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Nachhaltig und wirtschaftlich bauen - Innovation mit der DEG Bau

INTERVIEW | Der Bausektor befindet sich in einem Wandel, der den Ruf nach umweltfreundlichen Materialien und modernen Technologien lauter werden lässt. Die DEG Bau diskutiert über innovative Lösungsansätze für die Architektur der Zukunft.

INTERVIEW | Der Bausektor befindet sich in einem Wandel, der den Ruf nach umweltfreundlichen Materialien und modernen Technologien lauter werden lässt. Die DEG Bau diskutiert über innovative Lösungsansätze für die Architektur der Zukunft.

13.07.2021 | Ein Interview geführt von Marvin Lehnert | Bild: Lance Anderson / Unsplash

Ob Photovoltaik, High-Speed Internet oder Smart Home – in den vergangenen Jahren durchlebte der Bausektor eine Phase der kontinuierlichen Veränderung. Was heute noch als modern gilt, kann es in wenigen Jahren schon nicht mehr sein. Umso wichtiger ist es, mit innovativen und modernen Technologien das Bauen der Zukunft nachhaltig zu verändern.

Die DEG Bau diskutiert Lösungsansätze, mit denen das gelingen soll – und veranstaltet in diesem Jahr bereits die dritte Architektur-Veranstaltung, unter deren Aspekt die Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft vorangetrieben werden soll. Wir haben uns mit Andreas Esser über die Ambitionen hinter der DEG Bau, die großen Herausforderungen nachhaltigen Bauens und welche Bereiche dabei gerade besonders interessant sind, unterhalten.

Was ist die DEG Bau bzw. was verbirgt sich hinter dem Namen der Veranstaltung?

Die DEG Bau ist eine Architektur-Veranstaltung, die für Design, Energie und Geld in der Bauwirtschaft steht. Oft wurde uns bei ähnlichen Veranstaltungen von Leuchtturmprojekten mit tollen Ideen und Konzepten erzählt – wobei sich aber oftmals Konflikte in puncto Nachhaltigkeit und Design in Bezug zum Budget ergaben. Die Finanzierung blieb also oft als letzte Frage im Raum stehen. Die Architektur-Veranstaltung der DEG Bau spielt dabei mit offeneren Karten und bringt die Finanzierungs-Thematik gleich mit in den Vorträgen unter.

Das Design eines Gebäudes spielt beim Bauen die entscheidende Rolle. Aber wie schaffen wir es damit gleichzeitig, die Umwelt zu bereichern? Deswegen haben wir für die Veranstaltung gezielt Architekten ausgewählt, denen es gelungen ist, sowohl Materialität, Licht und Schatten mit einem intelligenten Energiekonzept und einem bezahlbaren Quadratmeterpreis zu einer stimmigen Gebäudekomposition zu verbinden.


Nachhaltiges Bauen erfordert viel Innovationsbereitschaft (Bild: E.Neuhaus / Unsplash).

Inzwischen sind die Kosten für Gebäudetechnik auf ein Drittel des gesamten Baupreises gestiegen. Zurückzuführen ist das insbesondere auf mehr Sanitär-Bereiche, viele Steckdosen, auch Sprachsteuerung oder unsichtbarer Heizung bis hin zu High-Speed Internet. Genau deswegen braucht es Förderungen und gesetzliche Rahmenbedingungen, mit denen sich diese intelligenten Energiekonzepte auch nachhaltig verwirklichen lassen. Wir bieten dieses topaktuelle Wissen, um unsere Zuhörer auf die anstehenden Herausforderungen der Baubranche vorzubereiten.

Welche Bereiche des Bauens werden aus nachhaltiger Sicht immer interessanter?

Für die Zukunft des Bauens wird die sogenannte graue Energie aus der Herstellung der verwendeten Materialien und deren Umweltauswirkungen ein wichtiges Thema. Außerdem ist die Frage interessant, wie die klimaschädlichen Treibhausgase aus fossilen Energieträgern in Gebäuden minimiert werden können.

Seit Anbeginn der Menschheit spielt dabei natürlich der Holzbau eine tragende Rolle – aber auch nachwachsende Rohstoffe als Baumaterialien, z.B. Stroh als Dämmstoff oder Lehm als Putz sind gesundheitlichere und günstigere Alternativen zu konventionellen Baustoffen.

Auch erneuerbare Energien haben inzwischen den Bausektor erreicht. Kleine Windanlagen, günstigere Photovoltaikmodule und Solarenergie sowie neue Speichertechnologien wie Redox Flow oder Wasserstoff beschleunigen dabei eine nachhaltige Entwicklung.


Holz ist einer der wichtigsten Rohstoffe für nachhaltiges Bauen (Bild: A.Chernenko / Unsplash).

Worin bestehen die größten Herausforderungen nachhaltigen Bauens, gerade auch in Hinblick auf viel diskutierte Themen wie bezahlbarer Wohnraum?

