Grüne Wirtschaft

Brennstoffzelle an der Börse = ein neuer Megatrend?

Kann die Brennstoffzelle das nächste Mega-Thema an der Börse werden? Antworten auf diese Frage gibt unser Gastautor Sven Jösting. Er befasst sich seit vielen Jahren mit Umwelttechnologien und war beruflich lange Zeit mit dem Thema Börse verbunden.

Kann die Brennstoffzelle das nächste Mega-Thema an der Börse werden? Antworten auf diese Frage gibt unser Gastautor Sven Jösting. Er befasst sich seit vielen Jahren mit Umwelttechnologien und war beruflich lange Zeit mit dem Thema Börse verbunden.

11.07.2017 - LifeVERDE-Gastautor Sven Jösting

In den vergangenen 15 Jahren hat sich Jösting auf das Themenfeld Brennstoffzelle („grüner“ Wasserstoff) fokussiert und sieht in diesem Bereich große Chancen an der Börse.

Zur Erklärung: ein Megatrend – das Wort wurde von dem Zukunftsforscher John Nasbitt kreiert – zeichnet sich dadurch aus, dass eine gravierende Veränderung bevorsteht, ein neuer tiefgreifender und nachhaltiger Trend entsteht, der zu erheblicher gesellschaftlicher und technologischer Veränderung führt.

Bevor es jedoch zu einem umwälzenden neuen Megatrend kommt, muss eine neue Technologie erst einmal diverse Höhen und Tiefen in ihrer Entwicklung durchschreiten, wo sich technologische Durchbrüche mit temporären Rückschlägen vereinen und Phasen der Hochstimmung mit denen der Resignation verbinden. Dies alles begleitet mit Stimmungen, die widersprüchlich – von kritisch über optimistisch und  pauschal ablehnend bis hin mzum Gegenteil dessen, zur Euphorie reichen. Man könnte auch sagen: 3 Schritte vor und 2 zurück. Aber: the trend is your friend, bis der Zeitpunkt erreicht ist, wo ein Momentum den neuen Trend in Gang bringt. Man nennt diesen Zeitpunkt: Tipping Point. Und: die Zeitdauer, bis sich ein neuer Megatrend in seinen Anfängen richtig etabliert hat, dauert im Durchschnitt 15 Jahre, so ein Wissenschaftler auf einem Zukunftsforum der Zeitung ZEIT  hier in Hamburg. Ist der Tipping-Point überschritten, geht es indes alles ganz schnell, weil viele Unternehmen der Branche, beteiligten Player wie auch die Medien nun bei dem  neuen sich entwickelnde Markt und dessen Entwicklung dabei sein wollen, am Erfolg partizipieren möchten, zumal neue Kunden und Auftragspotentiale, also neue Märkte winken, wo man viel Geld verdienen kann. Dann wird in diesen Markt auch massiv investiert und es entsteht eine Eigendynamik.

Megatrend Brennstoffzelle?

Beziehen wir dies alles auf die Brennstoffzelle, so hat es ausgehend von einer Phase der Euphorie in den Jahren 2001 – 2003, wo Aktien von Unternehmen der Branche wie Ballard Power Milliardenwerte erreichten und danach eine lange Phase der Ernüchterung anbrach, die bis jetzt im Jahr 2017 gedauert hat, bis es nun an allen Ecken und Kanten der technologischen Weiterentwicklung zu Erfolgsmeldungen kommt. Es geht ja auch um die Rahmenbedingungen und Stimmungen, die angefangen von imaginären Ängsten gegenüber dem Element Wasserstoff reichen bis hin zu den Widersprüchen im Thema Elektromobilität, wo viele Meinungen der Batterie den Vorzug geben, obwohl noch viel mehr für Kombinationsmodelle als Hybrid unter Nutzung der Brennstoffzelle, die den Wasserstoff in Strom wandelt, spricht. Tesla hat hier Akzente gesetzt und dies lässt sich ja an der Börsenbewertung von über US $ 50 Mrd ablesen. Es drängt sich mir die Frage auf, ob das rein batteriebetriebene KFZ die Zukunft gehört oder doch eher die Mischform, wobei man natürlich immer differenzieren muss, für welchen Einsatzzweck ein KFZ dient, angefangen vom Radius einer Stromladung oder eben alternativ der H2-Betankung, Witterungsbedingungen  und der Ladezeiten wie auch der Lade- bzw. Tankinfrastruktur. All das braucht Zeit.

