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Wälder pflanzen mit PrimaKlima

„Wälder und Ozeane nehmen etwa dieselbe Menge CO2 auf. Von diesen beiden sog. „CO2-Senken“ können wir eben nur die Wälder mehren", erklärt Lars Forjahn, von PrimaKlima.

„Wälder und Ozeane nehmen etwa dieselbe Menge CO2 auf. Von diesen beiden sog. „CO2-Senken“ können wir eben nur die Wälder mehren", erklärt Lars Forjahn, von PrimaKlima.

11.02.2016

UMWELTHAUPTSTADT: Herr Forjahn, der Verein PrimaKlima engagiert sich bereits seit 1991 im Bereich Klimaschutz und pflanzt verschenkte Bäume. Wie konkret läuft das ab?

LARS FORJAHN: Für unsere Spender ist es einfach: Auf www.baeume-verschenken.de sucht man sich das Lieblingsprojekt aus und spendet Bäume im Wert von 3 bis 5 Euro. Wer möchte, pflanzt die Bäume im Namen einer bestimmten Person und bekommt ohne Zusatzkosten eine Urkunde mit deren Namen. Jeder verschenkte Baum wird in dem ausgesuchten Projekt gepflanzt, auf unserer Seite sieht man auf den ersten Blick, wer genau die Bäume pflanzt und auf einer Karte zeigen wir unseren Spendern, wo die neuen Bäume wachsen.

Wir hingegen haben einen Großteil der Arbeit schon hinter uns, wenn das Projekt für unsere Spender öffentlich ist. Wir müssen zunächst sehen, welche Art von Projekt wir umsetzen möchten. Dann ist die Frage nach der externen Zertifizierung genauso zu klären wie die Frage, ob es all unseren Kriterien gerecht werden kann. Bspw. haben wir in unserer Mission festgehalten, dass von unseren internationalen Projekten diejenigen profitieren, die kaum zum Klimawandel beigetragen haben, diesem aber in besonderem Maße ausgesetzt sind. Bevor wir die Projekte dann veröffentlichen, müssen wir es schaffen, die Ziele und Wirkungen klar und nachvollziehbar zu kommunizieren. Wenn Förster und Projektentwickler miteinander sprechen, geht es schon sehr ins Detail. So wichtig dies in der Entwicklung eines Projekts auch ist; am Ende des Tages sind es Spender, die uns die Umsetzung ermöglichen. Es ist unsere Aufgabe, dass sie verstehen, warum das Projekt wichtig ist und was sie durch ihre Spende bewegen können.

In welchen Regionen sind Sie aktiv und wer ‚kontrolliert‘ Ihre Arbeit?

Derzeit haben wir unsere Schwerpunkte in Nicaragua, Bolivien, Südafrika und hier vor Ort in Deutschland, ganz aktuell finanzieren wir einen Wald in der Nähe von Leipzig. Die von Ihnen angesprochene Kontrolle ist ein ganz wichtiger Punkt, schließlich vertrauen Menschen uns freiwillig ihr Geld an. Wir müssen ihnen daher zeigen können, wofür wir es einsetzen. Zunächst gehen wir selbst transparent vor: Unsere Spender sehen anhand von Karten, wo aufgeforstet wird. Unsere Umsetzungspartner publizieren wir ebenfalls, genau wie unseren Jahresbericht, der auf unserer Website www.primaklima.org zum Download bereitsteht. So kann jeder nachvollziehen, wie hoch unsere Einnahmen sind und welcher Anteil in die einzelnen Projekte fließt. Über die Mitgliedschaft in der Initiative Transparente Zivilgesellschaft verpflichten wir uns, fest definierte Informationen jährlich zu veröffentlichen. Das DZI wiederum prüft jährlich unsere Unterlagen und bewertet, ob wir unsere Mittel sparsam und sachgerecht verwenden, das Siegel führen wir seit inzwischen sechs Jahren. Unsere Projekte zur CO2-Kompensation müssen nicht nur unseren eigenen Standards genügen, sondern darüber hinaus extern zertifiziert sein, bspw. nach dem Gold Standard. Das alles bedeutet natürlich einen gewissen Aufwand, aber Spendervertrauen ist ein wichtiges Gut bei einem Verein, der bislang ohne öffentliche Förderung seine Projekte finanziert.

Warum ist Aufforstung ein besonders effektiver Weg zur Klimaverbesserung?

Wälder und Ozeane nehmen etwa dieselbe Menge CO2 auf. Von diesen beiden sog. „CO2-Senken“ können wir eben nur die Wälder mehren. Um die Temperaturerhöhung auf einem erträglichen Level zu halten, muss so wenig CO2 wie möglich ausgestoßen und gleichzeitig so viel CO2 wie möglich wieder eingebunden werden.

Noch vor 1.000 Jahren gab es etwa die dreifache der heutigen Waldmenge. Allerdings ist die Erde inzwischen viel dichter besiedelt! Es reicht also nicht, einfach Bäume zu pflanzen. Die Menschen müssen es unterstützen, wenn in ihrer Region neuer Wald entstehen soll. Das kann in Deutschland bspw. bedeuten, dass der Wald als Naherholungsgebiet dient oder in Hochwassergebieten die Wasseraufnahme der Böden erhöht. In Nicaragua oder auch Bolivien verbessern Bäume die Bodenqualität für landwirtschaftliche Flächen, liefern Nahrungsmittel in Form von Obst und wirken mit ihrer Robustheit wie eine Versicherung gegen Ernteausfälle durch Dürren oder Überschwemmungen.

