Durch gezielte Zufütterung kannst du heimische Vogelpopulationen und weitere kleine Wildtiere wie Eichhörnchen unterstützen, die durch Nahrungsknappheit bedroht sind. Das ist mittlerweile nicht nur im Winter ein Thema, sondern ein ganzjähriges Problem, ausgelöst durch die moderne Landwirtschaft, den Klimawandel und weitere Faktoren, die den natürlichen Lebensraum dieser Tiere bedrohen. Um weitere negative Auswirkungen zu vermeiden, sollte das Füttern daher unbedingt möglichst nachhaltig und verantwortungsvoll geschehen.
Die Futter-Spezialist*innen der Claus GmbH kennen sich mit artgerechtem und gesundem Tierfutter aus. Seit 1904 wird im Familienunternehmen Futter produziert, das den besonderen Anforderungen von Heim-, Wild- und Zootieren entspricht. Von Marketing Director Dr. Martina Bergmann erfahren wir im Interview mehr über die Entwicklung von Spezialfutter für bedrohte und besondere Tierarten, den Einsatz des Unternehmens für den Natur- und Tierschutz sowie darüber, was wir selbst alles beim Füttern im Garten und auf dem Balkon beachten können.
LifeVERDE: Liebe Martina, ihr seid Spezialist*innen für artgerechtes Spezialfutter für Wildvögel und andere heimische und exotische Tierarten. Kannst du die Claus GmbH kurz vorstellen?
Dr. Martina Bergmann: Wir sind ein Familienunternehmen und stellen seit 1904 beste Naturfutter für Heim- und Wildtiere her. Heute produzieren wir in unserem Werk in Limburgerhof im Jahr circa 1000 Tonnen Spezialfuttermittel. Mein Mann Thomas ist quasi in der Firma aufgewachsen und heute Geschäftsführer, ich leite das Marketing. Unsere Familie ist sehr natur- und tierverbunden. Schon der Firmengründer und Urgroßvater von Thomas war begeisterter Hobbyornithologe, entwickelte besondere Weichfutter für seine Ziervögel und züchtete Mehlwürmer, die als proteinreiches Lebendfutter bald so gefragt waren, dass er sein Hobby zum Beruf machte. Thomas ist selbst auch „Herstellungsleiter im Sinne des Futtermittelrechts“, die Entwicklung artgerechter und gesunder Futter ist sein Steckenpferd. Als Futterspezialist*innen haben wir auch immer wieder Anfragen von Tierärzt*innen oder Wildtierstationen nach Futtern, die es bislang so nicht gibt. Kürzlich haben wir z. B. ein zucker- und eisenfreies Vitaminpräparat für Wellensittiche entwickelt und mit Igelstationen eine Igelmilch für die professionelle Handaufzucht verwaister Igelbabys. Eines meiner Lieblingsprojekte ist das „Erlebnisbuch Igel“, ein Mitmachbuch für die ganze Familie, das wir kürzlich herausgebracht haben, um Kinder an Natur- und Artenschutz heranzuführen.
Ein echtes Familienunternehmen: Martina Bergmann und ihr Mann Thomas Mayer, dem Geschäftsführer in 4. Generation (Bild: Claus GmbH).
Welche verschiedenen Futtersorten bietet ihr für die in Deutschland heimischen Wildvögel an?
Unser Sortiment berücksichtigt die unterschiedlichen Nahrungsanforderungen der verschiedenen Jahreszeiten und Vogelarten. In den kälteren Monaten brauchen Vögel schnelle Energie durch fett- und nährstoffreiche Futter wie unsere frostbeständige Wintermischung. Mit vielfältigen energiereichen und nahrhaften Zutaten (eine Kombination aus Weichfutter mit Insekten und Saaten, Körnern sowie Beeren mit reinem Pflanzenöl vermengt) versorgt sie nahezu alle heimischen Gartenvögel.