Und durch die Verfügbarkeit von regenerativer Energie, also Wind und Sonne, gibt es diesen zu bestimmten Zeiten quasi for free, sodass dieser genutzt werden kann, via Elektrolyse in grünen Wasserstoff gewandelt werden kann und der Wasserstoff als idealer Speicher dient, bis es zur Rückverstromung mittels Brennstoffzelle kommt. Batterien reichen da in ihrer Menge und Kapazität bei weitem nicht aus, die Energie in der vorhandenen Energiemenge speichern zu können. Aber allein in Deutschland lassen sich 400.000 km Gasleitungen als Speicher ideal nutzen, wenn man den H2 mit CO2 zu Methan verbindet und einleitet. All dies auch eine der vielen Grundlagen für den neuen Megatrend Brennstoffzelle. Und: Der Druck von Ländern wie China und Japan gibt diesem Trend die notwendige Unterstützung, da damit natürlich alle KFZ-Hersteller – vor allem auch deutsche – gezwungen werden, massiv in die Elektromobilität zu investieren – aber halt nicht nur in rein batteriebetriebene.

Was lässt sich daraus für die Börse und Unternehmen der BZ-Branche ableiten bzw. prognostizieren?

Vorab: eine gute Börsenstory lebt von viel Fantasie, aber auch einem Momentum und natürlich dem schwierigsten Einflussfaktor, dem Timing. Die Börse möchte zukünftige Entwicklungen vorwegnehmen, in den Aktienkursen vorab eingespeist sehen.

Denn: Börse ist ein Antizipationsmechanismus, der Zukunft vorausahnen und in die Kurse und deren Entwicklung im Vorwege – bevor Fakten geschaffen sind -  einspeist. So eine der vielen Börsenweisheiten: buy on rumors – sell on facts. Oder aber auch: the early bird catches the wurm. Wer wollte nicht gerne in den Anfängen bei Apple, Google oder Facebook dabei gewesen sein, aber gradlinige – ich denke dabei an Apple – ging es nicht; das Unternehmen musste eine schwierige Phase überbrücken, bis es dann dazu kam, dass ein neues Geschäftsmodell und das iPhone den Unternehmenswert auf einen der vordersten Plätze aller börsennotierten Unternehmen hievten.

Auf das einzelne börsennotierte Unternehmen bezogen sind die Kriterien, die den Kurs machen:

  1. Alleinstellungsmerkmale (Marktposition, Know-How u.v.a.)
  2. Zukunftsweisende wachstumsstarke Technologien
  3. Marktposition (Stellung des Unternehmens in der Branche)
  4. Unternehmenskennzahlen wie Eigenkapital
  5. Kooperationen und strategische Partnerschaften und Aktionärsstruktur
  6. Patentsituation, technologische Position im Marktsegment
  7. Erfahrenes Management, Mitarbeiter
  8. Ertrags- und Umsatzwachstumspotentiale
  9. Und auch First Mover Image im positiven Sinne

Börsenotierte Unternehmen der BZ-Branche notieren nicht nur sehr weit von ihren früheren Höchstkursen entfernt, sondern auch relativ sehr günstig in Relation zu den mittlerweile eingetroffenen technologischen Durchbrüchen und erreichten Meilensteinen. An der Börse hat dieser Megatrend noch nicht wirklich begonnen, aber die Ampeln haben von gelb auf grün geschaltet.

Es fängt an bei vielen technologischen Durchbrüchen, bei neuen Märkten, gesunden Bilanzverhältnissen, Auftragsbeständen, neuen Geschäftsmodellen, die nicht nur vom Produktverkauf leben, sondern von Forschungsaufträgen, Kooperationen und Lizenzerlösen.

Konkret: Weltmarktführer Ballard Power Technologies (US $ 2,80/Euro 2,40)

