerhafter und unfallbedingter Querschnittslähmung erstattet die Waldenburger Versicherung für eine maximale mobile Barrierefreiheit u.a. die Mehrkosten für die Anschaffung eines Elektro-Rollstuhls.
Für den Abschluss eines unserer Produkte mit ESG-Zusatzbedingungen gilt es, bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen, die zu einer Risikominimierung beitragen. So führt z.B. ein Hochwasserpass in der Wohngebäudeversicherung zu einem Nachlass, da der Gebäudeeigentümer zeigt, dass er sich Gedanken um solche Risiken macht.
Ihr habt auch eigene nachhaltige Projekte wie zum Beispiel den Kita-Förderwettbewerb Waldenburger Zukunftshelden. Worum geht es bei dem Projekt und was wollt ihr damit erreichen?
Die Waldenburger engagiert sich seit vielen Jahren für nachhaltige und soziale Themen. Wir sind schon immer davon überzeugt, dass der Wandel bereits bei den Kleinsten beginnen muss. Nur so kann der Weg in eine nachhaltige Zukunft erfolgreich sein. Deshalb unterstützen wir 2023 mit den Waldenburger Zukunftshelden Kitas in ganz Deutschland und deren nachhaltige Projekte. Alle Kitas und Kindergärten in Deutschland mit gemeinnützig anerkanntem Förderverein oder gemeinnützigem Träger waren dazu eingeladen, sich mit einem nachhaltigen Projekt zu bewerben. Hierunter konnten sowohl ökologische als auch soziale Projekte fallen. Zum Beispiel Maßnahmen wie Müllsammel- oder Baumpflanzaktionen. Oder auch Projekte, die sich dem Thema „Umweltbildung“ widmen. Dies konnten Ansätze und Maßnahmen sein, die den Kindern im Rahmen eines Workshops das Thema Klimaschutz näher bringen. Aber auch Projekte mit Themen wie Ressourceneinsparung oder Recycling konnten sich bewerben. Nachhaltige Projekte, die im sozialen Bereich liegen, waren ebenfalls herzlich willkommen, zum Beispiel ein Projekt, bei dem das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl der Kinder gesteigert wird. Deutschlandweit haben 70 Kitas ihre nachhaltigen Projekte vorgestellt, über 470.000 Stimmen wurden in der mehrwöchigen Abstimmungsphase abgegeben. Wir waren erstaunt, mit was für tollen Projekten sich die Kitas und Kindergärten beworben haben. Die Projekte der 15 Preisträger haben wir mit einer Spende unterstützt.
Wir sind immer noch begeistert davon, mit wie viel Engagement sich die Kitas und Kindergärten an dem Förderwettbewerb beteiligt haben. Gerade für uns als nachhaltiger Versicherer war es schön zu sehen, welche Anstrengungen unternommen werden, um bereits die Kleinsten für das unserer Meinung nach sehr wichtige Thema zu sensibilisieren. Gerade weil es keine Selbstverständlichkeit ist. Bei den feierlichen Scheckübergaben vor Ort in den Preisträger-Kitas und -Kindergärten konnten wir uns von den spannenden Projekten überzeugen und haben dabei viele begeisterte Kinder und sehr engagierte Teams erleben dürfen.
Die Waldenburger Zukunftshelden – ein Kita-Förderwettberwerb der Waldenburger Versicherung (Bild: Waldenburger Versicherung).
2021 habt ihr einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Wie wichtig ist euch die Transparenz zu euren Kund*innen und plant ihr, die Berichte auch zukünftig noch weiterzuführen?
Mit diesem Bericht haben wir bereits zum 2. Mal alle Aktivitäten und Maßnahmen erfasst, auch wenn hierzu keine gesetzliche Verpflichtung besteht. Damit geben wir allen Interessierten einen Einblick in den Umsetzungsstand und dokumentieren die zukünftig gesetzten Ziele. Es geht uns nicht darum, uns lediglich grün zu positionieren, sondern das Prinzip der Nachhaltigkeit umfassend zukunftsfähig zu entwickeln und aus dem Unternehmen heraus zu leben – vom Produkt über die Philosophie bis hin zur Firmenausrichtung. Dazu gehören die stetige Weiterentwicklung eines nachhaltigen Produktangebotes, die Kapitalanlagestrategie im Sinne der Nachhaltigkeit, ökologisch abbaubare Verbrauchsgüter, die passende Zeichnungspolitik und vor allem auch die entsprechend handelnden Mitarbeiter. Wir legen großen Wert darauf, unsere Mitarbeiter einzubeziehen und mitzunehmen. Denn gerade durch sie kommen wertvolle Denkanstöße und Veränderungsvorschläge.
Eine Nachhaltigkeitsstrategie beginnt und endet für uns nicht mit dem Erreichen eines definierten Absatzziels sondern mit einer dauerhaften Transformation in ein nachhaltiges Unternehmen.
Wir werden daher noch mehr Kraft, Zeit und Geld investieren, um unserer Verantwortung in unserer Gesellschaft gerecht zu werden und die Fortschritte im kommenden Nachhaltigkeitsbericht dokumentieren.
Vielen Dank für das Interview, Thomas!
Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an die Waldenburger Versicherung stellen möchtest?
Dann schreib sie in die Kommentare – wir freuen uns auf den Austausch mit dir!
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