Dem nachhaltigen Bauen und dem damit verbundenen Schaffen von bezahlbarem Wohnraum steht nicht viel mehr im Weg als der Mensch selbst. Es fehlt Investoren, Wirtschaft, Banken und Politik lediglich an Einsicht und Überzeugung. Denn wenn wir günstiger Bauen, dann verdient eventuell jemand in der Kette weniger. Hier sind viel Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung gefragt, um Anpassungen vornehmen zu können. Allerdings sind bestehende Techniken und Infrastrukturen so tief verankert, dass die Angst vor Komfortverlusten und Rückschritten gegenüber der Anpassung an neue Erkenntnisse dominiert.

Nehmen wir das Beispiel von Kunststoff- und Holzfenstern. Der Bauherr findet Holzfenster schön, erfährt dann aber dass sie teuer sind und wiederholt gestrichen werden müssen, tritt also von seinem Ideal zurück. Über die Möglichkeit recycelbarer C2C zertifizierter Kunststoffe wird er hingegen nicht aufgeklärt.

Eine der größten Herausforderungen besteht außerdem im Energiekonsum unserer Gebäude – denn dieser ist im letzten Jahrhundert dermaßen aus dem Ruder gelaufen, dass eine erneuerbare Energiemenge kaum lokal zu erzeugen ist. Insbesondere unter dem Selbstverständnis, dass man unabhängig von dem, was uns Sonne, Wind und Wasser schenken, rund um die Uhr konsumieren möchte.

Nun gilt es, eine Energiewende zu gestalten, wobei wir den Menschen mehr Komfort, Luxus, und Lebensqualität auf nachhaltige Weise bieten können.

Ab dem 24.09.2021 findet nun bereits die dritte DEG Bau Architekturveranstaltung statt. Wer kann sich daran beteiligen und was können die Teilnehmer erwarten?

Jeder Bauinteressierte oder Baubeteiligte ist herzlich willkommen, an der DEG Bau teilzunehmen, seinen Horizont zu erweitern und Fortbildungspunkte zu sammeln. Dieses Jahr findet die Veranstaltung auf Rügen statt. Bei der DEG Bau 2021 erwarten unsere Gäste gleich eine Reihe spannender Themen rund um nachhaltiges Bauen, u.a.:

  • Design-Prinzipien Cradle to Cradle

  • Holz-Hochhäuser ohne unnötigen Einsatz von Beton

  • Neue Gesetze und deren Chancen: CO²-Bepreisung, Solargesetz und Bundesförderung effizienter Gebäude 

  • Wasserstoff: Erzeugung, Speicherung und Umwandlung sowie Wirtschaftlichkeit

An den Seminaren kann man online oder vor Ort teilnehmen, wo auf den Besucher außerdem eine nachhaltige Baustoffausstellung zum Anfassen erwartet.


Die DEG Bau Architekturveranstaltung jährt sich 2021 bereits zum dritten Mal (Bild: DEG Bau).

In welcher Verbindung steht die Veranstaltung zum C2C Ehrenamt?

Der Architekt Franz Kiehl initiierte vor einigen Jahren den C2C Bau Business Circle in Hamburg. C2C, oder auch Cradle to Cradle, versteht sich als ein Sinnbild für Kreislaufwirtschaft. Das heißt, dass bereits vor der Gebäudeentwicklung wichtige Fragen, wie die Verwendung ungiftiger und recycelbarer Materialien, in Betracht gezogen werden.

Denn diese sollen der Natur wieder sortenrein als Nährstoff zur Verfügung gestellt werden. Cradler glauben, wir können einen positiven Fußabdruck auf diesem Planeten hinterlassen – und dabei nicht nur klimaneutral, sondern auch eine Bereicherung für die Umwelt sein.

Wie wir beim Cradle to Cradle Bau Business Circle zusammensaßen, überlegten wir, wie Bauen nachhaltiger werden könnte und teilten die Sorgen unserer aktuellen Bauprojekte. Schon kurze Zeit später gründeten und vereinten wir uns mit Architects for Future Hamburg, denn uns war klar, dass etwas in Richtung Nachhaltigkeit passieren muss. So entwickelten wir auch das Veranstaltungsformat DEG Bau, bei denen wir Lösungsansätze aus beiden Netzwerken – Cradle to Cradle und Architects for Future – zusammentragen.

Was sind die Erwartungen an das „Bauen der Zukunft“ bzw. welche Forderungen gibt es auch in Richtung Politik, um nachhaltige Lösungen im Bausektor zu realisieren?

Wir haben eine Petition mit 60.000 Unterschriften bis zum Bundestag gebracht, in der wir Lösungsansätze vorgebracht haben, von denen wir glauben, dass sie nachhaltiges Bauen vergünstigen werden. Unter dem Stichwort „Bauwende jetzt“ haben wir diverse Positionspapiere erarbeitet, die sich u.a. mit der Bewertung des Potenzials zur nachhaltigen Sanierung von Gebäuden beschäftigen. Wir fordern die Politik dazu auf, nachhaltiges Bauen zu begünstigen und Innovationen zu ermöglichen.

Vielen Dank für das Interview, Herr Esser!
Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an die DEG Bau stellen möchtest?
Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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