Um speziell die empfindlichen Weich- und Insektenfresser zu unterstützen, für die es durch den extremen Insektenschwund in der Natur immer weniger Nahrung gibt, empfehlen wir unser Winterfutter. Es ist ein überaus insekten- und proteinreiches Weichfutter für Rotkehlchen, Zaunkönig, Kleiber, Hausrotschwanz, Buntspecht & Co. Diese Vögel können herkömmliches Körnerfutter aufgrund ihres schwach ausgeprägten Muskelmagens nicht verdauen. Sie benötigen Weichfutter, welches sich dadurch auszeichnet, dass es möglichst viele Insekten und feine (thermisch aufgeschlossene) Getreideflocken enthält, die, in Öl getränkt, ausgezeichnete Energielieferanten sind. Auch unser Gartenvogelfutter ist ein reines Weichfutter für die Ganzjahresfütterung in den wärmeren Monaten. Für alle Vögel steht im Frühjahr/Sommer die kräftezehrende Brut- und Aufzuchtzeit an. Hier brauchen sie vor allem nahrhafte, protein- und insektenreiche Futter, wie unser Energiefutter oder die Sommermischung, dazu ganzjährig unsere Power-Knödel mit Insekten. Für die Körnerfresser bieten wir außerdem hochwertige Saaten- und Körnermischungen wie Wildsamen Premium, Spatzenfutter oder Wildvogelfutter PUR an. Beerenfresser wie Amseln, Drosseln, Stare, Spechte oder Kleiber lieben unseren Herbstzauber und den Beerenmix. Außerdem gibt’s bei uns ergänzend schonend getrocknete Futterrosinen, Mehlwürmer, feinen Erdnussbruch sowie artgerechte Futter für Igel und Eichhörnchen. Dazu führen wir entsprechende Futterspender, nachhaltig produziert z. B. aus FSC-zertifiziertem Holz.
Claus bietet eine große Auswahl an Naturfutter für alle heimischen Gartenvögel (Bild: Claus GmbH).
Knödel, Weichfutter oder Streukörner – die Auswahl kann schnell überfordern und bringt Unsicherheit, was die geflügelten Freunde im heimischen Garten gerne fressen. Kannst du uns kurz erklären, welches Futter sich für wen eignet?
Ja es gibt viel Auswahl, aber wie bereits erwähnt, gibt es auch viele verschiedene Vogelarten und deshalb spezielle Ernährungsanforderungen. Wenn man mit einer Futtersorte möglichst viele Vögel erreichen will, sollte man eine vielfältige Mischung aus Weich- und Körnerfutter wie die Winter- oder Sommermischung füttern. Will man gezielt die verschiedenen bei uns heimischen Vogelarten füttern (und viele unserer Kund*innen wollen das), kommt man um mehrere Futtersorten nicht herum. Zum besseren Überblick gibt’s bei uns ein Plakat „Artgerechte Hilfe für unsere Wildvögel“ und eine Liste „wer frisst was“ im Vogel-Shop. Wir haben einige Fütterungsprofis unter unseren Kund*innen, die ganze Systeme mit verschiedenen Futtern und Futterstellen im Garten oder auf dem Balkon haben. Während Meisen z. B. gerne Fettknödel anfliegen, futtern Spatzen, Finken und Rotkehlchen auch gerne am (geschützt aufgestellten) Futterhaus oder am hängenden Futterspender. Amseln oder Grünspechte bevorzugen es, ihre Nahrung am Boden aufzunehmen. So sind verschiedene Futterstellen ratsam. Streufutterstellen am Boden sollte man von Zeit zu Zeit wechseln, Futterbehälter regelmäßig reinigen und frisches Wasser für Vögel und andere Gartenbewohner bereitstellen.
Viele sind verunsichert, ob und wann man die heimischen Tierarten im eigenen Garten füttern sollte. Nur in den Wintermonaten oder ganzjährig? Was sagt ihr als Expert*innen dazu?
Auch wir werden immer wieder gefragt, ob man über die Wintermonate hinaus überhaupt füttern sollte? Ganz klar, ja! Landwirtschaftliche Monokulturen, verstärkter Einsatz von Pestiziden und Bioziden, vermehrte Landbebauung und Flächenversiegelung, Klimaerwärmung und Purismus in Gärten und Parks sorgen für immer weniger Rückzugsorte, Brutmöglichkeiten und natürliche Nahrungsquellen. Nicht zuletzt wegen dem enormen Insektenschwund ist es heute wichtig, Vögel ganzjährig zu füttern. Diese Meinung teilen auch namhafte und führende Ornitholog*innen und Naturschutzverbände. Wir versuchen auch selbst, möglichst viel Aufklärung rund um die artgerechte Fütterung zu leisten, z. B. in Form von Beiträgen auf unserer Website, in Social Media, durch monatliche Newsletter und unserem Blog. Bei Fragen beraten wir darüber hinaus auch gerne persönlich.
