Grüne Wirtschaft

Was nachhaltige Banken ausmacht – Im Gespräch mit der EthikBank

INTERVIEW | Nachhaltige Banken leisten ihren Beitrag zu mehr Umweltfreundlichkeit. Bei der EthikBank kannst du durch dein Geld Gutes tun und klimafreundliche Investitionen tätigen.

INTERVIEW | Nachhaltige Banken leisten ihren Beitrag zu mehr Umweltfreundlichkeit. Bei der EthikBank kannst du durch dein Geld Gutes tun und klimafreundliche Investitionen tätigen.

08.03.2022 | Ein Interview geführt von Dorothea Meyer | Symbolbild – Bild: Corinne Kutz, Unsplash

Banken sind aus unserem täglichen Leben gar nicht mehr wegzudenken. Aber investieren diese unser Geld immer nachhaltig? Die Antwort ist ganz klar: Nein, das machen die wenigsten Banken. In vielen Fällen wird das Geld von Kund*innen dafür genutzt, um fossile Energien, die Rüstungsindustrie oder umweltschädliche Unternehmen zu unterstützen.

Nachhaltige Banken führen transparent auf, in welche Unternehmen Investitionen getätigt werden und auch, welche Unternehmen ganz klar keinerlei Gelder erhalten. Im Gespräch mit Jeannette Zeuner von der EthikBank erklärt sie uns unter anderem, was sie von herkömmlichen Banken unterscheidet, welche Anlagekriterien sie verfolgen und wie du wirklich nachhaltige Banken erkennst.

Hier findest du Anbieter und Informationen zum Thema nachhaltige Banken und nachhaltige Finanzen!

LifeVERDE: Jeannette, die EthikBank ist eine ethisch-ökologische Direktbank. Was genau bedeutet das und was ist eure Mission?

Jeannette: Ethisch-ökologische Bank bedeutet, dass wir das Geld unserer Kund*innen ausschließlich im Sinne von Mensch und Umwelt investieren. Das geschieht auf Basis strenger ethisch-ökologischer Anlagekriterien – einem Mix aus Tabu- und Positivkriterien. Ausgeschlossen sind dadurch etwa Investitionen in Waffen und Rüstungsgüter, in fossile Energien oder zum Beispiel in Atomkraft. Durch unsere Anlagerichtlinien ist sichergestellt, dass wir Gewinne nicht auf dem Rücken von Mitmenschen, Steuerzahlern, künftigen Generationen oder zulasten der Umwelt erzielen. Damit ist die EthikBank eine echte Alternative zu konventionellen Großbanken, wenn es um den verantwortungsvollen Umgang mit dem eigenen Geld geht.

Unser Ziel ist es auch, durch unsere Anlagepolitik einen positiven Einfluss auf eine nachhaltige Wirtschaftsweise zu nehmen. Nachhaltig wirtschaften solche Unternehmen, die in ihrer täglichen Arbeit die Elemente Ökologie, Ökonomie und soziales Engagement langfristig in Einklang zu bringen. Unternehmen, die an unseren Anlagekriterien scheitern, werden gar nicht erst in unser Anlageuniversum aufgenommen und erhalten demnach auch keine Gelder von uns.

Jeannette Zeuner von der EthikBank im Gespräch mit uns (Bild: EthikBank).

Stell dir zum Beispiel mal vor, niemand würde mehr in Kohlekraftwerke investieren oder Kredite an Kohlekonzerne vergeben. Die Energiekonzerne müssten dann viel schneller in Richtung erneuerbare Energien umsteuern, als sie es aktuell tun. Die EthikBank geht im Bankensektor als gutes Beispiel voran und schließt seit nun schon 20 Jahren Investitionen, die unserer Umwelt schaden, aus.

Und zu guter Letzt ist es uns ein Herzensanliegen, den Menschen die gesellschaftliche Bedeutung des Geldes ins Bewusstsein zu rufen, in der Hoffnung, dass immer mehr Leute kritisch hinterfragen: „Was macht meine Bank eigentlich mit meinem Geld?“

Auf eurer Webseite stößt man auch auf den Begriff "Gläserne Bank". Was hat es damit auf sich?