Sie sagen, dass jeder Mensch und jeder Wirtschaftsteilnehmer seinen Verantwortungsbereich klimaneutral stellen kann. Wie funktioniert das?

Die Menge an CO2, die unterschiedliche Bäume an verschiedenen Standorten einbinden, lässt sich messen. Für jede Tonne eingebundenes CO2 wird bspw. ein Gold Standard Zertifikat ausgegeben. Nun können Sie, etwa mithilfe des PrimaKlima-Rechners, ermitteln, wie hoch Ihre CO2-Emissionen sind. Eine Privatperson in Deutschland kommt im Schnitt auf etwas weniger als eine Tonne pro Monat. Derzeit benötigen wir eine Spende i. H. v. 15 EUR, um eine Tonne CO2 mithilfe von Wäldern wieder einzubinden. 

Was kann man mit dem PrimaKlima-Rechner ermitteln?

Der Rechner ist eine einfache Möglichkeit, bekannte Größen wie geflogene oder gefahrene Kilometer oder die Verbrauchsdaten von Strom oder Heizung in CO2Emissionenumzurechnen. Ein Hin- und Rückflug Frankfurt-Madrid liegt bei einer knappen Tonne CO2, mit 15 EUR können Bäume die dabei entstehenden Emissionen wieder einbinden.

Welche Erfolge können Sie verzeichnen?

Wir haben inzwischen mehr als 13,5 Mio. Bäume in weit mehr als 200 Projekten weltweit gepflanzt. Viele Kleinbauern können sich dadurch ein zweites Standbein aufbauen und ihren Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen. Zusammen mit anderen Organisationen konnten wir in den letzten Jahren auch darauf einwirken, dass ein Bewusstseinswandel stattgefunden hat: Die Idee, über die Pflanzung von Bäumen der Atmosphäre CO2 zu entziehen, ist nicht weiter ein Randthema. Gemeinsam mit der Erkenntnis, dass neue Wälder jeweils auch einen Nutzen für die Menschen vor Ort haben müssen, ist der Klimaschutz durch Wälder in den Mittelpunkt der Diskussion um die globale Erwärmung gerückt. Das zeigen nicht zuletzt die im September 2015 verabschiedeten Nachhaltigen Entwicklungsziele der UN und das im Dezember 2015 verabschiedete Paris-Abkommen.

Wer kann bei Ihnen wie mitwirken?

Wirklich jeder. Jede Privatperson kann uns einfach mit Spenden unterstützen, Freunden Bäume widmen oder sich selbst welche zum Geburtstag wünschen. Unternehmen können ebenfalls ein Zeichen für den Klimaschutz setzen, indem sie klimaneutral werden oder einen Unternehmenswald anlegen.

Wie engagieren Sie sich persönlich für den Klimaschutz?

Bei mir persönlich sind es viele Kleinigkeiten: Verzicht auf Flüge, wo es möglich ist. Auch den Weg zur Arbeit verbringe ich in öffentlichen Verkehrsmitteln oder (zugegeben eher im Sommer) auf dem Fahrradsattel. Ökostrom im Haushalt gehört genauso dazu wie der Verzicht auf unnötige Verpackungen. Aber ich finde auch bei mir immer wieder Bereiche, in denen ich mich klimafreundlicher aufstellen könnte. Aktuell bin ich dabei, mir eine nachhaltig investierende Bank zu suchen. Um meine dann noch verbleibenden Emissionen kümmern sich derzeit einige Bäume in Bolivien bzw. die Kleinbauern, die diese pflanzen und pflegen.


KONTAKT

PRIMAKLIMA -weltweit- e. V.
Lars Forjahn
Steinhaus 1, D-51429 Bergisch Gladbach
Tel. +49 2204 508 940-0, Fax +49 2204 508 940-9
www.primaklima.org




Kommentare
Wolf
10.10.2016
Hallo, die Idee gefällt mir! Aber neben dem Anpflanzen von Bäumen muss auch weltweit noch viel geschehen. Aber es ist ein Anfang den jeder machen kann im Kampf gegen CO2.

LG


ueberlebensmesser.info
09.08.2016
Ist halt die Frage ob man da so viel bewirken kann wenn man nur einen Baum pflanzt. Man müsste eben mal an größeren Schrauben drehen und allen Leuten verbieten Auto zu fahren :)

Alias
18.02.2016
Hallo Lars,

Dies ist ein sehr interessantes Thema.Die meisten Menschen wissen nicht, wie CO2 wichtig fĂĽr uns alle ist.
Du hast es sehr schön erklärt.
Es reicht nicht, einfach Bäume zu pflanzen. Die Menschen müssen es unterstützen, wenn in ihrer Region neuer Wald entstehen soll !

Liebe GrĂĽĂźe
Alias

Daniel
18.02.2016
34342

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