Warum sollten Vogelfreund*innen sich bewusst für Futter aus eurem Shop entscheiden?
Weil wir uns nicht nur „Futter-Spezialist“ nennen, sondern es auch tatsächlich sind :-). Unsere Kund*innen sind bei uns gut aufgehoben und finden für die unterschiedlichen Arten und Jahreszeiten bei Claus das passende Naturfutter! Denn nur hochwertiges und artgerechtes Futter hilft den Tieren wirklich!
Nicht nur im Winter sollte zugefüttert werden (Bild: Claus GmbH).
Euer artgerechtes Futter leistet bereits einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz. Was tut ihr als Unternehmen darüber hinaus noch im Bereich Nachhaltigkeit?
Wir entwickeln unsere Futter auch in enger Zusammenarbeit mit Naturschutzorganisationen und haben viele Kontakte im Bereich Natur- und Artenschutz. Wir beteiligen uns hier an einigen Projekten im In- und Ausland und unterstützen auch ehrenamtliche Naturschützer*innen und Wildtierauffangstationen!
Wir versuchen, unser Unternehmen so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Wir arbeiten mit Rohstoff-Lieferanten zusammen, die uns gut bekannt sind und erstklassige Qualität garantieren. Unsere Naturfutter produzieren wir mit Ökostrom "Made in Germany". Dafür nehmen wir höhere Herstellungskosten in Kauf und gewährleisten faire Löhne, kurze Transportwege und somit weniger CO2-Ausstoß.
Für die meisten Futter benötigen wir wegen des oft sehr hohen Öl- und Fettgehalts und aufgrund von Vitaminisierungen (die kein Tageslicht vertragen) spezielle Schutzfolien, derzeit nur in Plastik (recycelt) erhältlich. Hier nutzen wir aber eine ganz dünne und reißfeste neue Hightech-Folie, deren Gewicht nur 1 % des Inhalts beträgt. Wir sparen so 30 % Material ein. Ansonsten nutzen wir Papiertüten/Säcke sowie Glasbehälter, z. B. für unsere Keimfutter und Vitaminpräparate für Ziervögel oder die Igel-Paté. Wir verzichten möglichst auf Umverpackungen und verwenden für den Versand naturbraune Kartons ohne Aufdruck und Farbe. Sie bestehen zu 90 % aus Altpapier und sind somit bereits recycelt. Der übrige Anteil stammt aus nachhaltig bewirtschaftetem Forstanbau und aus kontrollierten Quellen. Klebestreifen und Dokumententaschen sind aus Papier, zur Auspolsterung der Pakete schreddern wir z. B. alte (Wein-)Kartons. Alle Umverpackungsmaterialien sind komplett aus recyclingfähigem Altpapier. Da unsere Firma ja schon fast 120 Jahre lange existiert, befinden wir uns permanent im Umstrukturierungs- und Modernisierungsprozess.
Gibt es noch etwas, das du unseren Leser*innen gerne mitgeben möchtest – einen Spezialist*innen-Tipp in Sachen Vogelschutz oder eine Sache, die dir besonders am Herzen liegt?
Ich persönlich bin der Meinung, dass wir nur in und mit der Natur auch das nötige Verständnis für Natur- und Umweltschutz entwickeln können. Informiert euch bei Expert*innen (es gibt tolle Magazine und Podcasts für Jung und Alt zum Thema Vogelschutz), aber vor allem geht mit Familie und Freund*innen raus in die Natur, verbringt Zeit im Wald, in Parks und Gärten und beobachtet die Lebensräume der Tiere und Pflanzen. Hängt euch auf jedem noch so kleinen Balkon ein Futterhäuschen auf und pflanzt heimische Wildkräuter an. Viele eurer Leser*innen wissen es sicher schon: Natur macht glücklich, versprochen :-)!
Vielen Dank für das Interview, liebe Martina!
Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an die Claus GmbH stellen möchtest?
Dann schreib sie in die Kommentare – wir freuen uns auf den Austausch mit dir!
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