Für uns als nachhaltige Direktbank ist Transparenz das höchste Gut! In der „Gläsernen Bank“ auf unserer Internetseite legen wir alle Geschäfte der EthikBank lückenlos offen – jeden Kredit, jedes Wertpapier und jede Beteiligung. Das bedeutet, dass unsere Kund*innen, aber auch NGOs oder Journalist*innen uns jederzeit auf die Finger schauen können, ob wir unsere strengen Anlagekriterien einhalten. Neben der Offenlegung unserer investierten Kundeneinlagen sind wir außerdem die einzige Bank, die auch den kompletten Prozess der Anlageentscheidungen, also unser Ethik-Research inklusive kompletten Positiv- und Negativlisten mit Hintergrundinformationen, veröffentlicht. Das ist die größtmögliche Transparenz, die man als Bank leisten kann.

Was die EthikBank von anderen Banken unterscheidet ist der Umgang mit Geld und ihren Kund*innen. Was bedeutet nachhaltiges Banking für euch und eure Arbeit konkret?

Nachhaltig arbeitet eine Bank dann, wenn sie nur ethisch-ökologisch einwandfreie Geschäfte tätigt, also wenn alle Kundeneinlagen nachhaltig investiert werden.

Für unsere Arbeit bedeutet das, immer sicher zu stellen, dass das Geld unserer Kunden nur in ethisch und ökologisch einwandfreie Kredite und Kapitalmarktanlagen fließt. Unsere Anlagekriterien und das Ethik-Research sind dafür elementar. Darum arbeiten wir hier seit Gründung der EthikBank mit den Research-Profis der imug Beratungsgesellschaft aus Hannover zusammen. Von der imug beziehen wir jährlich ein ausführliches Unternehmens-, Staaten,- und Bankanleihen-Rating, auf dessen Basis, wir unsere Positiv- und Negativlisten bilden. Weiterhin stehen wir in engem Austausch für unterjährige Veränderungen der Nachhaltigkeitsratings.

Zur Verdeutlichung: Die imug prüft für uns z.B. alle Unternehmen des DAX/MDAX auf Herz und Nieren und konzentriert sich dabei auf unsere strengen Filter. Zuerst wird gecheckt, ob das Unternehmen mit unseren Negativkriterien in Berührung kommt. Falls ja, fällt es raus und wandert direkt auf die Negativliste. Falls nein, wird noch einmal geprüft, ob unsere Positivkriterien erfüllt werden. Erst wenn das erfüllt ist, nehmen wir das Unternehmen auf die Positivliste in unser Anlageuniversum auf.

Darauf haben wir auch ständig ein Auge. Sollte zum Beispiel ein Unternehmen, in das wir investiert haben, aufgrund seines Nachhaltigkeitsratings von der Positiv- auf die Negativliste wandern, werden wir uns von diesem Wertpapier trennen. Da sind wir streng. Aber im Kern ist es genau das, was nachhaltiges Banking ausmacht.

Klär uns einmal über die Unterschiede zwischen konventionellem und nachhaltigem Banking auf. Warum ist nachhaltiges Banking sinnvoll für Unternehmen und Privatpersonen?

Wie anfangs erwähnt, arbeiten wir im Gegensatz zu konventionellen Banken mit strengen ethisch-ökologischen Anlagekriterien, die einen verantwortungsvollen Umgang mit den uns anvertrauten Geldern unserer Kunden sicherstellen. Und wir agieren dabei absolut transparent und offen. Jeder Kunde kann also jederzeit nachvollziehen, was die EthikBank mit seinem Geld macht bzw. worin sie das Geld investiert.

Die EthikBank bietet die gleiche Produktvielfalt wie herkömmliche Banken an – nur in nachhaltig (Bild: EthikBank).

Bei einer konventionellen Bank wissen Kund*innen in der Regel nicht, was mit ihren Geldern passiert. Wenn man sie darauf aufmerksam macht, dass mit dem Geld auf ihrem Girokonto Kriege, Kinderarbeit oder Klimakiller finanziert werden könnten, sind die meisten geschockt, denn wer möchte das denn schon? Mit einem Konto bei einer nachhaltigen Bank, wie der EthikBank, hat man die Gewissheit, dass das eigene Geld ausschließlich für Mensch, Umwelt und Natur arbeitet.

Wenn mir also als Privatperson ein nachhaltiger Lebensstil am Herzen liegt und ich z.B. schon Ökostrom beziehe, auf Plastik verzichte oder Bio kaufe, wäre der Wechsel zu einer Ökobank der nächste logische Schritt. Mit der EthikBank-Girocard gibt man dann z.B. auch beim Bezahlen seinem nachhaltigen Lebensstil ein Gesicht.