Wer auf den Zug des neuen Megatrends Brennstoffzelle setzen will, kommt am Weltmarktführer Ballard Power nicht vorbei. Dieses Unternehmen ist seit über 30 Jahren in der Entwicklung der Brennstoffzelle und ihren vielen Anwendungen tätig. Über US $ 1 Mrd hat Ballard mittlerweile in die Forschung gesteckt. Nun ist man dabei, die Früchte zu ernten = 2017 könnte das erste Jahr in der Firmengeschichte sein, wo man die Gewinnschwelle überschreitet und hohes Umsatz- und vor allem Ertragswachstum generiert = die Basis für steigende Aktienkurse.  Das Unternehmen zeichnet sich dadurch aus, dass man eine Reihe wichtiger strategischer Partnerschaften eingegangen ist, produkt- und forschungsbezogen an führender Stelle der ganzen Branche arbeitet, gesunde Bilanzverhältnisse vorweisen kann, gut gefüllte Auftragsbücher hat und geographisch wie projekt – und partnerbezogen perfekt diversifiziert ist. Starke Standbeine in China u.a. in der Produktion von BZ-Stacks für Busse schaffen ideale Skalierungseffekte und Wettbewerbsvorteile, womit nicht nur China, sondern der Weltmarkt kostengünstig bedient werden kann. Bei Gabelstaplern liefert Ballard einem Partnerunternehmen, Plug Power die BZ-Stacks zu, arbeitet aber wohl auch an anderen Kooperationen. Ich setze dabei auf Toyota bzw deren Tochter Toyota Tusho. In Sachen Drohnen, die mittels H2 fliegen, ist das Unternehmen durch die Tochter Protonex bestens aufgestellt. Amazon will ja bekanntlich Drohnen in der Logistik massiv zum Einsatz bringen, sodass man da vielleicht auf Ballard aufmerksam wird. Denn: Amazon plant, sich an Ballard-Kunden Plug Power zu beteiligen, sodass da – gefühlt – bereits ein Link vorhanden ist. Im Detail: Amazon plant, sich mit US $ 70 Mio an Plug Power zu beteiligen und hat einen Auftrag vergeben, der perspektivisch bei über US $ 600 Mio liegen soll.

Fuelcell Energy (FCEL, US $ 1,25/Euro 1,10

Das Unternehmen baut schlüsselfertige BZ-Kraftwerke, die Strom und Wärme (und auch Kälte) via Umwandlung von Erdgas via Brennstoffzelle hoch effektiv umwandeln. Zudem verfügt das Unternehmen über wegweisende Technologien, CO2-Emissionen via Carbon-Capture-Technologie zu methanisieren und daraus Energie zu gewinnen. Der Ölkonzern ExxonMobil ist Partner – vorerst in einem Pilotprojekt aber perspektivisch wohl auch in Großaufträgen für das Unternehmen. Mit circa US $ 75 Mio-Börsenbewertung sicherlich ein Micro-Cap mit hoher Volatilität im Aktienkurs.

Man kann sich sehr gut auf den Website über die aktuellen Entwicklungen der Unternehmen informieren wie auch deren Newsletter bestellen:

www.ballard.com

www.fuelcellenergy.com 

Und noch ein paar Börsenweisheiten zum Schluss:

Nicht alles „auf eine Karte“ setzen…..Risikostreuung….und Zeit mitbringen….sowie Risikobewußtsein…….Und: es handelt sich hierbei um Small-Caps, d.h. Aktien von kleineren Unternehmen, deren Kursbewegung wesentlich höher ausfällt als bei Blue Chips und Standardaktien.

Erwartung indes: wenn es richtig Fahrt aufnimmt mit diesem Marktsegment, kann es auch zu Übertreibungen kommen. Dann auch mal Gewinne realisieren und zufrieden sein. Überhaupt: sich realistische Ziele setzen und dann zufrieden sein, denn kein Trend geht ohne Schwankungen vonstatten.

Japan hat ausgerufen, im Jahr 2020 eine „hydrogen-Society“ sein zu wollen – just zum Zeitpunkt der dort ausgetragenenen Olympischen Spiele. China gibt Gas und bringt damit auch deutsche Autobauer unter Druck, sich hier durch Produktinnovationen einzubringen. Nebenschauplätze können von Unternehmen wie Apple ausgehen: sollten diese ein BZ-Hybrid-KFZ auf den markt bringen (durch Unternehmen wie Magna produziert), wird die ganze Welt die BZ ins Visier nehmen und alle Unternehmen mitziehen, die damit zu tun haben. Denn: Apple hat viele eigene BZ-Patente und sehr viele über die Jahre aufgekauft – guess why ? Das könnte sich dann alles so entwickeln, wie man es bei Plug und Amazon erwartet.

Man kann sich gut informieren: ich empfehle die Website der Wasserstoffgesellschaft Hamburg e.V. (www.h2hamburg.de) und das Fachmagazin HZwei, zu dessen Mitarbeitern ich zähle. Www.hzwei.info

Alle Angaben ohne Obligo und es handelt sich nicht um eine Kaufempfehlung für die genannten Aktien. Jeder Anleger muss seine eigene Risikotoleranz bewerten und wissen, dass Small- und Microcaps nicht mit Standardaktien großer Unternehmen.

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Informationen zu nachhaltigen Unternehmen lesen Sie auch auf unserem Portal B2BNachhaltigkeit.de.

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Kommentare
Sebastian
18.09.2017
Hervorragender Artikel, gerne mehr zum Thema Brennstoffzelle!

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