Auch nachhaltig agierende Unternehmen und Freiberufler*innen können mit einem Geschäftskonto bei einer ethischen Bank ihren verantwortungsvollen Umgang mit Geld und ihren ganzheitlichen Ansatz zum Ausdruck bringen. Das wirkt gegenüber Kund*innen und Geschäftspartner*innen gleichermaßen positiv.

Die EthikBank macht nur dann Geschäfte, wenn diese ihren strengen Anlagekriterien gerecht werden. Was sind Anlagekriterien und welche sind das bei euch?

Wieviel Zeit habt ihr? Die Liste ist lang! Anlagekriterien sind – wie der Name schon sagt, Kriterien, nach denen wir unsere Anlage- und Investitionsentscheidungen treffen. In der EthikBank unterscheiden wir dabei in Negativkriterien, also sogenannte Tabus, und in Positivkriterien.

Zu den Negativkriterien gehören beispielsweise Atomkraft, Kohlekraft, Rüstung, Kinderarbeit, Menschenrechtsverletzungen, Tierversuche, Gentechnik u.v.m. In Unternehmen, die mit unseren Tabukriterien in Berührung kommen, investieren wir nicht.

Alle verbleibenden Unternehmen, die nicht gegen Tabukriterien verstoßen, werden von uns dann in unserem Positiv-Filter in Bezug auf ihr Nachhaltigkeitsmanagement und ihre ESG-Leistungen (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) bewertet. Das sind unsere
Positivkriterien. Bei diesem Ansatz untersuchen wir das Engagement und die Auseinandersetzung den Unternehmen hinsichtlich sozial-ökologischer Aspekte. Alle Unternehmen, die keine Nachhaltigkeits-Mindeststandards umsetzen und einen unzureichenden ESG-Score aufweisen, werden ausgeschlossen und sind nicht zum Investment freigegeben. Basierend auf internationalen Standards und Normen werden die Unternehmen in den folgenden sechs Bereichen untersucht:

  • Umweltaktivitäten
  • Menschenrechte
  • Umgang mit Beschäftigten
  • Gesellschaftliches Engagement
  • Wirtschaftsethik (z.B. keine Korruption)
  • Corporate Governance

Auf unserer Internetseite kann man sich alle Kriterien, z.B. auch die für Staaten, ganz in Ruhe anschauen. Dort ist alles bis ins Detail erklärt.

Die EthikBank ist überzeugt davon, dass mit dem Geld von Kund*innen nur in wirklich nachhaltige Unternehmen investiert werden soll (Bild: EthikBank).

Was müssen Privatkund*innen und Unternehmen tun, wenn sie vom konventionellen Banking zur EthikBank wechseln wollen?

Das ist recht unkompliziert: Unter www.ethikbank.de können Privatpersonen oder auch Unternehmen einfach online ein Girokonto eröffnen, sich per Video-Ident legitimieren, den Antrag abschicken und nach spätestens 5 Werktagen steht das Konto bereit. Dann muss natürlich die alte Bankverbindung gekündigt und alle Abbucher über die neue Bankverbindung informiert werden. Dafür haben wir aber einen Kontowechselservice auf unserer Webseite, der das Ganze etwas einfacher macht. Auf Wunsch übernehmen wir das für Privatkunden aber auch komplett. Übrigens: Aktuell lohnt sich die Eröffnung besonders, denn für Neukund*innen haben wir „Schnupperkonditionen“. Das heißt, im ersten Jahr beträgt die Kontoführungsgebühr fürs Privatgirokonto nur 2 € pro Monat und die girocard ist kostenfrei.

Was sind deine Tipps bei der Suche nach einer nachhaltigeren Alternative des Bankings?

Schaut genau hin! Nicht überall wo „nachhaltig“ drauf steht, ist auch nachhaltig drin. Der FairFinanceGuide bietet zum Beispiel eine gute Übersicht, welche Bank wirklich nachhaltig ist und welche sich nur „grün“ anmalen möchten. Es gibt mittlerweile viele Plattformen und NGOs, die Banken und ihre Geschäfte kritisch beleuchten. Schaut online bei attac, urgewald, Facing Finance, den Verbraucherzentralen oder informiert euch auf Online-Plattformen wie LifeVERDE. :-)

Vielen Dank für das Interview, liebe Jeannette!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an die EthikBank stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare - wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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